Bahnhof Metzingen (Württ)
Metzingen (Württ) | |
---|---|
Bahnhof Metzingen
| |
Daten | |
Lage im Netz | Trennungsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 3 |
Abkürzung | TME |
IBNR | 8004009 |
Preisklasse | 4 |
Eröffnung | 20. September 1859 |
Profil auf Bahnhof.de | Metzingen-1019902 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Metzingen |
Land | Baden-Württemberg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 48° 32′ 20″ N, 9° 17′ 24″ O |
Höhe (SO) | 354 m ü. NHN |
Eisenbahnstrecken | |
| |
Bahnhöfe in Baden-Württemberg |
Der Bahnhof Metzingen (Württ) ist ein Eisenbahnknoten an der Bahnstrecke Plochingen–Immendingen, an dem die Ermstalbahn nach Bad Urach abzweigt. Er wird ausschließlich von Regionalzügen bedient.
Pro Jahr werden 2,6 Millionen Fahrgäste am Bahnhof gezählt (Stand: 2016).[3]
Geschichte
Planung und Bau
Beim Bau der Bahnstrecke Plochingen–Immendingen sahen die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen für Metzingen bereits die Funktion als Knotenpunkt vor. Die Stadtverwaltung bat die Staatsbahn um einen Bahnhof westlich der Erms. Doch wegen eines besseren Neigungswinkels und um die projektierte Bahnlinie Richtung Urach leichter anschließen zu können, verlegte sie die Gleise östlich der Stadt.
Staatsbahnzeit
Am 20. September 1859 eröffnete die Staatsbahn den Streckenabschnitt Plochingen–Reutlingen. Das Empfangsgebäude, in dem zu Beginn auch die Post untergebracht war, ist erhalten geblieben. Die Bahnlinie nach Urach, für die eine eventuelle Weiterführung nach Münsingen geplant war, zweigte ab dem 27. Dezember 1873 in Metzingen ab. Anfangs betrieb die private Ermsthalbahn-Gesellschaft die Strecke.
Zum 1. April 1904 übernahm die Staatsbahn den Betrieb auf der Ermstalbahn. Seit dem 31. August 1907 gelangten die Reisenden über einen Eisensteg zum Mittelbahnsteig.
Am 8. November 1912 beklagte sich der Gemeinderat über das Empfangsgebäude, dessen Größe ihrer Meinung nach nicht mehr ausreiche. Defizite gab es vor allem bei der Gepäck- und der Güterverladung. Zu dieser Zeit ist noch immer die Wichtigkeit der Landwirtschaft in Metzingen erkennbar. Hauptsächlich verluden Bauern Obst, Gemüse, Wein, Rinder, Schweine und Schnittholz. Aber auch Leder- und Eisenwaren wurden hier verschickt.
Reichsbahnzeit
Am 1. Oktober 1934 begann zwischen Plochingen und Tübingen der elektrische Zugbetrieb. 1938 beschleunigte die Deutsche Reichsbahn auf diesem Abschnitt den Güterverkehr. Dies beinhaltete den Verzicht auf lange Aufenthalte der Güterzüge in Metzingen. Die Betriebsstelle erhielt für das Zusammenstellen von Güterzügen eine Kleinlokomotive. Die Deutsche Reichsbahn errichtete für sie einen hölzernen Schuppen am Durchlass der Reichsstraße 28 (heutige Ulmer Straße). Spöttisch erhielt er von der Metzinger Bevölkerung die Bezeichnung Südbahnhof. Die ortsansässigen Nazis wetterten gegen das Bauwerk. Im Nationalsozialistischen Mitteilungsblatt erschien der Artikel Metzingen wehrt sich gegen Bausünden. In diesem forderten sie den Abriss, der aber ausblieb.
Bundesbahnzeit
1959, hundert Jahre nach der Eröffnung, hielten und durchfuhren täglich 130 Züge Metzingen. 112 auf der Bahnstrecke Plochingen–Tübingen und 18 auf der Stichbahn nach Urach. Davon waren 92 Reisezüge und 24 Güterzüge. Dazu kamen noch 14 sonstige Zugfahrten, wie Dienst- und Leerfahrten. Die hohe Frequenz erforderte einen Ausbau des Bahnhofsgebäudes, der 1960 erfolgte. Der alte Güterschuppen südlich des Empfangsgebäudes musste 1962 weichen. Die Deutsche Bundesbahn ersetzte ihn 1972.
In den darauf folgenden Jahren ging der Zugverkehr durch den steigenden Individualverkehr zurück. Am 27. Mai 1976 gab die Bundesbahn den Personenverkehr auf der Ermstalbahn auf. Im Mai 1982 ersetzte eine Unterführung den Eisensteg aus dem Jahr 1907. Im darauf folgenden Jahr entfernte man ihn. Zum 1. Januar 1988 gab die Bahn den Stückgutverkehr im Bahnhof Metzingen auf. Der nicht mehr benötigte Schuppen für die Kleinlokomotive wurde abgerissen.
Zeit der Deutschen Bahn AG
Seitdem am 1. August 1999 wieder planmäßig Dieseltriebwagen Reisende auf der Ermstalbahn befördern, ist Metzingen wieder ein Knoten im Personenverkehr. Seit dem Fahrplanwechsel 2009/2010 am 13. Dezember 2009 hält ein Intercity-Zugpaar in Metzingen. Die ungenutzte Güterhalle wurde im Juni 2011 abgerissen, um einen Bauplatz für ein Geschäftshaus und Parkplätze zu schaffen.
Die Deutsche Bahn plante 2016, eine Reihe von Weichen im Bahnhof zurück- bzw. umzubauen sowie ein Gleis abzubauen,[4][5] was in der Folge auch umgesetzt wurde.
Im Zuge einer Gleissanierung wurde ein höhengleicher Übergang (Karrenüberweg) zum Bahnsteig der Gleise 2 und 3 zurückgebaut. Damit ist der Bahnsteig nicht mehr barrierefrei erreichbar. Die Vorplanung für eine barrierefreie Erschließung wurde 2016 begonnen. Ein Aufzug hätte aufgrund der geringen Bahnsteigbreite nur provisorisch und nicht vor 2019 errichtet werden können. Eine Verbreitung des Bahnsteigs hätte eine umfassende Umgestaltung der Gleisanlagen zur Folge, die nahezu 10 Millionen Euro kosten sollte.[3] Der Umbau sollte in den Jahren 2021 bis 2023 [veraltet] erfolgen.[6] Der symbolische Baubeginn wurde schließlich am 27. Januar 2022 gefeiert. Das 10,5-Millionen-Euro-Projekt soll nunmehr 2024 abgeschlossen werden.[7]
Empfangsgebäude
Das Empfangsgebäude ist ein zweistöckiges Bauwerk mit Satteldach. Die Fenster und Türen im Erdgeschoss unterscheiden sich von den Fenstern im Obergeschoss durch Rundbogen. Die Außenmauern im Erd- und Obergeschoss bestehen aus hellem Sandstein. Die Fassade des Dachstocks ist mit hellroten Backsteinen verklinkert. Auch bei den Gesimsen finden sich Backsteinelemente.
Der ursprüngliche Hauptbau misst eine Länge von 25,78 Metern und eine Breite von 14,32 Metern. Die schlanke Schalterhalle des Gebäudes war zu Beginn offen. Erst 1888 ließ die Staatsbahn Türen einbauen.
Im Erdgeschoss befanden sich Warteräume für die 2. und 3. Klasse, sowie Diensträume für die Bahn und die Post. Das Obergeschoss bot für Bedienstetenwohnungen Platz.
Am 1. März 1889 erhielt Metzingen in der Post einen Telefonanschluss. 1893 verließ die Post das Empfangsgebäude und bezog das ebenfalls erhaltene Postgebäude nördlich des Empfangsgebäudes.
1960 vergrößerte die Bundesbahn das Gebäude. Der nördliche einstöckige Anbau beherbergt seitdem eine Gastwirtschaft. Außerdem wurden erstmals Toiletten innerhalb des Gebäudes installiert. Er ist 18 Meter lang und 12,49 Meter breit. Der 15,5 Meter lange und 14,32 Meter breite einstöckige Anbau nach Süden hin war für die Gepäck- und Expressgutabfertigung bestimmt.
Betrieb
Der Bahnhof verfügt über drei Bahnsteiggleise. Auf Gleis 1, dem Hausbahnsteig, halten die Züge Richtung Reutlingen, auf Gleis 2 die Züge Richtung Nürtingen. Auf Gleis 3 fahren die Züge von und nach Bad Urach. Am bahnsteiglosen Gleis 4 befindet sich eine erhaltene Bodenwaage. Sie ist nicht mehr in Betrieb. Der Bahnhof gehört bei der Deutschen Bahn der Preisklasse 4 an und wird wie folgt bedient:
RE 12 | Tübingen Hbf – Reutlingen Hbf – Metzingen (Württ) – Nürtingen – Wendlingen (Neckar) – Plochingen – Esslingen (Neckar) – Stuttgart Hbf – Heilbronn Hbf – (Mosbach) | 60-Minuten-Takt |
RB 18 | Tübingen Hbf – Reutlingen Hbf – Metzingen (Württ) – Nürtingen – Oberboihingen – Wendlingen (Neckar) – Plochingen – Esslingen (Neckar) – Stuttgart Hbf – Heilbronn Hbf – Osterburken | 60-Minuten-Takt |
RB 63 | Herrenberg – Tübingen Hbf – Reutlingen Hbf – Metzingen – Bad Urach | 60-Minuten-Takt |
(Stand 2021)
Der Bahnhof wird von einem Relaisstellwerk (Bauform MC L84) gesteuert. Im Empfangsgebäude befindet sich dessen Stelltisch.[8]
Fernverkehr
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2009 wurde ein Zugpaar der Intercity-Linie 32 in Tagesrandlage über Stuttgart hinaus von und nach Tübingen verlängert, womit auch Metzingen planmäßigen Fernverkehr aufweist. Das Angebot war zunächst probeweise bis 2011 geplant,[9] wurde dann aber beibehalten. Sie entfiel zunächst vorübergehend im Frühjahr 2020 wegen der stark verringerten Nachfrage im Fernverkehr, verursacht durch die Covid-19-Pandemie. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2020 wurde die IC-Verbindung eingestellt,[10] aber zum Fahrplanwechsel Mitte Juni 2021 wieder eingeführt. Während der Sommerferien 2021 fiel sie zwischen Tübingen und Stuttgart – bedingt durch Baustellen – weg, ist aber ab 13. September 2021 erneut im Fahrplan enthalten.
Linie | Verlauf | Betreiber |
---|---|---|
IC 32 | Tübingen Hbf – Reutlingen Hbf – Metzingen – Nürtingen – Plochingen – Stuttgart Hbf – Heidelberg Hbf – Mannheim Hbf – Mainz Hbf – Koblenz Hbf – Andernach – Remagen – Bonn Hbf – Köln Hbf – Wuppertal Hbf – Hagen Hbf – Hannover Hbf – Wolfsburg Hbf – Berlin-Spandau – Berlin Hbf – Berlin Ostbahnhof | DB Fernverkehr |
Literatur
- Dieter Reichold: Obere Neckarbahn. Eine Zeitreise auf der Strecke Plochingen, Wendlingen, Nürtingen, Metzingen, Reutlingen. Wiedemann Verlag, Münsingen-Rietheim 2010, ISBN 978-3-941453-09-8.
Weblinks
- Lage, Gleisanlagen sowie einige Signale und zulässige Geschwindigkeiten des Bahnhofs auf der OpenRailwayMap
- Gleise in Serviceeinrichtungen der DB Netz AG. Schematischer Spurplan auf den Seiten der Deutschen Bahn AG. (PDF-Datei; 167 kB)
- Private Seite über den Bahnhof Metzingen
Einzelnachweise
- ↑ Abfrage der Kursbuchstrecke 760 bei der Deutschen Bahn.
- ↑ Abfrage der Kursbuchstrecke 763 bei der Deutschen Bahn.
- ↑ a b Anja Weiß: Die Deutsche Bahn ist am Zug. In: swp.de. 28. Oktober 2016, abgerufen am 30. Oktober 2016.
- ↑ Feststellung über das Unterbleiben einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) gemäß § 3a Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVPG) für das Vorhaben „Bf Metzingen; Rückbau von Gleisen und Weichen“, Strecke 4600 Plochingen - Immendingen, in Metzingen. (Nicht mehr online verfügbar.) Eisenbahn-Bundesamt, 11. Januar 2016, archiviert vom Original am 13. Januar 2016; abgerufen am 13. Januar 2016 (deutsch, zweiseitiges Schreiben).
- ↑ Feststellung über das Unterbleiben einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) gemäß § 3a Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz (UVPG) für das Vorhaben „Bf Metzingen; Rückbau von Gleisen und Weichen“, Strecke 4600 Plochingen - Immendingen, in Metzingen. (Nicht mehr online verfügbar.) Eisenbahn-Bundesamt, 11. Januar 2016, archiviert vom Original am 13. Januar 2016; abgerufen am 13. Januar 2016 (deutsch, zweiseitiges Schreiben).
- ↑ Umbau Bahnhof Metzingen: Vier Baustellen auf einmal. 21. Mai 2021, abgerufen am 16. Juli 2021.
- ↑ Mehr Barrierefreiheit in der Region: Deutsche Bahn modernisiert Bahnhof Metzingen mit rund 10,5 Millionen Euro. In: deutschebahn.com. Deutsche Bahn, 27. Januar 2022, abgerufen am 28. Januar 2022.
- ↑ Erläuterungsbericht Entwurfsplanung Barrierefreier Ausbau Bf Metzingen. (PDF) In: bieterportal.noncd.db.de. DB Engineering & Consulting, 8. Februar 2022, S. 16, abgerufen am 8. Februar 2022 (Datei 21FEI51310_Anlage\ 11\ Lageplan\ EP.PDF 21FEI51310_Anlage\ 13\ Erläuterungsbericht.pdf in ZIP-Archiv).
- ↑ Martin Mayer: Endlich Grünes Licht im Sackbahnhof. Schwäbisches Tagblatt. 14. Dezember 2009. Abgerufen am 14. Dezember 2009.
- ↑ Ab Mitte Dezember weniger Zugverbindungen für Pendler. Heilbronner Stimme. 11. November 2020. Abgerufen am 17. Januar 2021.