College Football

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College-Football-Spiel zwischen den Colorado State Rams und den Air Force Falcons

Als College Football wird seit über 150 Jahren der American-Football-Spielbetrieb an Universitäten und Colleges in den USA und Kanada bezeichnet. Während heute der Profisport im medialen Fokus steht, spielt der College Football in den USA weiterhin eine zentrale Rolle; entscheidende Spiele ziehen mehr als 100.000 Zuschauer in die Stadien und mehrere Millionen Menschen verfolgen die Spiele im Fernsehen. Sechs der zehn sportartenübergreifend größten Sportstadien der Welt sind dem College Football zuzuordnen, alle mit einer Kapazität von über 100.000 Zuschauern. Trotz des großen medialen Interesses darf den Spielern allerdings kein Gehalt gezahlt werden; lediglich die Kosten für das Studium inklusive eines Stipendiums für die meist hohen Studiengebühren werden von den Universitäten für die Spieler übernommen.

Darüber hinaus ist der College Football die wesentliche Ausbildungsplattform für begabte Spieler, bevor die besten Spieler in den Profisport wechseln können. Im Gegensatz zu vielen anderen populären Sportarten in Nordamerika gibt es im American Football keine Ausbildungsteams der erfolgreichsten Franchises in niedrigeren Ligen, sodass der College Football häufig als die zweithöchste Spielklasse nach der National Football League (NFL) und vor dem Highschool-Football angesehen wird. Die Spieler verbleiben in der Regel drei oder vier Jahre im College Football, bevor sie mit dem Abschluss oder Abbruch ihres Studiums in den Profisport wechseln. Vor jeder Saison der NFL werden im Rahmen des NFL Drafts 256 Spieler direkt für die NFL-Profimannschaften verpflichtet. Nicht gedraftete Spieler haben als Free Agents darüber hinaus ebenfalls die Möglichkeit, ihre Spielerkarriere nach dem Universitätssport im Profi-Football fortzusetzen.

Die Anfänge und erste Entwicklungen des American Football führen im Wesentlichen auf den College Football zurück, der bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts große Popularität in den Vereinigten Staaten erreichen konnte. Das Profitum im American Football entwickelte sich basierend auf den Regeln des College Football mit der Gründung der National Football League im Jahr 1920. Mit der erstmaligen Einführung abweichender Spielregeln für die Profimannschaften im Jahr 1933 begann schließlich eine separate Entwicklung.

Das Spielsystem des College Football ist historisch geprägt und aus europäischer Sicht gewöhnungsbedürftig. Der überwiegende Teil wird dabei während der Regular Season in regionalen Conferences ausgetragen, welche kleine Gruppen von bis zu zwölf Teams darstellen (siehe Abschnitt Struktur). Hierbei spielt aber nicht zwingend jedes Team gegen jedes andere Team seiner Conference, stattdessen werden aber teilweise Spiele gegen Teams einer anderen Conference ausgetragen. Mit dem Ende der Regular Season qualifizieren sich auf Basis eines komplizierten Systems die besten Teams für eine Vielzahl von untereinander unabhängigen Endspielen, den sogenannten Bowls. Zwischen 1998 und 2013 diente ein ausgewähltes Bowl-Spiel im Rahmen der Bowl Championship Series zugleich der Ermittlung des landesweiten Gesamtsiegers, des National Champions. Seit 2014 wurde in Anlehnung an die NFL ein Play-off-System im Rahmen der College Football Playoffs eingeführt, sodass seitdem erstmals zwei Spiele in der Post Season siegreich abgeschlossen werden müssen, um National Champion zu werden: Nach dem gewonnenen Bowl wird das College Football Playoff National Championship Game ausgetragen.

Der College Football wird im Wesentlichen von der National Collegiate Athletic Association (NCAA) veranstaltet, welche unter anderem die Spielregeln für den College Football verbindlich festlegt und die Division I, in welcher die größten und finanzstärksten Universitäten spielen, organisiert. Die NCAA Division I ist auf Druck der größten Programme, die sich in Eigenregie bedeutend gewinnbringender vermarkten können, in zwei Unterdivisionen unterteilt, die Football Bowl Subdivision und die Football Championship Subdivision (vorher Division I-A und I-AA). 2017/18 spielten 29029 Athleten für 254 Footballprogramme in der Division I und weitere annähernd 45000 in den unteren Divisionen.[1]

Die kleinen und mittelgroßen Universitäten spielen nämlich meist in der Division II und Division III der NCAA (letztere ohne Stipendien), oder unter Obhut der National Association of Intercollegiate Athletics (NAIA) oder der National Junior College Athletic Association (NJCAA). Gelegentlich wird Football als Club Football von den Athleten auch selbst organisiert.

Um eine mediale Konkurrenz zwischen dem Profi-Football und dem College Football, deren Saisons beide traditionell im Herbst jedes Jahres ausgetragen werden, zu vermeiden, wurde im Jahr 1961 der Sports Broadcasting Act erlassen. Dieser regelt, dass zwischen Mitte September und Mitte Dezember an Sonnabenden keine Profispiele im US-amerikanischen Fernsehen übertragen werden dürfen. Traditionell gehört der Sonnabend somit dem College Football, während die Spiele der NFL sonntags (und einzelne Spiele zunehmend auch donnerstags und montags) ausgetragen werden.[2]

Geschichte

Der Ursprung des College Footballs wird allgemein zurückdatiert auf den 6. November 1869, als die Mannschaften der Universitäten von Rutgers und Princeton in New Brunswick (New Jersey) 6:4 spielten – nach Fußball-ähnlichen Regeln, denn American Football sollte erst noch erfunden werden.

Im Jahre 1874 trafen die Mannschaft der Harvard-Universität und das Rugby-Team der kanadischen McGill University aus Montréal aufeinander, in Spielen mit Kompromiss-Regeln. Aus diesem Denkanstoß entwickelten sich dann Canadian Football und American Football.

Die maßgebende Persönlichkeit beim American Football war dabei Walter Camp, der ab 1876 als Spieler, Trainer und Funktionär an der Yale-Universität dessen Entwicklung (und die anderer Sportarten) bis 1925 entscheidend prägte. So wurde die Spielerzahl auf elf festgelegt, der exklusive Ballbesitz für mindestens drei Versuche eingeführt und die Angriffsformation mit sieben Spielern an der Linie und vier im Rückraum üblich. Gespielt wurden ca. zehn Spiele von einschließlich September bis November, markiert durch die Feiertage Labor Day und Thanksgiving.

Camp stellte ebenfalls eine vielbeachtete „All America“-Auswahlmannschaft zusammen, die z. B. vom US-Präsidenten geehrt wird (siehe Filmszene in Forrest Gump). Die Spiele der Studenten an den „Ivy League“-Elite-Universitäten der Ostküste wurden populär, ab den 1890er Jahren waren 30.000 Zuschauer keine Ausnahme. Zu der Zeit gab es auch schon außeruniversitäre Wettkämpfe mit ersten professionellen Ansätzen, die jedoch noch mehrere Jahrzehnte lang im Schatten des College Footballs stehen sollten. Im Jahre 1902 wurde mit dem Rose Bowl in Pasadena die Tradition der Bowl-Spiele an Neujahr begründet. Ein Turnier zur Bestimmung eines Meisters wurde nie eingeführt; die „National Championship“-Ehren wurden durch Umfragen bei Trainer und Journalisten bestimmt, wobei öfter Uneinigkeit herrschte.

Zur gleichen Zeit war der Football allerdings bereits in einer anderen Krise, denn pro Jahr kamen mehr als ein Dutzend Spieler um, weil sie in Keil-Formationen miteinander verhakt aufeinander einstürmten. Der US-Präsident Theodore Roosevelt höchstpersönlich erzwang daraufhin Regeländerungen, die das Spiel sicherer machen sollten. Um das Jahr 1912 hatte der Football dann die heutige Form angenommen. Insbesondere die Einführung des Vorwärts-Passes markierte die Trennung vom Rugby endgültig. Ein Touchdown zählte fortan sechs Punkte. Die Spielfelddimensionen wurden an das neugebaute Stadion von Harvard angepasst.

Als wichtigste von diversen Auszeichnungen wird seit 1935 die Heisman Trophy an den besten Spieler eines Jahrgangs vergeben, zu deren Gewinnern auch O.J. Simpson gehörte. Eine weitere Auszeichnung ist der Jim Thorpe Award für den besten Defensive Back, der seit 1986 verliehen wird und nach Jim Thorpe benannt ist.

Struktur

College Football wird an Hunderten von Universitäten gespielt, die von der NCAA in die Divisionen Division I – Bowl Subdivision (bis 2005: Division I-A), Division I – Championship Subdivision (bis 2005: I-AA), Division II und Division III eingeteilt werden. (Die traditionellen Bezeichnungen „I-A“ und „I-AA“ werden inoffiziell weiterhin gebraucht.) Die Elite-Universitäten der Ivy League, die in der Gründerzeit dominiert haben, konnten mit Dartmouth zuletzt 1925 eine (geteilte) Meisterschaft verzeichnen und sind sportlich bestenfalls noch zweitklassig (Div I-AA).

Die wichtigste Division I setzt sich aus über 131 Mannschaften zusammen, die sich in Conferences zu meist zehn bis zwölf Teilnehmern zusammengeschlossen haben. Hier eine Auflistung ab der kommenden Saison 2022:

Dazu kommen die NCAA Independents, die früher zahlreicher waren. Einige bekannte Universitäten (Pennsylvania State University, University of Miami) haben sich Ligen angeschlossen, andere sind ausgetreten. So zählt die BigTen nun elf Teams, wobei im angepassten Logo die 11 trickreich unter dem T eingefügt wurde. Derzeit sind sieben Teams unabhängig in der Gestaltung ihres Spielplans. Diese sind neben den Army Black Knights, den BYU Cougars, den Liberty Flames, den New Mexico State Aggies, den UConn Huskies, den UMass Minutemen, und traditionell auch die legendären Notre Dame Fighting Irish. Drei FBS-Independents werden 2023 an Konferenzen teilnehmen. BYU wird an der Big 12 Conference teilnehmen, und Liberty und New Mexico State werden an Conference USA teilnehmen.

Diese Ligen sind reine Nachwuchsligen. Die Spieler, die in diesen spielen, bekommen kein Gehalt.

Spieler

Sportstipendien

Eine wichtige Unterscheidung ist die zwischen normalen Studenten, die teils hohe Studiengebühren bezahlen müssen und meist nur in den zweiten Mannschaften von Top-Colleges spielen, und denjenigen, denen ein Sportstipendium gewährt wird, womit diese Gebühren entfallen und zudem teils Kost und Logis, Büchergeld usw. enthalten ist. Die Colleges werben damit um talentierte Nachwuchsspieler. Die Anzahl und Kriterien solcher Stipendien, insbesondere Mindestleistungen in akademischen Fächern, wird von der NCAA festgelegt. Die einen Kritiker monieren, dass damit einseitig sportlich Begabte gegenüber anderweitig Begabten bevorzugt werden, andere wiederum, dass die Unis mit diesen relativ billigen Pseudo-Profis Mannschaften aufstellen, die Millionenbeträge an Fernseheinnahmen erwirtschaften.

Akademische Elite-Unis wie Harvard University vergeben keine Sportstipendien, so dass kaum ein Absolvent später in einer Profiliga spielt, andererseits aber auch niemand einen Abschluss nur dank seines Sporttalents erhält.

Jahre

Die Studenten spielen in der Regel vier Spieljahre am College. Jedes Spieljahr wird dabei gesondert benannt – ein Spieler im ersten Spieljahr wird Freshman genannt, im zweiten Jahr wird er zum Sophomore, im dritten und vierten Jahr zum Junior beziehungsweise Senior. In den Anfangsjahren des College Football betrug die Spieldauer in der Regel drei Jahre.

Spieler, die ein Studienjahr nicht aktiv waren und erst im zweiten Studienjahr in den Kader gelangten, werden Redshirt genannt. Spieler, die ihr Studium abbrechen und damit die Anzahl der Spieljahre verkürzen, werden als Underclassman bezeichnet. Das Risiko, ohne Studienabschluss die Schule zu verlassen, gehen in der Regel Spieler ein, die sich bereits nach drei Spieljahren Chancen ausrechnen, in der National Football League (NFL) einen Vertrag erhalten zu können.

Eine Verlängerung oder Wiederaufnahme des Studiums ist möglich. Die Spieldauer in der Footballmannschaft bleibt aber auf vier aktive Jahre beschränkt, womit auch die damit verbundenen Stipendien entfallen und Studiengebühren bezahlt werden müssen.

Bowls & Meisterschaft

Da die Mannschaften ihre typischerweise zehn bis zwölf Spiele größtenteils unabhängig voneinander in ihren Conferences austragen, werden durch Umfragen bei Journalisten (Associated Press, United Press International), Trainern und anderen diverse Rankings der besten 25 Teams der USA erstellt.

Früher haben die Bowl-Veranstalter Einladungen zur Teilnahme an den inzwischen über 30 Spielen um den Jahreswechsel herum nach ihren Traditionen oder Verträgen und somit unkoordiniert verteilt. Im Rose Bowl etwa trat traditionsgemäß der Sieger der fernen Big Ten gegen den der heimischen Pac Ten an. So konnten an Neujahr 1902 die ungeschlagenen Michigan Wolverines durch einen Sieg gegen Stanford Cardinal die erste Meisterschaft für ein Nicht-Ivy-League-Team verbuchen.

Mehrfach konnten jedoch am Ende mehrere Teams (ungeschlagen oder auch mit einer Niederlage) die Meisterschaft beanspruchen. In den 1990er Jahren war dies dreimal der Fall, denn die bisherigen Kooperationen hatten kein Aufeinandertreffen der Favoriten ergeben. Seit 1998 sorgt eine als Bowl Championship Series (BCS) bezeichnete Absprache dafür, dass in den vier wichtigsten Spielen (Sugar Bowl, Rose Bowl, Fiesta Bowl, Orange Bowl) die Sieger ihrer traditionellen Partner (Pac-12, Big-12, Big-10, SEC, ACC, AAC) plus zwei weitere frei wählbare Mannschaften so verteilt werden, dass eine Entscheidung herbeigeführt wird. Zur BCS gehört neben diesen vier Spielen außerdem das BCS National Championship Game zur Ermittlung des Landesmeisters.

Trotzdem gab es zuletzt nach der Saison von 2003 eine geteilte Meisterschaft: Die LSU Tigers mit 13:1-Bilanz und Sugar-Bowl-Sieg wurden von der Bowl Championship Series (BCS) und ESPN favorisiert, während die USC Trojans mit 12:1 und Rose-Bowl-Sieg von Associated Press vorne gesehen wurden.

Weblinks

Commons: College football – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. N.N.: 2017-18 NCAA Sports Sponsorship and Participation Rates Report. Auf: NCAA Publications—Website; Indianapolis, IN, Oktober 2018. Abgerufen am 21. Januar 2020 (in Englisch).
  2. S.M. Oliva: Ever Wonder Why College Games Are On Saturday & NFL Games Are On Sunday? Auf: Saturday Down South—Website; Windermere, FL, ohne Datum in 2011. Abgerufen am 7. September 2018 (in Englisch).