Benutzer:Masturbius/Poncke Princen

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Johan Cornelis Princen (besser bekannt als: Poncke Princen) (* 21. November 1925 in Den Haag; † 22. Februar 2002 in Jakarta) war ein niederländischer Deserteur, indonesischer Guerillero, Abgeordneter im indonesischen Parlament, Politischer Gefangener und international anerkannter Menschenrechtler.

Princen ist eine in den Niederlanden umstrittene Person. Während konservative Kreise ihn als Verräter verurteilen, wird er von der linken Seite als Freiheitsheld verehrt.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Princen hatte drei Geschwister. Seine Eltern waren Freidenker. Trotzdem besuchte er infolge des Einflusses seiner Großeltern mütterlicherseits ab 1939 ein Katholisches Priesterseminar in Weert, wurde aber nicht zum Priester geweiht. Auch sein jüngerer Bruder Kees studierte an diesem Seminar. Die Brüder blieben zeitlebens in Kontakt.

Deutsche Gefangenschaft, Befreiung und Militärdienst

Zum Zeitpunkt des deutschen Überfalls war Princen noch Student am Priesterseminar. Er wurde 1943 von den Besatzern verhaftet, als er versuchte über das neutrale Spanien nach Großbritannien zu gelangen, um sich dort bei den Truppen der Alliierten zu melden. Zu Beginn des Jahres 1944 wurde Princen für die versuchte Unterstützung des Feindes verurteilt und in das berüchtigte Lager von Vught überstellt. Nach dem D-Day wurde der damals 18-Jährige in ein Gefängnis der Wehrmacht in Utrecht verlegt, wo er durch Mitgefangene das in den Niederlanden populäre Buch „Pastoor Poncke“ von Jan Eekhout kennen lernte. Princen wurde später unter dem Namen Poncke bekannt und behielt diesen Spitznamen zeitlebens. Nach folgenden Verlegungen in verschiedene Konzentrationslager und Gefängnisse wurde der Häftling im Frühjahr 1945 von den Alliierten befreit. Unmittelbar danach meldete sich Poncke bei der Nederlandse Krijgsmacht (Niederländische Streitkräfte) und diente bei dem Stoottroepen Regiment Brabant. In dieser Zeit arbeitete er auch für das neu gegründete Bureau voor Nationale Veiligheid, dem Vorläufer des niederländischen Geheimdienstes Algemene Inlichtingen- en Veiligheidsdienst. Zu den damaligen Aufgaben der Behörde gehörte neben der Jagd auf Kollaborateure und Kriegsverbrecher auch die Beobachtung der Nationalisten aus den Kolonien.

Soldat im Kolonialkrieg

Im März 1946 wurde Princen in die Koninklijk Nederlandsch-Indisch Leger (Königlich Niederländische Indische Armee) einberufen. Die Regierung versuchte die indonesischen Unabhängigkeitsbestrebungen einzudämmen und verstärkte die Kolonialtruppen weiter. Sie griff dabei neben den von der Verfassung der Niederlande vorgeschriebenen Freiwilligen erstmals auch auf Einberufungen zurück.

Princen war nicht bereit, in diesem Kolonialkrieg, der offiziell als "Polizeiaktion" bezeichnet wurde, zu kämpfen und setzte sich nach Frankreich ab. Als er seine erkrankte Mutter besuchen wollte, wurde er von der Koninklijke Marechaussee (Nationalpolizei) aufgegriffen und in Schoonhoven inhaftiert. Princen wurde am 28. Dezember 1946 an Bord des Truppentransporters MS Sloterdijk nach Niederländisch-Indien verschifft. Er sollte sein Geburtsland erst mehrere Jahrzehnte später wieder betreten. An Bord des selben Transportschiffes befand sich ebenfalls der junge Kommunist Piet van Staveren. Auch Staveren lief später zu den Rebellen über. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass die beiden Männer jemals einander begegnet sind.

Nach der Ankunft in Ostindien wurde Princen wegen Desertion angeklagt und am 22. Oktober 1947 zu einer Gefängnisstrafe von 12 Monaten verurteilt. Nach einer viermonatigen Haft in dem Gefangenlager Tjisaroea wurde er vorzeitig entlassen und erneut zum Militärdienst gezwungen. In den folgenden Kampfeinsätzen erlebte Princen den überheblichen Rassismus seiner Kameraden und wurde Zeuge mehrerer blutiger Zwischenfälle.

Im Januar 1948 vermittelten die Vereinten Nationen einen fragilen Waffenstillstand zwischen dem Königreich und der Republik. Die Kolonialmacht nutzte die Atempause zur Vorbereitung der endgültigen Entscheidung. In dieser Situation traf Princen den sicherlich schwersten Entschluss seines Lebens, als er am 25. September 1948 bei Sukabumi die Demarkationslinie überschritt und zu den Insurgenten überlief. Er erreichte Yogyakarta, die damalige Hauptstadt der Republik, wo er von indonesischen Sicherheitskräften inhaftiert wurde.

Rebell im Kolonialkrieg

Im Dezember 1948 versuchte die Kolonialmacht die lästige Republik mit einem Enthauptungsschlag endgültig zu beseitigen. Bei der Operation Kraai, die auch als "Zweite Polizeiaktion" bezeichnet wird, besetzten 80.000 niederländische Truppen fast ganz Java und große Gebiete im Osten Sumatras. Die Republik konnten trotz deutlich höherer Mannstärke gegen die modern gerüsteteten Invasoren und vor allen Dingen deren Luftstreitkräfte nicht viel ausrichten. Niederländische Fallschirmjäger eroberten die Hauptstadt im Handstreich und nahmen neben mehreren Ministern insbesondere Präsident Achmed Sukarno und Vizepräsident Mohammad Hatta gefangen. Als Yogyakarta fiel, wurde dem Häftling Princen das Angebot gemacht, sich den Tentara Nasional Indonesia, den Streitkräften Indonesiens, anzuschließen. Princen entschied sich für die Republik.

In der folgenden Zeit kämpfte Princen im Guerillakrieg der freien Zonen im Inneren Javas gegen die Niederländer. Princen war offensichtlich an direkten Kampfhandlungen beteiligt. In einem späteren Interview bestätigte er, dass er persönlich niederländische Soldaten getötet hat.[1] Princen wurde schnell international bekannt. In seinem Geburtsland galt er als berüchtigter Verräter. So wurde ihm vorgeworfen, dass er als Lockvogel Soldaten in Hinterhalte gelockt hätte. Ein niederländisches Gericht verurteilte ihn in Abwesenheit zum Tode. Bei der Jagd auf den Verräter erschoss am 17. Juni 1949 eine Anti-Terror-Einheit Princens Ehefrau Odah. Der Todesschütze Henk Ulrici rechtfertigte die Tötung später mit Notwehr.[2]

Obwohl das Mutterland während der abschließenden Unabhängigkeitsverhandlungen nachdrücklich die Auslieferung des Überläufers verlangte, verlieh Präsident Sukarno am 5. Oktober 1949 Princen mit dem Bintang Gerilya den höchsten Orden der jungen Nation. Außerdem erhielt Princen die Staatsbürgerschaft der Republik Indonesien, deren Unabhängigkeit am 27. Dezember 1949 von den Niederlanden endgültig anerkannt wurde.

Abgeordneter, Dissident und Politischer Gefangener

Princen heiratete kurz nach Kriegsende erneut und konvertierte später zum Islam. Er arbeitete zwischen 1950 und 1953 für die indonesische Einwanderungsbehörde.

1956 wurde Princen Mitglied der Majelis Permusyawaratan Rakyat (Beratende Volksversammlung). Im Parlament der Republik Indonesien gehörte Princen zu den kritischen Abgeordneten. Insbesondere setzte er sich gegen die ungleiche Verteilung der nationalen Ressourcen zwischen der zentralen Insel Java und den äußeren Inseln ein. Zu dieser Zeit schränkte Präsident Sukarno die Rechte des Parlaments immer mehr ein und setzte sein Konzept der Demokrasi Terpimpin (Gelenkte Demokratie) mit Gewalt durch. Auch Princen gehörte zu den Opfern der staatlichen Willkür und verbüßte zwei Haftstrafen zwischen 1957 und 1958 bzw. zwischen 1962 und 1966.

Nach den Vorgängen des 30. September und den anschließenden Massakern 1965/66 verlor Präsident Sukarno seine Macht. Der politische Gefangene Princen wurde 1966 frei gelassen.

Princen setzte, wie nicht wenige Oppositionelle des Sukarno-Regimes, Hoffnungen auf den neuen starken Mann General Suharto und seine Orde Baru (Neue Ordnung), erkannte aber bald den korrupten Kern dessen Regimes. Princen gründete 1966 mit Lembaga Pembela Hak-Hak Azasi Manusia (Indonesisches Institut für die Verteidigung der Menschenrechte) die erste Menschenrechtsorganisation Indonesiens. Ende 1969 veröffentlichte Princen gemeinsam mit dem Journalisten Jopie Lasut detaillierte Berichte über die Massenmorde an Kommunisten und Sympathisanten während der blutigen Wirren von 1965/66. Princen und Lasut wurden infolge der Veröffentlichung in Haft genommen und verhört.

Im Januar 1974 kam es anlässlich des Staatsbesuches des japanischen Ministerpräsidenten Tanaka Kakuei zu schweren Unruhen. Princen war ein Opfer der folgenden Massenverhaftungen von Oppositionellen. Er blieb bis 1976 in Haft.

Einzelnachweise