DWS Group

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von DWS Investment GmbH)
DWS Group GmbH & Co. KGaA

Rechtsform GmbH & Co. KGaA
ISIN DE000DWS1007
Gründung 1956
Sitz Frankfurt am Main,
Deutschland Deutschland
Leitung Stefan Hoops
Mitarbeiterzahl 3.443[1]
Umsatz EUR 2,26 Mrd. (2018)[1]
Branche Finanzdienstleistungen
Website www.dws.com
Stand: 31. Dezember 2018

Die DWS Group GmbH & Co. KGaA (DWS Group) mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein zur Deutschen Bank gehöriger, börsennotierter Vermögensverwalter. Das Unternehmen wurde 1956 gegründet, verwaltet über 902 Mrd. Euro, und gehörte von 2004 bis zu seinem Börsengang 2018 vollständig zur Deutschen Bank.

Unternehmensprofil

Die DWS Group ist ein börsennotierter Vermögensverwalter mit Sitz in Frankfurt am Main; weitere Standorte sind London, New York und Hongkong. Neben der globalen Dachmarke DWS, die zugleich das Geschäft mit aktiv gemanagten Investmentfonds bezeichnet, führt das Unternehmen die Marken RREEF für Immobilien- und alternative Investments sowie Xtrackers für passiv verwaltete, börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds (ETF)). Zum Stichtag 31. März 2018 verwaltete die Gesellschaft ein Vermögen von über 660 Mrd. Euro.[2] Hauptaktionär der DWS Group ist die Deutsche Bank.

Der Vermögensverwalter wurde am 22. Mai 1956 als Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen (DWS) in Hamburg gegründet. Die Deutsche Bank war zunächst mit 30 Prozent beteiligt, die übrigen Anteile entfielen auf Institute wie Sal. Oppenheim, Georg Hauck & Sohn und das Bankhaus Metzler.[3]

Seit dem 5. Dezember 2017 wird die Marke DWS als globale Dachmarke verwendet.[4] Die Markenumstellung aller Einheiten und Produktlinien sollte im Laufe des Jahres 2018 abgeschlossen sein. Zwischenzeitlich hatte die Gesellschaft als Geschäftsbereich der Deutschen Bank als Deutsche Asset Management, später als Deutsche Asset & Wealth Management und ab 2016 wieder als Deutsche Asset Management firmiert.[5]

Die DWS Group firmiert als GmbH & Co. KGaA. Aufsichtsratsvorsitzender der KGaA ist Karl von Rohr. Komplementär der KGaA ist die DWS Management GmbH. Die Geschäftsführung besteht aus: Stefan Hoops (Chief Executive Officer und Vorsitzender der Geschäftsführung), Claire Peel (Chief Financial Officer), Mark Cullen (Chief Operating Officer), Stefan Kreuzkamp (Chief Investment Officer und Co-Head, Investment Group), Manfred Bauer (Head of Product Division) und Dirk Goergen (Head of Client Coverage Division).[6] Wöhrmann folgte auf Nicolas Moreau, der das Mandat als CEO am 25. Oktober 2018 mit sofortiger Wirkung niederlegte.[7]

Struktur

Die DWS Group bietet aktiv und passiv gemanagte Fondsprodukte sowie alternative Anlagen für private und institutionelle Kunden. Die öffentlich angebotenen Produkte werden unter den Markennamen DWS (aktiv gemanagte Wertpapierfonds) und Xtrackers (ETFs) sowie RREEF (alternative Anlagen, beispielsweise Immobilien- und Infrastrukturfonds) vertrieben. Seit Oktober 2017 werden alle Produkte von einer gemeinsamen Plattform aus gemanagt.[8] Zeitgleich strukturierte die Gesellschaft ihre oberste Führungsriege neu. Das Investmentteam und der Vertrieb (unternehmensintern „Coverage“ genannt) werden jeweils von einer Doppelspitze geführt.[8] Die so genannte Investment Group wird geleitet von Kreuzkamp und Cherki. Die Coverage Group wird von Goergen und Kendall geführt.[8] Die vier Manager berichten an Hoops, der im Unterschied zu Moreau aber nicht mehr Mitglied des Vorstands der Deutschen Bank ist, sondern Generalbevollmächtigter für das Vermögensverwaltungsgeschäft.[9]

Kennzahlen

Im Jahr 2018 erwirtschaftete die DWS Group einen Umsatz in Höhe von 2,3 Milliarden Euro – nach 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2017. Die Netto-Mittelabflüsse 2018 erreichten 22 Milliarden Euro (Vorjahr: 16 Milliarden Euro Zuflüsse). Das Vorsteuerergebnis belief sich 2018 auf 586 Millionen Euro nach 621 Millionen Euro im Vorjahr. Zum Jahresende 2018 betrug das verwaltete Vermögen 662 Milliarden Euro nach 702 Milliarden Euro zum Vorjahresultimo.[10][1]

Geschäftsfelder

Im Geschäft mit aktiv gemanagten Wertpapierfonds verwaltete die DWS Group zum Ende des ersten Quartals 2018 ein Volumen von 493 Milliarden Euro.[11] Die Publikums- und Spezialfonds investieren in Anleihen, Aktien, Multi-Asset und Liquidität. Nach Volumen größter Aktienfonds ist der DWS Top Dividende LD (DE0009848119). Zu den weiteren bekannten Fonds gehören der DWS Concept Kaldemorgen (LU0599947198), der DWS Aktien Strategie Deutschland (DE000DWS2D82), der DWS Deutschland (DE0008490962) und der DWS Investa (DE0008474008). Letztgenannter hat den DAX über seine gesamte 30-jährige Geschichte hinweg übertroffen; von den sechs Fonds, die das erreichten, war er der mit der besten Wertentwicklung.[12] Den DWS Aktien Strategie Deutschland empfahl Finanztest als einen der Top-Fonds für deutsche Aktien.[13] Die DWS Deutschland mit Fondsmanager Tim Albrecht verwaltet 4 Milliarden Euro von Privatanlegern. Im Zuge der Wirecard-Insolvenz Juni 2020 erlitt sie Verluste und möchte 600 Millionen Euro wieder einklagen.[14]

Im Geschäft mit passiv gemanagten Fonds bietet die DWS Group börsengehandelte Fonds (ETF) und Exchange-traded Commodity (ETC), systematische Fonds sowie institutionelle, passive Mandate an. Das verwaltete Vermögen summierte sich zum Ende des ersten Quartals 2018 auf 113 Milliarden Euro.[15] Hierzu zählen auch die ETF- und ETC-Produkte, die unter dem Namen Xtrackers vertrieben werden. Xtrackers gehört in Europa zu den größten Anbietern von börsengehandelten Fonds.[16] Das ETF-Geschäft der DWS Group begann 2007 unter dem Dach der Deutschen Bank mit einer Palette von synthetisch replizierenden ETFs. Mittlerweile wird der Großteil des ETF-Vermögens physisch repliziert.[17] Die größten ETF von Xtrackers bilden den EURO STOXX 50 und den DAX ab.

Das dritte Geschäftsfeld der DWS Group sind die alternativen Anlagen, die unter der Marke RREEF vertrieben werden. Hierzu gehören vor allem Immobilien- sowie Infrastrukturfonds. Das verwaltete Vermögen belief sich zum Ende des ersten Quartals 2018 auf 70 Milliarden Euro.[18] Zu den bekanntesten Produkten zählen die offenen Immobilienfonds grundbesitz Fokus Deutschland RC (DE0009807081) und grundbesitz Europa RC (DE0009807008).[19]

Börsengang

Der am 5. März 2017 von der Deutschen Bank angekündigte Börsengang der DWS Group erfolgte am 23. März 2018.[20][21] Das Emissionsvolumen wurde vorab in Medienberichten auf rund 2 Mrd. Euro geschätzt.[22] In einem Gespräch mit dem Handelsblatt[23] im September 2017 stellte der seinerzeitige CEO Moreau die Profitabilität, die Ertragsstärke und die Mittelzuflüsse des Vermögensverwalters heraus. Dennoch konnte die Deutsche Bank lediglich 22,25 % statt der geplanten 25 % der Aktien am Markt platzieren.[24] Der Emissionspreis lag bei 32,50 Euro je Aktie; zur Börsennotierung bedeutete dies eine Marktkapitalisierung von 6,5 Mrd. Euro.

Die Aktie der DWS Group ist im Prime Standard der Deutschen Börse gestartet. Am 20. Juni 2018 erfolgte die Aufnahme in den Nebenwerte-Index SDAX. Eine Aufnahme in den MDAX wäre aufgrund der Marktkapitalisierung möglich, der Streubesitz ist hierfür jedoch wegen des großen Anteils, den die Deutsche Bank noch hält, zu gering.[25]

Geschichte

22.5.1956 Gründung der Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen (DWS) in Hamburg mit aktiv gemanagtem Fondsangebot.[26] Dem Gründungskonsortium gehörten an: Die Deutsche Bank mit 30 %, Brinckmann, Wirtz & Co., Metallgesellschaft, Sal. Oppenheim jr. & Cie mit je 8 %, Badische Bank, Delbrück Schickler & Co. mit je 7 % und die Berliner Disconto Bank, Deutsche Unionbank, Conrad Hinrich Donner, Georg Hauck & Sohn, B. Metzler, Schröder Gebrüder & Co., Alwin Steffan sowie August Thyssen-Bank mit je 4 %.[27]
2004 Ausscheiden des Bankhauses Hauck & Aufhäuser Privatbankiers. DWS vollständig im Besitz der Deutschen Bank.[28]
10.01.2007 Launch der ETF-Plattform db X-trackers innerhalb der Deutschen Bank.[29]
07.04.2009 Die DWS übernimmt die Fondsverwaltung von RREEF.[30]
12.09.2012 Die Deutsche Bank kündigt Schaffung der Division „Deutsche Asset & Wealth Management“ und vollständige Integration der DWS an. Gleichzeitig wird das Geschäft mit passiv gemanagten Produkten und Mandaten (X-trackers) von der Deutschen Bank auf die neue Einheit übertragen. DWS wird als Name für das deutsche Retail-Geschäft weiter genutzt.[31] Das Geldinstitut ist Miteigentümerin der DWS seit ihrer Gründung 1956.
17.03.2016 Die Einheiten Asset & Wealth Management werden voneinander getrennt. Die Vermögensverwaltung firmiert nun unter dem Namen Deutsche Asset Management.[32]
05.03.2017 Die Deutsche Bank kündigt den Börsengang ihres Vermögensverwalters innerhalb von 24 Monaten an.[33]
05.12.2017 Die Deutsche Asset Management kündigt die Einführung der Marke DWS als globale Dachmarke an (ab Ende Q1 2018).[34]
23.03.2018 Börsengang der DWS an der Frankfurter Wertpapierbörse, fast genau ein Jahr nach der Ankündigung durch die Deutsche Bank.

Kritik

Im August 2021 berichteten die Medien, die amerikanische Börsenaufsicht SEC ermittle gegen die DWS wegen des Verdachts auf Greenwashing. Die Aufseher prüften, ob der Vermögensverwalter den Umfang seiner nachhaltigen Anlagen überhöht ausgewiesen und Beurteilungskriterien für nachhaltige Investments vernachlässigt habe. Die Grünfärberei komme einem Etikettenschwindel gleich.[35] Die Fondsgesellschaft erklärte daraufhin, dass sie zu den Offenlegungen in ihren Jahresberichten stehe.[36]

Am 31. Mai 2022 durchsuchten 50 Ermittler von Staatsanwaltschaft Frankfurt, Bundeskriminalamt und Finanzaufsicht Räumlichkeiten der Deutschen Bank und ihrer Tochter DWS wegen des Verdachts des Kapitalanlagebetrugs.[37] Am 1. Juni 2022 gab die DWS bekannt, dass der Leiter Asoka Wöhrmann sein Amt bei der Hauptversammlung am 9. Juni 2022 niederlegt.[38] Neuer Vorsitzender der Geschäftsführung wurde Stefan Hoops vom Mutterkonzern Deutsche Bank.[39]

Literatur

  • Martin L. Müller: DWS Investments. Eine Erfolgsgeschichte 1956–2006. Piper, München/Zürich 2006, ISBN 3-492-04943-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Geschäftsbericht 2018. In: download.dws.com. Abgerufen am 14. Oktober 2019.
  2. Unternehmensangaben, Medieninformation. 26. April 2018, abgerufen am 22. Juni 2018.
  3. Martin L. Müller: DWS-Investments: eine Erfolgsgeschichte 1956 – 2006. Pieper, München, S. 26.
  4. Unternehmensangaben. 5. Dezember 2017, abgerufen am 22. Juni 2018.
  5. Deutsche Bank Geschäftsbericht 2016. 20. März 2017, abgerufen am 22. Juni 2018.
  6. DWS Group: Impressum. Abgerufen am 10. Juni 2022.
  7. Yasmin Osman: Deutsche Bank trennt sich von DWS-Chef Nicolas Moreau. In: Handelsblatt. Abgerufen am 29. Oktober 2018.
  8. a b c Fondsprofessionell. 6. Oktober 2017, abgerufen am 22. Juni 2018.
  9. Deutsche Bank: Aufsichtsrat baut Vorstand um. Abgerufen am 29. Oktober 2018.
  10. Bericht Q4- und Jahreszahlen 2017 Deutsche Bank. 2. Februar 2018, abgerufen am 1. August 2018.
  11. Unternehmensangaben. Quartalsbericht, Financial Data Supplement, 26. April 2018, abgerufen am 5. Juli 2018.
  12. Das Investment. 16. Mai 2018, abgerufen am 5. Juli 2018.
  13. Finanztest: „Erfolgsstory Dax“. Artikel in 6/2018 Auflage. S. 40.
  14. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Interviewer Georg Meck: „Wirecard und seine Opfer“, 6. Dezember 2020. S. 35.
  15. Unternehmensangaben, Quartalsbericht. 26. April 2018, abgerufen am 22. Juni 2018.
  16. Morningstar Rating Analyse die Bilanz der größten ETF Anbieter. 18. Mai 2018, abgerufen am 5. Juli 2018.
  17. Unternehmensangaben, Medieninformation. 24. Mai 2017, abgerufen am 5. Juli 2018.
  18. Unternehmensangaben, Quartalsbericht. 26. April 2018, abgerufen am 22. Juni 2018.
  19. Unternehmensangaben. Abgerufen am 22. Juni 2018.
  20. Deutsche Bank, Ad-Hoc-Meldung. 5. März 2017, abgerufen am 22. Juni 2018.
  21. Der Aktionär, Bericht. 23. März 2018, abgerufen am 22. Juni 2018.
  22. Börsen-Zeitung, Artikel vom 11. Oktober 2017, IPO-Markt schaut aufs nächste Jahr (S. 7).
  23. Handelsblatt, Artikel vom 6. September 2017, „So schnell wie möglich an die Börse“ (S. 28f.).
  24. Börsengang von DWS bringt weniger als erwartet. Finanz und Wirtschaft, abgerufen am 15. Oktober 2018.
  25. DWS-Aktie startet im SDAX. Fonds Professionell, abgerufen am 15. Oktober 2018.
  26. Martin L. Müller. (2006). DWS-Investments: eine Erfolgsgeschichte 1956 – 2006 (S. 22). Pieper, München.
  27. Martin L. Müller. (2006). DWS-Investments: eine Erfolgsgeschichte 1956 – 2006 (S. 26). Pieper, München.
  28. Martin L. Müller. (2006). DWS-Investments: eine Erfolgsgeschichte 1956 – 2006 (S. 234). Pieper, München.
  29. Unternehmensangaben, Medieninformation. 3. April 2017, abgerufen am 22. Juni 2018.
  30. Fondsprofessionell, Bericht. 7. April 2009, abgerufen am 22. Juni 2018.
  31. IPE Institutional Investor, Bericht. 12. September 2012, abgerufen am 22. Juni 2018.
  32. Deutsche Bank Geschäftsbericht 2016. 20. März 2017, abgerufen am 22. Juni 2018.
  33. Deutsche Bank, Ad-Hoc-Meldung. 5. März 2017, abgerufen am 22. Juni 2018.
  34. Unternehmensangaben, Medieninformation. 5. Dezember 2017, abgerufen am 5. Juni 2018.
  35. Markus Frühauf: Ermittlung gegen DWS wegen Verdacht auf Etikettenschwindel. FAZ.NET, 26. August 2021, abgerufen am 28. August 2021
  36. Markus Frühauf: DWS weist Vorwürfe entschieden zurück. FAZ.NET, 27 August 2021, abgerufen am 28. August 2021
  37. Meike Schreiber: DWS-Chefs kassieren Klatsche auf der Hauptversammlung. In: Süddeutsche Zeitung. 9. Juni 2022, abgerufen am 10. Juni 2022.
  38. Nach Razzia. Chef der Deutsche-Bank-Tochter DWS muss gehen. In: Der Spiegel. 1. Juni 2022, abgerufen am 10. Juni 2022.
  39. DWS Group: Impressum. Abgerufen am 10. Juni 2022.