Clarios Varta Hannover

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Clarios Varta Hannover GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 2019
Sitz Hannover
Mitarbeiterzahl 570[1]
Umsatz 564 Mio. EUR[1]
Stand: 2021
Werkseinfahrt von Clarios Hannover

Die Clarios Varta Hannover GmbH ist ein Produktionsbetrieb im Norden von Hannover auf dem Industriegelände Stöcken-Marienwerder. Zusammen mit mehreren anderen Firmen der Clarios Gruppe werden dort rund 1.300 Menschen beschäftigt. Der Betrieb stellt Starterbatterien für PKWs und LKWs als Bleiakkumulatoren in einer Produktionsstückzahl bei über zehn Millionen Batterien pro Jahr her. Außer dem Vertriebsnamen Varta bestehen keine gesellschaftsrechtlichen Beziehungen mehr zur Varta AG in Ellwangen.

Geschichte

Firmenzentrale
Datei:Clarios Werkgelände Hannover.jpg
Das Werksgelände aus der Vogelperspektive

Die Geschichte des Standortes Hannover geht auf die Akkumulatorenfabrik Hannover zurück, die umgangssprachlich AFA oder auch Akku genannt wurde. 1938 wurde der Betrieb in Hannover durch die Akkumulatorenfabrik AG in Hagen gegründet, deren Besitzer der Industrielle Günther Quandt war. Statt der ursprünglich geplanten Antriebs- und Starter-Bleibatterien für verschiedene Fahrzeuge wurden ab 1940 jedoch Antriebsbatterien für U-Boote und Torpedos produziert. Hierzu wurden Kriegsgefangene, Fremdarbeiter und KZ-Insassen zur Zwangsarbeit verpflichtet, die in dem eigens direkt auf dem Fabrikgelände errichteten Außenlager des KZ Neuengamme untergebracht wurden, dem KZ Hannover-Stöcken. Der Betrieb in Hannover beschäftigte mit mindestens 1500 KZ-Häftlingen und 3700 Zwangsarbeitern die größte Zahl innerhalb der AFA.[2] Der Tod von mindestens 403 Lagerinsassen ist dokumentiert.[3] Die unerträglichen Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeiter im Betrieb dokumentierte der französische Zwangsarbeiter René Baumer in seinem Tagebuch.[4]

Nach der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 1945 waren die Fabrikgebäude in Hannover nur unwesentlich zerstört. Der Betrieb wurde durch die britische Armee besetzt, die dort Batterien für ihre Fahrzeuge herstellen ließ. Günther Quandt wurde bei der Entnazifizierung als „Mitläufer“ eingestuft, obwohl er als aktiver Unterstützer der NSDAP galt und Wehrwirtschaftsführer war. 1948 wurde Günther Quandt wieder Vorstandsvorsitzender der AFA. Sein erster Sohn Herbert Quandt wurde 1954 Vorstandsvorsitzender und sein zweiter Sohn Harald Quandt Aufsichtsratsvorsitzender.

Es erfolgte ein schrittweiser Aufbau der Belegschaft. Im Jahr 1959 waren im Werk schon wieder 2000 Menschen beschäftigt. Die Belegschaft war mehrheitlich in der Gewerkschaft IG Chemie, Papier Keramik organisiert. 1948 erfolgte ein Wechsel zur IG Metall.[5] Bis heute ist die Mehrheit der Belegschaft in der IG Metall organisiert. Das Unternehmen ist Mitglied im Verband der Metallindustriellen Niedersachsens und wendet die niedersächsischen Tarifverträge für die Metallindustrie an.

1962 wurde die AFA in Varta AG umbenannt. Mitte der 1990er Jahre wurde der Standort Hannover Teil eines Joint Ventures von Varta und Bosch – der V.B. Autobatterie. Ab 1998 begann ein schrittweise Arbeitsplatzabbau auf ca. 1000 Arbeitsplätze.

Ende 2000 übernahm die Deutschen Bank Invest die Mehrheit der Aktien und die Familie Quandt behielt lediglich 25,1 % der Anteile. 2002 übernahm der amerikanische Autozulieferer Johnson Controls die Varta und investierte im großen Maßstab in das Werk Hannover.

Situation seit 2019

Im Jahr 2019 verkaufte Johnson Controls die Sparte Power Solutions an Brookfield Business Partners, was zur Gründung der Firma Clarios führte. In Hannover befindet sich sowohl das Produktionswerk der Clarios Varta Hannover GmbH als auch die Europazentrale von Clarios sowie mehrere Firmen der Clarios Gruppe. Die Gesamtzahl der Beschäftigten liegt bei ca. 1300. Es werden weiterhin Autobatterien für PKWs und LKWs auf Blei-Säure-Basis produziert; heute überwiegend mit der AGM Technologie (absorbent glass matt).

Weblinks

Commons: Clarios Hannover – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Clarios VARTA Hannover GmbH: Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.10.2020 bis zum 30.09.2021 im Bundesanzeiger
  2. Joachim Scholtyseck: Der Aufstieg der Quandts - Eine deutsche Unternehmerdynastie. C.H.Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62251-9, S. 663.
  3. Hans Hermann Schröder: Das erste Konzentrationslager in Hannover: Das Lager bei der Akkumulatorenfabrik in Stöcken. In: Rainer Fröbe, Claus Fllberg-Stolberg, Christoph Gutmann, Rolf Keller, Herbert Obenaus Hans Hermann Schröder (Hrsg.): Konzentrationslager in Hannover - KZ-Arbeit und Rüstungsindustrie in der Spätphase des zweiten Weltkrieges. Teil 1. Verlag August Lax, Hildesheim 1985, S. 102.
  4. René Baumer: Von Verzweiflung und der Sehnsucht nach Freiheit - Bericht und Zeichnungen eines Überlebenden der Konzentrationslager Neuengamme, Stöcken und Bergen-Belsen. VSA-Verlag, Hamburg 2021, ISBN 978-3-96488-082-6, S. 46 ff.
  5. IG Metall Hannover: Streiten und gestalten - Die IG Metall Hannover von 1945 bis 2010. VSA Verlag, Hamburg 2021, ISBN 978-3-96488-107-6, S. 216 bis 219.

Koordinaten: 52° 25′ 3,3″ N, 9° 37′ 48,8″ O