Cash Group
Die Cash Group ist ein seit 1998 bestehender Zusammenschluss mehrerer privater Kreditinstitute in Deutschland mit dem Ziel, den eigenen Kunden gebührenfreie Geldabhebungen mittels Girocard oder Bankkarte an Geldautomaten der Mitgliedsunternehmen zu ermöglichen.
Gründung
Die Gründung war eine Antwort auf die Kündigung der Höchstentgeltvereinbarung bezüglich der Geldautomaten-Entgelte durch die Sparkassen-Finanzgruppe 1997. Die Sparkassen, die 45 % der Geldautomaten in Deutschland betreiben, wollten eine Erhöhung der Entgelte durchsetzen, die früher 4 DM betrugen. Nachdem dies durch das Bundeskartellamt nicht unterstützt worden war, wurden die Entgelte durch den jeweiligen Geldautomatenbetreiber frei festgesetzt und an den verfügenden Kunden weiterbelastet. Mit der EU-Preisverordnung 2560/2001, mit der die Entgeltgleichheit für Transaktionen innerhalb der EU in EURO mit vergleichbaren inländischen Transaktionen vorgeschrieben wurde, wurde das sogenannte Interbankenentgelt eingeführt. Hiernach war die Gebühr, die der Kunde zu zahlen hatte, durch seine jeweilige Hausbank festzulegen. Das Interbankenentgelt, das der Geldautomatenbetreiber der Hausbank des verfügenden Kunden in Rechnung stellte, konnte nach der EU-Verordnung 2560/2001 somit nicht mehr an den Kunden weiterbelastet werden. Damit war ein Wettbewerb unter den Geldautomatenanbietern nicht mehr möglich. Dies führte dazu, dass die Interbankenentgelte für Fremdverfügungen stark anstiegen.[1]
Die an der Cash Group beteiligten Banken betreiben ca. 7.000 der mehr als 50.000 in Deutschland vorhandenen Geldautomaten (Stand: 2022).[2] Darin enthalten ist die Möglichkeit des provisionsfreien Bargeldbezugs an den Kassen von rund 1.300 Shell-Tankstellen. Im Ausland können Kunden einzelner Mitgliedsinstitute weitere Geldautomaten von Kooperationspartnern oder eigenen Filialen der Muttergesellschaft kostenlos nutzen. Davon profitieren vereinzelt auch Kunden anderer Mitglieder der Cash Group. Beispiele hierfür sind die kostenlose Nutzung der Geldautomaten der Unicredit Bank Austria, der italienischen Unicredit Banca und rumänischen Unicredit Țiriac Bank für Kunden der deutschen Unicredit Bank oder die Nutzung der Geldautomaten der Deutschen Bank in Italien und Spanien auch für Kunden anderer Cash-Group-Mitglieder, wie etwa der Commerzbank.
Vergleich mit anderen Gruppen
- Die Kreditinstitute der Sparkassen-Finanzgruppe betreiben 23.200 Geldautomaten deutschlandweit (Stand 2020).[3]
- Das Bankcard-Servicenetz der dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken angehörenden Kreditinstitute verfügt deutschlandweit über 16.309 Geldautomaten (Stand 2021).[4]
- Die im Cashpool zusammengeschlossenen Kreditinstitute betreiben rund 2.800 Geldautomaten (Stand 2022).[5]
Aktuelle Mitglieder
Der Cash Group gehören folgende deutsche Banken und ihre Tochtergesellschaften an:
- Commerzbank
- Deutsche Bank (inklusive der Niederlassung Postbank)
- Unicredit Bank
Ehemalige Mitglieder bzw. Tochtergesellschaften
Indirekt in der Cash Group verblieben
- DB Privat- und Firmenkundenbank
- Nach Verschmelzung mit Deutsche Bank Aktiengesellschaft mit dem 15. Mai 2020 ausgeschieden.
- Deutsche Postbank
- Das Gründungsmitglied schied mit dem 25. Mai 2018 nach Verschmelzung mit der DB Privat- und Firmenkundenbank AG aus. Für Kunden der heutigen Marke Postbank im Deutsche-Bank-Konzern ist weiterhin die Nutzung der Cash Group gegeben.
- Berliner Bank
- Das Institut wurde Anfang 2007 Teil des Deutsche-Bank-Konzerns und war zuletzt Niederlassung der DB Privat- und Firmenkundenbank AG. Der eigenständige Markenauftritt wurde 2017 aufgegeben.
- Comdirect Bank
- Nach Verschmelzung am 2. November 2020 mit der Commerzbank schied sie als deren ehemalige Tochtergesellschaft aus. Kunden der Marke Comdirect ist weiterhin die Nutzung der Cash Group möglich.
- Dresdner Bank
- Übernahme durch die Commerzbank. Als Marke weiterbestehend für die Filiale der Commerzbank in Dresden am Altmarkt.
- Advance Bank
- Die Advance Bank war eine Tochtergesellschaft der Dresdner Bank und wurde im November 2003 mit dieser verschmolzen.
- Bremer Bank
- Übernahme der Muttergesellschaft Dresdner Bank durch die Commerzbank.
- Vereins- und Westbank
- Die Vereins- und Westbank war eine Tochtergesellschaft der Bayerische Hypo- und Vereinsbank Aktiengesellschaft und wurde im Januar 2005 auf diese verschmolzen.
Nicht mehr Teil der Cash Group
- Oldenburgische Landesbank
- Die Oldenburgische Landesbank (OLB) war eine Tochter der ehemaligen Dresdner Bank und somit Teil des Allianz-Konzerns. Bei der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank verblieb die OLB jedoch im Allianz-Konzern und ging nicht mit an die Commerzbank. Damit endete auch die offizielle Mitgliedschaft in der Cash Group. Seit April 2018 ist die OLB Mitglied im Cashpool.
- Allianz Bank
- Die Allianz Bank war eine rechtlich unselbständige Zweigniederlassung der Oldenburgischen Landesbank (OLB). Obwohl bei Gründung der Zweigniederlassung Allianz Bank im Juni 2009 die OLB noch Mitglied der Cash Group war, konnten die Geldautomaten der Allianz Bank nicht kostenlos genutzt werden. Dies war lediglich für eigene Kunden sowie für Kunden der OLB möglich. Später wurde jedoch zwischen dem Allianz-Konzern und den anderen Cash-Group-Banken eine entsprechende Vereinbarung getroffen, sodass ab Mitte 2010 Kunden aller Cash-Group-Banken die Geldautomaten der Allianz Bank kostenfrei nutzen konnten. Allerdings war die Allianz Bank weiterhin weder auf der Homepage der Cash Group als Mitglied aufgeführt noch wurden deren Geldautomaten in der Suchfunktion auf der Homepage angezeigt. Lediglich über die Suchfunktion auf der Homepage der Allianz Bank war eine Suche nach sämtlichen kostenfreien Geldautomaten möglich. Mit der Einstellung der Geschäftstätigkeit der Allianz Bank zum 30. Juni 2013 wurden auch die von ihr betriebenen Geldautomaten abgebaut.
- W. Fortmann & Söhne
- Das Bankhaus W. Fortmann & Söhne war bis Ende 2014 eine selbständige Tochtergesellschaft der Oldenburgischen Landesbank (OLB). Zum 1. Januar 2015 wurde es eine unselbständige Zweigniederlassung der OLB, als die OLB noch offizielles Mitglied in der Cash Group war, nie selbst offizielles Mitglied und wird als solches auch nicht auf der Cash-Group-Homepage genannt. Der Geldautomat des Bankhauses war über die Suchfunktion auf der Homepage der Cash Group zu finden.
- Westfalenbank
- Die Westfalenbank war bis 2006 eine Tochtergesellschaft der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank und als solche Mitglied in der Cash Group. Nach Zerschlagung in mehrere Geschäftsbereiche und Verkauf an andere Unternehmen endete auch die Mitgliedschaft in der Cash Group.
- Bankhaus C. L. Seeliger
- Das Bankhaus C. L. Seeliger gehörte bis 2006 zur Bayerischen Hypo- und Vereinsbank und war damit Mitglied der Cash Group. Anschließend wechselte es in den Cashpool.
- Reuschel & Co.
- Die Bank gehörte bis 2009 zur Dresdner-Bank-Gruppe. Nach Übernahme durch die Conrad Hinrich Donner Bank schied die Bank Anfang April 2010 aus der Cash Group aus und wechselte in den Cashpool.
- DAB Bank
- Aufgrund der Übernahme durch die BNP Paribas im Jahr 2014 schied die DAB Bank zum 1. Februar 2015 aus der Cash Group aus. Bargeldabhebungen an deutschen Geldautomaten der Cash-Group-Mitglieder blieben für Kunden der DAB Bank aber weiterhin kostenlos, da die Bank die anfallenden Gebühren übernahm.[6]
- Bankhaus Neelmeyer
- Das Bankhaus war eine Tochter der Vereins- und Westbank bzw. der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank. Nach Übernahme durch die Bremer Kreditbank schied es zum 1. April 2017[7] aus der Cash Group aus.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ulrich Immenga und Thorsten Körber: Marktabgrenzung und Marktbeherrschung bei Geldautomatennutzung (PDF; 1,5 MB)
- ↑ Homepage cashgroup.de, abgerufen am 27. April 2022
- ↑ Sparkassen-Finanzgruppe in Zahlen 2020, abgerufen am 27. April 2022
- ↑ Anzahl Geldautomaten Volksbanken Raiffeisenbanken, abgerufen am 21. Juni 2022
- ↑ Homepage cashpool.de, abgerufen am 27. April 2022
- ↑ Informationen zum Wechsel des Hauptaktionärs bei der DAB Bank. DAB Bank AG, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 30. April 2014.
- ↑ Service. (Memento vom 10. Dezember 2018 im Internet Archive) Website des Bankhauses, abgerufen am 3. Juli 2017.