Wer Dank opfert, der preiset mich

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Bachkantate
Wer Dank opfert, der preiset mich
BWV: 17
Anlass: 14. Sonntag nach Trinitatis
Entstehungsjahr: 1726
Entstehungsort: Leipzig
Gattung: Kirchenkantate
Solo: S A T B
Chor: SATB
Instrumente: 2Ob 2Vl Va Bc
Text
Ernst Ludwig I., Johann Graumann
Liste der Bachkantaten

Wer Dank opfert, der preiset mich (BWV 17) ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er schrieb sie 1726 für den 14. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 22. September 1726 erstmals auf.

Geschichte und Worte

Bach komponierte die Kantate in seinem vierten Jahr in Leipzig für den 14. Sonntag nach Trinitatis. Sie wird seinem dritten Kantatenzyklus zugerechnet. Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren Gal 5,16-24 LUT, Paulus über die „Werke des Fleisches und die Frucht des Geistes“, und Lk 17,11-19 LUT, die Heilung der zehn Aussätzigen.

In diesem Jahr führte Bach 18 Kantaten seines Verwandten Johann Ludwig Bach auf, der in Meiningen Hofkapellmeister war. Bach scheint auch von dessen Texten beeindruckt gewesen zu sein und vertonte einige Texte ähnlicher Struktur: Sieben Sätze in zwei Teilen, die vor und nach der Predigt musiziert werden, wobei der erste Teil mit einem Zitat aus dem Alten Testament beginnt, der zweite mit einem aus dem Neuen Testament.[1]

Bach komponierte einige Texte, die auch sein Verwandter verwendet hatte, darunter diese Kantate. Sie wurde geschrieben von Ernst Ludwig I. von Sachsen-Meiningen, laut Christoph Wolff.[2]

Der Dichter entnimmt dem Evangelium den Gedanken, dass der Mensch Gott zu Dank verpflichtet ist. Als Bibelkenner beginnt er mit Ps 50,23 LUT und legt dem Rezitativ, das Teil II beginnt, die Verse 15 und 16 des Evangeliums zugrunde. Er spielt auf weitere Bibelstellen an, in Satz 2 auf Ps 19,5 LUT, in Satz 3 auf Ps 36,6 LUT, zum Preis der Schöpfung Gottes.[1] In Satz 6 verweist die Formulierung „Lieb, Fried, Gerechtigkeit und Freud in deinem Geist“ auf Röm 14,17 LUT. Der Schlusschoral ist die dritte Strophe von „Nun lob, mein Seel, den Herren“ von Johann Graumann (Poliander),[3] erschienen 1530.

Bach führte die Kantate erstmals am 22. September 1726 auf. Er benutzte später den ersten Satz als Vorlage für den Abschluss „Cum sancto Spritu“ im Gloria seiner Missa in G-Dur, BWV 236.[1]

Besetzung und Aufbau

Die Kantate ist besetzt mit vier Solisten, Sopran, Alt, Tenor und Bass, vierstimmigem Chor, zwei Oboen, zwei Violinen, Viola und Basso continuo. Ihre sieben Sätze sind in zwei Teile aufgeteilt, die vor und nach der Predigt musiziert wurden. Beide Teile beginnen mit einem Bibelzitat.

Teil I

  1. Coro: Wer Dank opfert, der preiset mich
  2. Recitativo (Alt): Es muss die ganze Welt ein stummer Zeuge werden
  3. Aria (Sopran): Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist

Teil II

  1. Recitativo (Tenor): Einer aber unter ihnen
  2. Aria (Tenor): Welch Übermaß der Güte
  3. Recitativo (Bass): Sieh meinen Willen an, ich kenne, was ich bin
  4. Choral: Wie sich ein Vatr erbarmet

Musik

Der Eingangschor stellt die Psalmverse in zwei fugierten Abschnitten vor, die durch eine instrumentale Sinfonia eingeleitet werden. Alle Rezitative sind secco. In der ersten Arie illustrieren Sopran und zwei obligate Violinen in aufsteigenden Linien den Text „so weit die Wolken gehen“, wobei die Worte „preisen“ und „weisen“ durch ausgedehnte Koloraturen hervorgehoben werden.[4]

Das Bibelzitat im Rezitativ zu Beginn von Teil II hat erzählenden Charakter und ist daher der Tenorstimme anvertraut, ähnlich dem Evangelisten in Bachs Oratorien und Passionen. Die zweite Arie wird von allen Streichern begleitet. Beide Arien haben den gleichen ungewöhnlichen Aufbau. Sie sind dreiteilig, der dritte Teil ist vokal kein da capo, aber mit ihm gleichzeitig wird das einleitende Ritornell wiederholt, was dem Satz Geschlossenheit verleiht.[4] John Eliot Gardiner bewundert besonders den vierstimmigen Satz des zwölfzeiligen Schlusschorals für seine Tonmalerei zu den herbstlichen Worten „Gleichwie das Gras vom Rechen, ein Blum und fallendes Laub, der Wind nur drüber wehet“, und vergleicht ihn mit dem zentralen Satz der Motette Singet dem Herrn ein neues Lied, BWV 225.[5]

Einspielungen

Literatur

  • Alfred Dürr: Johann Sebastian Bach: Die Kantaten. Bärenreiter, Kassel 1999, ISBN 3-7618-1476-3 und Deutscher Taschenbuchverlag, München 1995, ISBN 3-423-04431-4.
  • Arend Hoyer: Was Musik andächtig macht. Drei Leipziger Kirchenkantaten Johann Sebastian Bachs, liturgiewissenschaftlich unter die Lupe genommen. Theologischer Verlag Zürich: Zürich 2018, ISBN 978-3-290-18139-0 [BWV 17, 25, 78].
  • Werner Neumann: Handbuch der Kantaten Johann Sebastian Bachs. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1947; 5. Auflage 1984, ISBN 3-7651-0054-4.
  • Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig; Carus-Verlag, Stuttgart 2006 (Edition Bach-Archiv Leipzig), ISBN 3-374-02390-8 (Evang. Verl.-Anst.), ISBN 3-89948-073-2 (Carus-Verlag).
  • Christoph Wolff, Ton Koopman: Die Welt der Bach-Kantaten. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2006, ISBN 978-3-476-02127-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Klaus Hofmann: Wer Dank opfert, der preiset mich, BWV 17 (PDF; 3,5 MB) bach-cantatas.com. S. 13, 15. 1998. Abgerufen am 7. September 2012.
  2. Christoph Wolff: Zum Dritten Leipziger Kantaten-Jahrgang (1725–1727), II (PDF; 497 kB) bach-cantatas.com. S. 15, 17. 1998. Abgerufen am 7. September 2012.
  3. Nun lob, mein' Seel', den Herren / Text and Translation of Chorale (Englisch) bach-cantatas.com. 2008. Abgerufen am 4. September 2012.
  4. a b Julian Mincham: Chapter 24 BWV 17 Wer Dank opfert, der preiset mich (Englisch) jsbachcantatas.com. 2010. Abgerufen am 4. September 2012.
  5. John Eliot Gardiner: Cantatas for the Fourteenth Sunday after Trinity / Abbaye d’Ambronay (Englisch, PDF; 84 kB) bach-cantatas.com. S. 6. 2006. Abgerufen am 7. September 2012.