Benutzer:Berlin-Jurist/Volkspartei

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Volkspartei bezeichnete ursprünglich eine Partei, die - aus unterschiedlichen Gründen - in Opposition zur Aristokratie stand. Heute bezeichnet man mit Volkspartei eine politische Partei, die den Anspruch erhebt, das Staatsvolk oder einen großen Teil des Volkes und seine Interessen zu vertreten. Es gibt verschiedene Parteien unterschiedlichster Couleur und Ideologie, die sich als Volkspartei bezeichnen oder definieren, manchmal auch, ohne den Begriff "Volkspartei" in ihrem Namen zu verwenden.

Gemäßigte demokratische Massenparteien

Heute werden in pluralistisch-demokratischen Staaten unter Volkspartei meistens große und einflussreiche politische Parteien mit bürgerlichem Charakter verstanden, bzw. solche mit dem Anspruch, "für alle wählbar" zu sein und keine spezifische Interessenpolitik für eine bestimmte Schicht oder Klasse der Bevölkerung zu betreiben. Im allgemeinen Verständnis werden solche Volksparteien oft unterschieden nach ihrer politischen Ausrichtung, zum Beispiel als eher konservativ, eher liberal oder eher fortschrittlich bzw. progressiv. In der Bundesrepublik Deutschland gelten in diesem Sinn sowohl die großen Parteien CDU, CSU (eher als konservativ verstanden) als auch SPD (eher als fortschrittlich verstanden) als Volksparteien. Die SPD legte mit dem Godesberger Programm 1959 ihren Anspruch ab, insbesondere die Interessen der Arbeiter zu vertreten, und definierte sich selbst in ihrem Selbstverständnis seither als Volkspartei. In den neuen Bundesländern hat sich nach mehreren Änderungen im Parteiprogramm inzwischen auch Die Linkspartei.PDS vom Stimmenanteil als Volkspartei links der SPD etabliert, obwohl selbst der "rechte", sprich gemäßigte Flügel nicht als gemäßigt anzusehen ist, da er sich auf den Sozialismus beruft, welcher weit links der Mitte steht, so dass man ihn, falls überhaupt demokratisch, keinesfalls als "gemäßigt demokratisch" ansehen kann. Hingegen solche Äußerungen vom linken, allerdings auch weniger funktionalen Flügel, wie welche, dass die Mauer ein "Notwendiges Übel" gewesen sei, oder die DDR wäre der bessere Staat als die BRD gewesen, machen eine solche Bezeichnung für die Linke erst recht undenkbar.

In Italien z.B. galt bis zum Zusammenbruch des dortigen alten Parteiensytems am Anfang der 1990er Jahre neben der chistdemokratischen Democrazia Cristiana und der sozialdemokratischen Partito Socialista Italiano auch die mitgliederstärkste Kommunistische Partei Westeuropas, die Partito Comunista Italiano als Volkspartei. Bereits im Lauf der 1960er Jahre hatte sie sich mit der der Theorie des Polyzentrismus mit der pluralistischen Demokratie in Italien arrangiert und sich für breitere Wählerschichten geöffnet, bevor sie sich ähnlich wie in Frankreich die Parti communiste français nach dem Prager Frühling dem Eurokommunismus zugewandt hatte, der sich von den Kommunistischen Staatsparteien des "real existierenden Sozialismus" in den Staaten des damaligen Ostblocks zunehmend abwandte.

In den USA gelten die großen Parteien Demokratische Partei (eher sozialdemokratisch, trotz des amerikanischen Begriffs "liberal") und Republikanische Partei (eher konservativ) als bürgerliche Volksparteien.

Ein weiterer Aspekt ist die Mitgliederstruktur: Volksparteien sollten eine breite Mitgliederbasis haben, in der möglichst viele sozialen Schichten der Bevölkerung vertreten sind. In der CDU/CSU trat für manche Kritiker der Wandel von der Honoratiorenpartei zur Volkspartei erst in den 70er Jahren ein und war wesentliche Voraussetzung für den Wahlsieg Helmut Kohls von 1983.

Siehe auch: Volkspartei (Parteityp)

Sozialistisch-kommunistische Parteien, Organisationen oder Bewegungen

In einem anderen Sinn wird der Begriff Volkspartei für einige revolutionär-kommunistisch orientierte Parteien verwendet (vgl. Liste der Kommunistischen Parteien), so zum Beispiel für die Kommunistische Partei in Kambodscha CPP, eine Abkürzung für die aus dem Englischen übersetzte "Cambodian Peoples Party" (Kambodschanische Volkspartei); oder auch für die über 70 Jahre in der Mongolei von 1924 bis 1996 und erneut seit 2000 unter pluralistisch-demokratischen Strukturen regierende Mongolische Revolutionäre Volkspartei (MRVP). In solchen und weiteren kommunistisch-sozialistischen Parteien wird Bezug auf das Volk (im engeren Sinn die Arbeiterschaft bzw. Arbeiterklasse oder das Proletariat) als antikapitalistische revolutionäre Kraft genommen. Mit dem sozialistischen und kommunistischen Volksverständnis verwandte Begriffe von Interessengruppierungen, Parteienkoalitionen und Bewegungen sind beispielsweise "Volksfront" oder "Volksbefreiungsbewegung". Volksfront in diesem Sinne bezeichnet im Wesentlichen ein Bündnis verschiedener vor allem links ausgerichteter Parteien, vereinzelt auch mit bürgerlichen Parteien.

Volksbefreiungsbewegungen bezeichnen oft kommunistisch orientierte antiimperialistische Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen in einigen Entwicklungsländern, die sich meist aus dem illegalen Untergrund, zum Beispiel während der Kolonialzeit des 20. Jahrhunderts in einigen Ländern des Trikont, entwickelt hatten und zur Durchsetzung der Interessen der Volksmehrheit gegen die manchmal oligarchisch herrschende Oberschicht oft auch auf die militante Form des Guerillakampfes zurück griffen.

Sowohl Volksfrontkoalitionen als auch Volksbefreiungsbewegungen gelangten im Lauf des 20. Jahrhunderts teils durch revolutionäre Umstürze und auch Bürgerkriege, teils durch demokratische Wahlen in mehreren Staaten an die Regierung. Beispiele finden sich in Spanien, Frankreich, Chile, Algerien, Nicaragua und anderen Staaten.

siehe auch: Kommunistische Partei, Sozialistische Partei

Einige Parteien, die den Begriff im Parteinamen verwenden bzw. verwendeten

Es gibt jedoch auch Parteien und Bewegungen mit dem Namen Volkspartei, deren Stimmenanteil relativ gering ist, zum Beispiel die PP in Portugal.

Siehe auch