Axel Milberg

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Axel Theodor Klaus Milberg (* 1. August 1956 in Kiel) ist ein deutscher Schauspieler und Autor sowie Hörspielsprecher. Er ist als Tatort-Kommissar Klaus Borowski bekannt.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Axel Milberg ist Sohn einer Ärztin und eines Rechtsanwaltes aus Kiel. Er hat mehrere Geschwister. Nach seinem Abitur studierte er von 1975 bis 1979 Philosophie, Literaturwissenschaft und Theaterwissenschaft. Danach absolvierte er eine Schauspielausbildung von 1979 bis 1981 an der Otto-Falckenberg-Schule in München.[1]

Privates

Aus Milbergs erster Ehe stammt ein Sohn (* 1990).[2] Milberg lebt seit 1992[3] mit der Kunsthistorikerin, Designerin und Malerin[4] Judith Milberg (* 1962),[5] der Tochter des Archäometrikers Dietrich Klemm und der Ägyptologin Rosemarie Klemm.[6] Sie haben Ende 2004 geheiratet[5] und einen gemeinsamen Sohn, mit dem Axel Milberg 2022 einen Tatort gedreht hat.[3] Judith Milberg brachte zwei Kinder mit in die neue Ehe. Er lebt mit seiner Familie in München.[7] Axel und Judith Milberg sind Unterstützer und Botschafter des südafrikanischen Kinderhilfsprojekts Umckaloabo-Stiftung.[8]

Werdegang

Theater

1981 wurde Milberg von Intendant Dieter Dorn an die Münchner Kammerspiele engagiert. Er blieb festes Mitglied des Ensembles bis 1998 und stand u. a. im Faust von Johann Wolfgang von Goethe, in Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing und in Woyzeck von Georg Büchner auf der Bühne.[1] Einen besonderen Eindruck hinterließ er als skurriler Gegenspieler[1] von Heinz Bennent im Stück Besucher (1988) von Botho Strauß.[9]

Film und Fernsehen

Neben seinem Theaterengagement spielt Milberg seit Anfang der 1980er Jahre regelmäßig in Film und Fernsehen. Sein Filmdebüt gab er als Bankangestellter in dem Kinospielfilm Neonstadt. Ab Ende der 1980er Jahre war er in verschiedenen Fernsehserien und -reihen wie Derrick, Die glückliche Familie, Café Meineid von Franz Xaver Bogner und Ein Fall für zwei. In der ZDF-Fernsehserie Immenhof übernahm er eine feste Serienrolle als Peter Graf von Bantz.

Eine seiner ersten großen Kinorollen bekam er 1995 mit der Hauptrolle in der Komödie Nach Fünf im Urwald von Hans-Christian Schmid, wo er den Vater einer 17-jährigen Ausreißerin (Franka Potente) spielte. 1997 übernahm Milberg in der Neuverfilmung von Es geschah am hellichten Tag, einem Drama nach Friedrich Dürrenmatt, die Rolle des Kindermörders Schrott, die im Original von 1958 mit Gert Fröbe besetzt war. Der zweiteilige Film, inszeniert von Nico Hofmann, wurde auf Sat.1 ausgestrahlt. 2000 war Axel Milberg in Margarethe von Trottas Fernseh-Vierteiler Jahrestage zu sehen. Seit 2002 spielt er beginnend mit der Fernsehkomödie Liebling, bring die Hühner ins Bett die Hauptrolle des brandenburgischen Steffen Teuffel, zunächst an der Seite von Barbara Rudnik, ab 2009 nach deren Tod mit Katja Flint als Spielpartnerin.

2002 verkörperte Milberg erstmals den eigensinnigen Hauptkommissar Klaus Borowski in der Folge PSI einer Neuauflage der Krimiserie Stahlnetz, angesiedelt in Hannover. 2003, nach Einstellung von Stahlnetz, wurde Borowski nach Kiel und in den Tatort versetzt. Milberg ermittelt seither als Fernseh-Kommissar zwei Mal im Jahr in seiner Heimatstadt. Unterstützt wurde er dabei in den ersten sechs Folgen von Mehdi Moinzadeh als seinem Assistenten. Von 2010 bis 2017 war Sibel Kekilli als Polizeikommissaranwärterin Sarah Brandt an seiner Seite. Der schwedische Bestseller-Autor Henning Mankell schrieb die Vorlagen zu den Folgen Borowski und der vierte Mann, ausgestrahlt am 26. September 2010 in der ARD, und Borowski und der coole Hund, ausgestrahlt am 6. November 2011. In früheren Jahren war Milberg als Dr. Reinhart in Tatort, Folge 398, sowie in zwei weiteren Tatort-Folgen mit einer Gastrolle vertreten.

Von 2007 bis 2009 spielte Milberg im ZDF in 14 Folgen die Titelfigur der Serie Doktor Martin, einen verschrobenen Arzt mit einer Blutphobie, den es aus Berlin in die Provinz nach Ostfriesland verschlagen hat. Für diese Rolle wurde Milberg als bester Schauspieler in der Kategorie „Serien und Reihen“ mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.[10]

Seit 2010 tritt Milberg gemeinsam mit seiner Frau in der Kultur-Reihe des Bayerischen Rundfunk Mit Milbergs im Museum auf.[11] Darin präsentiert Judith Milberg ihrem unvorbereiteten Ehemann ein bestimmtes Kunstwerk, analysiert es zunächst und eröffnet dann mit ihm einen Dialog, in dem er ihr spontan seine Assoziationen mitteilt.[12] Durch die Verwendung einer Steadycam-Kamera wird den Sendungen auch auf formaler Ebene Beweglichkeit verliehen.

2012 spielte Milberg mit Iris Berben, Nina Kunzendorf und Peter Simonischek in dem ZDF-Film Liebesjahre von Matti Geschonneck. Für diese Rolle erhielt er gemeinsam mit dem Film-Ensemble, dem Regisseur und dem Drehbuchautor den Grimme-Preis in der Kategorie „Fiktion“.[13] Der Film wurde außerdem in der Kategorie „Bester Fernsehfilm“ mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.[14] In dem Kinofilm Hannah Arendt von Margarethe von Trotta verkörperte Milberg im selben Jahr Heinrich Blücher, den Ehemann der Publizistin Hannah Arendt, gespielt von Barbara Sukowa. Der Film feierte am 11. September 2012 beim 37. Toronto International Film Festival Weltpremiere[15] und wurde 2013 mit dem Deutschen Filmpreis in Silber in der Kategorie „Bester Spielfilm“ ausgezeichnet.[16]

Seit 2015 ist Milberg im Rahmen der Fernsehreihe Familie Bundschuh neben Andrea Sawatzki, die seine Filmehefrau spielt, Protagonist in den Verfilmungen von Sawatzkis Romanen rund um Gundula und Gerald Bundschuh. Weitere feste Rollen spielen unter anderem Uwe Ochsenknecht, Judy Winter, Stephan Grossmann und Eva Löbau.[17]

Sprechertätigkeit

Milberg nahm als Sprecher zahlreiche Hörspiele und Hörbücher auf, darunter mehrere Romane des schwedischen Bestsellerautors Henning Mankell. Für das Mankell-Hörbuch Der Chinese wurde Milberg 2008 mit dem Literaturpreis Corine in der Kategorie „Claudio Hörbuchpreis“ ausgezeichnet.[18] Seit 2017 spricht Milberg den Erzähler in der Hörspielserie Die drei ???. Für die am 29. März 2019 gesendete 1000. Folge der NDR-Comedy-Reihe Wir sind die Freeses übernahm Axel Milberg eine kurze Sprechrolle, in der er sich selbst spielte.

Romanautor

Am 2. Mai 2019 erschien sein erster Roman namens Düsternbrook. Milberg thematisiert darin seine Jugend im gleichnamigen Kieler Stadtteil Düsternbrook, in dem er die ersten zwanzig Jahre lebte.[19] Es handelt sich, darauf legt Milberg Wert, keineswegs um ein Buch über private Erinnerungen, vielmehr ein Buch über Erfahrungen, die symptomatisch sind für seine Generation und die über die 1960er und 1970er Jahre der Bundesrepublik erzählen.[20]

Filmografie

Kino

Fernsehen

Fernsehfilme

Fernsehserien und -reihen

Tatort-Folgen

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Axel Milberg bei Tatort-Dreharbeiten in Kiel, 2007

Mit Milbergs im Museum

Dokumentarfilm zu Milberg

Hörspiele (Auswahl)

Roman

  • 2019: Düsternbrook, Piper Verlag München, 288 Seiten, ISBN 978-3-492-05948-0

Hörbücher

  • 2007: Stille von Tim Parks, Verlag Antje Kunstmann München, ISBN 978-3-88897-476-2, gekürzt, 5 CDs, 389 min
  • 2007: Die italienischen Schuhe von Henning Mankell, der Hörverlag, ISBN 978-3-8289-9242-9, ab 2009: ISBN 978-3-86717-441-1, gekürzt, 4 CDs, 292 min
  • 2009: Daisy Sisters von Henning Mankell, der Hörverlag München, ISBN 978-3-86717-496-1, gekürzt, 6 CDs, 481 min
  • 2009: Der Tod des Fotografen von Henning Mankell, Random House Audio, ISBN 978-3-8371-0084-6, gekürzt, 2 CDs
  • 2010: Der Feind im Schatten von Henning Mankell, der Hörverlag München, ISBN 978-3-86717-543-2, gekürzt, 7 CDs, 496 min
  • 2011: Axel Milberg liest Samuel Pepys, Haffmans Verlag Berlin, ISBN 978-3-942990-02-8.
  • 2011: Der Federmann von Max Bentow, der Hörverlag München, ISBN 978-3-86717-969-0, ungekürzt, 7 CDs, 512 min
  • 2012: Die Puppenmacherin von Max Bentow, der Hörverlag München, ISBN 978-3-86717-879-2, ungekürzt, 8 CDs, 555 min
  • 2013: Die Totentänzerin von Max Bentow, der Hörverlag München, ISBN 978-3-8445-1129-1, ungekürzt, 8 CDs, 552 min
  • 2014: Das Hexenmädchen von Max Bentow, der Hörverlag München, ISBN 978-3-8445-1526-8, ungekürzt, 1 MP3-CD, 563 min
  • 2014: Die Wahrheit und andere Lügen von Sascha Arango, der Hörverlag München, ISBN 978-3-8445-1434-6, ungekürzt, 1 MP3-CD, 486 min
  • 2015: Exil von Lion Feuchtwanger, Der Audio Verlag, ISBN 978-3-86231-511-6, gekürzt, 5 CDs, ca. 400 min
  • 2016: Die schwedischen Gummistiefel von Henning Mankell, der Hörverlag München, ISBN 978-3-8445-2349-2, 631 min
  • 2018: Der Sprengmeister von Henning Mankell, der Hörbuchverlag München, ISBN 978-3-8445-3023-0, ungekürzt, 4 CDs
  • 2020: Lauf, Ludwig, lauf! von Rafael Seligmann, USM Audio München und BR, ISBN 978-3-8032-9218-6, ungekürzt, 2 MP3-CDs, ca. 700 min
  • 2020: Hannah und Ludwig von Rafael Seligmann, USM Audio München, ISBN 978-3-8032-9238-4, gekürzt, 2 MP3-CDs, ca. 435 min

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Axel Milberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Interviews

Einzelnachweise

  1. a b c re: Biografie Axel Milberg. In: Munzinger-Archiv, Artikelanfang, aufgerufen am 29. Oktober 2015.
  2. NDR: Axel Milberg: Schauspieler mit Persönlichkeit. Abgerufen am 6. April 2021.
  3. a b Jonica Jahr: Judith Milberg. Die Kunst des Lebens. In: Gala, 24. Mai 2012.
  4. Carla Mülhens: Zuhause bei Judith Milberg. (Memento vom 29. Oktober 2015 im Webarchiv archive.today). In: Zuhause wohnen, 2015, Nr. 9.
  5. a b dpa: Axel Milberg und Judith Betzler haben geheiratet. In: Rhein-Zeitung, 3. Januar 2005.
  6. Jonica Jahr: Judith Milberg. Die Kunst des Lebens. In: Gala, 24. Mai 2012; Judith Milberg: „Meine Mutter ist Archäologin, mein Vater Geologe.“
  7. Michael Schacht: „Ich fühle mich nur mit Axel komplett.“ In: Bild, 11. Mai 2013, Interview mit dem Ehepaar.
  8. Botschafter Axel Milberg. In: Umckaloabo-Stiftung, aufgerufen am 30. August 2016.
  9. Hellmuth Karasek: Gibt es ein Leben nach dem Theater? In: Der Spiegel. Nr. 41, 1988, S. 278–280 (online10. Oktober 1988).
  10. dpa: Bayerischer Fernsehpreis: Katharina Wackernagel beste Schauspielerin. (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) In: Filmstarts, 10. Mai 2008, aufgerufen am 29. Oktober 2015.
  11. Mit Milbergs im Museum. In: fernsehserien.de, aufgerufen am 29. Oktober 2015.
  12. Mit Milbergs im Museum im Bayerischen Fernsehen.
  13. Wettbewerb Fiktion/Spezial 2012. (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) In: Grimme-Institut, abgerufen am 1. März 2015.
  14. 47. Verleihung. Die Preisträger 2012. (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) In: Goldene Kamera, abgerufen am 1. März 2015.
  15. dpa: Film: „Hannah Arendt“ begeistert in Toronto. In: Focus, 12. September 2012.
  16. Deutsche Filmpreise von 1951 bis heute (Memento vom 25. Juli 2010 im Internet Archive) In: Deutsche Filmakademie, abgerufen am 1. März 2015.
  17. Familie Bundschuh bei Fernsehserien.de; abgerufen am 19. Januar 2020.
  18. Claudio Hörbuchpreis. In: Corine, 2008, abgerufen am 1. März 2015.
  19. Ruth Bender: Der Klang von Düsternbrook. In: kn-online.de. Kieler Nachrichten, 2. Mai 2019, abgerufen am 3. Mai 2019.
  20. Axel Milberg über das Schreiben: „Wir sind das, was wir tun“. Bei: Deutschlandfunk Kultur, 10. Mai 2019, abgerufen am 10. April 2022
  21. Sexy Sushi (Memento vom 5. November 2014 im Internet Archive) bei joergbuttgereit.com, aufgerufen am 5. August 2014.
  22. Kriminalhörspiel Ich töte, du stirbst von Patricia Melo. In: Deutschlandradio Kultur, 29. September 2008.
  23. ac/dpa: Tatort-Kommissar Axel Milberg wird Erzähler bei „Die drei ???“ In: Berliner Morgenpost. 2. März 2017, abgerufen am 12. März 2017.