Delindeit
Delindeit | |
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Etwa 1,5 mm langer prismatischer Delindeitkristall aus Yukspor, Chibinen, Kola, Russland | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 1987-004 |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate – Gruppensilikate (Sorosilikate) |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
9.BE.60 (8. Auflage: VIII/C.15) 56.02.06c.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[3] |
Raumgruppe | C2/c (Nr. 15)[1] |
Gitterparameter | a = 10,6452(9) Å; b = 13,713(1) Å; c = 21,600(2) Å β = 93,804(3)°°[1] |
Formeleinheiten | Z = 8[1] |
Zwillingsbildung | submikroskopisch nach {100}[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | Bitte ergänzen |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,3(1); berechnet: 3,70(1)[4] |
Spaltbarkeit | gut nach {001}[4] |
Bruch; Tenazität | uneben; spröde[4] |
Farbe | hell rosagrau |
Strichfarbe | weiß[5][3] |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Harzglanz, Perlglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,790[6] nβ = 1,825[6] nγ = 1,982[6] |
Doppelbrechung | δ = 0,192[6] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = gemessen und berechnet 54°[6] |
Delindeit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ba2Na2Ti3(Si2O7)2O2(OH)2·2H2O[1] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Barium-Natrium-Titan-Silikat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Strukturell gehört Delindeit zu den Gruppensilikaten (Sorosilikaten).
Delindeit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist sphärolithische Mineral-Aggregate, bestehend aus latten- oder leistenförmigen Kristallen oder Flocken von bis zu einem Millimeter Größe. Die durchscheinenden Kristalle sind von hell rosagrauer Farbe und zeigen auf den Oberflächen einen harz- bis perlmuttähnlichen Glanz.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Delindeit zusammen mit Lourenswalsit im Steinbruch „Diamond Jo“ am Magnet-Cove-Komplex im Hot Spring County des US-Bundesstaates Arkansas. Beschrieben wurde das Mineral durch Daniel E. Appleman, Howard T. Evans (Jr.), Gordon L. Nord, Edward J. Dwornik und Charles Milton, die es nach dem Besitzer des Steinbruchs Henry S. deLinde benannten.
Klassifikation
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte Delindeit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“, wo er zusammen mit Bafertisit, Fresnoit, Hejtmanit und Nechelyustovit die „Bafertisit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/C.15 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Delindeit ebenfalls in die Abteilung der „Gruppensilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Silikatgruppen, der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und der Koordination der beteiligten Kationen. Das Mineral ist daher entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Si2O7-Gruppen mit zusätzlichen Anionen; Kationen in oktaedrischer [6]er- und größerer Koordination“ zu finden, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.BE.60 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Delindeit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ in die Abteilung der „Gruppensilikate“ ein. Hier ist er zusammen mit Barytolamprophyllit, Ericssonit, Lamprophyllit, Orthoericssonit, Andrémeyerit, Eveslogit und Nabalamprophyllit in der „Seidozerit-Lamprophyllit-Gruppe (Lamprophyllit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 56.02.06c innerhalb der Unterabteilung „Gruppensilikate: Si2O7-Gruppen und O, OH, F und H2O mit Kationen in [4] und/oder >[4]-Koordination“ zu finden.
Kristallstruktur
Delindeit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15) mit den Gitterparametern a = 10,6452(9) Å; b = 13,713(1) Å; c = 21,600(2) Å und β = 93,804(3)° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Bildung und Fundorte
Der Steinbruch „Diamond Jo“, in dem der Delindeit gefunden wurde, besteht aus Granat-Pseudoleucit-Syeniten in einem alkalischen Ring-Dyke-Komplex aus Nephelin-Syenit, Pegmatit, Ijolith und Karbonatit. Delindeit bildete sich dort in Geoden und miarolitischen Hohlräumen als Verwitterungsprodukt von titanhaltigen Nephelin-Syeniten. Als Begleitminerale traten neben Lourenswalsit unter anderem noch Pektolith, Baryt, Labuntsovit, Titanit, Sphalerit sowie Pyroxene und kaliumhaltige Feldspate auf.
Neben seiner Typlokalität „Diamond Jo“ in Arkansas konnte das Mineral in den USA bisher (Stand 2016) nur noch in der California State Edelstein-Mine am Fluss San Benito River im gleichnamigen County des Bundesstaates Kalifornien gefunden werden.
Die einzigen weiteren Fundorte liegen am Yukspor und am Kukiswumtschorr in den Chibinen auf der russischen Halbinsel Kola.[7]
Siehe auch
Literatur
- Daniel E. Appleman, Howard T. Evans (Jr.), Gordon L. Nord, Edward J. Dwornik, Charles Milton: Delindeite and lourenswalsite, two new titanosilicates from the Magnet Cove region, Arkansas. In: Mineralogical Magazine. Band 51, 1987, S. 417–425 (rruff.info [PDF; 744 kB]).
- Giovanni Ferraris, Gabriella Ivaldi, Dmitry Yu. Pushcharovsky, Natalia. V. Zubkova, Igor V. Pekov: The crystal structure of delindeite, Ba2{(Na,K,□)3(Ti,Fe)[Ti2(O,OH)4Si4O14](H2O,OH)2}, a member of the mero-plesiotype bafertisite series. In: The Canadian Mineralogist. Band 39, 2001, ISSN 0008-4476, S. 1307–1316 (rruff.info [PDF; 923 kB]).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Elena Sokolova, Fernando Cámara: From structure topology to chemical composition. II. Titanium silicates: Revision of the crystal structure and chemical formula of Delindeite. In: The Canadian Mineralogist. Band 45, 2007, S. 1247–1261, doi:10.2113/gscanmin.45.5.1247 (rruff.info [PDF; 579 kB]).
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 581.
- ↑ a b Webmineral – Delindeite
- ↑ a b c d Delindeite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (PDF)
- ↑ Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
- ↑ a b c d e Mindat – Delindeite
- ↑ Fundortliste für Delindeit beim Mineralienatlas und bei Mindat