Chernikovit
Chernikovit | |
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Chernikovit mit grünlichem Meta-Autunit, Rockelmann Steinbruch, Schwarzenberg, Erzgebirge, Deutschland | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | (H3O)2[UO2|PO4]2·6(H2O)[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
8.EB.15 (8. Auflage: VII/E.02) 40.02a.19.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | tetragonal |
Kristallklasse; Symbol | 4/mmm |
Raumgruppe | P4/nmm (Nr. 129)[1] |
Gitterparameter | a = 7,02 Å; c = 9,05 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 1[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2 bis 2,5[2] |
Dichte (g/cm3) | 3,259 |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {001}, gut nach {100} |
Bruch; Tenazität | glimmerig |
Farbe | hellgelb[3] |
Strichfarbe | gelblichweiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Bitte ergänzen |
Radioaktivität | sehr stark |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,580–1,583 nγ = 1,569–1,570 |
Optischer Charakter | einachsig negativ[4] |
Achsenwinkel | 2V = 5 bis 10°[4] |
Weitere Eigenschaften | |
Besondere Merkmale | radioaktiv |
Chernikovit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate, Arsenate und Vanadate. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (H3O)2[UO2|PO4]2·6(H2O)[1] und bildet hellgelbe, dünne, tafelige Kristalle. Es ist oft in Paragenese mit Autunit und Meta-Autunit zu finden.
Etymologie und Geschichte
Chernikovit wurde nachweislich bereits um 1910 vom Bergdirektor Ernst Julius Fröbe (1851–1921) im Steinbruch Rockelmann bei Schwarzenberg gefunden. Das Mineral wurde 1988 auf Vorschlag von J. Atencio zu Ehren Dr. Andrei Andreevich Chernikovs (1927–2013) benannt.[5] Chernikov beschrieb natürlich vorkommende Proben erstmals 1958 als Wasserstoff-Autunit.[5] Das Typmineral befindet sich an der Russischen Akademie der Wissenschaften im Mineralogischen Museum "Alexander Fersman" in Moskau, Russland. unter Katalognummer 88655.[6] Natürlich vorkommende Proben wurden bisher noch nicht eingehend untersucht, alle Daten beruhen auf Untersuchungen synthetischen Materials.[6]
Klassifikation
In der Systematik nach Strunz wird Chernikovit zu den Uranylphosphaten und -arsenaten gezählt. Nach der 8. Auflage bildet es dabei zusammen mit Abernathyit, Bassetit, Lehnerit, Metaankoleit, Meta-Autunit, Metaheinrichit, Metakahlerit, Metakirchheimerit, Metalodèvit, Metanatroautunit (Meta-Natrium-Autunit), Metanováčekit, Metatorbernit, Metauranocircit, Metauranospinit, Metazeunerit, Natrouranospinit, Pseudoautunit, Ulrichit, Uramarsit und Uramphit die Metautunit-Gruppe. In der 9. Auflage werden die Uranylphosphate und -arsenate nach dem Verhältnis von Uranyl- zu Phosphat/Arsenat-Ionen unterteilt, hier bildet es mit Abernathyit, Meta-Ankoleit, Natrouranospinit (Rn), Trögerit, Uramarsit (IMA 2005-043) und Uramphit eine Untergruppe der Uranylphosphate mit einem Verhältnis von UO2 zu P/AsO4 von 1:1.
In der Systematik nach Dana bildet es eine eigene Untergruppe 40.02a.19 der wasserhaltigen Phosphate etc. mit der allgemeinen Struktur A2+(B2+)2(XO4) · x(H2O), die (UO2)2+.[2]
Kristallstruktur
Chernikovit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4/nmm (Raumgruppen-Nr. 129) mit den Gitterparametern a = 7,02 Å und c =9,05 Å sowie mit einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[1]
Eigenschaften
Durch seinen Urangehalt von bis zu 54,34 % ist das Mineral sehr stark radioaktiv. Unter Berücksichtigung der natürlichen Zerfallsreihen bzw. vorhandener Zerfallsprodukte wird die spezifische Aktivität mit 97,26 kBq/g angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).[3] Unter UV-Licht fluoresziert es intensiv gelbgrün.
Bildung und Fundorte
Chernikovit bildet sich auf Quarz in Syenit-Spalten, auf versteinertem Holz (Karakat, Tajikistan) und in turmalinhaltigen Graniten und granitischen Pegmatiten (Brasilien). Es ist je nach Fundort vergesellschaftet mit Autunit, Meta-Autunit, Uranophan, Phosphuranylit, Torbernit bzw. Meta-Torbernit, Haiweeit und "Uranopal”.
Es ist nur eine geringe Anzahl von Fundorten des Chernikovit bekannt. Neben der Typlokalität, der Uran-Lagerstätte Karakat 50 km nordöstlich der Stadt Chudschand im Karamazar-Gebirge in Tadschikistan, fand man es in der Unterpräfektur Perus, 25 km nördlich von São Paulo, Brasilien, bei San Giacomo Vercellese im Piemont in Italien, bei Chãs de Tavares, Kreis Mangualde in Portugal, in der Khiagda Uranlagerstätte in Ostsibirien, Russland, im Laguna District (New Mexico) und in Mayfield, Fulton County (New York) in den USA. In Deutschland fand man es in Sachsen im Steinbruch Rockelmann bei Schwarzenberg, in Thüringen bei Ronneburg und in Bayern bei Mähringen und Hagendorf.[2]
Vorsichtsmaßnahmen
Aufgrund der starken Radioaktivität und Toxizität sollten Mineralproben von Chernikovit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollten eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.
Siehe auch
Literatur
Chernikovite in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 1990, 1, 101 (pdf).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 526.
- ↑ a b c Mindat – Chernikovite
- ↑ a b Webmineral - Chernikovite
- ↑ a b Fosfatos e silicatos secundarios de uranio de Perus, Sao Paulo, In: Daniel Atencio & Raphael Hypolito (Hrsg.): Revista Brasileira de Geociências, 1994 (Link)
- ↑ a b Webmineral.ru - Chernikovite
- ↑ a b Chernikovite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 68 kB)