Claus Reitan
Claus Reitan (* 1. Juli 1954 in Innsbruck) ist ein österreichischer freiberuflicher Journalist, Autor, Kolumnist und Moderator. Er war dreimal als Chefredakteur tätig, von 1995 bis 2005 bei der Tiroler Tageszeitung, von 2006 bis 2008 bei der Tageszeitung Österreich und von 2008 bis Ende 2012 bei Die Furche.[1][2] Seine Themengebiete sind Nachhaltigkeit, Politik, Medien, Österreich und die Europäische Union. Er absolvierte 2014/15 das akademische Zertifikatsstudium Nachhaltigkeit & Journalismus an der Leuphana Universität Lüneburg.[3]
Werdegang
Claus Reitan maturierte 1973 am Werkschulheim Felbertal in Salzburg.[4] Nach dem Einjährig-Freiwilligen-Jahr studierte er an der Universität Innsbruck einige Semester Rechts- und Staatswissenschaften (1. Studienabschnitt). Er belegte Grundkurse und Trainerseminare am Kuratorium für Journalistenausbildung und absolvierte den Betriebswirtschaftslehrgang der St. Galler Business School.
Seine journalistische Laufbahn begann Claus Reitan 1978 bei der Tiroler Tageszeitung in Innsbruck. 1983 wechselte er als Politik-Redakteur in deren Wiener Redaktion. Von 1991 bis 1992 absolvierte Reitan ein Auslandsjahr beim Axel-Springer-Verlag in Hamburg und in Berlin. 1992 wechselte Reitan als Innenpolitik- und Europa-Redakteur nach Wien in die Gründungsphase von News. Drei Jahre später holte die Tiroler Tageszeitung ihn als Chefredakteur in die Relaunchphase nach Innsbruck zurück. Nachdem er seit 2006 die Redaktion bei der Tageszeitung Österreich geleitet hatte, wechselte er 2008 in gleicher Position zur Wochenzeitung Die Furche. Ende 2012 gab er seine Stelle als dortiger Chefredakteur auf[5] und ist seither freiberuflich und selbstständig als Journalist tätig. Er war von Dezember 2013 bis April 2014 zusätzlich projektbezogen Senior Advisor für Qualitätsjournalismus im Netzwerk der Agentur Milestones in Communication.[6][7]
Als Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung war Reitan mehrfach Interviewer in der ORF-Sendung Pressestunde und 2004 einer der Proponenten des bis 2013 von ihm geleiteten Vereins der Chefredakteure,[8] der den neuen Österreichischen Presserat[9] mitbegründete. Reitan wirkte in Jurys für die Vergabe von Preisen für Journalisten und für Medienwissenschaftler mit.[10] und wurde 1996 mit dem Eduard-Hartmann-Preis ausgezeichnet[11]
Claus Reitan vertritt die von Josef Riegler initiierte politische Konzeption der Ökosozialen Marktwirtschaft. In seinen Meinungsbeiträgen argumentiert er für eine pro-europäische, republikanisch-demokratische, konservativ-liberale Haltung, für Toleranz, Verständigung, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit.
Ebenfalls ist er Mitglied im Präsidium des Friedrich-Funder-Instituts[12] (Institut für Publizistik, Medienforschung und Journalistenausbildung), der ÖVP-Medienschule. Seit Februar 2021 ist Reitan Chefredakteur des Blogs „Zur Sache“[13] des Parlamentsclubs der ÖVP.[14] Wegen seiner politischen Arbeit legte er seine Funktion beim Presserat zurück.[15]
Anerkennungen
- 2015 wurde Claus Reitan durch den Bundespräsidenten für seine Verdienste als Erwachsenenbildner, Autor und Journalist mit dem Berufstitel Professor ausgezeichnet.[16]
Moderator und Vortragender
Reitan moderiert Gespräche zu Politik und Wirtschaft, Medien und Journalismus, Integration und Religion; aktuell für die Julius Raab Stiftung, für das Hayek-Colloquium 2013[17] und das Institut der Regionen Europas, von welchem er für seine besonderen Bemühungen, das Thema Regionalismus und Dezentralisierung in sehr profunden Darstellungen zu vermitteln und damit das Verständnis für den Regionalismus zu vertiefen, mit dem IRE-Journalist-Award 2013 ausgezeichnet wurde.[18]
Lehrbeauftragter
Claus Reitan ist Mitherausgeber der fünften Auflage des von Heinz Pürer entwickelten Handbuches Praktischer Journalismus,[19] (UVK). Reitan war und ist in der Aus- und Fortbildung von Journalisten tätig, unter anderem am Kuratorium für Journalistenausbildung in Salzburg[20] an der Fachhochschule Journalismus in Wien, am Zentrum für Journalismus und Kommunikationsmanagement an der Donau-Universität Krems,[21] an der Universität Innsbruck und am Management Center Innsbruck sowie am Friedrich Funder Institut in Wien.[22] und für Zeitung in der Schule[23]
Parteimedien-Diskussion
Am 19. Mai 2021 brachte Claus Reitan eine Privatanklage gegen den Journalisten Florian Klenk nach dem Mediengesetz ein, weil dieser Claus Reitan als Chefredakteur und seine Mitarbeiter des vom ÖVP-Parlamentsklub betriebenen Blogs "Zur Sache" in einem "Falter-Podcast" vom 15. April als "hirnbescheuert" und als "jungen Politruks" bezeichnet haben soll.[24] Geklagt wurde auf Unterlassung und einstweilige Verfügung. Der Streitwert beläuft sich auf 35.000 Euro. Klenk machte die Angelegenheit auf Twitter publik und löste damit eine Diskussion über Chancen und Gefahren von Parteimedien aus.[25] Am 28. Juni entschied das Handelsgericht Wien in einer ersten Entscheidung zugunsten Klenk.[26]
Bücher
- 2016: Die neuen Völkerwanderungen – Ursachen der Migration, Verlag Edition Steinbauer, Wien, ISBN 978-3-902494-76-4.[27]
- 2015: Franz Schausberger. Politiker – Historiker – Europäer. Biografische Annäherung an einen Vielseitigen, Böhlau Verlag, Salzburg, ISBN 978-3-205-79653-4.[28]
- 2014: Gesellschaft im Wandel: Perspektivenwechsel für Österreich, Verlag Edition Steinbauer, Wien, ISBN 978-3-902494-70-2.[29]
Buchbeiträge
Zum Journalismus
- Moral – eine gute Investition; in: Kaltenbrunner, Karmasin, Kraus, Daniela (Hg.): Der Journalisten-Report IV – Medienmanagement in Österreich; facultas.wuv, Wien, 2013; ISBN 978-3-7089-0837-3
- Man muss dem Volk auf's Maul schauen, aber nicht nach dem Mund schreiben. Transparenz und Partizipation sind die Schlagwörter des modernen Journalismus; in: Hüffel, Rohrer: Selbstbestimmt oder Fremdbestimmt? Über die Entstehung der Inhalte in Massenmedien. Holzhausen, Wien, 2013; ISBN 978-3-902868-78-7
- Wozu Professionalität in den Medien? Wozu Ethik in den Medien?; in: MEHR-WERT Public Value Bericht des Verbandes Österreichischer Zeitungen, Wien, 2012
- Medienethik – Der Preis der Freiheit; in: Anderwald, Filzmaier, Hren: Kärntner Jahrbuch für Politik 2012; ISBN 978-3-7086-0720-7
- Es ist ein Beruf – It's a profession, stupid; in: Springer, Raabe, Haas, Eichhorn (Hg.): Medien und Journalismus im 21. Jahrhundert; Festschrift für Heinz Pürer; UVK, München-Konstanz, 2012; ISBN 978-3-86764-410-5
- Zukunft des Journalismus, in: Turnheim (Hg.) Breaking News im Web 2.0 – Wozu wir Journalismus brauchen; Molden Verlag, Wien, 2007; ISBN 978-3-85485-214-8
Zur Politik
- Paradigmenwechsel 2000 – Zum Ende der Großen Koalition und zum Neubeginn durch eine kleine Koalition; in: Khol, Ofner, Burker-Dottolo, Karner; Österreichisches Jahrbuch für Politik, Wien, 1999; ISBN 3-7028-0373-4
- Was muss sich ändern, was soll bleiben, wie es ist?; in: Khol, Ofner, Stirnemann: Österreichisches Jahrbuch für Politik, Wien, 1998; ISBN 3-7028-0362-9
- Der Kampf um die wahre Heimat; in: Kriechbaumer: Österreichische Nationalgeschichte, Band I, Böhlau, Wien, 1998; ISBN 3-205-98909-0
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Claus Reitan wechselt von Osterreich zur Furche auf diepresse.com
- ↑ Claus Reitan – ein „Glücksfall für die FURCHE“ (Memento vom 12. Dezember 2013 im Internet Archive), Die Furche 21/2008
- ↑ Zertifikatsstudium Nachhaltigkeit & Journalismus auf leuphana.de
- ↑ Werkschulheim Felbertal Absolventen (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Chefredakteur Claus Reitan verlässt die Furche auf diepresse.com
- ↑ Claus Reitan steigt bei Milestones in Communication ein auf derstandard.at
- ↑ Claus Reitan scheidet aus Beraternetz von Milestones in Communication aus auf derstandard.at
- ↑ Verein der Chefredakteurinnen und Chefredakteure, OTS-Presseaussendung vom 26. Januar 2011
- ↑ Konstituierende Mitgliederversammlung wählt Führung, OTS-Presseaussendung vom 26. März 2010
- ↑ Journalistenpreis Integration 2013, OTS-Presseaussendung vom 16. September 2013
- ↑ Übersicht der Träger des Eduard-Hartmann-Preises
- ↑ Präsidiumsmitglieder des Friedrich Funder Instituts für Publizistik, Medienforschung und Journalistenausbildung
- ↑ Impressum Zur Sache. Abgerufen am 10. März 2021.
- ↑ ÖVP-Parlamentsklub startet gegen "Kontrast" und "Zackzack" eigenen Blog mit Claus Reitan - derStandard.at. Abgerufen am 1. März 2021 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Claus Reitan legt Funktion als Presserat-Ombudsmann zurück - derStandard.at. Abgerufen am 1. März 2021 (österreichisches Deutsch).
- ↑ BMBF Verleihung hoher staatlicher Auszeichnungen auf ots.at
- ↑ Obergurgl ist Denkplatz der Wirtschaft, Tiroler Tageszeitung vom 13. September 2013
- ↑ IRE-Journalist-Award: Mediale Botschafter des Regionalismus 2013
- ↑ Schriftenreihe Journalistik: Das KfJ-Handbuch "Praktischer Journalismus. Presse, Radio, Fernsehen, Online" von Heinz Pürer, Meinrad Rahofer, Claus Reitan (Hg.), im UVK-Verlag erschienen
- ↑ Die 30 Autoren sind Medienexperten aus Österreich, auf kfj.at
- ↑ Lehrende / TrainerInnen des Lehrgangs Qualitätsjournalismus, MA - Donau-Universität Krems
- ↑ Präsidiumsmitglieder des Friedrich Funder Instituts für Publizistik, Medienforschung und Journalistenausbildung
- ↑ Journalist/in, der/die zu einem Vortrag/einem Gespräch in die Klasse kommt (Memento vom 12. Dezember 2013 im Internet Archive), auf zis.at
- ↑ "Hirnbescheuert": ÖVP-Blog-Chefredakteur Reitan klagt "Falter"-Chefredakteur Klenk - derstandard.de vom 21. Mai 2021.
- ↑ Wohin steuert die vierte Gewalt? - derstandard.de vom 25. April 2021.
- ↑ "Zur Sache" gegen Klenk: Gericht sieht "keinen massiven Wertungsexzess" gegenüber ÖVP-Blogger. Abgerufen am 5. Juli 2021 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Verlag Edition Steinbauer
- ↑ Böhlau Verlag
- ↑ Verlag Edition Steinbauer
Personendaten | |
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NAME | Reitan, Claus |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Journalist und Autor |
GEBURTSDATUM | 1. Juli 1954 |
GEBURTSORT | Innsbruck |