Clemens J. Setz

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Clemens J. Setz (2019)

Clemens Johann Setz[1] (* 15. November 1982 in Graz, Steiermark), bekannt als Clemens J. Setz, ist ein österreichischer Schriftsteller und Übersetzer. Er lebt und arbeitet in Wien.

Leben

Geboren wurde Setz 1982 in Graz. 2000 maturierte er mit Auszeichnung am Bundesrealgymnasium Kepler[2] und begann ein Lehramtsstudium der Mathematik und Germanistik an der Karl-Franzens-Universität in Graz, das er jedoch nicht abschloss.[3]

Neben dem Studium arbeitete Setz als Übersetzer und veröffentlichte Gedichte und Erzählungen in Zeitschriften und Anthologien. In seiner Jugend hatte Clemens Setz kaum Interesse an Literatur. Die Initialzündung für seine Karriere als Autor war der Schriftsteller Ernst Jandl, dessen Gedicht "Die Morgenfeier" weckte in ihm die Lust an Literatur.[4] Von Computerspielen hatte Setz als Teenager Migräne bekommen, das Lesen verschaffte ihm Linderung.[5] Setz ist Gründungsmitglied der Literaturgruppe Plattform.[4]

2007 erschien Setz’ Debütroman Söhne und Planeten, welcher auf die Shortlist des aspekte-Literaturpreises gelangte. 2008 wurde er zum Ingeborg-Bachmann-Preis eingeladen, wo er mit der Novelle Die Waage den Ernst-Willner-Preis gewann. 2009 wurde sein zweiter Roman Die Frequenzen für den Deutschen Buchpreis nominiert. Setz war 2010 Gast des Internationalen Literaturfestivals Berlin. Für seinen Erzählband Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes erhielt er 2011 den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik.[6]

Seit 2011 verfasste er für die Literaturzeitschrift Volltext die Serie Nicht mehr lieferbar über vergriffene Werke aus seiner Sicht bedeutender Schriftsteller.[7] Sein 2012 erschienener Roman Indigo gelangte auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises.[8] In seinem Gedichtband Die Vogelstraußtrompete thematisiert Clemens J. Setz die vielfältigen Realitäten der Gegenwart von Comicstrips bis Wissenschaft und zitiert dabei unter anderem wörtlich aus dem englischen Wikipediaartikel Reality Checkpoint.[9] Der 2015 erschienene, mehr als 1000 Seiten lange Roman Die Stunde zwischen Frau und Gitarre wurde ebenfalls für den Deutschen Buchpreis nominiert. In einem Interview mit Ijoma Mangold 2016 sprach Setz sowohl über seine nonverbal akustische Synästhesie als auch über seine früheren Panikattacken, die auf einem durch Gastritis ausgelösten Speiseröhrenkrampf, nicht auf psychischen Ursachen beruht hätten.[10]

Die Premiere des Theaterstücks Frequenzen fand am 12. März 2016 in der Regie von Alexander Eisenach am Schauspielhaus Graz statt. 2018 wurde dort sein Stück Erinnya unter der Regie von Claudia Bossard uraufgeführt.[11] Sein Stück Die Abweichungen wurde zu den Mülheimer Theatertagen 2019 eingeladen. 2020 veröffentlichte er den Band Die Bienen und das Unsichtbare, in dem er sich mit Plansprachen auseinandersetzt. Kolja Reichert attestierte dem Buch in der Zeit eine „befreiende Wirkung“, weil es darin „existenziell“ darum gehe, wie ein Leben in ein anderes übersetzt werden könne: Der Leser lerne, die Welt „als nicht hierarchische Ansammlung für sich anschauungswürdiger Einzelheiten“ anzusehen.[12]

Das Hörspiel Flüstern in stehenden Zügen nach dem gleichnamigen Theaterstück von Clemens J. Setz wurde im Juni 2021 von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats gewählt.[13]

Setz glaubt nach eigener Darstellung an Ufos und befasst sich intensiv mit Sichtungsereignissen und Theorien zu ihrer Erklärung. Er kann sich natürliche Erklärungen für das Phänomen vorstellen, die nicht notwendig mit Außerirdischen zu tun haben müssen. Er plant, ein Memoir zu dem Themenkomplex zu schreiben. Verschwörungserzählungen faszinieren ihn seit der Kindheit.[14]

Werke (Auswahl)

Autogramm

Als Autor

  • Söhne und Planeten. Roman. Residenz, St. Pölten 2007, ISBN 978-3-7017-1484-1; btb, München 2010, ISBN 978-3-442-73902-8.
  • Die Frequenzen. Roman. Residenz, St. Pölten 2009, ISBN 978-3-7017-1515-2; btb, München 2011, ISBN 978-3-442-74111-3.
  • Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes. Erzählungen. Suhrkamp, Berlin 2011, ISBN 978-3-518-42221-2; Taschenbuch ebd. 2012, ISBN 978-3-518-46335-2.
  • Zeitfrauen. (= Schöner Lesen. Nr. 112). SuKuLTuR, Berlin 2012, ISBN 978-3-941592-34-6.
  • Indigo. Roman. Suhrkamp, Berlin 2012, ISBN 978-3-518-42324-0.[15]
  • Die Vogelstraußtrompete. Gedichte. Suhrkamp, Berlin 2014, ISBN 978-3-518-42416-2.
  • Till Eulenspiegel – Dreißig Streiche und Narreteien. Nacherzählung, mit Illustrationen von Philip Waechter. Insel, Berlin 2015, ISBN 978-3-458-20014-7.
  • Glücklich wie Blei im Getreide. Nacherzählungen. Suhrkamp, Berlin 2015, ISBN 978-3-518-46587-5.
  • Die Stunde zwischen Frau und Gitarre. Roman. Suhrkamp, Berlin 2015, ISBN 978-3-518-42495-7.
  • Verweilen unter schwebender Last. Tübinger Poetik-Dozentur 2015 (zusammen mit Kathrin Passig). Swiridoff, Künzelsau 2016, ISBN 978-3-89929-336-4.
  • Bot: Gespräch ohne Autor. Suhrkamp, Berlin 2018, ISBN 978-3-518-42786-6.
  • Ein Meister der alten Weltsprache. William Auld (= Zwiesprachen). Wunderhorn, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-88423-599-7 (Rede im Lyrik Kabinett München).
  • Die Abweichungen. Theaterstück, Uraufführung Schauspiel Stuttgart, Saison 2018/19
  • Der Trost runder Dinge. Erzählungen. Suhrkamp, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-42852-8.
  • Die Bienen und das Unsichtbare. Suhrkamp, Berlin 2020, ISBN 978-3518429655.[16]
  • Flüstern in stehenden Zügen. Theaterstück, Schauspielhaus Graz / Münchner Kammerspiele, Saison 2020/21

Als Übersetzer

  • John Leake: Der Mann aus dem Fegefeuer. Das Doppelleben des Jack Unterweger. Residenz, St. Pölten 2008, ISBN 978-3-7017-3101-5 (englisch: Entering Hades. Übersetzt von Clemens J. Setz, auch: Heyne, München 2010, ISBN 978-3-453-43473-8).[17]
  • Edward Gorey: Der andere Zoo, Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2015 (2. Aufl.: 2019), ISBN 978-3-940357-52-6 (englisch: The Utter Zoo. Übersetzt von Clemens J. Setz)
  • Edward Gorey: Das unglückselige Kind, Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2018, ISBN 978-3-940357-67-0 (englisch: The Hapless Child. Übersetzt von Clemens J. Setz)
  • Edward Gorey: Der Osbick-Vogel, Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2020, ISBN 978-3-940357-79-3 (englisch: The Osbick Bird. Übersetzt von Clemens J. Setz)
  • Scott McClanahan: Sarah, ars vivendi, Cadolzburg 2020, ISBN 978-3-7472-0107-7 (englisch: The Sarah Book. Übersetzt von Clemens J. Setz)
  • Scott McClanahan: Crap, ars vivendi, Cadolzburg 2021, ISBN 978-3-7472-0222-7 (englisch: Crapalachia. A Biography Of Place. Übersetzt von Clemens J. Setz)

Filmografie

  • 2018: Zauberer (Drehbuch, gemeinsam mit Sebastian Brauneis und Nicholas Ofczarek)

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Clemens J. Setz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Einzelnachweise

  1. Clemens J. Setz: „Nur der Agent“ seiner Bücher (Memento vom 12. Juni 2008 im Internet Archive). In: kleinezeitung.at, abgerufen am 18. Juli 2016.
  2. Jahresbericht 100 Jahre BRG Kepler Graz 1999/2000
  3. Autorenporträt. In: suhrkamp.de, abgerufen am 18. Juli 2016.
  4. a b Clemens Setz: »Vielleicht ist es Zeit für etwas ganz Anderes!« Clemens Setz im Interview des Suhrkamps-Verlags. Veröffentlicht am 17. Juni 2016 (online; 6:16 min; 5:55 min: „… vielleicht Tweets“).
  5. 3sat Kulturzeit. TV-Kultursendung, 8. November 2021, 38 Min. Moderation: Vivian Perkovic. Eine Produktion von 3sat
  6. Clemens J. Setz: Gewinner in der Kategorie Belletristik 2011 (PDF; 25 kB). In: preis-der-leipziger-buchmesse.de, abgerufen am 19. Juli 2016 (Begründung der Jury unter Vorsitz von Verena Auffermann).
  7. Ausrichten, Anschwärzen, Entlarven. Nicht mehr lieferbar! – Eine Serie von Clemens Setz über vergriffene Werke bedeutender Autoren. Teil 1: Ivy Compton-Burnett. (Memento vom 6. Juni 2012 im Internet Archive) In: Volltext. 26. Juli 2011, abgerufen am 18. Juli 2016.
  8. INDIGO. Wie ein Buch entsteht – Hinter den Kulissen von INDOGO. In: indigo.suhrkamp.de, abgerufen am 18. Juli 2016.
  9. Herbert Wiesner: Das reimt sich mit dem Internet. Rüttelalarm der Wirklichkeit: Vibrierende Gedichte des geborenen Erzählers Clemens J. Setz. In: Die Welt. 17. Mai 2014, abgerufen am 19. Mai 2014.
  10. ZEIT-MAGAZIN, Nr. 5, 28. Januar 2016, Rubrik: Das war meine Rettung, ISSN 2190-9903, S. 46, abgerufen am 4. Februar 2016.
  11. „Erinnya“ von Clemens J. Setz in Graz: Die Rachegöttin Technik. In: tt.com, 16. November 2018, abgerufen am 18. November 2018.
  12. Kolja Reichert: Jede Krise braucht eine Sprache. In: Die Zeit vom 7. Januar 2021, S. 47.
  13. „Flüstern in stehenden Zügen“: Deutsches Hörspiel des Monats kommt aus Graz. In: Salzburger Nachrichten. 6. Juli 2021, abgerufen am 7. Juli 2021.
  14. Luise Glum: „Und alle anderen sind dumme Schafe“. In: Die Zeit. 9. Mai 2022, abgerufen am 9. Mai 2022 (Interview mit Clemens J. Setz).
  15. Unerträgliche Vertrautheit. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 7. Oktober 2012, S. 45 (online; mit Anmeldung), abgerufen am 18. Juli 2016.
  16. (de) Wolfgang Popp, Clemens Setz und die Grenzen der Sprache (Memento vom 31. Oktober 2020 im Internet Archive), ORF.at
  17. Weiterführende Informationen: John Leake. Entering Hades: The double life of a serial killer. In: Residenz Verlag. (englisch, Kurzbeschreibung).
  18. Literaturpreis Steiermark geht an Clemens Setz. In: steiermark.orf.at, 16. März 2017, abgerufen am 16. März 2017.
  19. Thomas Pluch Drehbuchpreise 2018. (Memento vom 16. März 2018 im Internet Archive) In: diagonale.at, abgerufen am 16. März 2018.
  20. „Big in Japan“ – Merck-Kakehashi-Preis für Autor Clemens Setz. In: nachtkritik.de, 16. November 2018, abgerufen am 18. November 2018.
  21. Clemens J. Setz erhält den Berliner Literaturpreis 2019. In: fu-berlin.de, 5. Oktober 2018, abgerufen am 18. November 2018.
  22. nn: Wassermann-Preis – Fürth ehrt Clemens J. Setz. In: Fürther Nachrichten vom 24. Januar 2020 (Druckausgabe)
  23. 2020er Kleist-Preis an Clemens J. Setz, nachtkritik.de, erschienen und abgerufen am 30. März 2020
  24. Schriftsteller: Georg-Büchner-Preis 2021 geht an Clemens J. Setz. In: Die Zeit. 20. Juli 2021, abgerufen am 20. Juli 2021.