Benutzer:Vicky petereit/baustelle8

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die wichtigsten Cañadas Reales im Königreich Kastilien und vergleichbare Wege in anderen Königreichen Spaniens

Eine Cañada ist ein Hauptweg im System der spanischen Triftwege, der für die Wanderung der Schafherden zwischen den Winterweiden in Süd- und Mittelspanien und den Sommerweiden in Nordspanien diente.

Die bekanntesten und mit bis zu 800 Kilometer längsten dieser Wege sind die Cañadas Reales auf dem Gebiet des ehemaligen Königreichs Kastilien. Die Hauptrouten der Viehherden heißen im Aragonien Cabañeras, in Katalonien Carrederas und in Valencia Azadores Reales. Ihre größte Bedeutung hatten sie im späten Mittelalter.[1]

Weil anderseits die Hirten mit ihren Herden nur in Ausnahmefällen die Grenzen des jeweiligen Königreichs überschritten, entwickelten sich in Portugal, in den kantabrischen Bergen, in den Pyrenäen, in Navarra und auf dem Gebiet der aragonesischen Krone Weidewirtschaftssysteme mit einem eigenen Netz von Triftwegen.

Cañadas in Kastilien

Das kastilische Netz der Viehtriebswege kann grob in drei Teile gegliedert werden. Dies sind das Westliche oder Leonesische (Leonesa), das Mittlere oder Segovianische (Segoviana) sowie das Östliche oder La Mancha-System (Manchego).[1]

Verlauf

Cañadas Reales in Kastilien
Name Länge Verlauf
Cañada Real Zamorana   Zwischen den Dehesas von Olivenza und Alburquerque in der Provinz Badajoz entlang der Grenze zu Portugal in die Berge der Comarca Sanabria bei Zamora.
Cañada Real de la Plata etwa 500 km Via de la Plata von Trujillo (Extremadura) nach Viganos an der Grenze zwischen Asturien und der Provinz León.
Cañada Real Leonesa Occidental etwa 700 km Von León nach Badajoz.
Cañada Real Leonesa Oriental etwa 700 km Von nahe Riaño über die Provinzen Palencia, León, Segovia, Avila, Toledo und Cáceres nach Badajoz.
Cañada Real Segoviana etwa 500 km Von nahe der Sierra de Neila (Provinz Burgos) nach Granja de Torrehermosa.
Cañada Real Galiana   Auch Cañada Real Riojana genannt. Führt von der südlichen Rioja ausgehend durch die Provinzen Soria, Guadalajara, Madrid, Toledo und Ciudad Real.
Cañada Real Soriana Oriental 800 km Von Soria nach Sevilla, die längste spanische Cañada.
Cañada Real Soriana Occidental 700 km Führt diagonal durch das nördliche Zentralspanien von Soria bis Badajoz, passiert die Provinzen Salamanca, Segovia, Ávila und Caceres.
Cañada Real Conquense   Von der namensgebenden Provinz Cuenca über Ciudad Real nach Jaén.
Cañada Real del Reino de Valencia   Passiert aus der Sierra de Tragacete kommend die Provinz Cuenca und endet in Valencia.

Cañadas in Navarra

In Navarra gibt es ein eigenständiges Netz von Triftwegen, das über das Ebro-Tal hinweg Anschluß hat an das Netz der Triftwege in Spanien. Die neun wichtigsten navarrischen Triftwege nennt man Cañadas Reales, sie sind im Mittel 40 Meter breit und verbinden meist die Berge im Norden mit der Comarca Ribera Navarra.[2]

Heute werden noch etwa 10.000 Milchschafe der Rasse Lacha aus den Tälern der westlichen Pyrenäen zum Überwintern nordwärts nach Baja Navarra (französisches Arrondissement Bayonne) und in die baskische Küstenprovinz Gipuzkoa getrieben.

Die Fleischschafe der Rasse Navarra werden in zwei unterschiedlichen Weidewirtschaftssystemen gehalten. Im Rahmen der „absteigenden Transhumanz“ wandern etwa 30.000 bis 40.000 Schafe in 25 Herden aus den östlichen Pyrenäen und ihrem Vorland zum Überwintern in die Comarca Ribera Navarra und die Wüstenlandschaft der Bardenas Reales. „Aufsteigende Transhumanz“ betreiben noch einige Schafzüchter aus Ribera Navarra, die ihre Tiere zwei bis vier Monate in der Sierra de Andía weiden lassen.[3] Im 16. und 17. Jahrhundert sollen bis zu 150.000 Tiere im Sommer in die Sierra de Urbasa und die Sierra de Andía getrieben worden sein, wo alle Viehherden Navarras Weiderecht hatten.

Cañadas in Navarra [4]
Name Abkürzung Länge Verlauf
Cañada Real de Milagro a Aezkoa CRMA 135 km Durchquert Navarra von Nordosten nach Süden, verbindet CRP, CRVA, CRTUA und PE. Bei Pamplona seit dem Bau einiger Autobahnen nicht mehr begehbar.
Cañada Real de Murillo el Fruto a Salaza CRMS 95 km Wichtigste Route zwischen dem Valle de Salazar in den Pyrenäen und den Bardenas Reales. Wird heute nur noch im Mittelteil von etwa 15.000 Schafen genutzt, da teilweise verbuscht.
Cañada Real de las Provincias CRP 52 km Eine der ältesten Cañadas, durchquert das regenreiche Gebirge im Nordwesten von Areso (Gipuzkoa) bis Noáin (Cuenca de Pamplona). Heißt auch Cañada de los Toros, weil auf ihr früher Stiere aus dem Süden Navarras zu den Fiestas im Baskenland getrieben wurden.
Cañada Real de los Roncaleses CRR 131 km Östlichste und am besten erhaltene Cañada Navarras, wird von etwa 20.000 Tieren genutzt. Verläuft parallel zur CRMS vom Roncal-Tal bis ins Tal des Ebro.
Cañada Real de Tauste a Urbasa-Andia CRTUA 135 km Verbindet die Sierra de Urbasa und die Sierra de Andía mit Tauste im Ebro-Tal, durchquert dabei die Bardenas. Heute werden noch etwa 10.000 Schafe im Mai oder Juni von den Bardenas in die Berge getrieben, wo sie bis September weiden.
Cañada Real de Imas a Irache CRII 31 km Nord-Süd-Verbindung von geringer Bedeutung, heute größtenteils aufgegeben und zugewachsen. Verbindet Irache (Tierra Estella) mit Imas de Mendavia am Ebro.
Cañada Real de Montes del Cierzo a Ejea CRME 46 km Ost-West Verbindung durch den Süden Navarras zwischen Tudela (Navarra) und den Bardenas. Bei Tudela durch die Ausweisung von Industriegebieten bedroht.
Cañada Real de Valdorba a Andia CRVA 51 km Auf der CRVA wurde früher Vieh auf die Sommerweiden in der Sierra de Andía getrieben. Heute sind nur noch wenige Abschnitte begehbar, die lokal genutzt werden.
Pasada Principal del Ebro PE 100 km Heute wenig genutzter Höhenweg von Viana nach Tudela. Verläuft entlang der Südgrenze Navarras, im Mittel 20-25 m breit.

Ausgangslage

Wirtschaftliche Funktion

Niedergang

Rechtliche Situation

Wanderungen

In den Bergen Nordspaniens begannen die Hirten Mitte September, die Wanderung auf die Winterweiden vorzubereiten. Sie trieben das Vieh zusammen und markierten es mit Ocker und dem Brandzeichen des Besitzers. Die Schafe, Pferde, Kühe, Schweine und Packtiere eines Eigners bezeichnete man als seine cabaña. Für die cabaña war ein Oberhirte oder mayoral verantwortlich. Die Tiere waren auf Herden oder rebaños zu etwa 1000 Stück Vieh verteilt, die unter der Aufsicht eines Schäfers standen. Er wurde von vier Burschen unterstützt, fünf Mastín-Hunde schützten vor Wölfen und Viehdieben. Packtiere trugen die Ausrüstung: das lange Netz, mit dessen Hilfe die Schafe nachts eingepfercht wurden, Lederflaschen und Kochgeräte, Lebensmittel, einen Zentner Viehsalz sowie die Felle der unterwegs verendeten Tiere. An der Spitze der Herde zogen schwache und kranke Tiere, trächtige Schafe und Böcke, die so einen Vorteil bei der Futtersuche erhielten. Normalerweise erreichten die Herden spätestens Ende Oktober ihre Winterweiden am Mittelmeer, in der Extremadura oder Andalusien. Die Lämmer wurden kurz nach der Ankunft auf den Winterweiden geboren. Im März erhielten sie das Brandzeichen ihres Besitzers auf die Nase.

Etwa Mitte April brachen die Herden nach Norden auf. Auf dem Weg machten sie Halt an einer der Scherstationen, wo jeweils 125 Männer eine ganze Schafherde mit 1000 Tieren an einem Tag scheren konnten. Die Nacht vor der Schur verbrachten die Schafe in einem Stall, damit die höhere Luftfeuchtigkeit darin die Wolle weicher und leichter zu scheren machte. In den folgenden Tagen ließ man den Tieren etwas Zeit zur Erholung und Akklimatisierung und zog dann langsam weiter. Ende Mai oder Anfang Juni kamen die Schafherden wieder auf den Sommerweiden in Nordspanien an.

Herden aus León und Soria mussten mit 830 km für einen Weg die längste Strecke zurücklegen, während die Herden aus Segovia nur 278 km und die aus Cuenca 370 km weit zogen. Auf den abgesteckten Wegen zwischen Äckern, Weingärten und Weiden kamen die Herden etwa 28 bis 33 km am Tag voran. In offenem, nicht landwirtschaftlich genutzten Gelände verteilten sich die Herden, hier legten sie grasend nur 9 bis 11 km zurück.[1]

Ökologische Funktion

Literatur

Nachweise

  1. a b c Julius Klein: The Mesta: A Study in Spanish Economic History 1273–1836. Harvard University Press, 1920
  2. Associación Amigos de las Cañadas de Navarra: Cañadas Navarras, abgerufen am 4. Juni 2009
  3. Associación Amigos de las Cañadas de Navarra: Navarra trashumante, abgerufen am 4. Juni 2009
  4. Associación Amigos de las Cañadas de Navarra: Situar todas las cañadas, abgerufen am 4. Juni 2009
  5. Víctor Manteca Valdelande: Las vías pecuarias: evolución y normativa actual. Agricultura y Sociedad, Nr. 76 (Juli-September 1995), S. 153-186
  6. Francisco Javier Antón Burgos: Aportaciones geográficas al estudio de la trashumancia en España. Anales de Geografía de la Universidad Complutense, 12, 1992
  7. J. M. de Miguel, A. Gómez Sal: Diversidad y funcionalidad de los paisajes agrarios tradicionales. in F. D. Pineda, J. M. de Miguel, M. A. Casado und J. Montalvo (Hrsg.): La Diversidad Biológica de España. Prentice Hall, Madrid, 2002, ISBN 84-205-3515-X
  8. Robert Aitken: Rutas de trashumancia en la meseta castellana. Estudios geográficos, 8:26, Februar 1947, Seite 185
  9. Dorothea Zöbl: Die Transhumanz: Zur Prozesshaftigkeit einer agrarischen Wirtschaftsform.
  10. Charles Julian Bishko: The Castilian as Plainsman: The Medieval Ranching Frontier in La Mancha and Extremadura. in Archibald R. Lewis, Thomas F. McGann (Hrsg.): The New World Looks at its History, S. 47-69, 1963
Commons: Cañadas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien