Benutzer:44Pinguine/Stapp-Verlag
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Stapp Verlag Berlin | |
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Rechtsform | Personengesellschaft |
Gründung | 1953 |
Auflösung | 2017 |
Auflösungsgrund | Tod des Inhabers |
Sitz | Berlin, Deutschland |
Leitung | Wolfgang Stapp |
Stand: Juli 2022 |
Der Stapp-Verlag (Eigenschreibweise Stapp Verlag) wurde 1953 von Wolfgang Stapp (1927–2017) in Berlin gegründet. Der erste Verlagssitz befand sich am Hindenburgdamm[1], später in Berlin-Tiergarten, Lützowstraße. Er hatte sich auf die Herausgabe von Regionalliteratur (Preußen, Brandenburg, Berlin) spezialisiert.
Der Verleger
Wolfgang Stapp wurde als Sohn des Philosophen und Oberregierungsrates Carl Stapp, Beamter in der Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft, und seiner musisch vorgebildeten Frau in Steglitz bei Berlin geboren.[2] Als er nach dem Zweiten Weltkrieg seine wegen Kriegsdienst unterbrochene Schulausbildung fortsetzen konnte, brachte ihm sein Deutschlehrer das genaue und kritische Bücherlesen nahe. Der Lehrer hatte unter anderem die in der NS-Zeit verbotenen Bücher von Bertolt Brecht, Carl Zuckmayer oder Thomas Mann versteckt, die er nun interessierten Schülern bei sich vorlas. So weckte er Stapps Interesse am Buchwesen, der nach dem Abitur eine Ausbildung zum Verlagsbuchhändler machte, um dann ein Studium beginnen zu können. Als erstes bekam er vom Verlagsleiter das Brecht-Manuskript Songs aus der Dreigroschenoper zur Korrektur. Wolfgang Stapp musste zahlreiche Rechtschreib- und Grammatikfehler ausbessern und verabredete sich anschließend mit dem Dichter, der im notdürftig hergerichteten Hotel Adlon logierte. Brecht besah sich die Korrekturen kommentarlos, beschwerte sich jedoch anschließend beim Verlagsdirektor über den Nazi-Jüngling. Die Korrekturen wurden für die Drucklegung aber übernommen.[3]
Im Jahr 1949 begann Wolfgang Stapp ein Studium der Germanistik an der Freien Universität. Das Studium musste er mit Nebentätigkeiten selbst finanzieren, da er keinerlei finanzielle Unterstützung vom Vater erhielt. So wurde Stapp für mehrere Verlage Handelsvertreter im Gebiet zwischen Flensburg und Frankfurt am Main. Diese intensive Tätigkeit mit Büchern veranlasste ihn, im Jahr 1953 seinen eigenen Verlag zu gründen, Eintrag im Handelsregister des Amtsgerichts Charlottenburg unter HRB 80947 B. Als erstes brachte er seinen Berlin-Kalender mit Schwarz-Weiß-Fotografien von Fritz Eschen heraus, der wider Erwarten ein Verkaufserfolg wurde. So folgten ab 1962 bald weitere Veröffentlichungen über Berlin und über die Mark Brandenburg. [3]
Wolfgang Stapp war neben seinem eigenen Verlagsleiter bald auch Leiter der Werbeabteilung des Fischer-Verlages. In dieser Eigenschaft organisierte er Lesungen und begleitete die Autoren, unter anderem Paul Celan, Luise Rinser und Hilde Domin.[3] Zudem war er Mitglied der 1990 ins Leben gerufenen Theodor Fontane Gesellschaft, Gründer des Freundeskreises der Stadtbibliothek Steglitz-Zehlendorf sowie Gründer der Stapp-Stiftung. Auch im Vorstand der Korporation Berliner Buchhändler war Stapp aktiv.[4]
In seinem Eigenverlag erschienen insgesamt 24 Wanderbücher, er etablierte die Reihe Preußische Köpfe (30 Bände)[5], veröffentlichte die kleinen gefragten Büchlein Französisch im Berliner Jargon[6] und Jiddisch im Berliner Jargon[7] sowie später die Reihe Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke. Die Buchverkäufe ernährten ihn und seine Familie bis zu seinem Tod. Insgesamt werden 241 Buchtitel unter dem Verlagskennzeichen aufgelistet. Neben Bucheditionen machte Wolfgang Stapp Stadtführungen in Berlin und setzte sich für regionale Belange ein. Fünfundzwanzig Jahre war er auch ehrenamtlicher Erster Vorsitzender des Vereins Ferienhäuser des deutschen Buchhandels.[3][8][4]
Stapp hatte den Verlag im Jahr 2001 an die Kupfergraben-Verlagsgesellschaft verkauft[9], ihn aber als Verlagsmantel 2005 zurückerworben[10] und wiederbelebt. Im August 2007 übertrug er die Verlagsleitung an Norbert Jaron.[11] Danach gab er noch weitere fünf Bücher heraus.[12] Aber der Verlag wurde nach Stapps Tod aufgelöst, es gab keinen Nachfolger, auch keinen anderen Verleger, der die Programme fortsetzen wollte.
Im Jahr 2007 verlieh ihm der Verein für die Geschichte Berlins für sein verlegerisches Lebenswerk die Fidicin-Medaille in Silber.[13]‘ Auch außerhalb Berlins, beispielsweise im Verein historisches Paretz, wurde Stapps Engagement zur Verbreitung Brandenburger Geschichte wohlwollend zur Kenntnis genommen, der Verein hatte ihn zum Ehrenmitglied ernannt.[14]
Autoren und Titel (Auswahl)
- Werner Beyme: Carl Friedrich von Beyme. (= Preußische Köpfe. Politik )[15]
- Beate Boelsche: Wanderungen im Kreis Brandenburg[16]
- Alfred Bürkner: Friedenau[17]
- Gustav Erdmann: Das Gerhart-Hauptmann-Museum Erkner
- Ulla Galm: August Borsig. (=Preußische Köpfe. Industrie)
- Ewald Harndt
- Wichard Graf Harrach: Auguste Fürstin von Liegnitz. (=Preußische Köpfe)
- Rainer Höying, Heinz Ohff, Christian Chruxin:
Berlin auf den zweiten Blick.[15] - Christa Jankowski: Brandenburg. Nicht nur Sand und Heide
- Johannes Jankowski: Brandenburg. Nicht nur Sand und Heide
- Ingrid Heinrich Jost: Adolf Glasbrenner. (=Preußische Köpfe)
- Elvira Kühn, Michael Magerkord, Axel Witte:
Unterwegs in der Mark Brandenburg - Gertrud Mander: Königin Luise. (=Preußische Köpfe.)[15]
- Andreas Nachama: Jiddisch im Berliner Jargon oder Hebräische Sprachelemente im deutschen Wortschatz[18]
- Johannes C. Prittwitz: Wanderbuch der Mark Brandenburg
- Wolfgang Ribbe: Kleine Berlin-Geschichte
- Norbert Ritter: Berlin Wanderbuch III. 14 Wanderungen durch das
östliche Berlin.[15] - Hans Scholz: Wanderungen und Fahrten in der Mark Brandenburg, 11 Bände[19]
- Gustav Sichelschmidt: Ernst Moritz Arndt. (=Preußische Köpfe)[15]
- Cornelius Steckner: Museum Friedhof. Bedeutende Grabmäler in Berlin.[15]
- Kurt Steinkraus: Jeliebtet Berlin. Mein kleena Hund heißt Max.[15]
- Wolfgang Stresemann: Philharmonie und Philharmoniker[15]
- Judith Uhlig: Köpenick[15], Treptow
- Eva Ziebura: Prinz Heinrich von Preußen. (=Preußische Köpfe)[15],
Kein Mitleid mit den Frauen[12]
Weblinks
- Weitere Autoren und Buchtitel des Stapp-Verlages
- Heimatverbundener Verleger auf Fontanes Spuren., B.Z., 7. November 2017. (Ganzer Artikel ist kostenpflichtig.)
- Traueranzeige für Wolfgang Stapp, geschaltet von der Familie im Tagesspiegel
Einzelnachweise
- ↑ Stapp, W. In: Berliner Adreßbuch, 1962, Teil IV, S. 441 (Branchenadressbuch).
- ↑ Stapp, Dr. Carl, Ob.reg.rat. In: Berliner Adreßbuch, 1930, Teil I.
- ↑ a b c d Tatjana Wulfert: Wolfgang Stapp im Der Tagesspiegel
- ↑ a b Christian Sprang: Wie eine Figur aus Fontanes Romanen, Wolfgang Stapp, Nachruf im Börsenblatt des Dt. Buchhandels, abgerufen am 16. Juli 2022.
- ↑ Pressemitteilung der Stadtbibliothek: Ankündigung einer Ausstellung Berlin gestern und heute mit den Büchern des Stapp-Verlages; Januar 2008. Abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ Französisch im Berliner Jargon, www.weltbild.de.
- ↑ Jiddisch im Berliner Jargon.
- ↑ Stapp-Verlag auf berlingeschichte.de Abruf am 15. Juli 2022.
- ↑ Stapp Verlag oder Kupfergrabenverlagsgesellschaft mbH in Das Örtliche, abgerufen am 16. Juli 2022.
- ↑ Handelsregisterbekanntmachung, 2005.
- ↑ Änderung des Rechtsverhältnisses vom Stapp-Verlag, Bekanntmachung im Berliner Handelsregister August 2017.
- ↑ a b 13.02.2007: Wolfgang Stapp (80), abgerufen am 16. Juli 2022.
- ↑ Empgänger der ‚Fidicin-Medaille, geordnet nach Verleihungsjahr, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ Verein historisches Paretz, abgerufen am 17. Juli 2022.
- ↑ a b c d e f g h i j Angebote von Buchtiteln aus dem Stapp-Verlag.
- ↑ B. Boelsche: Wanderungen im Kreis Brandenburg.
- ↑ Friedenau aktuell. Stierstraße mit Hintergrundinfos zu Wolfgang Stapp.
- ↑ Jiddisch im Berliner Jargon auf www.zvab.com.
- ↑ Hans Scholz' Veröffentlichungen im Stapp-Verlag.