Aria Nejati

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Aria Nejati (* 7. September 1993) ist ein deutscher Medienmacher, Kreativchef, Musikexperte, Autor, Moderator und Kurator.[1] Seit 2021 arbeitet Nejati als Head of Hip-Hop für Apple Music in Deutschland, Österreich und der Schweiz.[2] Nejati war auch für die deutsche GQ und das deutsche Hip-Hop-Magazin Hiphop.de tätig.

Leben und Wirken

Aria Nejati ist als Kind iranischer Einwanderer im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen.[3]

2013 begann Nejati beim deutschen Musikmagazin Hiphop.de in Düsseldorf zu arbeiten. Zunächst als Praktikant, anschließend als Moderator und Redakteur. 2017 stieg Nejati zum Chefredakteur des Magazins auf und wurde 2019 zum Creative Director von Hiphop.de.[4] In dieser Position sorgte er für den Start mehrerer Shows. Nejati führte regelmäßig Interviews bei Hiphop.de mit unter anderem Capital Bra, Loredana, Ufo361, Bausa, Nimo, Mero, Juju, Samra, Eno, reezy, Jamule und Kalim. Für das Magazin sprach Nejati über die Jahre auch mit internationalen Größen wie Kanye West, Eminem, Snoop Dogg, Stormzy, Anuel AA und MHD.

Seine wöchentliche Sendung On Point lief von 2016 bis 2018 auf Hiphop.de. In 100 Folgen sammelte die Show insgesamt über 5 Millionen Aufrufe. Zur letzten Folge gratulierten ihm eine Reihe von Künstlern und Moderatoren wie Azad, Nimo, Kool Savas, Azet, Visa Vie, Rooz, Prinz Pi und Xatar.[5]

Goldene Schallplatte für Nejati.

Seit 2015 schreibt Nejati regelmäßig für das Lifestyle-Magazin GQ. Für die Zeitschrift führte er 2017 das weltweit letzte Interview mit der Band Linkin Park, bevor Frontsänger Chester Bennington sich das Leben nahm.[6] Außerdem interviewte er Migos, Macklemore, Ice Cube und Kevin Hart für das GQ-Magazin. 2019 realisierte Nejati eine Titelgeschichte mit dem US-amerikanischen Musiker Travis Scott und führte das exklusive Interview mit dem Rapper.[7] Die Ausgabe war innerhalb weniger Tage ausverkauft. Scotts Plattenfirma Sony Music Entertainment bedankte sich für diesen Erfolg ihres Künstlers bei Nejati mit einer Goldenen Schallplatte für den Song SICKO MODE.[8]

Auch für Die Zeit und diverse Gruner + Jahr-Publikationen war Nejati als Autor tätig.[9][10] Anfang 2019 interviewte Nejati im SoHo House in Berlin den US-amerikanischen Hip-Hop-Star Future exklusiv vor einem Publikum mit prominenten Gästen wie u. a. Bonez MC.[11]

Seit 2020 arbeitet Nejati für Apple Music und startete im Juni die erste deutsche Radioshow auf Apple Music.[12] Mit HYPED Radio expandierte der Streaming-Anbieter sein Radioangebot in den deutschen Markt. Nejati sei laut Apple Music “einer der einflussreichsten und angesehensten Meinungsmacher Deutschlands in der Welt des Hip-Hop”. In jeder neuen Folge, die mittwochs erscheint, hat Nejati Künstler zu Gast. Musiker wie Azet, Layla, Pajel und Elias gaben in HYPED Radio erstmals in ihren Karrieren ein Interview.[13]

Im Januar 2021 wurde bekanntgegeben, dass Nejati die neue Position Head of Hip-Hop für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei Apple Music bekleidet.[2]

Nejati absolvierte 2016 einen Bachelor des Fachbereichs Populäre Musik und Medien an der Universität Paderborn und schrieb seine Bachelor-Arbeit über die Thematisierung rassistischer Polizeibrutalität im amerikanischen Hip-Hop seit den 1980er Jahren.[14]

Kritik an der Musikindustrie

Gegenüber der Musikindustrie und den Künstlern äußert sich Nejati regelmäßig kritisch zu einer Vielzahl von Themen wie Rassismus und Sexismus.

2017 konfrontierte er den Rapper DCVDNS wegen seiner Nennung des Wortes „Nigger“ auf dessen Song Der erste tighte Wei$$e und des gesamten Kontexts des Songs und Videos.[15]

Anlässlich des Musikvideos Was hast du gedacht? von Gzuz im Jahre 2018 kritisierte Nejati die zunehmende Verherrlichung von Waffen und Opiaten wie Codein in deutschen Hip-Hop-Texten und -Videos.[16] Es müsse „zwangsläufig immer schockierender werden“, wenn sich Künstler ausschließlich durch ihre Härte definieren. „Irgendwann ist der Witz auserzählt“, schlussfolgerte Nejati. In Interviews mit Nejati betonten einige Rapper wie Sierra Kidd, Ufo361 und Nimo, ihren Drogenkonsum drastisch eingeschränkt zu haben.

2019 verurteilte Nejati die Beef-Methodik von Gangster-Rapper Jigzaw scharf.[17] Jigzaw hatte zuvor ein Video in Umlauf gebracht, das ihn angeblich beim Sex mit der Mutter seines Kontrahenten zeigen sollte. Nejati schrieb, dies habe „die Grenze jeglichen Geschmacks mit Vehemenz überschritten“. Es sei „nicht männlich“, Frauen heimlich beim Sex zu filmen. Diese Strategie für einen Streit zwischen zwei Rappern zu nutzen, sei laut Nejati „peinlich“ und habe „eindrucksvoll gezeigt, wie frauen- und menschenfeindlich manche deutsche Rapper noch sein können“.

Mehrmals äußerte sich Nejati bereits kritisch gegenüber dem Rapper Bushido aufgrund rassistischer, homophober und antisemitischer Textpassagen. Des Weiteren kritisierte er dessen Art, mit „allseits bekannten zweifelhaften Strukturen und Methoden“ die Hip-Hop-Branche zu dominieren.[18] Der Tagesspiegel nannte es im Oktober 2019 eine „Tyrannenherrschaft“.[19] Szenejournalist Roozbeh Farhangmehr sprach im August 2020 von einer “Unterdrücker-Herrschaft”.[20] Außerdem äußerte Nejati sich skeptisch über die Entscheidung diverser Rapper, bei Bushidos Plattenfirma zu unterschrieben – so auch in den Fällen von Capital Bra und Laas Unltd., die sich jeweils nach kurzer Zeit wieder von Bushido trennten.[21]

Musikalisch gilt Nejati als Kulturoptimist, der progressiven und kommerziellen Strömungen sehr offen gegenüber steht. Von „Pop-Rappern“ profitiere die gesamte Kultur, sagte er 2019.[22] Kommerziell erfolgreiche Rap-Musiker seien elementar wichtig dafür, dass „nach 30 Jahren endlich Geld in die Kultur fließt“.

2016 übte Nejati Kritik am Album Dreams von Shindy. Es gebe zu viel direkte Inspiration von amerikanischen Rappern wie Drake und Kanye West.[23] Trotzdem sei Dreams das beste Shindy-Album. Jahre später äußerte Nejati, er hätte bei der Kritik an Shindy „anders agieren können, müssen und sollen“.[5]

Im Interview mit Marcus Staiger für die letzte Ausgabe des Hip-Hop-Magazins JUICE äußerte Nejati harte Kritik an den Medienmachern der Deutschrap-Szene.[24] “Hundertprozentig besteht auch struktureller Rassismus. […] Capital Bra verändert momentan Deutschrap. Manche Medienakteure haben das nicht verstanden”, wurde Nejati zitiert. Deutschrap-Journalisten fehle “Liebe zum Detail, Respekt und Offenheit für Neues”. Das sei im “zähen Kampf der Traditionalisten gegen die Modernen leider verloren gegangen”.

Mit der MusikWoche sprach Nejati Ende 2020 über fehlende Diversität in der deutschen Musikindustrie[25]: „Frauen in Führungspositionen sind sehr rar gesät. Das muss sich ändern, man kann es nicht vehement genug fordern. Wir müssen als Land und speziell als Kulturschaffende den Anspruch an uns haben, Diversität zu normalisieren“, forderte der Medienmacher. Die Industrie sei „weit weg von Chancengleichheit“ und habe „extreme Probleme mit strukturellem Rassismus und Sexismus“. Auch kommerzielle Mechanismen, die Hip-Hop-Akteure vermeintlich schneller und erfolgreicher bedienen könnten, würden immer wieder von der Industrie beschnitten – „um das Gesamtbild zugunsten historisch weißer Genres künstlich zu verzerren“. Das müsse aufhören, so Nejati.

Einzelnachweise

  1. redaktion: Apple Music startet erste deutschsprachige Radio-Show | MEEDIA. 18. Juni 2020, abgerufen am 27. November 2020 (deutsch).
  2. a b HHRedaktion: Aria Nejati wird „Head of Hip-Hop“ bei Apple Music. 8. Februar 2021, abgerufen am 10. Februar 2021.
  3. Die Freiheitsstatue hat Kopfschmerzen. Abgerufen am 27. November 2020 (deutsch).
  4. LinkedIn: Aria Nejati (Experience). Abgerufen am 26. November 2020.
  5. a b Hiphop.de: On Point #100 (mit Kool Savas, Azet, Nimo, Kollegah, Visa Vie, Eno, Manuellsen, uvm.). Abgerufen am 27. November 2020.
  6. „This band saved my life!“ Abgerufen am 27. November 2020 (deutsch).
  7. Hip-Hop-Superstar Travis Scott: Der Alleskönner. Abgerufen am 27. November 2020 (deutsch).
  8. Aria Nejati: Danke für die Wertschätzung. Abgerufen am 27. November 2020.
  9. Aria Nejati: Kanye West: Der Unmögliche. In: Die Zeit. 4. Mai 2018, abgerufen am 27. November 2020.
  10. Capi: “Sobald ich zu Hause die Tür aufmache, bin ich Familienvater” – HELAL GOSSIP. Abgerufen am 27. November 2020 (deutsch).
  11. Hauke: Future Hndrxx präsentiert "The WIZRD"-Doku-Screening im Soho House. In: rap.de. 17. Januar 2019, abgerufen am 27. November 2020 (deutsch).
  12. Apple Music startet erste deutschsprachige Radioshow. Abgerufen am 27. November 2020.
  13. HYPED Radio mit Aria Nejati auf Apple Music. Abgerufen am 27. November 2020 (deutsch).
  14. Kulturwissenschaften - Hinweise zu Abschlussarbeiten (Universität Paderborn). Abgerufen am 27. November 2020.
  15. David Molke: „Hast du N***a gesagt?“ Mortel stellt DCVDNS zur Rede. 15. Juni 2017, abgerufen am 27. November 2020.
  16. HHRedaktion: Gzuz & 187, Xatar-Album floppt? Bitcoins, Drogen, Drake, Lil Pump uvm. – 7000Grad. 27. Februar 2018, abgerufen am 27. November 2020.
  17. Aria Nejati: Was ist Beef? oder: Wer kann am ekelhaftesten sein? (Kommentar). 25. Juli 2019, abgerufen am 27. November 2020.
  18. Apple Music: Gesichter Deutschlands (HYPED Radio). Abgerufen am 26. November 2020.
  19. Anklage gegen Arafat Abou-Chaker erhoben. Abgerufen am 27. November 2020.
  20. Michael Rubach: „Unterdrücker-Herrschaft vorbei“: Rooz über Bushido, Arafat Abou-Chaker & frühere Drohungen. 13. August 2020, abgerufen am 27. November 2020.
  21. Hiphop.de: RIN reißt ab, Capital bei EGJ, Eminem-Enttäuschung & Olexesh auf Schlager – 7000Grad (OAF Special). Abgerufen am 26. November 2020.
  22. HHRedaktion: Aria: „Von Pop-Rappern profitiert die gesamte Kultur!“ 8. April 2019, abgerufen am 27. November 2020.
  23. Erich Unrau: Ist „Dreams“ Shindys bestes Album? – On Point. 14. November 2016, abgerufen am 27. November 2020.
  24. Braucht es noch Rap-Journalismus? Staiger hat sich umgehört // Feature. In: JUICE MAGAZIN. 26. Dezember 2019, abgerufen am 27. November 2020 (deutsch).
  25. Für Aria Nejati hat der „Paradigmenwechsel in der Popkultur längst begonnen“. Abgerufen am 10. Februar 2021.