Charles L’Eplattenier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Selbstportrait, 1942, Öl auf Leinwand, 110 × 110 cm, Musée des Beaux-Arts, La Chaux-de-Fonds
Le triomphe de la vie, Mosaik, 1923, Südseite des Krematoriums
Vers l’au-delà, Mosaik, 1923, Nordseite des Krematoriums

Charles L’Eplattenier (* 9. Oktober 1874 in Neuchâtel; † 7. Juni 1946 bei Les Brenets) war ein Schweizer Maler, Plastiker und Architekt in La Chaux-de-Fonds. Er entwickelte den Style sapin, eine Variante des Jugendstils und wurde einer breiten Öffentlichkeit in der Schweiz als Grafiker nationaler Motive bekannt.

Leben

Charles L’Eplattenier stammte aus einer Bauernfamilie. 1887 begann er eine Lehre als Baumaler in Peseux. Darauf nahm er Unterricht bei Paul Bouvier in Neuchâtel und wurde für ein Studium an der Kunsthochschule Budapest[1] empfohlen, wo seine Tante lebte. Dort blieb er von 1890 bis 1893. Mit einem Stipendium des Kantons Neuenburg führte er dieses bis 1896 in Paris fort. Sein Lehrer war Luc-Olivier Merson.[1] Mit erst 23 Jahren wurde er darauf Lehrer an der Ecole d’art de La Chaux-de-Fonds, deren Direktor er von 1903 bis 1914 war. 1914 trat er nach Meinungsverschiedenheiten von dem Amt zurück.

Temps de mars, 1907, Tempera auf Leinwand, 105 × 195 cm, Musée des Beaux-Arts, La Chaux-de-Fonds

L’Eplattenier gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Schweizer Jugendstils (Art nouveau), auch wenn er nur selten ausserhalb der Stadt La Chaux-de-Fonds wirkte, wo er seit 1897 an der Kunstgewerbeschule unterrichtete. Zu seinen Schülern gehörte neben François Barraud und André Evard[2] auch Charles-Édouard Jeanneret, der spätere Le Corbusier, der sich bei der Wahl seines Pseudonyms möglicherweise vom Namen seines Lehrers beeinflussen liess. Neben seinen neuen Kunstauffassungen folgenden Ansätzen als Lehrer betrieb L’Eplattenier eine traditionell verhaftete Landschaftsmalerei und eine vom patriotischen Pathos getragene Historienmalerei. Als Grafiker gestaltete er Plakate und einige der bekanntesten Briefmarkenmotive der Schweizer Post.[1]

La Chaux-de-Fonds entwickelte sich damals zu einem der führenden Zentren der Schweizer Uhrenindustrie und der wirtschaftliche Boom sorgte bei den wohlhabenden Bürgern der Stadt für eine grosse Nachfrage nach Immobilien und Kunstgegenständen im Stil der Zeit. L’Eplattenier entwickelte mit seinen Schülern eine eigene Ausprägung des Art nouveau, die nach einem häufig wiederkehrenden Motiv auch style sapin («Tannenstil») genannt wird und vor allem an einem intensiven Studium der Natur und an einer künstlerischen Stilisierung der dort vorgefundenen Strukturen interessiert war.

Zu seinen wichtigsten Auftragswerken gehören das in La Chaux-de-Fonds aufgestellte Denkmal für den Bundesrat Numa Droz,[3] welches am 2. Dezember 1917[4] eingeweiht wurde (die Statue wurde vom Bahnhof an die Ecke Rue Numa-Droz/Rue Abraham-Louis Breguet verschoben) ebenso wie Figuren und dekorative Elemente im Krematorium, die er zusammen mit seinem Schüler André Evard ausführte,[5] sowie dekorative Elemente auf dem Friedhof der Stadt. Ausserdem wurden die Eingangshalle und der Treppenbereich des Musée des Beaux-Arts de La-Chaux-de-Fonds nach seinen Entwürfen ausgeführt.

1933 erschien von Maurice Jeanneret eine Monografie über Charles L’Eplattenier beim Verlag La Baconnière in Neuchâtel. 1946 verunglückte L’Eplattenier auf der Motivsuche im felsigen Gelände am Fluss Doubs tödlich.[1]

Literatur

  • Anouk Hellmann: Charles L’Eplattenier (1874–1946). Éditions Attinger, Hauterive 2011.
  • Udo Weilacher, Peter Wullschleger: Landschaftsarchitekturführer Schweiz. Birkhäuser Verlag, Basel Berlin Boston 2002, S. 82.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Isabelle Papaloïzos-Aeby: L'Eplattenier, Charles. In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz. 2020, abgerufen am 26. Juli 2022 (französisch).
  2. Alex Winiger: Die wehrhafte Schweiz und die Friedensinsel Schweiz: Zwei Monumente, zwei Konzepte. ETH Zurich, 2020, S. 11 p., doi:10.3929/ethz-b-000438158 (ethz.ch [abgerufen am 8. Oktober 2021]).
  3. Denkmal für Numa Droz
  4. 1917, La Chaux-de-Fonds Denkmal für die Republik
  5. Alex Winiger: Die wehrhafte Schweiz und die Friedensinsel Schweiz: Zwei Monumente, zwei Konzepte. ETH Zurich, 2020, S. 11 p., doi:10.3929/ethz-b-000438158 (ethz.ch [abgerufen am 8. Oktober 2021]).