Bellingerit
Bellingerit | |
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Hellgrüner Bellingeritkristall (knapp 2 mm groß) aus dem Kupfertagebau Chuquicamata in der nordchilenischen Atacama-Wüste | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Cu3(IO3)6·2H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide - Iodate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
4.KC.05 (8. Auflage: IV/L.02) 21.01.03.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal; 1 |
Raumgruppe | P1 (Nr. 2) |
Gitterparameter | a = 7,26 Å; b = 7,95 Å; c = 7,86 Å α = 105,1°; β = 92,9°; γ = 96,9°[1] |
Formeleinheiten | Z = 1[1] |
Häufige Kristallflächen | {010},{001},{102},{201},{201},{011},{021} und 20 weitere[2] |
Zwillingsbildung | nach }110} |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | ≈ 4[2] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,89(1); berechnet: 4,932[2] |
Spaltbarkeit | keine[3] |
Bruch; Tenazität | schwach muschelig; spröde |
Farbe | hellgrün, hellbläulichgrün |
Strichfarbe | sehr hellgrün |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Glasglanz[4] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,890[5] nβ = 1,900[5] nγ = 1,990[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,100[5] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Pleochroismus | Sichtbar: X = hellbläulichgrün Y = hellbläulichgrün Z = blaugrün |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | schwach löslich in heißem Wasser, leicht löslich in verdünnter Salzsäure[5] |
Bellingerit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ (einschließlich V[5,6]-Vanadate, Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite, Iodate) mit der chemischen Zusammensetzung Cu3(IO3)6·2H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kupfer-Iodat.
Bellingerit kristallisiert im triklinen Kristallsystem und entwickelt flächenreiche Kristalle bis etwa zwei Millimeter aus, die nach der b-Achse gestreckt sind. Die durchscheinenden Kristalle sind von hellgrüner bis hellbläulichgrüner Farbe und hinterlassen auf der Strichtafel einen sehr hellgrünen Strich.
Mit einer Mohshärte von etwa 4 gehört Bellingerit zu den mittelharten Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Fluorit leicht mit einem Taschenmesser ritzen lassen.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Bellingerit im Kupfertagebau Chuquicamata in der Atacama-Wüste (Antofagasta) im Norden Chiles. Wissenschaftlich beschrieben wurde das Mineral erstmals 1940 durch Harry Berman und Caleb Wroe Wolfe, die es nach dem deutschen Metallurgen und Generaldirektor der Chile Exploration Company, Herman Carl Bellinger (1867–1941), benannten. Dieser hatte die ersten Proben des Minerals entdeckt und möglicherweise auch beschrieben.[5]
Das Typmaterial des Minerals wird an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts) in den USA unter Katalog-Nr. 95026 aufbewahrt.[2]
Klassifikation
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Bellingerit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Iodate“, wo er zusammen mit Salesit die unbenannte Gruppe IV/L.02 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Bellingerit ebenfalls in die Abteilung der „Iodate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Iodate ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.KC.05 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Bellingerit dagegen in die Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung der „Iodate - wasserfreie und wasserhaltige“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 21.01.03 innerhalb der Unterabteilung „Iodate - wasserfreie und wasserhaltige mit verschiedenen Formeln“ zu finden.
Kristallstruktur
Bellingerit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 7,26 Å; b = 7,95 Å; c = 7,86 Å; α = 105,1°; β = 92,9° und γ = 96,9° sowie eine Formeleinheit pro Elementarzelle.[1]
Eigenschaften
Das Mineral ist schwach löslich in heißem Wasser, aber leicht löslich in verdünnter Salzsäure[5]
Bildung und Fundorte
Bellingerit bildet sich sekundär als Aderfüllung in massivem Quarz in porphyrischen Kupfer-Lagerstätten, wo er in Paragenese mit Leightonit und Gips auftritt.
Bisher (Stand 2015) konnte Bellingerit nur an seiner Typlokalität Chuquicamata-Mine in Chile entdeckt werden.[6]
Siehe auch
Literatur
- Harry Berman, Caleb Wroe Wolfe: Bellingerite, a new mineral from Chuquicamata, Chile. In: American Mineralogist Band 25 (1940), S. 505–512 (PDF 436,3 kB)
- S. Ghose, C. Wan: Structural chemistry of copper and zinc minerals. II. Stereochemistry of copper(II) and iodine(V) in bellingerite, 3Cu(IO3)2·2H2O In: Acta Crystallographica Band 30 (1974), S. 965–974
Weblinks
- Mineralienatlas:Bellingerit (Wiki)
- RRUFF Database-of-Raman-spectroscopy – Bellingerite
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Bellingerite
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 282.
- ↑ a b c d Bellingerite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 67,5 kB)
- ↑ Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8 (Erstausgabe: 1891).
- ↑ Webmineral - Bellingerite
- ↑ a b c d e f g Mindat - Bellingerite
- ↑ Fundortliste für Bellingerit beim Mineralienatlas und bei Mindat