Benutzer:Miraki/No Big Deal? Erfahrungen, Gedanken, Anregungen zur Admintätigkeit
Feedback, Meinung, Zustimmung, Widerspruch, Perspektivenwechsel, Fragen, Ärger, Unverständnis und was sonst noch möglich ist gerne auf die Rück-, sprich Diskussionsseite. Diesen Text, von der Korrektur von Flüchtigkeitsfehlern abgesehen, bitte unverändert lassen. Danke & Gruß -- Miraki (Diskussion) 09:11, 12. Feb. 2017 (CET)
Ausgangsbasis: Ziele, Selbstverständnis
Als ich im November 2014 zum Admin gewählt wurde, hatte ich zwei vorrangige Ziele: Erstens meine fachliche Kompetenz als jemand, dem Bibliotheksbesuche nicht fremd sind, der weiß, wie man wissenschaftsbasiert arbeitet und was WP:Belege für unsere Enzyklopädie bedeutet, in die Abarbeitung von Löschdiskussionen (LD) einzubringen. Dabei wollte ich meinen Beitrag leisten, diese oft affektiv aufgeladenen Auseinandersetzungen in der „Löschhölle“ zu versachlichen. Zweitens beim weiteren Kerngeschäft der Admintätigkeit, der Abarbeitung von Vandalismusmeldungen (VM), mitzuwirken. Schließlich war es in meinem Berufsleben als Pädagoge und Historiker über Jahrzehnte ein Teil meiner Arbeit, ohne zu beschönigen oder die Probleme klein zu reden, integrierend zu wirken, und zwar in/an ganz verschiedenen kommunikativen und sozialen Orten/Situationen, etwa bei Fortbildungen für ältere Schüler zu deren Qualifikation als Streitschlichter oder bei meiner Mitarbeit im Personalrat. Da ich davon ausging, nach meiner Pensionierung noch nicht der Demenz verfallen zu sein, war ich guten Mutes im genannten Sinne auch bei Wikipedia positiv wirken zu können. Dass ich Fehler machen würde und dazu lernen wollte, war mir bewusst. Aber da gab es ja noch viele, viele Adminkollegen, die mir bei diesem Prozess helfen würden, nahm ich an. So groß könnte die Last, halbwegs solidarisch auf einer dreistelligen Zahl von Schultern verteilt, wohl nicht sein.
Mir war zwar klar, dass sich weniger als die Hälfte der damals noch nominell fast 250 Admins – aktuell sind es deutlich weniger als 200 – den Kerngeschäften Vandalismusmeldungen und Löschdiskussionen widmen. Mir war aber absolut nicht klar, dass es realiter noch sehr viel weniger, nur etwa zwei Dutzend Kollegen/innen waren/sind, die in diesen beiden zentralen Feldern administrativen Handelns einigermaßen regelmäßig aktiv werden.
Meine im Folgenden skizzierten Erfahrungen und Gedanken zur Admintätigkeit wechseln vom Präsens ins Präteritum, vom Indikativ in den Konjunktiv – und umgekehrt. Dies und andere möglicherweise als Inkonsistenzen aufgefasste Wiederholungen, subjektive Gewichtungen, Auslassungen, Sprünge, Vermischung von Erfahrungen, Gedanken und Anregungen erlaube ich mir einfach mal. Ebenso die generalisierende maskuline Form „der Admin“ / „der Leser“ usw., obwohl natürlich auch die (zahlenmäßig wenigen) Administratorinnen… mitgemeint sind. Ja, sogar die Nichtbeantwortung der aufgeworfenen Frage „No Big Deal?“ muss der Leser ertragen. Vielleicht bieten meine Erfahrungen und Überlegungen ja nichtsdestotrotz dem ein oder anderen etwas Anregungspotential fürs Nachdenken.
Admin bei Vandalismusmeldungen
Auf dem Hintergrund des Widerspruchs der zahlenmäßig beeindruckenden Admingruppe und deren in übergroßer Mehrheit faktisch aber fehlender Aktivität auf VM entwickelten und entwickeln sich dort Szenarien bis hin zu solchen Zuspitzungen: Benutzer, die mehrere Dutzende Male angesprochen und gesperrt wurden, können bei der zweiten/dritten Sperre durch denselben Admin bei der geringen Zahl von auf VM entscheidenden Admins behaupten, dieser Admin sei ja befangen, die große Mehrheit der Admins hätte kein Problem mit seinen/ihren doch gar nicht regelwidrigen Invektiven. Weit mehr als 90 Prozent der Admins hätten nichts an ihren Verhaltensweisen auszusetzen, sie noch nie auch nur ein einziges Mal gesperrt, nur eben Admin A, B, C bzw. deren Kumpel X, Y und Z. Und Z mache das jetzt schon zum zweiten Mal. Die sollten doch erst mal ein bisschen Deeskalationsmanagement lernen statt Sheriff spielen. Das nenne ich eine Strategie des Personalisierens. Würden sich (über die Abarbeitung von Schülervandalismus hinaus) 50 oder mehr (also wenigstens ein gutes Viertel der nominellen Adminzahl) regelmäßig an den Abarbeitungen auf VM beteiligen, würde eine solche Strategie ins Leere laufen. Dann wäre auch der häufig zu hörende und an sich sinnvolle Vorschlag, man möge doch bei schwierigen Entscheidungen nach dem Mehraugenprinzip entscheiden, praktikabler. Bei nur ein, maximal zwei Dutzend einigermaßen regelmäßig VM abarbeitenden Admins, würde jedoch misstrauisch darüber gewacht, ob es mehr als einmal die gleiche Adminkonstellation gäbe, die da nach dem Mehraugenprinzip entscheidet. Es führt daher kein Weg an der Notwendigkeit vorbei, dass sich eine größere Zahl an Admins auf VM engagiert. Siehe dazu auch mein (erfolgloser) Vorstoß vom Juni 2016: VM + LD – Desiderat: Adminschwarm versus Adminpersonalisierungen.
So aber ermöglicht es die geringe Zahl der dort aktiven Admins, deren Entscheidungen auch bei differenzierter administrativer Herangehensweise in Richtung Delegitimierung zu personalisieren, zum Problem des die VM abarbeitenden Admins zu erklären. Alles kann dann „falsch“ sein: Sperren, Nichtsperren (der gegnerischen Seite), Ansprachen, Auflagen, Schließen ohne Maßnahmen zur Deeskalation – einfach alles.
Nun gibt es (mindestens) zwei grundlegend verschiedene Auffassungen von administrativer Tätigkeit auf VM. Die eine will sich im Wesentlichen auf glasklare verbale Verstöße gegen WP:KPA (PAs) beschränken, die andere den Kontext, das Reindenken in den Sachverhalt/Konflikt stärker berücksichtigen. Wenn nun Admins sich in die Sache reindenken und danach entscheiden, kommen mit Sicherheit Benutzer, die mehr als zeitnah genau das bemängeln: Sei es, indem sie den Kontext anders sehen/behaupten; sei es, indem sie skandalisieren, was der Admin da mache, habe ja etwas mit Inhalten zu tun und dafür habe der ja nun wirklich kein Mandat. Wenn Admins nach klaren PAs entscheiden (Blödmann, Depp, Idiot und andere liebliche Ausdrücke mehr) werden sie gegebenenfalls als spießig bewertet, denen es wichtiger sei, die überaus engagierten und seit gefühlten 100 Jahren bei Wikipedia vorzüglich arbeitenden Autoren X, Y und Z wegen eines allzu verständlichen kernigen Schimpfwortes zu sperren, statt den Kontext zu beachten. Ohne es aussprechen zu müssen, steckt in dieser Bewertung rühriger Kritiker natürlich die Unterstellung, wer als Admin einen PA genau angebe und sanktioniere, beachte den Kontext nicht. So schließt sich der Kreis. Schnell dahin geworfene Kritik an Admins lohnt sich, weil man sie auf verschiedenen Wiki-Bühnen öffentlichkeitswirksam in Szene setzen kann.
Wirklich fundierte rationale Kritik an administrativen Entscheidungen geht bei diesem Szenario eher unter. Was können Admins tun? Frustrationstoleranz erhöhen, sachlich begründete Kritik annehmen und bedenken, populistischen Tendenzen der Community widerstehen. Gut finde ich auch die Lösung, diese Tätigkeit auf Zeit auszuüben, wie sie schon vor längerem von Benutzer:Toter Alter Mann vorgeschlagen und von ihm selbst auch praktiziert wurde.
Admin bei Löschdiskussionen
Ähnlich die Situation bei der Abarbeitung von Löschanträgen. Es interessiert bestimmte aktive Gruppen/Benutzer nicht, ob ein Admin beispielsweise bei Artikeln zu Studentenverbindungen, um nur einen Bereich zu nennen, bei dem es unzählige angeblich alle enzyklopädisch relevante Artikel gibt, differenziert vorgeht, also bestimmte enzyklopädisch relevante Artikel auf Behalten, andere ohne Relevanz stiftende Indizien auf Löschen entscheidet. Es interessiert diese engagierten Benutzer alleine, ob ein Admin mehr als ein oder zwei Mal auf Löschen entscheidet. Wenn ja, dann wird er als in diesem Themenbereich befangener, voreingenommener Löschadmin delegitimiert. Auch hier würde eine höhere Beteiligung von Admins bei der Abarbeitung helfen. Eine Personalisierung, der böse Admin X löscht „immer“ Artikel aus dem Bereich Y, hätte keine Basis mehr.
Bei diesem zweiten Kerngeschäft administrativer Tätigkeit kommt hinzu, dass auch differenzierte, stichhaltige Lösch- und/oder Behaltensbegründungen nicht vor kampagnenartigen Versuchen schützen, die Löschprüfung grenzwertig zu bemühen, um damit gegebenenfalls auch die Relevanzkriterien (RK) aushebeln zu können – drohe doch sonst die Vernichtung wichtigen Weltwissens und die völlige Demotivierung engagierter Autoren. Die kleine Zahl (in den Augen bestimmter Interessensgruppen und einzelner, aber auf den Funktionsseiten überaus aktiver Benutzer: missliebig) entscheidender Admins wird mit diesen negativen Zuschreibungen etikettiert; Motto: Es wird schon etwas hängenbleiben.
Keine Rolle spielt dann mehr, ob das „Wissen“ der Welt, etwa fragwürdiger privater Websites oder militärhistoriographisch nicht reputabler Regimentsgeschichten, enzyklopädisch relevantes Wissen ist. Es geht hier nicht um einen vordergründig angeblich ach so produktiven Streit von „Inklusionisten“ (ein affektiv positiv besetzter Begriff) versus „Exklusionisten“ (wer möchte schon ausgrenzen?), sondern darum, ob unsere Enzyklopädie in Bereichen mit starker Lobby zum Abziehbild einschlägiger Websites und Fanliteratur wird oder ob bei Nichteinhaltung von WP:Relevanzkriterien wenigstens auf die Rezeption des Themas in WP:Belege entsprechenden Quellen geachtet wird. Ich wiederhole mich: Es ist imho dringend wünschenswert, ja erforderlich, dass eine größere Zahl von Admins, sich zur Abarbeitung von über einfachste Fälle hinausgehenden Meldungen auf VM, LD und LP durchringen kann. Oder um es mit den Worten des Adminkollegen Benutzer:Kurator71, hier zur analogen Situation auf VM bezogen, zu sagen: ich warte oft recht lange, habe aber das Gefühl, dass sich nur sehr wenige Admins an die schwierigen VMs rantrauen, finde ich ein bisschen schade. Dieser Prozess hat sich sowohl bei VM als als auch LD seither leider negativ fortgesetzt.
Admin und Inhalte bzw. NPOV
Einem Admin, der bei Löschanträgen zu Themengebieten entscheidet, von denen er etwas versteht, etwa ein Politologe oder Historiker bei zeitgeschichtlichen Artikeln, wird vorgeworfen, er könne dort nicht unbefangen entscheiden, da er ja eine bestimmte Auffassung habe und deswegen keinen neutralen Standpunkt einnehmen könne. Entscheidet er in Themenfeldern, die nicht seiner Profession entsprechen, folgt postwendend der Vorwurf, er entscheide Löschdiskussionen zu Themenbereichen, von denen er nichts verstehe, bei denen er inkompetent sei. Beide sich eigentlich widersprechende argumentative Schemata werden natürlich nur bei Bedarf eingesetzt. Bedarf heißt hier, wenn der Admin einen Artikel löscht, den der Benutzer/eine Benutzergruppe behalten will oder einen Artikel behält, den der Benutzer gelöscht haben will. Ähnlich auf VM. Wird gemeldet, dass ein Artikel per Verstöße gegen WP:Belege vandaliert wird, prüfen Admins oft nicht, ob dies der Fall ist oder nicht, sondern weisen die Meldung als angeblich rein inhaltliche und damit administrativ nicht zu entscheidende Frage zurück.
Sicher ist es richtig, dass ein Admin nicht bestimmen kann und darf, welche Fachliteratur denn nun die bessere sei, wie bestimmte Positionen daraus zu gewichten seien und anderes mehr. Aber er kann prüfen, ob z.B. wissenschaftliche Sekundärliteratur oder private Websites als Belege verwendet wurden statt wie ein scheinbarer Automat den Artikel in der angeblichen Zufallsversion zu sperren oder die Kontrahenten zu ermahnen, sich doch irgendwie zu einigen. Grundsätzlich herrscht sowohl hinsichtlich Autoren- als auch administrativer Tätigkeit bei Wikipedia das Missverständnis vor, die Einhaltung von WP:NPOV sei am besten von Autoren zu erwarten, die keinen eigenen Standpunkt zu einem Thema haben oder dann gewährleistet, wenn verschiedene Benutzer ihre Meinungen zum Artikel austauschen und man sich irgendwie in der Mitte trifft. Beides ist falsch. Wer seinen Standpunkt nicht kennt, kann auch keinen Abstand zu ihm gewinnen oder Perspektivenwechsel vornehmen, sondern hält die Umsetzung der eigenen Sichtweise und das Googeln nach „Belegen“, die diese zu bestätigen scheinen, irrtümlich für neutrale Artikelarbeit.
NPOV ist auch kein Kompromiss zwischen unterschiedlichen Sichtweisen von Wikipedianern, sondern ein Prinzip enzyklopädischen Arbeitens: WP:Belege entsprechende Literatur sichten, die dort dargestellten Sachverhalte und Positionen einigermaßen umfassend und differenziert in die Artikel einbringen. Das ist Autoren-, keine Admintätigkeit. Aber ein Admin kann auf diese Zusammenhänge immer wieder hinweisen und versuchen, so etwas wie zielführende Problemorientierung bei Konflikten in der Artikelarbeit, die in Vandalismusmeldungen münden, zu schaffen. Wer an über Schema F hinausgehenden geistigen Annäherungen an den Problemkontext von den bei Wikipedia häufig nur für die eigene Sichtweise instrumentalisierten Regularien zu dem schon verlinkten WP:NPOV oder auch WP:KTF interessiert ist, dem empfehle ich diesen einführenden Text: Benutzer:Mautpreller#Eine These.
Wiederwahlkampagnen dekoriert mit Schmähungen
Es versteht sich, dass administratives Handeln argumentativ legitimiert, diskutiert, hinterfragt werden kann, soll und muss – und Admins von der Community nicht nur gewählt, sondern auch abgewählt werden können. Wie sieht dieses Procedere in der Wikirealität aus? Wer einmal zum Admin gewählt wurde oder wird, kann dies über viele Jahre, ja Jahrzehnte, sogar lebenslang ohne weitere Wahl bleiben, sofern er keine 25 Aufforderungen zur Wiederwahl binnen eines Monats oder 50 binnen eines halben Jahres erhält. Dies sehen unsere derzeitigen Regeln, siehe Wikipedia:Adminwiederwahl, vor. Wer wenig und nur bei unstrittigen Fällen entscheidet – das heißt oft: Benutzern mit einer starken Unterstützergruppe aus dem Weg geht – bleibt lebenslang Admin, wenn er will. Sollte er mal von 25 Benutzern aus Frust über eine zu lange zurückliegende Wahl zur Wiederwahl aufgefordert werden, wird er ganz sicher und ohne Schmähungen wiedergewählt – die Community mag (zum Teil verständlich) derart erzwungene Wiederwahlen nicht.
Dagegen darf ein Admin, der bei der Abarbeitung von Löschdiskussionen oder Vandalismusmeldungen Benutzern mit Fangruppe auf die Füße tritt, sich freuen auf: Schmähungen, ja Beleidigungen auf WP:SP, WP:Adminproblem und einer sich schnell füllenden Wiederwahlseite. Hat er dann noch den Nerv, auf offener Wikipedia-Bühne der Aufforderung zur Wiederwahl Folge zu leisten und zur Kandidatur anzutreten, darf er sich zwar eine 3:1 Chance ausrechnen wiedergewählt (allerdings wurden auch kompetente Kollegen abgewählt) zu werden. Aber um den Preis sich nochmal zuspitzender Invektiven, Herabwürdigungen, ihm entgegenschlagender Aggressionen, Versuche des Lächerlichmachens und so weiter und so fort. Das alles hat er stoisch zu ertragen, würde er sich doch sonst als „uncool“ und zu „dünnhäutig“ für das Admin“amt“ outen. Vor meiner ersten Adminwahl im November 2014 schrieb mir ein Kollege und Ex-Admin, dem ich weitgehend vertraue, er sei damals mit mehr als drei Viertel Zustimmung gewählt worden, mit deutlich weniger beleidigenden Kommentaren als mittlerweile üblich und doch habe er sich auf offener Bühne wie im Scheinwerferlicht willkürlichen Kommentaren ausgesetzt gefühlt und sich nach den Glückwünschen zur gewonnenen Wahl vorgenommen, sich nie mehr in diese Situation zu begeben (er war dann nach einigen Jahren geräuschlos zurückgetreten). Ich würde seiner Ansicht nach sehr wahrscheinlich gewählt werden, aber die zu erwartenden Schmähungen auf der Wahl- statt „nur“ Diskussionsseite während der 14tägigen Adminwahl würde ich kaum einfach wegstecken können. Er hatte Recht. Als ich mich nach einer Wiederwahlkampagne im November 2015 der erneuten Wiederwahl stellte, die ebenfalls mehr als drei Viertel Zustimmung brachte, aber eben auch heftigste persönliche Angriffe, auch knallharte Beleidigungen, war mir klar – ein drittes Mal will ich mich einer solchen Situation nicht ausliefern.
Es wäre meiner Ansicht nach dringend geboten, statt dieser über viele Jahre gar nicht stattfindenden oder auch kampagnenartig herbeigeführten Wiederwahlen demokratisch legitimierte (Wieder-)Wahlen für alle Admins im Zwei- oder Drei-Jahre-Turnus durchzuführen. Dann würde die Adminarbeit eher im Lichte dessen, was der Kandidat getan oder nicht getan hat, betrachtet, Wiederwahlkampagnen eher der Wind aus den Segeln genommen und eine Vermeidungsstrategie unsinnig, die von dem Habitus geprägt ist, ich bin Admin honoris causa und ziehe solange ich hier bin das A[dmin]-Schleifchen meiner Signatur hinterher.
Dass Versuche, das bisherige Procedere durch regelmäßige Wahlen zu ersetzen, bislang nicht durchgesetzt werden konnten, liegt meines Erachtens auch an untauglichen Meinungsbildern wie diesem, das allen Ernstes diese Praxis für Wiederwahlkampagnen beibehalten wollte und nur zusätzlich(!) regelmäßige Adminwahlen zur Abstimmung stellte: Wikipedia:Meinungsbilder/Turnusmäßige Adminwiederwahlen. Möglich gemacht wird der Kampagnencharakter von Wiederwahlen auch durch die stillschweigende Tolerierung der Missachtung der dortigen, im ersten Absatz verlinkten Regel, die klar lautet: „Wenn 25 stimmberechtigte Benutzer innerhalb eines Monats oder 50 stimmberechtigte Benutzer innerhalb von sechs Monaten den Antrag unterstützen, muss der Admin sich einer Wiederwahl stellen, um seine Adminrechte zu behalten.“ Das bedeutet, dass ein Benutzer für den Zeitraum von sechs Monaten sein Votum pro Wiederwahlaufforderung abgeben kann. Häufen sich innerhalb eines Monats 25 oder binnen sechs Monaten 50 solche Voten an, muss sich der Admin zur Wiederwahl stellen. Praktisch läuft es aber so, dass eine Reihe von Benutzern ihre Stimme monatlich(!) „erneuern“ und so den Sinn der oben zitierten Bestimmung aushebeln. Denn von den nicht erreichten 50 Stimmen fürs Halbjahr werden einfach welche zu Monatsstimmen umfunktioniert.
Folge: Belastung, Demotivierung, Rückzug aktiver Admins
Ich stimme aufgrund dieser Gemengelage Benutzerin:Itti zu, auch wenn sie keine Lösung für das Problem hat und das Vorkommen zweifellos auch vorhandenen fragwürdigen administrativen Handelns ausklammert, wenn sie sagt, dass Admins, die regelmäßig Entscheidungen treffen, egal ob in der Löschdiskussion, auf Löschprüfung, Vandalismusmeldung oder Sperrprüfung, inzwischen derartig stark unter Dauerbeschuss stehen, dass sie das Handtuch werfen und die Zahl der auf VM, LD und SP tätigen Admins zunehmend schwindet: Schönwetter- und Schülervandalenadmins, ist das die Zukunft?
Benutzer:Gustav von Aschenbach trifft meines Erachtens das Problem recht gut, wenn er auf seiner Benutzerdisku von diesem eigenartigen Amt mit seiner gänzlich ungleichmäßigen, ja unsolidarischen Verteilung der Verantwortung spricht. (Zu) viele Admins tragen die Knöpfe nur honoris causa, zwecks Renommee und achten streng darauf, nur wenige und/oder völlig unverfängliche Entscheidungen zu treffen, bei denen sie engagiert offene Türen einrennen können.
Es geht darum, die Balance zu finden zwischen Selbstbestimmung von Admins in einem Freiwilligenprojekt, welche Aufgaben sie (nicht) wahrnehmen wollen und einer halbwegs solidarischen Lastenverteilung bei den eher undankbaren administrativen Arbeiten, in erster Linie bei der Abarbeitung von Vandalismusmeldungen und Löschdiskussionen. Apropos solidarische Lastenverteilung: Das ist etwas ganz anderes als administrative Kumpanei.
Persönliches Fazit
Die 22 Monate von November 2014 bis September 2016, in denen ich mich der Abarbeitung von Vandalismusmeldungen und Löschanträgen widmete, waren eine intensive, anstrengende und mehr als mir lieb war auch stressige Zeit an Admintätigkeit – nicht zuletzt weil in zu vielen Einzelfällen extrem zeitraubend. Alles in allem betrachtet durchaus sinnvoll. Sinnvoll auch deswegen, weil ich das Vertrauen vieler, vor allem an qualitativer Arbeit interessierter Autoren plus einiger Admins erfahren habe und so unsere Enzyklopädie ein Stück weit in umstrittenen Bereichen des Löschens, Behaltens, Ermutigens, Sperrens, Seitenschutzes im Interesse der Autoren einigermaßen vernünftig pflegen konnte. Deswegen bereue ich diese knapp zwei Jahre Admintätigkeit auch nicht und bin dankbar für die erhaltene Unterstützung. Ohne die Unterstützung meines leider seit Jahren nur noch wenig aktiven, nie offiziell diese Funktion innehabenden, aber faktisch überaus engagierten Mentors Benutzer:Emkaer hätte ich schon 2010 meine Autorentätigkeit beendet. Ohne ihn wäre ich der Wikipedia seit über sechs Jahren erspart geblieben und niemand müsste heute diese Zeilen lesen. Und – nicht nur, aber an erster Stelle – das Beispiel ebenso unprätentiöser wie wissenschaftsbasierter enzyklopädischer Artikelarbeit wie sachlich-argumentativen Verhaltens von Benutzer:Assayer hat mich sowohl bei meiner Artikel- als auch Adminarbeit geerdet und mir, wenn auch indirekt meine diskursiven wie fachlichen Möglichkeiten, aber auch Grenzen aufgezeigt. Ich empfehle jedem an möglichst sachlicher Herangehensweise Interessiertem, Assayers Benutzerseite zu lesen.
Doch war trotz vieler positiver Erfahrungen nach diesen knapp zwei Jahren Admintätigkeit mein Bedarf an Invektiven oder ganz direkt gesagt: Beleidigungen und Unterstellungen für regelgerechte Entscheidungen restlos gedeckt. Ebenso am Wegstecken von Stimmungsmache und Ertragen von Affekte schüren, mit denen Argumente ausgehebelt werden.
Ich konnte und wollte keine VM-Abarbeitung mehr leisten, bei der ich mich in den Augen einzelner, aber sehr penetranter Benutzer erdreistete, zu sperren, nicht zu sperren, Benutzer anzusprechen oder sonst irgendeine Entscheidung zu treffen, die auf X Funktionsseiten versucht wird zu delegitimieren (ja, ich verwende dieses Verb hier jetzt zum wiederholten Mal). Ich konnte und wollte keine Behaltens- oder Löschentscheidung mehr treffen, bei deren Prüfung ich mehr Zeit aufgewendet habe – etwa zum Prüfen von Belegen in der Bibliothek – als der Artikelautor, der bei seinem Zusammenstückeln des Artikels aus google-books-snippets nie irgend eines der angegebenen Bücher in Händen gehalten hat. Nie mehr sollte mir irgend ein edler, hilfreicher und guter Enzyklopädist den Vorwurf machen müssen, ich vernichte als „Löschgeier-Admin“ enzyklopädisches Wissen, sei als „Artikelvernichter“ eine Belastung für das Projekt und vergraule überaus engagierte Artikelautoren – oder, was auch vorkam, behalte fragwürdige, qualitativ viel zu schwache Artikel.
Regelmäßige Invektiven, Schmähkritik und anderen Nettigkeiten, denen man permanent ausgesetzt ist, gehen nicht spurlos an einem vorbei und irgendwann ist genug. Ich denke allen Ernstes, dass ich eine Menge weggesteckt habe, aber meine Nehmerqualitäten, ganz abgesehen davon, dass ich mich nicht als Boxer sehe, nicht überstrapazieren konnte. Es gibt andere unbezahlte Arbeiten, die weniger zeitaufwändig sind und mehr Anerkennung bringen als primär unbezahlten Stress. Wer die Knöpfe nicht als Admin honoris causa Spazieren tragen will oder ab und an eine intelligent wirkende Entscheidung für die Galerie trifft, für die er Lob sucht und auch findet, sondern sich alltäglich dem Kerngeschäft der Admintätigkeit, der Abarbeitung von Vandalismusmeldungen und Löschdiskussionen widmet, hat es mit einer Mischung von Schmähungen, Besserwisserei, Profilierungsversuchen und extremem Zeitraub zu tun.
Wer den Kerngeschäften der unbezahlten Adminarbeit nicht aus dem Weg gehen will, braucht außer viel Zeit eine Fähigkeit zur Coolness, die er sich nicht mit dem Verlust von Sensibilität, Empathie oder dem Rückzug auf wahlweise Zynismen und/oder küchenpsychologische Weisheiten erkaufen sollte. Und ja, die robuste Gesundheit eines fitten 20Jährigen plus Erfahrung eines Elder statesman wären auch nicht schlecht. Und es würde Glaubwürdigkeit wie Ansehen der Admins steigern, wenn sie wenigstens einen Teil ihres Honorars spenden oder gleich ganz auf ihr Gehalt verzichten würden, wie das der amerikanische Präsident Donald Trump in seiner unvergleichlich vorbildhaften Weise vorexerziert.
P.S. Zur zuletzt gescheiterten Adminkandidatur von 2018
Meine Stellungnahme zur gescheiterten Adminwahl vom April 2018. Sie ergänzt den Erfahrungsbericht als Admin 2014–2016 hier auf dieser Seite. -- Miraki (Diskussion) 19:45, 25. Apr. 2018 (CEST)