Bernd Gänsbacher

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Bernd Gänsbacher (2014)

Bernd Gänsbacher (* 5. März 1948 in Sarnthein, Südtirol, Italien) ist ein Facharzt für Innere Medizin, Allergie/Immunologie, Hämatologie/Onkologie und emeritierter Hochschulprofessor der Technischen Universität München. Er war einer der ersten Kliniker weltweit, der die Gentherapie mitentwickelt und in die Klinik eingeführt hat.

Leben

Nach seinem Abitur am Wissenschaftlichen Lyzeum Brixen schloss Gänsbacher sein Medizinstudium an der Universität Innsbruck, Österreich ab. Nach Beginn der internistischen Ausbildung bei Herbert Braunsteiner an der Medizinischen Klinik der Universität Innsbruck wechselte er 1980 an die University of Pennsylvania in Philadelphia, USA, um dort seine Facharztausbildung (Internship und Residency) in Innerer Medizin abzuschließen. Im Anschluss daran folgte eine Facharztausbildung (Fellowship) in Allergie/Immunologie an der University of Pennsylvania. 1986 wechselte Gänsbacher an das Memorial Sloan-Kettering Cancer Center (MSKCC) in New York City, um eine weitere Facharztausbildung (Fellowship) in Hämatologie/Onkologie zu absolvieren. Alle Facharztausbildungen wurden erfolgreich mit Facharztprüfungen (Board Certification in Internal Medicine, Allergy/Immunology und Oncology) beendet. 1988 wechselte er von seiner Ausbildungsstelle in den Lehrkörper des MSKCC, zunächst als Clinical Assistant im Leukemia Service des Departements der Hämatologischen Onkologie.

Wirken

Innerhalb kürzester Zeit promovierte er von der Clinical Assistant Position und Assistent Member 1994 zum Associate Member und Professor des Leukemia Services des MSKCC. Im Jahr 1990 publizierten Arbeitsgruppen der Johns Hopkins University, Harvard University und die Arbeitsgruppe von Eli Gilboa im Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, in der Gänsbacher mitarbeitete, erstmals, dass Gene als Medikamente bei Krebskrankheiten eingesetzt werden und heilen konnten. Gänsbacher war verantwortlich für die Einführung der Gentherapie im Memorial Hospital des MSKCC und startete 1992 als verantwortlicher Arzt zwei Gentherapie-Studien an Patienten mit Melanom und Nierenkarzinom.[1] Während seines klinischen Wirkens am MSKCC veröffentlichte Gänsbacher über 100 wissenschaftliche Publikationen.

Im Jahr 1996 bekam Gänsbacher den Ruf an die Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, als Ordinarius und Direktor des Institutes für experimentelle Onkologie und Therapieforschung. Gänsbacher entwickelte eine neue Lehrmethode für Medizinstudenten mit den case discussion rounds (CDR), die inzwischen von der Technischen Universität München, der Ludwig-Maximilians-Universität München und den führenden US-amerikanischen Institutionen (Weill Cornell Medical School, Rockefeller University, Memorial Sloan-Kettering Cancer Center) übernommenen wurden.[2][3] Dafür erhielt Gänsbacher im Jahr 2016 die Georg-Maurer Medaille der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München überreicht.

Im Jahr 2000 wurde er zum Präsidenten der Europäischen Gesellschaft für Zell- und Gentherapie gewählt,[4] ein Amt das er bis 2004 innehatte. Im Jahr 2004 wurde Gänsbacher vom damaligen Minister Horst Seehofer in die Zentrale Kommission für die Biologische Sicherheit (ZKBS) des Gesundheitsministeriums in Berlin berufen.[5] Diesem Gremium gehört er immer noch an. Im Jahr 2013 wurde Gänsbacher vom Europäischen Parlament als der Vertreter für die Ärzte der Europäischen Union in das Committee for Advanced Therapies (CAT), European Medicine Agency (EMA) in London berufen.[6] Dieses Gremium ist für die Medikamentenzulassung in Europa verantwortlich. Im Jahr 2013 emeritierte Gänsbacher, ist aber immer noch als Mitglied der ZKBS und der EMA tätig.

2018 kandidierte Gänsbacher erfolglos für die Südtiroler Volkspartei bei den Wahlen zum Südtiroler Landtag. Seit 2020 erklärt er als Experte die aktuellen Entwicklungen der COVID-19-Pandemie in der Tagesschau von RAI Südtirol.[7] 2022 wurde er mit dem Verdienstkreuz des Landes Tirol ausgezeichnet.[8]

Ehrungen

  • Cancer Research Institute F.M. Kirby Clinical Research Award for Cancer Immunology recipient, USA, 1993
  • Degussa Foundation Prize, Universität von Frankfurt, Deutschland, 1993
  • CaP CURE Research Award, Los Angeles, USA, 1994
  • Visiting Professor, Kyushu University, Beppu, Japan, 1998
  • President European Society of Gene Therapy (ESGT), 2000–2004
  • European Society of Gene Therapy (ESGT), Lifetime Achievement Award 2004
  • Mitglied der Kommission „Somatische Gentherapie“ der Bundesärztekammer von Deutschland, 1999–2002
  • Mitglied der Zentralen Ethikkommission der Bundesärztekammer von Deutschland, 2004–2007
  • Mitglied der Zentralen Kommission für Biologische Sicherheit (ZKBS), Bundesministerium für Verbraucherschutz und Lebensmittel seit 1999
  • Ehrenbürger der Gemeinde Sarntal, Südtirol 2012
  • Mitglied des Committee for Advanced Therapies (CAT), European Medicine Agency (EMA), London, seit 2013
  • Georg-Maurer-Medaille der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München 2016[9]

Bücher

  • Die Sprache der Gene verständlich erklärt. Raetia, Bozen 2009, ISBN 978-88-7283-347-6.
  • Warum erkranken Menschen an Krebs? Athesia, Bozen 2011, ISBN 978-88-8266-719-1.
  • Krebsrisiko senken durch gesunde Ernährung. Athesia, Bozen 2013, ISBN 978-88-8266-919-5.
  • Nicht wissen, glauben will der Mensch. Psyche und Krebs. Athesia, Bozen 2016, ISBN 978-88-6839-166-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. osp.od.nih.gov: Genetic Modification Clinical Research Information System (GeMCRIS) (Memento vom 20. März 2015 im Internet Archive)
  2. Tri-Institutional MD-PhD Program - Case Discussion Rounds. Abgerufen am 20. April 2017.
  3. International Case Discussion Summer School - Medizinische Fakultät - LMU München. Abgerufen am 20. April 2017.
  4. European Society of Gene and Cell Therapy (ESGCT)
  5. Committee for Biologic Safety of the Bundesministerium für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (ZKBS), Berlin
  6. European Medicine Agency EMA, London
  7. Tagesschau. (Nicht mehr online verfügbar.) In: rainews.it. Ehemals im Original; abgerufen am 28. März 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.rainews.it (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  8. Thomas Vikoler: Ein Kreuz für Gänsbacher. Neue Südtiroler Tageszeitung, 12. August 2022, abgerufen am 23. August 2022.
  9. MRI Newsletter. (PDF; 735 KB) Februar / März 2017. In: mri.tum.de. Archiviert vom Original am 27. Februar 2017; abgerufen am 28. März 2022.