Benutzer:Quantensittich/Thorium Zyklus
Der Thoriumzyklus ist ein Brennstoffkreislauf, der das Thoriumisotop 232Th als Brutmaterial benutzt. Im Reaktor wird 232Th durch Neutroneneinfang und anschliessenden Zerfall zu dem künstlichen, spaltbaren Uranisotop 233U, das als Spaltmaterial verwendet werden kann. Dieser Vorgang ist vergleichbar zu dem in einem Uran-Brutreaktor, in dem aus dem natürlichen 238U ebenfalls durch den Einfang von Neutronen das Spaltbare Isotop 239Pu entsteht. Im Gegensatz zu natürlichem Uran enthält natürliches Thorium nur sehr geringe Mengen an spaltbarem Material (wie zum Beispiel 231Th), die nicht ausreichen um es so anzureichern, dass eine nukleare Kettenreaktion einsetzt. Deswegen ist anderes spaltbares Material, oder eine andere Neutronenquelle notwendig um den Zyklus zu starten. Abhängig von der Art des Kernreaktors wird das entstehende 233U entweder direkt dort als Spaltmaterial benutzt, oder wird chemisch von dem gebrauchtem Brennstoff getrennt, um daraus neue Brennstäbe herzustellen.
Der Thoriumzyklus hat potentiell mehrere Vorteile, im Vergleich zu normalen Uranreaktoren, wie zum Beispiel ein größeres Vorkommen an Thorium, im Vergleich zu Uran, sowie bessere physikalische und nukleare Eigenschaften, eine geringere Entstehung von Plutonium und Actinoiden. Ausserdem wäre es mit Thorium, in herkömmlichen Leichtwasserreaktoren, schwieriger Material für Kernwaffen zu erzeugen, was aber nicht für Flüssigsalzreaktoren gilt.
Geschichte
Bedenken über die begrenzten, weltweiten Uranvorkommen sorgten zuerst für ein steigendes Interesse am Thoriumzyklus. Die Vorstellung war, dass Thorium, nach einem Verbrauch der Uranvorkommen, als spaltbares Material dienen kann. Da Uran für die meisten Länder aber relativ einfach zu beschaffen war, schwand der Forschungsaufwand am Thoriumzyklus. Eine Ausnahme war das indische Kernenergieprogramm, was mit dem Vorkommen von 25% der weltweiten Thoriumvorkommen in Südindien erklärt werden kann. Im 21. Jahrhundert wuchs das Interesse am Thoriumzyklus wieder, aufgrund des geringeren Risikos einer Kernwaffenproduktion und besseren Eigenschaften des entstehenden radioaktiven Abfalls.
In den 1960er Jahren nutze das Flüssigsalzreaktor Experiment im amerikanischen Oak Ridge National Laboratory 233U um die Funktionsfähigkeit eines Teils des Flüssigsalz-Brutreaktors zu demonstrieren, der für den Betrieb mit dem Thoriumzyklus entwickelt wurde. Die Experimente am Flüssigsalzreaktor erforschten die Spaltbarkeit von Thorium, indem Thorium(IV)-fluorid in flüssigem Salz gelöst wurde, weswegen es unnötig war Brennstäbe aus Thorium herzustellen. Nach der Entlassung des Leiters Alvin Weinberg wurden dem Programm die Fördermittel gestrichen.
2006 stellte Carlo Rubbia das Konzept eines Hybridreaktors, als einen neuen und sicheren Weg vor, um Kernenergie zu nutzen, der sich auf bestehende Technologie stützt. Rubbia's Vorschlag zeigte einen Weg die Entstehung von hochradioaktivem Abfall zu verringern und Energie aus natürlichem Thorium und abgereichertem Uran zu gewinnen.
Kirk Sorensen, ein ehemaliger NASA Wissenschaftler und Chef Techniker bei Flibe Energy, war lange Zeit ein Befürworter des Thoriumzyklus, insbesondere der Flüssig-Fluorid-Thorium-Reaktoren. Er erforschte Thoriumreaktoren zuerst bei der NASA, wo er anKraftwerkstechnologien für Mondkolonien arbeitete. 2006 startete er "energyfromthorium.com" um Informationen über diese Technologie bereitzustellen und diese bekannter zu machen.
Eine Studie des MIT von 2011 zeigte, dass es kaum Anzeichen für einen entstehenden relevanten Marktanteil von mit Thorium betriebenen Reaktoren gibt, obwohl es dafür keine großen technischen Hindernisse in heutigen, oder künftigen Leichtwasserreaktoren gibt, trotz der potentiellen Vorteile.
Nukleare Reaktionen mit Thorium
Während dem Thoriumzyklus entsteht spaltbares Material, wenn 232Th ein Neutron (entweder ein schnelles oder thermisches Neutron) einfängt und zu 233Th wird. Dieses Isotop zerfällt über einen Beta-Minus-Zerfall zu 233Pa, das danach über einen weiteren Beta-Minus-Zerfall zu dem spaltbaren Isotop 233U umgewandelt wird.
Radioaktive Abfälle
Kernspaltung produziert radioaktive Abfälle, die Halbwertszeiten von einigen Tagen bis hin zu 200.000 Jahren haben können. Einigen Studien zufolge werden beim Thoriumzyklus sämtliche entstehenden Aktinoide wieder verbraucht, so dass nur Spaltprodukte übrig bleiben, die nach einigen hundert Jahren ungefährlicher wären, als das Uranerz, das man schwachangereichert in einem Leichtwasserreaktor der selben Leistung verwendet hätte. Andere Studien sagen voraus, dass es zur Produktion von Aktinoiden kommen kann und das diese, nach mehreren Zyklen den radioaktiven Abfall sogar dominieren würden.
Produktion von Aktinoiden
Produktion von Uran-232
Kernbrennstoff
Vorteile
Nachteile
Verwendete Reaktortypen
Thorium Brennstoffe wurden in vielen verschiedenen Reaktortypen eingesetzt, unter anderem in Leichtwasserreaktoren, Schwerwasserreaktoren, Hochtemperaturreaktoren, Brutreaktoren und Flüssigsalzreaktoren.
Liste von Reaktoren mit Thoriumbrennstoff
Aus IAEA TECDOC-1450 "Thorium Fuel Cycle – Potential Benefits and Challenges" (Thorium Brennstoff Zyklus – Mögliche Vorteile und Herausforderungen) Tabelle 1: Thorium Nutzung in verschiedenen experimentellen und Leistungsreaktoren.
Name | Country | Reactor type | Power | Fuel | Operation period |
---|---|---|---|---|---|
AVR | Deutschland (west) | HTGR, experimental (pebble bed reactor) | 15 MW(e) | Th+Vorlage:SimpleNuclide2 Driver fuel, coated fuel particles, oxide & dicarbides | 1967–1988 |
THTR-300 | Deutschland (west) | HTGR, power (pebble type) | 300 MW(e) | Th+Vorlage:SimpleNuclide2, Driver fuel, coated fuel particles, oxide & dicarbides | 1985–1989 |
Lingen | Deutschland (west) | BWR irradiation-testing | 60 MW(e) | Test fuel (Th,Pu)O2 pellets | 1968–1973 |
Dragon (OECD-Euratom) | UK (auch Schweden, Norwegen und Schweiz) | HTGR, Experimental (pin-in-block design) | 20 MWt | Th+Vorlage:SimpleNuclide2 Driver fuel, coated fuel particles, oxide & dicarbides | 1966–1973 |
Peach Bottom | Vereinigte Staten | HTGR, Experimental (prismatic block) | 40 MW(e) | Th+Vorlage:SimpleNuclide2 Driver fuel, coated fuel particles, oxide & dicarbides | 1966–1972 |
Fort St Vrain | Vereinigte Staten | HTGR, Power (prismatic block) | 330 MW(e) | Th+Vorlage:SimpleNuclide2 Driver fuel, coated fuel particles, Dicarbide | 1976–1989 |
MSRE ORNL | Vereinigte Staten | MSR | 7.5 MWt | Vorlage:SimpleNuclide2 molten fluorides | 1964–1969 |
BORAX-IV & Elk River Station | Vereinigte Staten | BWR (pin assemblies) | 2.4 MW(e); 24 MW(e) | Th+Vorlage:SimpleNuclide2 Driver fuel oxide pellets | 1963–1968 |
Shippingport | Vereinigte Staten | LWBR, PWR, (pin assemblies) | 100 MW(e) | Th+Vorlage:SimpleNuclide2 Driver fuel, oxide pellets | 1977–1982 |
Indian Point 1 | Vereinigte Staten | LWBR, PWR, (pin assemblies) | 285 MW(e) | Th+Vorlage:SimpleNuclide2 Driver fuel, oxide pellets | 1962–1980 |
SUSPOP/KSTR KEMA | Niederlande | Aqueous homogenous suspension (pin assemblies) | 1 MWt | Th+HEU, oxide pellets | 1974–1977 |
NRX & NRU | Kanada | MTR (pin assemblies) | see) | 20 MW; 200 MW (Th+Vorlage:SimpleNuclide2, Test Fuel | 1947 (NRX) + 1957 (NRU); Irradiation–testing of few fuel elements |
CIRUS; DHRUVA; & KAMINI | Indien | MTR thermal | 40 MWt; 100 MWt; 30 kWt (niedrige Leistung, Forschung) | Al+Vorlage:SimpleNuclide2 Driver fuel, ‘J’ rod of Th & ThO2, ‘J’ rod of ThO2 | 1960–2010 (CIRUS); others in operation |
KAPS 1 &2; KGS 1 & 2; RAPS 2, 3 & 4 | Indien | PHWR, (pin assemblies) | 220 MW(e) | ThO2 pellets (for neutron flux flattening of initial core after start-up) | 1980 (RAPS 2) +; continuing in all new PHWRs |
FBTR | Indien | LMFBR, (pin assemblies) | 40 MWt | ThO2 blanket | 1985; in operation |
Petten | Niederlande | High Flux Reactor thorium molten salt experiment | 45 MW(e) | ? | 2019 |