Dassault Mercure

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Dassault Mercure
Air Inter Dassault Mercure auf dem Flughafen von Basel
Air Inter Dassault Mercure auf dem Flughafen von Basel
Typ Zweistrahliges Schmalrumpfflugzeug
Entwurfsland

Frankreich Frankreich

Hersteller Dassault Aviation
Erstflug 28. Mai 1971
Indienststellung 14. Juni 1974
Produktionszeit

1971 bis 1975

Stückzahl 11

Die Mercure ist ein Passagierflugzeug des französischen Herstellers Dassault Aviation. Die Planungen begannen Mitte der 1960er Jahre, der Erstflug fand am 28. Mai 1971 statt. Die letzte Maschine wurde 1995 außer Dienst gestellt.

Beschreibung

Die Mercure war ein Gemeinschaftsprojekt von Dassault Aviation mit Fiat (Italien), CASA (Spanien), ADAP (Belgien), FW (Schweiz) und Canadair (Kanada). Die Zusammenarbeit war dabei ähnlich organisiert wie beim nahezu gleichzeitig gegründeten Unternehmen Airbus. Abgesehen von den genannten Partnern trug Dassault selbst 14 % und die französische Regierung 45 % der Entwicklungskosten. Die Endmontage fand bei Dassault in den eigens dafür neu gebauten Fabrikhangars in Istres, Südfrankreich, statt. Die Gesamtauslegung der Mercure erinnert stark an die Boeing 737, die ihren Erstflug im April 1967 hatte. Im Vergleich zur B737 hatte die Mercure einen 5 cm breiteren Rumpfdurchmesser und war etwas länger. Auch die Passagierkapazität war mit ca. 150 höher. Dennoch ist, in erster Linie durch die Verwendung und die gleiche Anordnung der zwei Turbofan-Triebwerke Pratt & Whitney JT8D-11 an beiden Flugzeugtypen, das optische Erscheinungsbild der Mercure und den ersten B737-Versionen fast gleich. Insgesamt wurden nur 10 Maschinen und ein Prototyp gebaut, die alle an Air Inter ausgeliefert wurden (auch der Prototyp wurde auf Wunsch von Air Inter nachträglich umgebaut und als Passagiermaschine eingesetzt).[1] Weitere Versionen – insbesondere eine mit erheblich höherer Reichweite durch sparsamere CFM-56-Triebwerke und eine vergrößerte Variante „Mercure 200“ für 186 Passagiere[1] – wurden geplant, jedoch kam es aufgrund mangelnden Interesses der Fluggesellschaften noch nicht einmal zu einem neuen Prototyp. Sogar von der Concorde wurden also mehr Exemplare gebaut.

Der Grund für das mangelnde Interesse der Fluggesellschaften war einerseits, dass Dassault die Kundenbedürfnisse nicht gründlich genug abklärte. Dies geschah, weil Dassault als erfolgreicher Hersteller von Kampfflugzeugen (Mirage zum Beispiel) einen starken militärischen Hintergrund hatte. Der Fehler der Dassault Mercure lag darin, dass kommerzielle Flugzeuge – im Gegensatz zu militärischen – nicht immer nach jeder einzelnen Landung aufgetankt werden. Die Ingenieure von Dassault, die das Anforderungsprofil der Mercure während der späten 1960er, frühen 1970er Jahre erstellten, gaben später zu, dass sie diesen Punkt nicht berücksichtigt hatten. Die Mercure war als reines Kurzstreckenflugzeug mit nur etwa 1000 km Reichweite (756 km bei voller Nutzlast)[1] ausgelegt.[2] Kurze Zeit später stieg durch die Verwendung der stärkeren Pratt & Whitney JT8D-15 die maximale Startmasse, was die Mitnahme von mehr Treibstoff ermöglichte. Die Reichweite stieg dadurch auf 1500 km,[3] sie war damit fast halb so groß wie die Reichweite der Boeing 737. Weil die Mercure ein größeres maximales Abfluggewicht als die ersten 737-Versionen hatte, etwas schneller flog und mehr Passagiere (135–156) transportieren konnte, war die zu geringe Reichweite nicht unbedingt der entscheidende Grund für den geringen Erfolg. Vielmehr ist die fehlgeschlagene weltweite Vermarktung vor allem darauf zurückzuführen, dass zu dieser Zeit die Ölkrise und der ungünstige Dollar-Umtauschkurs die Mercure im Export verteuerten.[1] Mitte 1973 trugen daneben die Entscheidung von Air France, die Mercure nicht zu kaufen, ebenso wie die Entscheidung der belgischen Sabena für die Boeing 727 zum Scheitern der Mercure bei.[1] Letztlich waren die Douglas DC-9 und die Boeing 737, welche für Kurz- und Mittelstrecken ausgelegt sind, die geeignetere Wahl für die Fluggesellschaften, und die Produktion musste schon im Dezember 1975 eingestellt werden.

Air Inter, die als einzige Fluggesellschaft die Mercure einsetzte und mit ihr sehr zufrieden war, flog – bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich auf Inlandsrouten – in 21 Jahren über 360.000 Flugstunden und 44 Millionen Passagiere mit diesem Flugzeugtyp ohne ernsthaften Zwischenfall und einer Einsatzbereitschaft von 98 %.[1] Erst am 29. April 1995 hat Air Inter die letzte Maschine des Typs Mercure ausgemustert.[1] Diese Maschine mit der Registrierung F-BTTB wurde dem Technik-Museum Speyer als Ausstellungsstück geschenkt.[4] Weitere von Air Inter ausgemusterte Exemplare befinden sich im Musée de l’air et de l’espace am Flughafen Le Bourget in der Nähe von Paris (F-BTTD) sowie auf dem Gelände der École supérieure des métiers de l’aéronautique in Mauguio in der Nähe von Montpellier (F-BTTE).

Technische Daten

Cockpit
Dreiseitenriss Dassault Mercure 100
Kenngröße Daten
Besatzung Kapitän, Copilot und Flugingenieur
Passagiere 150
Länge 34,84 m
Spannweite 30,55 m
Flügelfläche 116 m²
Flügelstreckung 8,05
Tragflächenbelastung
  • minimal (Leermasse): 274 kg/m²
  • maximal (max. Startmasse): 487 kg/m²
Höhe 11,35 m
Leermasse 31.800 kg
max. Startmasse 56.500 kg
Höchstgeschwindigkeit 925 km/h
Reisegeschwindigkeit 870 km/h
Dienstgipfelhöhe 12.000 m
max. Steigrate 16,7 m/s
Reichweite 1.700 km
Antrieb zwei Pratt & Whitney JT8D-15-Mantelstromtriebwerke mit je 68,9 kN Schub
Schub-Gewicht-Verhältnis
  • maximal (Leermasse): 0,44
  • minimal (max. Startmasse): 0,36

Siehe auch

Weblinks

Commons: Dassault Mercure – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Niels Klußmann, Arnim Malik: Lexikon der Luftfahrt. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 2004, ISBN 3-540-20556-X, S. 368.
  2. Civil Dassault aircraft: Mercure: Origins and prototype. (Nicht mehr online verfügbar.) Dassault Aviation, archiviert vom Original am 27. Mai 2012; abgerufen am 19. März 2013.
  3. Helmut Kreuzer: Jetliner : von der Comet zum Airbus A321. Air Gallery Verlag, Ratingen 1991, ISBN 3-9802101-4-6.
  4. Dassault Mercure 100. (Nicht mehr online verfügbar.) Auto & Technik MUSEUM e.V., archiviert vom Original am 25. Januar 2013; abgerufen am 19. März 2013.