Benutzer:UweRohwedder/Hinterzarten

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Die Hinterzartener Arbeitstagungen waren eine mehrteilige Konferenz zu Fragen der Hochschulreform, die im August 1952 im Birklehof in Hinterzarten stattfand. Veranstaltet wurde sie vom Deutschen Hochschulverband (DHV) und der Westdeutschen Rektorenkonferenz (WRK) mit finanzieller Unterstützung der Alliierten Hochkommission, des Bundesinnenministeriums sowie mehrerer Kultusministerien. Sie gilt als erste Hochschulreformkonferenz, die nach Gründung der Bundesrepublik unter deutscher Regie stattfand, und gab wichtige Anstöße für die weitere Reformdiskussion der 1950er und 1960er Jahre, insbesondere zur Reform der Lehrkörperstruktur sowie zur Studienreform.

Vorgeschichte

Schon vor Gründung der Bundesrepublik hatte es, zum Teil auf deutsche Initiative, zum Teil auf Veranlassung der Besatzungsmächte, zahlreiche Initiativen zur Reform der überkommenen Hochschulstrukturen gegeben. Hervorzuheben sind hier u.a. die "Marburger Hochschulgespräche" (1946–48),[1] die für die Hochschulen der amerikanischen Besatzungszone verabschiedeten "Schwalbacher Richtlinien" (1947)[2] sowie das in der britischen Zone erarbeitete "Gutachten zur Hochschulreform" (1948, auch als "Blaues Gutachten" bekannt).[3]

  • veranlasst durch unabh. voneinander wirksamen Bestrebungen von WRK, DHV und HICOG
  • inhaltliche Vorbereitung durch gemeinsame "beratende Kommission für Hochschulreformfragen", die WRK und DHV bereits Ende 1951 unter Leitung von Gerd Tellenbach eingesetzt hatten
  • Anfang 1952 schlug Julius J. Oppenheimer [1][2], der zuvor mehrere Tagungen (u.a. Weilheim) zum "studium generale" organisiert hatte, eine Hochschultagung in dt. Regie vor und bot dafür finanzielle Unterstützung von HICOG an, weitere UNterstützung durch Kulturabt. im BMI und mehrere Kultusministerien
  • 4-tägiges Plenum mit ca. 150 Teilnehmern (Neuhaus S. 629 f.) einschl. ausländischen Gästen, anschließend 10-tägige Beratung in kleineren Expertenkommissionen mit insgesamt etwa 65 Teilnehmern (Bauer S. 120)

Verlauf und Empfehlungen

  • Themen der 1. Tagung, 4.–7. August 1952:
    • Ergänzung und Gliederung der Lehrkörper, Nichtordinarien- und Nachwuchsfragen
    • Hochschule als Gemeinschaft (u.a. zur Mitwirkung der Studentenschaft, Studienförderung, Wohnheime, Auslandsämter)
    • Hochschule und Öffentlichkeit (Beiräte, Pressestellen, Erwachsenenbildung)
    • Studium Generale
    • Studien- und Prüfungsordnungen (inkl. "Fachkommissionen" zu Rechtswiss., Wirtschaftswiss., Lehramtsstudiengänge, Medizin, Technische Hochschulen)
  • Themen der 2. Tagung, 9.–18. August 1952:
    • Studentenberatung und Studentenförderung
    • Studium Generale
    • Philosophie und Fachstudium
    • Hochschule und Öffentlichkeit
    • Politische Selbstbildung und Betätigung/Politische Erziehung und Fachwissenschaft

Folgen

  • Einsetzung eines "Ständigen Ausschusses für Studentenfragen" mit dem Auftrag der Vorbereitung einer zunächst als "Hinterzarten II" bez. Folgekonferenz → Honnefer Modell
  • parallel dazu DHV-WRK-Kommission zur Lehrkörperstruktur → Honnef I
  • Hofgeismarer KreisWissenschaftsrat

Literatur

  • Probleme der deutschen Hochschulen. Die Empfehlungen der Hinterzartener Arbeitstagungen im August 1952. (= Schriften des Hochschulverbandes Heft 3), Göttingen 1953.
  • Rolf Neuhaus (Bearb.): Dokumente zur Hochschulreform. 1945–1959, Wiesbaden 1961 (insbes. S. 400–433).
  • Franz J. Bauer: Geschichte des Deutschen Hochschulverbandes, München 2000 (insbes. S. 119 ff.)
  1. Neuhaus, Dokumente zur Hochschulreform, S. 260 ff.
  2. Neuhaus, Dokumente zur Hochschulreform, S. 262–288.
  3. Neuhaus, Dokumente zur Hochschulreform, S. 289–368.