Carlhintzeit

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Carlhintzeit
Carlhintzeite-141165.jpg
Radialstrahliger, farbloser Carlhintzeit aus dem Tagebau Hagendorf-Süd bei Waidhaus, Oberpfälzer Wald, Bayern, Deutschland (Bildbreite 3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1978-031

Chemische Formel
  • Ca2[F|AlF6]·H2O[1]
  • Ca2AlF7·H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Halogenide
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
3.CB.45 (8. Auflage: III/C.03)
11.06.07.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pedial 1 oder -pinakoidal 1
Raumgruppe (Nr.) C1 oder C1[1] (Nr. 1 oder 2)
Gitterparameter a = 9,48 Å; b = 6,98 Å; c = 9,30 Å
α = 91,1°; β = 104,8°; γ = 90,0°[1]
Formeleinheiten Z = 4[1]
Häufige Kristallflächen {100} und {001}, auch (110)[3]
Zwillingsbildung Rotationszwillinge nach [101][3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht definiert
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,86; berechnet: 2,89[3]
Spaltbarkeit nicht definiert
Farbe farblos, weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,411
nβ = 1,416
nγ = 1,422[4]
Doppelbrechung δ = 0,011[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 77° (gemessen); 86° (berechnet)[4]

Carlhintzeit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Halogenide“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca2[F|AlF6]·H2O[1] und gehört strukturell zu den Insel-Aluminofluoriden mit Calcium.

Carlhintzeit entwickelt nur sehr kleine, tafelige bis prismatische Kristalle bis etwa zwei Millimeter Länge, die aufgrund von Zwillingsbildung überwiegend pseudomonokline Formen aufweisen und zudem meist in Form radialstrahliger, büscheliger Mineral-Aggregate angeordnet sind.

Die Kristalle selbst sind farblos und durchsichtig und zeigen auf den Oberflächen einen glasähnlichen Glanz. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung in Aggregatform kann das Mineral aber auch weiß erscheinen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.


Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde das Carlhintzeit in den Pegmatiten des Tagebaus Hagendorf-Süd bei Waidhaus im Oberpfälzer Wald (Bayern) und beschrieben 1979 durch Pete J. Dunn, Donald R. Peacor und Bozidar Darko Sturman, die das Mineral nach dem deutschen Mineralogen und Kristallographen Carl Hintze benannten, um das von ihm herausgegebene „Handbuch der Mineralogie“ als sein Lebenswerk zu ehren.[5]

Typmaterial des Minerals wird im Royal Ontario Museum in Toronto, Kanada (Katalog-Nr. M35498) und im National Museum of Natural History in Washington, D.C., USA (Katalog-Nr. B20119) aufbewahrt.[3]

Klassifikation

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Carlhintzeit zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung der „Doppelhalogenide (meist mit OH,H2O)“, wo er zusammen mit Chiolith, Karasugit, Neighborit, Prosopit, Hydrokenoralstonit (ehemals Ralstonit), Rosenbergit, Thermessait, Usovit und Weberit die „Chiolith-Ralstonit-Gruppe“ mit der System-Nr. III/C.03 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Carlhintzeit ebenfalls in die Klasse der „Halogenide“, dort allerdings in die Abteilung der „Komplexen Halogenide“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Insel-Aluminofluoride (Neso-Aluminofluoride)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3.CB.45 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Carlhintzeit in die Klasse der „Halogenide“ und dort in die Abteilung der „Komplexe Halogenide – Aluminiumfluoride“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 11.06.07 innerhalb der Unterabteilung „Komplexe Halogenide - Aluminiumfluoride mit verschiedenen Formeln“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Farbloser bis weißer Carlhintzeit mit violettem Strengit aus der Typlokalität Hagendorf-Süd (Grube Cornelia) (Bildbreite 3,5 mm)

Carlhintzeit bildet sich sekundär durch hydrothermale Umwandlung aus Triphylin in Pegmatiten. Als Begleitminerale treten unter anderem Apatit, Pyrit, Rockbridgeit und Strengit auf.

Als sehr seltene Mineralbildung konnte Carlhintzeit nur in wenigen Proben aus weniger als zehn Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität, dem inzwischen nicht mehr betriebenen und abgesoffenen Tagebau Hagendorf-Süd bei Waidhaus konnte das Mineral in Deutschland bisher nur noch am Naturdenkmal „Kreuzberg“, einem 38 m hohen Rosenquarzfelsen bei Pleystein im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab entdeckt werden.

Weitere bisher bekannte Fundorte (Stand 2014) sind die Mina „El Gigante“ im Departamento Punilla in der zentralargentinischen Provinz Córdoba, die Serra Branca Pegmatite bei Pedra Lavrada im brasilianischen Bundesstaat Paraíba und die „Perda Niedda Mine“ in der Gemeinde Domusnovas auf der italienischen Insel Sardinien.[6]

Kristallstruktur

Carlhintzeit kristallisiert triklin in der Raumgruppe C1 (Raumgruppen-Nr. 1, Stellung 2)[7]Vorlage:Raumgruppe/1.2 oder C1 (Nr. 2, Stellung 3)[7]Vorlage:Raumgruppe/2.3 mit den Gitterparametern a = 9,48 Å; b = 6,98 Å; c = 9,30 Å; α = 91,1°; β = 104,8° und γ = 90,0° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Pete J. Dunn, Donald R. Peacor, B. Darko Sturman: Carlhintzeite, a new calcium aluminum fluoride hydrate from the Hagendorf pegmatites, Bavaria, Germany. In: The Canadian Mineralogist. Band 17 (1979), S. 103–105 (PDF 239,1 kB)

Weblinks

Commons: Carlhintzeite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 163.
  2. IMA/CNMNC List of Mineral Names; March 2014 (PDF 1,5 MB)
  3. a b c d Carlhintzeite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001. (PDF 91,5 kB)
  4. a b c Mindat - Carlhintzeite
  5. Pete J. Dunn, Donald R. Peacor, B. Darko Sturman: Carlhintzeite, a new calcium aluminum fluoride hydrate from the Hagendorf pegmatites, Bavaria, Germany. In: The Canadian Mineralogist. Band 17 (1979), S. 103–105 (PDF 239,1 kB)
  6. Fundortliste für Carlhintzeit beim Mineralienatlas und bei Mindat
  7. a b Die Nummerierung dieser Achsenstellung entspricht nicht der Reihenfolge der International Tables for Crystallography, da diese dort nicht aufgeführt wird.