Dassault Super Étendard

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Dassault Super Étendard
Aeronavale Super Etendard in flight in 1988.JPEG
Super Étendard im April 1988
Typ Jagdbomber
Entwurfsland

Frankreich Frankreich

Hersteller Dassault Aviation
Erstflug 28. Oktober 1974
Indienststellung Juni 1978
Stückzahl 85

Die Dassault Super Étendard (l'étendard, m. = frz. „Standarte“) ist ein einstrahliges Kampfflugzeug des französischen Herstellers Dassault Aviation. Sie wurde für den flugzeugträgergestützten Einsatz bei den französischen Marinefliegern entwickelt. Der Flugzeugtyp ist eine Weiterentwicklung seines aus den 1950er-Jahren stammenden Vorgängers Étendard IV.

Geschichte

Der erste Prototyp hatte am 28. Oktober 1974 seinen Erstflug und diente unter anderem der Triebwerkserprobung und Lenkwaffentests. Mit dem zweiten Prototyp, der im März 1975 zum ersten Mal flog, wurden Navigations- und Waffensysteme getestet. Anfangs wurden 100 Maschinen für die französische Marine bestellt, der Vertrag vom 4. September 1973 wurde später jedoch auf 71 Maschinen reduziert. Die erste Serienmaschine hob am 24. November 1977 zum ersten Mal ab, und 1978 wurden die ersten Maschinen ausgeliefert. Im Februar 1979 wurde dann volle Einsatzbereitschaft erreicht. Zusätzlich wurde eine abgewandelte Version als Fotoaufklärer Super gebaut.[1] In den 1980er-Jahren waren bei der Aéronavale 36 Super Etendard in drei Staffeln in Dienst.

Betrieb in Argentinien

Insgesamt wurden 14 Maschinen nach Argentinien geliefert (heute noch zehn im Bestand der FAA), wovon die bis zum November 1981 gelieferten fünf Maschinen im Jahre 1982 im Falklandkrieg eingesetzt wurden (eine diente jedoch aufgrund eines Embargos nur als Ersatzteilspender). Dabei versenkten sie zwei britische Schiffe, darunter die HMS Sheffield. Der erste Einsatz erfolgte am 2. Mai 1982, musste jedoch aufgrund eines missglückten Luftbetankungsmanövers abgebrochen werden. Zwei Tage später glückte dieses Manöver und zwei Etendards griffen im Tiefflug 160 km südlich von Port Stanley den Zerstörer Sheffield an. Eine der beiden abgefeuerten Exocet-Raketen traf das Schiff, riss ein 1,2 m × 3,0 m großes Loch in die Bordwand und setzte das Schiff in Brand. Es brannte völlig aus und sank sechs Tage später. Am 29. und 30. Mai folgten weitere Angriffe auf die Flugzeugträger Hermes und Invincible, wobei jedoch bei ersteren die Raketen abgelenkt wurden und eine das zum Flugzeugtransporter umfunktionierte Containerschiff Atlantic Conveyor traf, das fünf Tage später sank.[1]

Super Étendard beim Start von der Clemenceau

Einsatz im Iran-Irak-Krieg

Fünf Super Etendard wurden von der französischen Aéronavale ab Oktober 1983 während des Iranisch-Irakischen Golfkrieges an die irakischen Luftstreitkräfte ausgeliehen, da die vom Irak bestellten Mirage-F1-Flugzeuge noch im Bau waren. Die Maschinen kamen ab 1984 etwa 50-mal zum Einsatz, wobei am 27. März 1984 ein griechischer Tanker durch eine Exocet und später etwa zehn weitere Schiffe beschädigt wurden. 1985 wurden drei Maschinen wieder an Frankreich zurückgegeben, zwei gingen bei den Kampfhandlungen verloren[2].

Frankreich selbst setzte die Maschinen (darunter eine Etendard IVP) vom Flugzeugträger Foch aus ab dem 6. September 1983 im Libanonkrieg ein. So flogen Super Etendards am 22. September 1983 Angriffe auf drusische Stellungen östlich von Beirut und am 17. November 1983 Angriffe auf Milizenstellungen in der Nähe der syrischen Grenze. Außerdem kamen die Maschinen bei Einsätzen in Bosnien (Operation Deny Flight), im März 1999 bei Angriffen auf serbische Ziele und später bei Aktionen in Afghanistan zum Einsatz.[1]

Modernisierung

Die Maschinen wurden im Laufe der Zeit mehrfach modernisiert. Dabei wurden im Programm Modernisé, dessen Prototyp ab 5. Oktober 1990 flog, verbesserte Avioniksysteme nach dem HOTAS-Prinzip, ein besseres Trägheitsnavigationssystem, Selbstschutzanlagen (Täuschkörperwerfer und Radarwarnempfänger Sherloc) und einiges mehr nachgerüstet. Aktuell ist der Stand Super Etendard Modernisé 5 mit verbesserten Kommunikationssystemen und Avionik, neuen Unterflügelstationen zur Mitführung von lasergelenkten Bomben und des Zielbehälters Damocles. 35 Maschinen sollen auf diesen Standard umgerüstet werden. Die restlichen Maschinen bleiben auf dem Stand Modernisé 4 oder werden nur mit neuer Software zum Stand 4+ gebracht.

Ab 2009 sollen die zehn Maschinen der verbliebenen Trägerstaffel durch die Rafale ersetzt werden. Bis zum Jahre 2013 sollen auch die auf Marinestützpunkten im Einsatz stehenden Flugzeuge durch diese ersetzt werden, wodurch das Ende des Einsatzes der Super Etendard in Sicht ist. Beim Werftaufenthalt der Charles de Gaulle (R 91) werden die Super Etendard ausgemustert.[3]

Die Super Etendard ist ein robustes und zuverlässiges einstrahliges Flugzeug, welches gegenüber der Etendard IVM eine verstärkte Zelle, ein stärkeres Triebwerk, ein Radar (Typ Agave mit etwa 50 km Reichweite, bei modernisierten Versionen ab Oktober 1990 durch Typ Anemone ersetzt), modernere Avionik einschließlich Head-up-System im Cockpit und neuere Waffensysteme besitzt. Nachteilig wirken sich das enge Cockpit, die relativ geringe Nutzlast und die geringe Landemasse aus.

Außerdienststellung

Am 18. November 2015 lief der französische Flugzeugträger Charles de Gaulle mit acht Jagdbombern des Typs Super Étendard zu einem Einsatz in Syrien aus.[4] Am 16. März 2016 verließen die 8 verbliebenen SEM der Flottille 17F die Charles de Gaulle und kehrten zu ihrer Basis in Landivisiau in der Bretagne zurück, wo die letzten Exemplare im Juli 2016 außer Dienst gestellt wurden[5]. Der Flugzeugträger geht seither nur noch mit Rafale-Kampfjets in den Einsatz.[6]

Militärische Nutzer

Argentinien Argentinien
Argentinische Marine: 19, ursprünglich 14, 5 gebrauchte 2018 nachbestellt[7]
Frankreich Frankreich
Französische Marine: 71
Irak 1963 Irak
Irakische Luftwaffe: 5, Lieferung 1983/1985, geleast, 3 retourniert, 2 im Ersten Golfkrieg verloren

Technische Daten

3-Seiten-Riss
Super Etendard beim Betanken durch eine A-6 Intruder
Kenngröße Daten
Typ: einsitziger trägergestützter Jagdbomber
Länge: 14,31 m
Spannweite: 9,60 m
Tragflügelfläche: 28,40 m²
Höhe: 3,85 m
Leergewicht: 6.450 kg
Maximales Startgewicht: 12.000 kg
Höchstgeschwindigkeit:
  • 1.380 km/h in 12.000 m
  • 1.200 km/h in Meereshöhe
Marschgeschwindigkeit: 900 km/h
Dienstgipfelhöhe: 13.700 m
Steiggeschwindigkeit: 100 m/s
Einsatzradius: 850 km
Reichweite: 1.700 km
Triebwerk: ein SNECMA Atar 8K50 mit 49,03 kN Schub (ohne Nachbrenner)

Bewaffnung

Im Rumpf integrierte Rohrwaffen

Kampfmittel bis zu 2.100 kg an fünf Außenlaststationen unter den beiden Tragflächen und unter dem Rumpf

Luft-Luft-Lenkflugkörper

Luft-Boden-Lenkflugkörper

Ungelenkte Luft-Boden-Raketen

  • 2 × Raketenwerfer Matra F1 für je 36 × ungelenkte SNEB-Luft-Boden-Raketen; Kaliber 68 mm
  • 2 × Raketenwerfer Matra F2 für je 6 × ungelenkte SNEB-Luft-Boden-Raketen; Kaliber 68 mm
  • 2 × Raketenwerfer Matra F4 für je 18 × ungelenkte SNEB-Luft-Boden-Raketen; Kaliber 68 mm
  • 2 × Raketenwerfer TBA 100-4 (F3) für je 4 × ungelenkte SNEB-Luft-Boden-Raketen; Kaliber 100 mm

Gelenkte Bomben

  • 2 × Raytheon GBU-22/B „Paveway III“ (lasergelenkte 250-kg-Gleitbombe)
  • 4 × Raytheon GBU-49/B „Enhanced Paveway II“ (auch EGBU-12; laser- und GPS- und INS gelenkte 250 kg-Gleitbombe)

Ungelenkte Bomben

  • 4 × Société des Ateliers Mécaniques de Pont-sur-Sambre (SAMP) EU2 (250-kg-Freifallbombe; analog Mk.82)
  • 1 × 30-6-M2-Waffenträger mit 18 × Thomson-Brandt BAT-120 (34-kg-Splitterbombe)
  • 1 × 30-6-M2-Waffenträger mit 18 × Thomson-Brandt BAP-100 (raketengetriebene 32,5-kg-Anti-Startbahn-Bombe)
  • 1 × CEA AN-52 (freifallende Nuklearbombe, 455 kg schwer; Sprengkraft 25 Kilotonnen)

Zusatzbehälter

  • 2 × abwerfbarer Unterflügel-Zusatztank für 1.100 Liter Kerosin
  • 2 × abwerfbarer Unterflügel-Zusatztank für 625 Liter Kerosin
  • 1 × Thales „Damoclès“ – Laserziel- und Navigationsbehälter
  • 1 × Thomson-CSF „Atlis II“ (Automatic Tracking Laser Illuminating System) – Laserziel- und Navigationsbehälter
  • 1 × Luftbetankungsbehälter Douglas Model D-704

Selbstverteidigungssysteme

Aktive Maßnahmen
  • 1 × Philips-Matra Phimat – Täuschkörperwerfer mit 210 Düppel-Patronen
  • 1 × Thales PAJ-FA – externer EKF-Störbehälter
  • 1 × Thales/Thomson-CSF Remora DB3141 – externer EKF-Störbehälter
  • 1 × Thompson-CSF Barax – externer EKF-Störbehälter
Passive Maßnahmen

Siehe auch

Weblinks

Commons: Dassault-Breguet Super Étendard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise