Corona-Expertenrat der Bundesregierung
Bundeskanzler Olaf Scholz hat am 10. Dezember 2021 die Mitglieder eines neuen Corona-Expertenrats zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie in Deutschland ernannt.[1]
Mitglieder
Das wissenschaftliche Expertengremium der Bundesregierung besteht aus 19 Mitgliedern:[2]
- Vorsitzender: Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité
- Stellvertretende Vorsitzende: Melanie Brinkmann, Professorin für Virologie an der Technischen Universität Braunschweig
- Reinhard Berner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
- Cornelia Betsch, Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt
- Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats
- Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
- Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin
- Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie
- Ralph Hertwig, Psychologe und Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin
- Lars Kaderali, Institut für Bioinformatik Universitätsmedizin Greifswald
- Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin
- Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO)
- Michael Meyer-Hermann, Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
- Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts Köln
- Viola Priesemann, Physikerin am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation
- Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfforschung der Charité
- Stefan Sternberg, Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim
- Hendrik Streeck, Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI)
Aufgabe
Laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach soll die Bundesregierung die Pandemiebekämpfung stärker auf wissenschaftliche Expertise stützen. Es sei wichtig, sich von einem möglichst breiten Expertengremium beraten zu lassen. Für Lauterbach wird nach eigener Aussage die enge Zusammenarbeit mit diesen Wissenschaftlern Grundlage seiner Politik sein. Das Gremium trat erstmals virtuell am 14. Dezember 2021 zusammen und sollte seither im Wochenabstand tagen.[3] Der Vorsitzende des Expertenrates, Heyo K. Kroemer, brachte April 2022 ins Spiel, einen Expertenrat in Deutschland dauerhaft zu institutionalisieren und dafür hauptamtlich Tätige einzusetzen. "Es ist besser, solche Werkzeuge parat zu haben, bevor die Notfälle eingetreten sind", so Kroemer im Spiegel.[4]
Weitere Expertenräte im In- und Ausland
Über ein Jahr zuvor, im November 2020, hatte der gewählte, aber damals noch nicht amtierende US-Präsident Joe Biden in den USA einen Corona-Expertenrat ernannt, der aus zwölf Wissenschaftlern und Gesundheitsexperten bestand. Der Expertenrat (COVID-19 Advisory Board) bekam eine Dreierspitze aus Vivek Murthy, David A. Kessler und Marcella Nunez-Smith. Murthy war von 2014 bis 2017 oberster Gesundheitsbeamter der US-Regierung, Kessler, Chief Science Officer, leitete früher die Lebens- und Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) und Nunez-Smith ist Professorin an der Yale University, wo sie unter anderem zur Gesundheitsförderung von marginalisierten Bevölkerungsgruppen forscht. Das Gremium wurde nach der Vereidigung Bidens am 20. Januar 2021 aufgelöst[5] und ging in dem White House COVID-19 Response Team auf.
Am 6. November 2020 setzte der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki einen Corona-Beratungsausschuss ein, der aus 17 Teilnehmern bestand. Am 14. Januar 2022 traten 13 Mitglieder dieses Beratungsausschusses, allesamt Hochschullehrer, zurück, weil ihre Empfehlungen in der Corona-Krise von der polnischen Regierung nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Die medizinischen Berater warfen der Regierung vor, zunehmend das Verhalten von Teilen der Gesellschaft zu tolerieren, welche die von Covid-19 ausgehende Bedrohung und die Bedeutung der Impfung zur Bekämpfung der Pandemie leugnen. Auch Regierungsmitglieder und weitere hochrangige Mitarbeiter hätten die Risiken einer Corona-Infektion geleugnet.[6]
Im April 2020 hatte die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen einen Expertenrat berufen. Dem ehrenamtlich tätigen Gremium gehörten unter anderem der ehemalige Verfassungsrichter Udo Di Fabio, der Markt- und Medienforscher Stephan Grünewald, Michael Hüther vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln, Claudia Nemat, Vorstandsmitglied der deutschen Telekom sowie der Virologe Hendrik Streeck und die Professorin für Ethik und Theorie der Medizin, Christiane Woopen, an. Nach 15 Monaten Digitalsitzungen wurde das Gremium aufgelöst und traf sich am 24. Juni 2021 zu seiner letzten Sitzung. Dieses 17. Treffen fand erstmals in Präsenz statt.[7]
Siehe auch
- Gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination – GECKO (Expertenrat Österreichs)
Veröffentlichte Stellungnahmen
- Erste Stellungnahme des Expertenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Einordnung und Konsequenzen der Omikronwelle. In: bundesregierung.de. 19. Dezember 2021.
- 2. Stellungnahme des Expertenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Ergänzende Erkenntnisse zur Omikron-Variante und notwendige Vorbereitungen des Gesundheitssystems auf die kommende Infektionswelle. In: bundesregierung.de. 6. Januar 2022.
- 3. Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Aktualisierte Beurteilung der Infektionslage und notwendiger Maßnahmen. In: bundesregierung.de. 22. Januar 2022.
- 4. Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Dringende Maßnahmen für eine verbesserte Datenerhebung und Digitalisierung. In: bundesregierung.de. 22. Januar 2022.
- 5. Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Zur Notwendigkeit evidenzbasierter Risiko- und Gesundheitskommunikation. 30. Januar 2022
- 6. Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Ein verantwortungsvoller Weg der Öffnungen. 13. Februar 2022
- 7. Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Zur Notwendigkeit einer prioritären Berücksichtigung des Kindeswohls in der Pandemie. 17. Februar 2022
- 8. Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Die Notwendigkeit kurzer Reaktionszeiten zur Bekämpfung infektiöser Gefahren. 8. März 2022
- 9. Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Erforschung von Long/Post-COVID und klinische Versorgung Betroffener verbunden mit der notwendigen Aufklärung und Kommunikation. 15. Mai 2022
- 10. Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Zur Notwendigkeit des Infektionsschutzes für pflegebedürftige Menschen in Pflegeeinrichtungen. 24. Mai 2022
- 11. Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19. Pandemievorbereitung auf Herbst/Winter 2022/23. 8. Juni 2022
- 12. Stellungnahme des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19 Zum Einsatz antiviraler Medikamente gegen COVID-19 vom 30. August 2022
Einzelnachweise
- ↑ Scholz ernennt 19-köpfiges „Gremium“: Das sind die Corona-Berater des Bundeskanzlers. Focus, 11. Dezember 2021. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
- ↑ Bundeskanzler Scholz beruft Expertengremium zur wissenschaftlichen Begleitung der Covid-19-Pandemie. Bundesregierung, 14. Dezember 2021, abgerufen am 7. Januar 2022.
- ↑ Meldungen zu Corona, Süddeutsche Zeitung, 12. Dezember 2021. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
- ↑ Martin U. Müller, Cornelia Schmergal: (S+) Charité-Chef Heyo Kroemer: »Ein Krankenhaus hat den Charakter einer Feuerwehr«. In: Der Spiegel. 15. April 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 17. April 2022]).
- ↑ Lev Facher: Biden dissolves Covid-19 panel that advised his transition. In: STAT . 20. Januar 2021. Abgerufen am 25. Januar 2021.
- ↑ PAP, polnisch, 14. Januar 2022. Abgerufen am 14. Januar 2022.
- ↑ Corona-Expertenrat nimmt Abschied und mahnt zur Vorsicht. WDR, 24. Juni 2021. Abgerufen am 12. Dezember 2021.