Benutzer:Walahfrid Schwarzenberg/Mein Artikelsteinbruch/Material zum Wohltemperierten Klavier
Das Wohltemperierte Klavier (BWV 846-893) ist eine Sammlung von Musikstücken für Tasteninstrument von Johann Sebastian Bach. Die Sammlung besteht aus zwei Teilen (Wohltemperiertes Klavier I und II), die Bach 1722 und 1740 zusammengestellt hat. Jeder Teil enthält 24 Satzpaare aus je einem Präludium und einer Fuge in allen Dur- und Molltonarten, beginnend mit C-Dur und endend mit h-Moll. Es ist unklar, für welches Tasteninstrument das Werk intendiert ist; es wird heute sowohl auf dem modernen Klavier als auch auf dem Cembalo gespielt. Das Wohltemperierte Klavier gilt als ein zentrales Werk in Bachs Schaffen und in der abendländischen Musiktradition überhaupt.
Aufbau
Jeder der beiden Teile des Wohltemperierten Klaviers enthält 48 Stücke, die jeweils paarweise als Präludium mit zugehöriger Fuge angeordnet sind. Die Reihenfolge der Satzpaare richtet sich nach der Tonart und ist vom Ausgangspunkt C chromatisch aufsteigend, wobei jeder Dur-Tonart die entsprechende Moll-Tonart folgt.
Beide Teile beginnen also mit einem Präludium und einer Fuge in C-Dur; es schließen sich daran an Präludium und Fuge in c-Moll. Als nächstes folgen Präludium und Fuge in Cis-Dur, dann Präludium und Fuge in cis-Moll. Diese Anordnung wird bis zum Schluss beibehalten, so dass am Ende beider Teile jeweils Präludium und Fuge in h-Moll stehen.
Jedes Satzpaar aus Präludium und Fuge besitzt eine eigene Nummer im Bach-Werke-Verzeichnis. Entsprechend umfastt der 1. Teil BWV 846 – BWV 869, der 2. Teil BWV 870 – BWV 893.
Die einzelnen Präludien und Fugen
Das Wohltemperierte Klavier I
- Präludium und Fuge C-Dur, BWV 846
- Präludium und Fuge c-Moll, BWV 847
- Präludium und Fuge Cis-Dur, BWV 848
- Präludium und Fuge cis-Moll, BWV 849
- Präludium und Fuge D-Dur, BWV 850
- Präludium und Fuge d-Moll, BWV 851
- Präludium und Fuge Es-Dur, BWV 852
- Präludium und Fuge es/dis-Moll, BWV 853
- Präludium und Fuge E-Dur, BWV 854
- Präludium und Fuge e-Moll, BWV 855
- Präludium und Fuge F-Dur, BWV 856
- Präludium und Fuge f-Moll, BWV 857
- Präludium und Fuge Fis-Dur, BWV 858
- Präludium und Fuge fis-Moll, BWV 859
- Präludium und Fuge G-Dur, BWV 860
- Präludium und Fuge g-Moll, BWV 861
- Präludium und Fuge As-Dur, BWV 862
- Präludium und Fuge gis-Moll, BWV 863
- Präludium und Fuge A-Dur, BWV 864
- Präludium und Fuge a-Moll, BWV 865
- Präludium und Fuge B-Dur, BWV 866
- Präludium und Fuge b-Moll, BWV 867
- Präludium und Fuge H-Dur, BWV 868
- Präludium und Fuge h-Moll, BWV 869
Das Wohltemperierte Klavier II
- Präludium und Fuge C-Dur, BWV 870
- Präludium und Fuge c-Moll, BWV 871
- Präludium und Fuge Cis-Dur, BWV 872
- Präludium und Fuge cis-Moll, BWV 873
- Präludium und Fuge D-Dur, BWV 874
- Präludium und Fuge d-Moll, BWV 875
- Präludium und Fuge Es-Dur, BWV 876
- Präludium und Fuge es-Moll, BWV 877
- Präludium und Fuge E-Dur, BWV 878
- Präludium und Fuge e-Moll, BWV 879
- Präludium und Fuge F-Dur, BWV 880
- Präludium und Fuge f-Moll, BWV 881
- Präludium und Fuge Fis-Dur, BWV 882
- Präludium und Fuge fis-Moll, BWV 883
- Präludium und Fuge G-Dur, BWV 884
- Präludium und Fuge g-Moll, BWV 885
- Präludium und Fuge As-Dur, BWV 886
- Präludium und Fuge gis-Moll, BWV 887
- Präludium und Fuge A-Dur, BWV 888
- Präludium und Fuge a-Moll, BWV 889
- Präludium und Fuge B-Dur, BWV 890
- Präludium und Fuge b-Moll, BWV 891
- Präludium und Fuge H-Dur, BWV 892
- Präludium und Fuge h-Moll, BWV 893
Nummer | BWV | Tonart | Stimmenanzahl der Fuge |
---|---|---|---|
1 | BWV 846 | C-Dur | 4 |
2 | BWV 847 | c-Moll | 3 |
3 | BWV 848 | Cis-Dur | 3 |
4 | BWV 849 | cis-Moll | 5 (Tripelfuge) |
5 | BWV 850 | D-Dur | 4 |
6 | BWV 851 | d-Moll | 3 |
7 | BWV 852 | Es-Dur | 3 |
8 | BWV 853 | es-Moll | 3 |
9 | BWV 854 | E-Dur | 3 |
10 | BWV 855 | e-Moll | 2 |
11 | BWV 856 | F-Dur | 3 |
12 | BWV 857 | f-Moll | 4 |
13 | BWV 858 | Fis-Dur | 3 |
14 | BWV 859 | fis-Moll | 4 |
15 | BWV 860 | G-Dur | 3 |
16 | BWV 861 | g-Moll | 4 |
17 | BWV 862 | As-Dur | 4 |
18 | BWV 863 | gis-Moll | 4 |
19 | BWV 864 | A-Dur | 3 |
20 | BWV 865 | a-Moll | 4 |
21 | BWV 866 | B-Dur | 3 |
22 | BWV 867 | b-Moll | 5 |
23 | BWV 868 | H-Dur | 4 |
24 | BWV 869 | h-Moll | 4 |
Nummer | BWV | Tonart | Stimmenanzahl der Fuge |
---|---|---|---|
1 | BWV 870 | C-Dur | 3 |
2 | BWV 871 | c-Moll | 4 |
3 | BWV 872 | Cis-Dur | 3 |
4 | BWV 873 | cis-Moll | 3 (Doppelfuge) |
5 | BWV 874 | D-Dur | 4 |
6 | BWV 875 | d-Moll | 3 |
7 | BWV 876 | Es-Dur | 4 |
8 | BWV 877 | dis-Moll | 4 |
9 | BWV 878 | E-Dur | 4 |
10 | BWV 879 | e-Moll | 3 |
11 | BWV 880 | F-Dur | 3 |
12 | BWV 881 | f-Moll | 3 |
13 | BWV 882 | Fis-Dur | 3 |
14 | BWV 883 | fis-Moll | 3 (Tripelfuge) |
15 | BWV 884 | G-Dur | 3 |
16 | BWV 885 | g-Moll | 4 (Doppelfuge) |
17 | BWV 886 | As-Dur | 4 |
18 | BWV 887 | gis-Moll | 3 (Doppelfuge) |
19 | BWV 888 | A-Dur | 3 |
20 | BWV 889 | a-Moll | 3 |
21 | BWV 890 | B-Dur | 3 |
22 | BWV 891 | b-Moll | 4 |
23 | BWV 892 | H-Dur | 4 |
24 | BWV 893 | h-Moll | 3 |
Musikalischer Gehalt
Das Wohltemperierte Klavier ist trotz seiner Beschränkung auf die Formen des Präludiums und der Fuge bekannt für seine große Vielfalt an musikalischen Ausdrucksformen. Die Größe des Werkes besteht nicht zuletzt in der gelungenen Verbindung von kunstvoller Kompositionstechnik und poetischem Gehalt der Stücke. Aufgrund der Variationsbreite der Präludien- und Fugengestaltung kann das Wohltemperierte Klavier auch als exemplarisches Lehrwerk aufgefasst werden.
Die Verschiedenheit der Konzeption – keines der jeweils 24 Satzpaare ähnelt einem anderen – und die Auswahl einer Tonart für das gerade vorliegende Präludium oder die Fuge stützen die kontrovers diskutierte Ansicht, dass jede Tonart ihren eigenen Tonartencharakter habe. Da aber einige Präludien und Fugen Übernahmen früherer Werke, die zum Teil in anderen Tonarten komponiert waren, kann die Bedeutung der Tonartencharakteristik für Bach in diesem Fall jedoch auch angezweifelt werden.
Präludien
Die Präludien unterliegen keiner strengen kompositorischen Vorschrift und sind sehr vielfältig angelegt. Teilweise sind sie kaum mehr als Vorbereitung und Einstimmung auf die nachfolgende Fuge, teilweise sind sie aber auch Kompositionen von eigenem Rang. Es lassen sich unterschiedliche Typen von Präludien unterscheiden: Klangflächenpräludien beispielsweise zeichnen sich durch das Fehlen einer eigenen thematischen Substanz aus; Präludien im imitatorischen Satz dagegen sind komplexe linear-polyphone Kompositionen. Im 2. Teil lassen sich auch Stücke im klavieristisch-galanten Satz nachweisen, die durch entsprechende Stileigentümlichkeiten (Akkordbrechungen, Seufzermelodik) auffallen.
Fugen
Charakteristisch für die Fuge ist dagegen eine strengere kompositorische Vorschrift, die auf dem Prinzip der Imitation und der kontrapunktischen Technik beruht. Die Fugen des Wohltemperierten Klaviers fallen durch ihre Kürze auf, auch sticht trotz der strengeren Vorschrift ihre Vielfalt hervor. Eine Einteilung ist möglich nach stilistischen Gesichtspunkten (z. B. tanzartiger Charakter), aber auch nach rein formalen Kriterien: So sind die meisten Fugen dreistimmig, einige vierstimmig, und nur sehr wenige zweistimmig oder fünfstimmig. Zudem ist die große Mehrheit der Fugen monothematisch, und nur wenige, herausgehobene Werke sind Tripelfugen.
Entstehung und Überlieferung
Vorläufer
Das Wohltemperierte Klavier hat Vorläufer in seinen beiden herausstechenden formalen Aspekten, nämlich sowohl in der Zusammenstellung von Präludium und Fuge als Einheit, als auch in der Anordnung von Musikstücken in allen Dur- und Molltonarten.
Die Voranstellung eines Präludiums vor eine Fuge war bereits im 17. Jahrhundert geläufig. Allerdings gab es eine Vielzahl unterschiedlicher Formen von Musikstücken, die auf mannigfaltigste Weise kombiniert wurden. Zu Bachs Zeit kann das Satzpaar aus Präludium und Fuge als weitaus gefestigter gelten, so beispielsweise in der als unmittelbarer Vorläufer des Wohltemperierten Klavieres geltenden Sammlung des Komponisten Johann Caspar Ferdinand Fischer (Ariadne Musica, 1702).
Die Zusammenstellung von Stücken durch alle Tonarten hindurch kann um 1700 als allgemeines Unterfangen unter Komponisten gelten und findet sich nicht nur bei Johann Caspar Ferdinand Fischer, sondern auch bei Johann Jacob Froberger (Canzone durch alle Tonarten, verschollen) und Johann Mattheson (Exemplarische Organisten-Probe).
1. Teil
Die vollständig erhaltene Reinschrift des Autographs des 1. Teils (Autograph A der Neuen Bach-Ausgabe) – mit dem bekannten Titelblatt - stammt aus dem Jahre 1722. Es ist aber davon auszugehen, dass viele Stücke schon früher komponiert wurden. So existiert eine um 1800 entstandene Abschrift von Johann Nikolaus Forkel mit Stücken aus dem Wohltemperierten Klavier, die von der Bachforschung als Frühfassungen eingestuft werden. Außerdem hat Bach selbst zu späteren Zeitpunkten immer wieder kleinere Änderungen am Autograph A vorgenommen. Das Jahr 1722 bildet also einen vorläufigen Abschluss der Komposition des 1. Teils, sollte aber nicht absolut verstanden werden.
2. Teil
Die Sachlage beim 2. Teil stellt sich wesentlich schwieriger dar als beim 1. Teil, da kein vollständiges Autograph überliefert ist. Es existieren eine Abschrift des Bach-Schülers Johann Christoph Altnickol aus dem Jahre 1744 und eine unvollständig erhaltene Originalhandschrift (sogenanntes Londoner Autograph), die anhand diplomatischer Untersuchungen auf die Jahre 1740/42 datiert wird. Noch in stärkerem Maße als beim 1. Teil dürfte Bach allerdings auf ältere Kompositionen zurückgegriffen haben. Die Einordnung dieser späten Sammlung als 2. Teil des Wohltemperierten Klaviers geht auf die Abschrift Altnickols zurück, die mit eben diesem Titel überschrieben ist. Man kann mit einiger Berechtigung also davon ausgehen, dass auch Bach selbst das Werk so bezeichnet hat.
Das Problem der temperierten Stimmung
Der Titel des Werks bezieht sich auf die Wohltemperierte Stimmung, bei der die zwölf Halbtöne innerhalb einer Oktave so gestimmt sind, dass alle Tonarten im Gegensatz zur vorher üblichen Mitteltönigen Stimmung auf einem Tasteninstrument brauchbar zu spielen sind. Welche der zu seiner Zeit üblichen wohltemperierten Stimmungen Bach tatsächlich nutzte, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es geht dabei jedoch sehr wahrscheinlich nicht um die Aufteilung der Oktave in zwölf gleich große Intervalle, das heißt um die heute übliche gleichstufige Stimmung. Andreas Werckmeister hatte ab 1681 in einer Reihe von Veröffentlichungen verschiedene wohltemperierte Stimmungen beschrieben. Es gilt als möglich, dass Bach dessen Werckmeister-Stimmung nutzte, in der die einzelnen Tonarten einen deutlich unterschiedlichen Charakter besitzen.
Instrumentenfrage
Mit der auf dem Titelblatt verwendeten Bezeichnung Clavier meinte Bach nicht das moderne Klavier, dessen Entwicklung zu dieser Zeit noch nicht abgeschlossen war. Stattdessen bezeichnete Clavier jegliche Art von Tasteninstrument, z. B. Clavichord, Cembalo, Pedalcembalo, Spinett, Lautenclavier, Orgel oder auch das zur Zeit Bachs moderne Piano-Forte bzw. Hammerclavier. Die Orgel scheidet aufgrund der Notation (keine separate Pedalstimme oder entsprechende Bezeichnung einer Stimme, wie bei Bachs Orgelwerken üblich) und der bei Orgeln grundsätzlich mitteltönigen Stimmung höchstwahrscheinlich aus. Am ehesten ist das Werk wohl für Clavichord oder Cembalo angedacht, wofür auch die für diese Instrumente typische Satztechnik spricht. Gemäß einer Äußerung Forkels hatte Bach eine Vorliebe für das Clavichord. Im Nekrolog von 1754 steht dagegen über Bach: „Die Clavicymbale wußte er, in der Stimmung, so rein und richtig zu temperiren, daß alle Tonarten schön und gefällig klangen.“
Eine letztgültige Klärung der Frage scheint nicht möglich und auch nicht unbedingt notwendig: Heutige Aufführungen des Wohltemperierten Klaviers erfolgen sowohl auf dem Cembalo als auch auf dem modernen Flügel.
Wirkungsgeschichte
Das Wohltemperierte Klavier ist im Gegensatz zu anderen Kompositionen Bachs auch nach seinem Tode nicht in Vergessenheit geraten. Wolfgang Amadeus Mozart lernte das Werk vermutlich durch Gottfried van Swieten kennen, der Musikalien aus Preußen mit nach Wien brachte; so richtete Mozart Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier für Streichtrio (KV 404a) und für Streichquartett (KV 405) ein. Auch Ludwig van Beethoven kannte und schätzte das Wohltemperierte Klavier, ebenso sind Zeugnisse von Robert Schumann überliefert. Ein erneutes Interesse am Wohltemperierten Klavier ist dann im 20. Jahrhundert mit der Abwendung von der Romantik und ihrem als pompös empfundenen Satz zu verzeichnen. Auch im Gefolge der historisch-kritischen Quellenforschung (Neue Bach-Ausgabe) und der historisch informierten Aufführungspraxis ist das Interesse am Wohltemperierten Klavier neu erwacht.
Zahlreiche Komponisten haben sich auch vom Wohltemperierten Klavier zu eigenen Werken inspirieren lassen. Zu nennen wären die Préludes (op. 28) von Frédéric Chopin, deren Zielsetzung und musikalischer Gehalt freilich in eine andere Richtung weisen. Eine romantische Bearbeitung stellt die Méditation sur le 1er prélude de Bach für Violine und Klavier und das Ave Maria von Charles Gounod dar. Im 20. Jahrhundert knüpfen Julius Weismann mit seinem Fugenbaum (1943-46) und insbesondere Paul Hindemith mit seinem Ludus tonalis (1942) und Dmitri Schostakowitsch mit seinen 24 Präludien und Fugen op. 87 an Bachs Werk an. Weitere Beispiele sind Rodion Schtschedrin mit 24 Präludien und Fugen für Klavier (Heft 1, 1964; Heft 2, 1970) und Mario Castelnuovo-Tedesco mit Les guitares bien temperées (24 Präludien und Fugen für zwei Gitarren, op. 199). Auch Jazz-Musiker haben sich immer wieder mit Bach und insbesondere dem Wohltemperierten Klavier auseinandergesetzt.
Zitate
„Die Präludien und Fugen des Wohltemperierten Klaviers sind das Alte Testament, die Sonaten von Beethoven das Neue Testament der Klavierspieler.“
„Immer, wenn ich beim Komponieren ins Stocken geriet, nahm ich mir das Wohltemperierte Klavier hervor, und sogleich sprossen mir wieder neue Ideen.“
Literatur
- Siglind Bruhn: J. S. Bachs Wohltemperiertes Klavier. Analyse und Gestaltung. Waldkirch: Edition Gorz 2006. ISBN 3-938095-05-9
- Ludwig Czaczkes: Analyse des Wohltemperierten Klaviers. Wien, 1965, 2 Bände
- Johann Nepomuk David: Das Wohltemperierte Klavier - Der Versuch einer Synopsis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1962
- Alfred Dürr: Johann Sebastian Bach. Das Wohltemperierte Klavier. Kassel, Bärenreiter 2002, ISBN 3-7618-1229-9
- Hermann Keller: Das Wohltemperierte Klavier von J.S.Bach. Bärenreiter, München, 1981, ISBN 3-7618-1200-0
Anmerkungen
- ↑ In Bachs Handschrift ist zu lesen: Das Wohltemperirte Clavier oder Præludia, und Fugen durch alle Tone und Semitonia, so wohl tertiam majorem oder Ut Re Mi anlangend, als auch tertiam minorem oder Re Mi Fa betreffend. Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget von Johann Sebastian Bach. p. t: Hochfürstlich Anhalt-Cöthenischen Capel-Meistern und Directore derer Camer Musiquen. Anno 1722.
Weblinks
- Interaktive Darstellung sämtlicher Fugen aus dem ersten und fast aller Fugen aus dem zweiten Teil – Klang, Noten und Analyse (Flash)
- Wohltemperiertes Klavier Buch 1 Nr.1-12, Nr.13-24, Buch 2 Nr.1-12, Nr.13-24: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- J. S. Bach's „Das Wohltemperierte Clavier“ (unvollständige) Sammlung im Mutopia-Projekt
- Audiodateien und Videos der Piano Society zum Wohltemperierten Klavier
Andreas Werckmeister hatte ab 1681 in einer Reihe von Veröffentlichungen verschiedene wohltemperierte Stimmungen beschrieben. Es gilt als möglich, dass Bach dessen Werckmeister-Stimmung nutzte, in der die einzelnen Tonarten einen deutlich unterschiedlichen Charakter besitzen. Diese Hypothese wird durch eine systematische Auszählung der verschiedenen großen Terzen im Gesamtwerk gestützt, die eine zu dieser Stimmung passende Ungleichverteilung zeigt.[1] Der Musikwissenschaftler Bradley Lehman vertritt dagegen seit 2005 den Standpunkt, dass Bach eine eigene, innerhalb seiner Familie überlieferte Stimmung nutzte, die er in Form des „Kringels“ auf dem Kopf des Titelblatts notiert habe (siehe unten). Die Anzahl der Schwünge gebe Aufschluss über die genaue Stimmung jedes Halbtons, die von der Werckmeister-Stimmung abweiche.[2] Eine Gesamtaufnahme des Werks in dieser Stimmung dokumentiert, dass sie mit der Musik des WK harmoniert.[3] Andere Musikwissenschaftler bezeichnen die vorgeschlagene Stimmung als wohlklingend und nicht unplausibel, weisen jedoch auf die große Zahl schwer begründbarer Annahmen hin, die Lehmans Deutung voraussetzt.[4]
Aufgrund der Variationsbreite der Präludien- und Fugengestaltung kann das WK als exemplarisches Lehrwerk aufgefasst werden (Man vergleiche hierzu das andersgeartete Werk Die Kunst der Fuge). Bach schreibt selber auf das Titelblatt des erhaltenen Autographs:
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Einzelnachweise
- ↑ Manfred Spitzer: Musik im Kopf. Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk. Schattauer, 2002. ISBN 978-3-7945-2427-3. Seite 92.
- ↑ Bradley Lehman: Bach's Extraordinary Temperament: Our Rosetta Stone – 1 In: Early Music 33(1), 2005
- ↑ Peter Catalano: Cracking the „Bach“ Code. Rezension der Aufnahme von Peter Watchorn, verfügbar über das Label Musica Omnia.
- ↑ Leserbriefe zum o.g. Artikel, Early Music 33(3), 2005