Benutzer:Einsamer Schütze/Atlas der Megalithgräber Deutschlands

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Der Atlas der Megalithgräber Deutschlands ist ein dreibändiges, archäologisches Werk von Ernst Sprockhoff zur Inventarisierung und Typologisierung der Großsteingräber im Norden des Deutschen Reichs.

Mitarbeiter

Aufbau

Der Atlas ist in drei Bände mit je zwei Teilbänden (ein Text- und ein Atlasband) untergliedert. Band 1 behandelt die Großsteingräber Schleswig-Holsteins (einschließlich Lübeck), Band 2 die Gräber des Landes Mecklenburg sowie der preußischen Provinzen Brandenburg und Pommern und Band 3 die Gräber Niedersachsens (einschließlich einiger Gräber, deren Standorte heute auf dem Gebiet Hamburgs und Bremerhavens liegen) und Westfalens.

Die Textbände weisen folgende Gliederung auf:

  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • Katalogteil mit vorangestellter Übersichtskarte der Landkreise
  • Literaturverzeichnis
  • Abbildungsnachweis
  • Ortsregister
  • Beilagen mit genauer Lageangabe aller nummerierten Gräber auf Ausschnitten von Messtischblättern
  • Tafeln mit Fotos sowie historischen Gemälden und Zeichnungen ausgewählter Gräber

Die Sortierung der Gräber erfolgt grob von Norden nach Süden und von Westen nach Osten. Die Gräber sind nach den in den 1930er Jahren existierenden Landkreisen geordnet, in Niedersachsen zusätzlich noch nach den Regierungsbezirken. Die Katalogteile weisen somit folgende Gliederung auf:

Teil 1: Schleswig-Holstein Teil 2: Mecklenburg – Brandenburg – Pommern
Pt seit 1945 teilweise polnisch
P seit 1945 polnisch
Teil 3: Niedersachsen – Westfalen

Die Atlasbände enthalten Zeichnungen der nummerierten Gräber, meist im Maßstab 1:100, in wenigen Fällen auch 1:200. Für alle Gräber ist ein Grundriss des von Sprockhoff vorgefundenen Befunds vorhanden, bei dem in verschiedenen Graustufen zwischen Wandsteinen, Decksteinen und Steinen unklarer Zuordnung unterschieden wird. Hinzu kommen, sofern möglich, ein Querschnitt der Grabkammer und eine zeichnerische Ansicht des Grabes sowie in sepia eine Rekonstruktion des ursprünglichen Grundrisses.

Kritik

Die Datierung der verschiedenenen Bautypen basiert auf evolutionistischen Annahmen, die auf die zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehen; eine Datierung etwa mit C14 war noch unbekannt.[1] Heute bieten sich für die Typologisierung aktuellere Systeme an.[2]

Vergleichbare Projekte

Albert Egges van Giffen dokumentierte 1918 alle 54 damals noch erhaltenen Großsteingräber in den Niederlanden. 1925 publizerte er das dreibändige Werk De Hunebedden in Nederland.[3] Van Giffens Nummerierungssystem mit einem Anfangsbuchstaben für die Provinz gefolgt von einer fortlaufenden Nummer findet noch heute Verwendung.

In Spanien und Portugal arbeiteten Georg und Vera Leisner mehrere Jahrzehnte an einem Verzeichnis der dortigen Gräber. 1943 erschien der erste Band zum Süden der iberischen Halbinsel,[4] ein zweiter Band zum Westen erschien in vier Lieferungen zwischen 1956 und 1998.[5]

In Irland unternahm William Copeland Borlase bereits im 19. Jahrhundert den Versuch einer vollständigen Dokumentation aller megalithischen Grabanlagen des Landes. 1897 veröffentlichte er sein dreibändiges Werk The Dolmens of Ireland, their Distribution, Structural Characteristics, and Affinities in Other Countries.[6] Ein weiterer Versuch einer Gesamtaufnahme erfolgte mit dem Werk Survey of the Megalithic tombs of Ireland, das von Ruaidhrí de Valera und Seán Ó Nualláin begonnen wurde. Zwischen 1961 und 1982 erschienen vier Bände.[7] Nach de Valeras Tod setzte Ó Nualláin die Arbeit alleine fort und publizierte 1989 einen fünften Band.[8] Ein sechster Band wurde 2002 von Eammon Cody vorgelegt.[9] Die Bände decken 17 der 28 Counties der Republik Irland ab.

Siehe auch

Literatur

Ausgaben

  • Ernst Sprockhoff: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 1: Schleswig-Holstein. Rudolf-Habelt Verlag, Bonn 1966.
  • Ernst Sprockhoff: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 2: Mecklenburg – Brandenburg – Pommern. Rudolf-Habelt Verlag, Bonn 1967.
  • Ernst Sprockhoff: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 3: Niedersachsen – Westfalen. Aus dem Nachlass herausgegeben von Gerhard Körner. Rudolf-Habelt Verlag, Bonn 1975, ISBN 3-7749-1326-9.

Rezensionen

  • Hermann Behrens: Ernst Sprockhoff, Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 3: Niedersachsen-Westfalen. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 61, 1977, S. 161–162 (Online).
  • Hans Hingst: Sprockhoff, Ernst: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte. Band 36, 1967, S. 219–220 (Online).
  • Dieter Kaufmann: Sprockhoff, Ernst: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte. Band 37, 1968, S. 190–191 (Online).
  • Elisabeth Schlicht: Ernst Sprockhoff, Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 3: Niedersachsen – Westfalen. In: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte. Band 44, 1975, S. 395–397 (Online).

Sonstiges

Weblinks

Commons: Einsamer Schütze/Atlas der Megalithgräber Deutschlands – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Typologie norddeutscher Megalithgräber.
  2. M. Furholt, D. Mischka, K. Rassmann, G. Schafferer: MegaForm – Ein Formalisierungssystem für die Analyse monumentaler Baustrukturen des Neolithikums im nördlichen Mitteleuropa. In: Journal of Neolithic Archaeology 12 (2010)
  3. Albert Egges van Giffen: De Hunebedden in Nederland. 3 Bände, Oosthoek, Utrecht 1925.
  4. Georg Leisner, Vera Leisner: Die Megalithgräber der Iberischen Halbinsel. Der Süden. Römisch-Germanische Forschungen, Band 17. Verlag von Walter de Gruyter & Co., Berlin 1943.
  5. Georg Leisner, Vera Leisner: Die Megalithgräber der Iberischen Halbinsel. Der Westen. Madrider Forschungen, Band 1, 1. Lieferung. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1956; Georg Leisner, Vera Leisner: Die Megalithgräber der Iberischen Halbinsel. Der Westen. Madrider Forschungen, Band 1, 2. Lieferung. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1959; Vera Leisner: Die Megalithgräber der Iberischen Halbinsel. Der Westen. Madrider Forschungen, Band 1, 3. Lieferung. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1965; Vera Leisner, Philine Kalb: Die Megalithgräber der Iberischen Halbinsel. Der Westen. Madrider Forschungen, Band 1, 4. Lieferung. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1998, ISBN 3-11-014907-9.
  6. William Copeland Borlase: The Dolmens of Ireland, their Distribution, Structural Characteristics, and Affinities in Other Countries; together with the folk-lore attaching to them and traditions of the Irish people. 3 Bände, Chapman & Hall, London 1897 (Online).
  7. Ruaidhrí de Valera, Seán Ó Nualláin: Survey of the Megalithic tombs of Ireland. 1. County Clare. Stationery Office, Dublin 1961 (PDF (Textband); 13 MB); Ruaidhrí de Valera, Seán Ó Nualláin: Survey of the Megalithic tombs of Ireland. 2. County Mayo. Stationery Office, Dublin 1964 (PDF (Textband); 15,9 MB, PDF (Tafelband); 7,9 MB); Ruaidhrí de Valera, Seán Ó Nualláin: Survey of the Megalithic tombs of Ireland. 3. Counties Galway, Roscommon, Leitrim, Longford, Westmeath, Laoighis, Offaly, Kildare, Cavan. Stationery Office, Dublin 1972 (PDF (Textband); 17,9 MB, PDF (Tafelband); 4,8 MB); Ruaidhrí de Valera, Seán Ó Nualláin: Survey of the Megalithic tombs of Ireland. 4. Counties Cork, Kerry, Limerick, Tipperary. Stationery Office, Dublin 1982 (PDF (Textband); 14,9 MB, PDF (Tafelband); 8,1 MB).
  8. Seán Ó Nualláin: Survey of the Megalithic tombs of Ireland. 5. Countiy Sligo. Stationery Office, Dublin 1989, ISBN 0-7076-0080-4 (PDF (Textband); 16,2 MB, PDF (Tafelband); 9,4 MB).
  9. Eammon Cody: Survey of the Megalithic tombs of Ireland. 6. Countiy Donegal. Stationery Office, Dublin 2002, ISBN 0-7557-1248-X (PDF (Teil 1); 20,1 MB, PDF (Teil 2); 20,3 MB, PDF (Teil 3); 23,4 MB, PDF (Teil 4); 17,9 MB, PDF (Teil 5); 19,8 MB, PDF (Teil 6); 23 MB, PDF (Teil 7); 20,4 MB, PDF (Teil 8); 16,3 MB, PDF (Teil 9); 13 MB).