Business Crime Control
Business Crime Control (BCC) | |
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Rechtsform | Eingetragener Verein |
Gründung | 1991 |
Sitz | Maintal |
Schwerpunkt | Wirtschaftskriminalität |
Aktionsraum | Deutschland |
Mitglieder | 200 |
Website | www.businesscrimecontrol.org |
Business Crime Control e. V. (BCC) ist ein gemeinnütziger Verein, der sich mit den Themenfeldern Wirtschaftskriminalität und Korruption beschäftigt. Der Verein fungiert als Politiknetzwerk und Plattform von Journalisten, Publizisten, Autoren und Aktivisten im Bereich der Wirtschaftskriminalität.
Geschichte
BCC wurde 1991[1] gegründet und zählte im Jahr 2017 nach eigenen Angaben rund 200 Mitglieder. BCC ist vorwiegend im Frankfurter Raum verbreitet. Der Verein hat aber auch Mitglieder in mehreren EU-Mitgliedstaaten. Gründungsvorsitzender und seit Juni 2011 Ehrenvorsitzender ist Hans See. Dem Vorstand gehören an: Erich Schöndorf, Vorsitzender seit 2011, sowie Hans Möller (stellvertretender Vorsitzender), Victoria Knopp (Schriftführerin), Eberhard Ruoff (Kassierer), Reiner Diederich (Beisitzer), Frank Ebert (Beisitzer) und Herbert Stelz (Beisitzer)[2].
Zu den Gründungsmitgliedern gehörten:
- Hans See, Politikwissenschaftler und Wirtschaftskriminologe, von 1976 bis 1999 Professor an der Fachhochschule Frankfurt am Main
- Dieter Schenk, ehemaliger Leiter der Stabsstelle Interpol des BKA und BKA-Kritiker.
- Manfred Such, Kriminalhauptkommissar, vormals MdB für die Partei Bündnis 90/Die Grünen.
- Rolf Knecht, ehemaliger Gesamtbetriebsratsvorsitzender und in dieser Funktion Aufsichtsratsmitglied der Honeywell AG Deutschland
Das Erscheinen des Buches Kapital-Verbrechen – Die Verwirtschaftung der Moral (Hans See, 1990) gilt als ein Auslöser zur Gründung von BCC. Der Verein ist älter als die 1993 gegründete und sich auf Korruption konzentrierende Organisation Transparency International (TI), und hat, trotz der größeren Aufmerksamkeit, die die Medien TI schenken, stets das Ziel verfolgt, besonders die illegalen und illegitimen Praktiken und den Machtmissbrauch der Wirtschaft in den Mittelpunkt der Aufklärungsarbeit zu stellen. Anders als bei Transparency International sind an der Finanzierung von BCC weder staatliche oder halbstaatliche Organisationen beteiligt, noch können Wirtschaftsunternehmen BCC-Mitglied werden. Der Verein finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und die Überweisung eines Bußgeldes.
Auszeichnungen
Am 18. November 2007 erhielt Business Crime Control in München den Golden Award of Change der Künstlerin Lucia Dellefant.[3][4]
Mitglieder
Zu Mitgliedern und Förderern von BCC zählen u. a. Uwe Dolata, Stephan Hessler, Martin Keßler, Helmut Kramer, Ingo Müller, Werner Rügemer, Dieter Schenk, Erich Schöndorf, Andreas Teufer, Hans Scharpf und Jean Ziegler.
Vereinszweck
Zur Wirtschaftskriminalität, über die BCC auf sozialwissenschaftlicher Grundlage aufklärt, gehören nicht nur Straftatbestände, wie sie in Deutschland im Gerichtsverfassungsgesetz (GVG) aufgelistet sind und sonstige, welche dem Wirtschaftsstrafrecht zugeordnet sind. Neben bekannten illegalen Praktiken wie Korruption, Steuerhinterziehung, Geldwäsche, Amtsmissbrauch, Kartellbildung mit Preisabsprachen, Angebotsmanipulation, Insidergeschäfte, Anlagebetrug und Umweltzerstörung, kritisiert der Verein auch bislang legale wirtschaftliche Praktiken, die Individuen, Gesellschaft und Gemeinwesen schädigen. Des Weiteren Geschäftspraktiken, die bislang von Gesetzen nicht erfasst werden, wie Nahrungsmittelspekulation, profitgetriebene Entlassung von Arbeitnehmern und Scheingeschäfte.
Der Verein gibt die Zeitschrift BIG Business Crime. Theorie, Praxis und Kritik der kriminellen Ökonomie heraus.[5] Als Fachzeitschrift gibt es sie seit 2005; zuvor erschien ab 1992 Business Crime – Sozialökologische Demokratie statt Wirtschaftsverbrechen, die als Mitgliederzeitschrift konzipiert war und von Hans See redigiert wurde. Dieser redigierte bis Anfang 2009 auch BIG Business Crime. Verantwortliche Redakteurin ist seit 2011 Victoria Knopp. Unterstützt wird sie von den Redakteuren Reiner Diederich, Gerd Bedszent und Joachim Maiworm. Mitherausgeber (neben BCC e.V.) sind Stephan Hessler, Manfred Such, Otmar Wassermann und Jean Ziegler. Die Zeitschrift erschien zunächst vierteljährlich als eigenständiges Printmedium, dann ab Ende 2019 weiter vierteljährlich als Beilage zum Periodikum Stichwort Bayer, herausgegeben von der Coordination gegen Bayer-Gefahren.
Laut Satzung sieht BCC seine Aufgaben in:
- der Förderung der wissenschaftlichen Erforschung der Ursachen, Strukturen, sozialer, politischer, ökologischer, aber auch immaterieller Folgeschäden von Wirtschaftskriminalität
- Bildung und Fortbildung
- Aufklärung der Bevölkerung über wissenschaftliche Erkenntnisse und Probleme
- Unterstützung von Recherchen und Veröffentlichungen über den Missbrauch von Wirtschaftsmacht
- Politikberatung und dem Aufzeigen von Möglichkeiten der Vermeidung und Bekämpfung von Wirtschaftsverbrechen im weitesten Sinne.
Erfolge/Wirksamkeit
Einmal jährlich veranstaltet BCC eine Jahrestagung, die sich kritisch mit dem Zusammenhang von Wirtschaft und Kriminalität auseinandersetzt. So hatte die Fachtagung 2020 das Thema "Weiße Kittel – schwarze Millionen. Wirtschaftskriminalität und Gesundheitswesen"[6]. Weiter gibt es regelmäßig gemeinsam von BCC und der KunstGesellschaft[7] organisierte Matineen im Frankfurter Club Voltaire, in denen verschiedenste kulturelle und politische Themen behandelt werden.
Daneben leisten einzelne Mitglieder wesentliche Beiträge zur Aufdeckung und Skandalisierung von Korruption, Amtsmissbrauch und Veruntreuung. Im Jahr 2009 hat BCC sein Hauptaugenmerk auf das Thema Arbeits-Unrecht[8] gelegt.
BCC leistete in den 1990er Jahren Beiträge, Wirtschaftskriminalität als wissenschaftliches und publizistisches Dauerthema zu etablieren. In einem Sammelband der BCC-Gründer Hans See und Dieter Schenk beleuchtete BCC-Mitglied Erich Diefenbacher bereits 1992 zum ersten Mal die Funktionsweise Liechtensteiner Stiftungen bei Geldwäsche und ähnlichen Transaktionen. Im Oktober 1996 fand in Frankfurt am Main ein von BCC (zusammen mit der FH Frankfurt) veranstalteter Kongress zum Thema Wirtschaftskriminalität – Kriminelle Wirtschaft statt, der durch einen von Hans See und Eckart Spoo herausgegebenen gleichnamigen Sammelband (Heilbronn 1997) dokumentiert ist. Werner Rügemer war der erste Autor, der Zusammenhänge im Skandal um die Kölner Müllverbrennungsanlage publizierte.
BCC beteiligte sich an Widerstandsaktivitäten gegen Cross-Border-Leasing in Frankfurt am Main.
Presse
- Unternehmer-Lobby reagiert sehr zurückhaltend auf das Thema Korruption, Interview mit Werner Rügemer (Business Crime Control), VDI nachrichten, Düsseldorf, 9. Mai 2008
- Rechtsfreie Wirtschaft – Business Crime Control im Ehrenamt, Reinhard Jellen in junge Welt, 20. November 2007[4]
- Sascha Zoske: Ein Kämpfer gegen den Staat im Staat – Hans See will weiter Wirtschaftskriminellen das Handwerk legen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18. Juni 2002.
- Kapital-Verbrechen auf der Spur – ein privater Verein kämpft gegen kleine und große Wirtschaftskriminelle, Herbert Stelz in Die Zeit, Nr. 39, 22. September 1995
- Blinder Fleck – Ein deutscher Professor hat einen Verein gegen mafiose Praktiken in der Wirtschaft gegründet, aus Der Spiegel Nr. 23/1991[1]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Blinder Fleck. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1993 (online).
- ↑ BCC-Homepage, abgerufen am 3. März 2019
- ↑ award of change. (Nicht mehr online verfügbar.) In: award-of-change.de. award of change, archiviert vom Original am 29. Oktober 2012; abgerufen am 28. Mai 2022.
- ↑ a b Artikel in junge Welt, abgerufen am 13. Mai 2008
- ↑ Geschichte der Website
- ↑ Ankündigung der Fachtagung 2020, abgerufen am 24. April 2021
- ↑ Matinee von KunstGesellschaft und BCC. Abgerufen am 16. Oktober 2018.
- ↑ Arbeits-Unrecht in Deutschland. Arbeit und Arbeitslosigkeit in der Krise des Neoliberalismus. Eine Konferenz am 14. März 2009 in Köln. (Nicht mehr online verfügbar.) In: businesscrime.de. Archiviert vom Original am 22. Januar 2009; abgerufen am 28. Mai 2022.