Phenakit

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Phenakit
Phenakite-ph0919b.jpg
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Be2[4][SiO4][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
9.AA.05 (8. Auflage: VIII/A.01)
51.01.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol 3-Vorlage:Kristallklasse/Unbekannte Kristallklasse[2]
Raumgruppe R3 (Nr. 148)Vorlage:Raumgruppe/148[1]
Gitterparameter a = 12,44 Å; c = 8,23 Å[1]
Formeleinheiten Z = 18[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 7,5 bis 8[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,93 bis 3; berechnet: 2,960[3]
Spaltbarkeit gut nach {1011}; deutlich nach {1120}[3]
Bruch; Tenazität muschelig
Farbe farblos, weiß, gelb, rosarot, braun
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz starker Glasglanz, Fettglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,650 bis 1,656[4]
nε = 1,667 bis 1,670[4]
Doppelbrechung δ = 0,017[4]
Optischer Charakter einachsig positiv

Phenakit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Be2[4][SiO4][1] und ist damit chemisch gesehen ein Beryllium-Silikat. Strukturell gehört Phenakit zu den Inselsilikaten.

Phenakit kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und entwickelt meist tafelige bis langprismatische Kristalle, kommt aber auch in Form radialstrahliger oder körniger Mineral-Aggregate vor. Reiner Phenakit ist farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelbe, rosarote oder braune Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Etymologie und Geschichte

weißer Phenakitzwilling aus Mogok, Myanmar

Benannt wurde das Mineral aufgrund seiner Ähnlichkeit und damit Verwechslungsgefahr zu Quarz nach dem altgriechischen Wort φέναξ [pʰénax] für „Täuscher“, das möglicherweise mit φαίνω [pʰai̯nɔː] „(er)scheinen, kundtun“ (wohl aus *φάνjω *[pʰáni̯ɔː]; vgl. ai. vibhāva; verwandt mit φημί [pʰɛːmí] „sagen“ – von myk. <pa-si>, mögliche Transkription: /pʰaːsí/ „er sagt“, vgl. lat. fārī „sprechen“, altsl. bajo „erzählen“, anord. bōn und ags. boen „Gebet“) verwandt ist.

Erstmals gefunden wurde Phenakit 1833 in der Smaragd Mine bei Malyschewa in Russland und beschrieben durch Nils Gustaf Nordenskjöld (1792–1866), einem finnischen Mineralogen und Reisenden.[5]

Klassifikation

In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) gehört der Phenakit zur Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“. Die neue Strunz'sche Mineralsystematik unterteilt diese Abteilung allerdings inzwischen präziser nach der An- bzw. Abwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der Kationen in der Kristallstruktur. Das Mineral ist entsprechend in der Unterabteilung der „Inselsilikate ohne weitere Anionen und Kationen in tetrahedraler [4] Koordination“ zu finden, wo es zusammen mit Eukryptit, Willemit und dem noch nicht durch die IMA als eigenständiges Mineral bestätigten Xingsaoit eine eigene Gruppe bildet.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Phenakit ebenfalls in die Abteilung der „Inselsilikate und SiO4-Gruppen nur mit Kationen in [4]-Koordination“, wo er als Leitmineral zusammen mit Willemit und Eukryptit die Phenakitgruppe bildet.

Kristallstruktur

Kristallstruktur von Phenakit mit Blick entlang der c-Achse

Phenakit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3 (Raumgruppen-Nr. 148)Vorlage:Raumgruppe/148 mit den Gitterparametern a = 12,44 Å und c = 8,23 Å sowie 18 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Bildung und Fundorte

Verwachsene Kristalle von Beryll und Phenakit

Phenakit bildet sich entweder in magmatischen Gesteinen wie granitischen Pegmatiten oder metamorphen Gesteinen wie Glimmerschiefer, aber auch durch hydrothermale Vorgänge in Greisen. Er tritt dort in Paragenese unter anderem mit Apatit, Beryll, Chrysoberyll, Fluorit, Muskovit, Quarz und Topas auf.

Weltweit wurde Phenakit bisher an über 260 Fundorten (Stand: 2018) nachgewiesen. Reich an Phenakitfunden (mit drei und mehr Regionen) sind dabei vor allem Brasilien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz und die Vereinigten Staaten.[6]

Bekannt durch Funde besonders großer oder gut entwickelter Kristalle wurde vor allem Kragerø in Telemark (Norwegen) mit Kristallfunden bis 25 cm Länge und São Miguel de Piracicaba in Minas Gerais (Brasilien), wo bis zu 10 cm lange Kristalle zutage traten.[7] In Sri Lanka wurden auch Phenakite mit Katzenaugeneffekt gefunden.[8]

Verwendung als Schmuckstein

Phenakit wird ausschließlich als Schmuckstein verwendet. Trotz seiner guten physikalischen (hohe Härte) und optischen Eigenschaften – sein klarer, lebhafter Glasglanz lässt sich geschliffen und poliert auf Fettglanz steigern – ist er nur selten im Handel zu finden. Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit der farblosen Varietät des Quarzes, dem Bergkristall, aber auch mit Beryll, Beryllonit, Cerussit, Danburit und Topas. Je nach fundortabhängigen Zusammensetzungen können farbige Steine allerdings unter Lichteinfluss mit der Zeit ausbleichen.

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 661 (Erstausgabe: 1891).
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16. überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 196.

Weblinks

Commons: Phenakite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 535 (englisch).
  2. David Barthelmy: Phenakite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 31. Dezember 2018 (englisch).
  3. a b c Phenakite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 62 kB; abgerufen am 31. Dezember 2018]).
  4. a b c Phenakite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 31. Dezember 2018 (englisch).
  5. Nils Nordenskjöld: Beskrifning på Phenakit, ett nytt Mineral från Ural. In: Kungl. Svenska vetenskapsakademiens handlingar. 1834, S. 160–165 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Fundortliste für Phenakit beim Mineralienatlas und bei Mindat
  7. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 193.
  8. realgems.org - Phenakit mit Bildern verschiedener Schliffformen