Sei
ein Körper. Ein Absolutbetrag auf
ist eine Abbildung
in die positiven reellen Zahlen, welche die folgenden Eigenschaften erfüllt:
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(Definitheit)
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(Multiplikativität)
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(Dreiecksungleichung)
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Hierdurch wird die reelle bzw. komplexe Betragsfunktion auf beliebige Körper verallgemeinert.
Grundeigenschaften
Aus der Definition folgt unmittelbar
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Einheitswurzel, d.h. für ein
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Beispiele
- Auf jedem Körper lässt sich der triviale Betrag

- definieren. Dieser wird im Folgenden ausgeschlossen.
- Auf dem Körper
der rationalen Zahlen definiert man für jede Primzahl
den sogenannten
-adischen Betrag. Dazu stellt man
dar als
mit
,
und
. Diese Darstellung ist eindeutig, und durch

- wird ein Absolutbetrag definiert.[1]
- Ist
ein diskreter Bewertungsring mit uniformisierendem Element
, d.h. für das maximale Ideal
von
gilt
, so lässt sich jedes Element
eindeutig schreiben als
mit
und
. Durch

- wird nun ein (von der Wahl des Uniformisierenden unabhängiger) Betrag auf dem Quotientenkörper
definiert.[2]
Begriffsklärung
Diskreter Betrag
Ein Betrag
auf einem Körper
heißt diskret, falls das Bild
der Einheitengruppe eine diskrete Untergruppe der multiplikativen Gruppe
ist.
Archimedischer Betrag
Ein Betrag
auf einem Körper
heißt archimedisch, falls die Menge
beschränkt ist, sonst nicht-archimedisch. Dabei ist ein Betrag
genau dann nicht-archimedisch, wenn er für alle
die verschärfte Dreiecksungleichung

erfüllt.[3] In diesem Fall gilt
.[4]
Im Falle eines nicht-archimedischen Betrages definiert

einen Ring, den sogenannten Bewertungsring des Körpers
zum Betrag
. Da für jedes
oder 
gilt, ist insbesondere
.
Dieser Ring ist lokal, d.h. er enthält genau ein maximales Ideal, nämlich
.[5]
Der Bewertungsring ist ein Hauptidealring, also ein diskreter Bewertungsring, genau dann, wenn der Betrag diskret ist.[6]
Bewertungen
Sei
ein Körper. Die nicht-archimedischen Absolutbeträge stehen in einer
-Korrespondenz zu den Bewertungen von
:[7]
Gegeben ein nicht-archimedischer Absolutbetrag
, so ist die Abbildung

eine Bewertung, d.h. sie erfüllt
|
|
.
|
Ist umgekehrt
eine Bewertung, so wird durch

ein nicht-archimedischer Betrag definiert.
Topologie und Äquivalenz von Beträgen
Ist
ein Betrag auf einem Körper
, so wird durch

eine Metrik, insbesondere also eine Topologie, auf
definiert.
Zwei Beträge
und
auf
heißen äquivalent, in Zeichen
, falls sie dieselbe Topologie erzeugen.
Man kann zeigen,[8] dass zwei Beträge genau dann äquivalent sind, wenn ein
existiert, sodass für alle
gilt
.
Approximationssatz
Sind
paarweise inäquivalente Absolutbeträge auf einem Körper
und
vorgegebene Elemente, dann existiert zu jedem
ein
mit
für alle
.[9]
Satz von Ostrowski
Nach einem Satz von Ostrowski ist jeder Betrag auf
äquivalent entweder zum üblichen reellen Betrag, oder zum
-adischen Betrag für eine Primzahl
.[10]
Diskrete Beträge
Sei
ein Körper mit diskretem Absolutbetrag
und
der Bewertungsring mit maximalem Ideal
. Dann ist jedes Ideal des Bewertungsrings
von der Form
für ein
.[11] Die absteigende Kette

der Ideale von
bildet eine Umgebungsbasis des Nullelements. Denn ist
ein Uniformisierendes, also insbesondere
, so gilt
.[12]
Entsprechend ist die Kette

der Untergruppen

eine Umgebungsbasis des Einselementes von
.
heißt die
-te Einseinheitengruppe und
die Einseinheitengruppe schlechthin.
Für jedes
gelten folgende Isomorphien:[13][14]
,
|
,
|
.
|
Vollständige Körper
Sei
ein bewerteter Körper.
heißt vollständig, falls
mit der induzierten Metrik ein vollständiger metrischer Raum ist, d.h. falls jede Cauchy-Folge in
konvergiert.
Eigenschaften vollständiger Körper
Sei
vollständig bezüglich eines diskreten Betrags. Sei
der Bewertungsring,
das maximale Ideal und
die kanonische Projektion für
. Versieht man die Ringe
mit der diskreten Topologie und
mit der Produkttopologie, so wird der projektive Limes

als abgeschlossene Teilmenge des Produktes in kanonischer Weise zu einem topologischen Ring.[15]
Die kanonischen Abbildungen

und

sind sowohl Isomorphismen als auch Homöomorphismen.[16]
Darüber hinaus gilt in einem vollständigen Körper das henselsche Lemma:[17]
Sei
vollständig bezüglich eines nicht-archimedischen Betrages
,
der Bewertungsring,
das maximale Ideal und
ein Polynom mit
. Besitzt dann die Reduktion
![{\displaystyle {\bar {f}}\in A/{\mathfrak {m}}[x]}](https://wikimedia.org/api/rest_v1/media/math/render/svg/dbf98f8850c71d17d457d6a9a49acf4f0485ef21)
eine Zerlegung

in teilerfremde Polynome
, so existieren
mit
,
|
,
|
,
|
.
|
Fortsetzung von Beträgen
Ist
vollständig bezüglich eines nicht-archimedischen Betrages
und
eine separable algebraische Körpererweiterung, so existiert genau ein Betrag
auf
, der auf den Betrag
von
einschränkt, d.h.
für alle
erfüllt.[18]
Ist die Körpererweiterung endlich,
, so ist diese Fortsetzung für alle
gegeben durch
,
wobei
die Körpernorm bezeichnet. Bezüglich diesem Betrag ist
wieder vollständig.[19]
Vervollständigung
Man kann jeden Körper
mit Betrag
dicht in einen vollständigen Körper
einbetten.[20] Sei dazu
der Ring der Cauchy-Folgen in
und
das Ideal der Nullfolgen in
. Dann ist
ein Körper und durch
wird ein Betrag auf
definiert, bezüglich dem dieser vollständig ist. Der Körper
kann vermöge der isometrischen Einbettung
als Unterkörper von
aufgefasst werden.
Ist
bereits vollständig, so ist diese Einbettung ein Isomorphismus.[21]
Diese Vervollständigung stimmt mit der metrischen Vervollständigung überein, insbesondere ist sie eindeutig bis auf Isometrie.
Eigenschaften der Vervollständigung
- Ist
, bzw.
, der Bewertungsring bezüglich
, bzw.
, und
, bzw.
, das maximale Ideal, so gilt
.[22]
- Ist
diskret, so gilt darüber hinaus für alle
, dass
.[23]
- Ist
diskret,
ein Repräsentantensystem für
mit
und ist
ein uniformisierendes Element, so besitzt jedes
eine eindeutige Darstellung als konvergente Reihe

- mit
,
,
.[24]
Beispiele
- Ist
bezüglich eines archimedischen Betrages vollständig, so existieren nach einem weiteren Satz von Ostrowski[25] ein Isomorphismus
oder
und ein
, sodass
.
- Die Vervollständigung der rationalen Zahlen
bezüglich des
-adischen Betrages ist der überabzählbare Körper
der
-adischen Zahlen,[26]
.
- Zu beachten ist hierbei, dass die Folge der Partialsummen
bezüglich des
-adischen Betrages eine Cauchy-Folge ist.[27]
- Als lokalen Körper bezeichnet man einen Körper, der bezüglich eines diskreten Betrages vollständig ist und einen endlichen Restklassenkörper hat. Lokale Körper sind als topologische Räume lokalkompakt.[28]
- Endliche Körpererweiterungen von
oder
heißen globale Körper.
- Man kann zeigen, dass die lokalen Körper genau die endlichen Erweiterung der Körper
und der Körper
der formalen Laurent-Reihen über
sind.[29]
Literatur
- Cassels, J.W.S., Fröhlich, A.: Algebraic Number Theory. Thompson, Washington, D.C. 1967
- Goldstein, Larry Joel: Analytic Number Theory. Prentice-Hall Inc., New Jersey 1971
- Lang, Serge: Algebraic Number Theory. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 1986, ISBN 3-540-96375-8
- Neukirch, Jürgen: Algebraische Zahlentheorie. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 1992, Nachdruck 2007, ISBN 3-540-37547-3
- Ribenboim, Paulo: The Theory of Classical Valuations. Springer-Verlag, New York Berlin Heidelberg 1999, ISBN 0-387-98525-5
Einzelnachweise
- ↑ Neukirch 2007, (II.2) S. 112.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3) S. 126.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3.6) S. 123.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3) S. 124.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3.8) S. 126.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3.9) S. 127.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3) S. 125 f.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3.3) S. 121 f.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3.4) S. 122.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3.7) S. 124.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3.9) S. 127.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3) S. 127.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3.9) S. 127.
- ↑ Neukirch 2007, (II.3.10) S. 128.
- ↑ Neukirch 2007, (II.4) S. 133.
- ↑ Neukirch 2007, (II.4.5) S. 133.
- ↑ Neukirch 2007, (II.4.6) S. 135.
- ↑ Neukirch 2007, (II.4.8) S. 137.
- ↑ Neukirch 2007, (II.4.8) S. 137.
- ↑ Neukirch 2007, (II.4) S. 129.
- ↑ Neukirch 2007, (II.4) S. 129.
- ↑ Neukirch 2007, (II.4.3) S. 131 f.
- ↑ Neukirch 2007, (II.4.3) S. 131 f.
- ↑ Neukirch 2007, (II.4.4) S. 132.
- ↑ Neukirch 2007, (II.4.2) S. 130.
- ↑ Neukirch 2007, (II.2) S. 116 ff.
- ↑ Neukirch 2007, (II.2) S. 114 f.
- ↑ Neukirch 2007, (II.5.1) S. 140.
- ↑ Neukirch 2007, (II.5.2) S. 141.