Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee
Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee ist ein Kinderroman von Erich Kästner, der 1931 das erste Mal veröffentlicht wurde. Die Illustrationen stammten damals von Walter Trier, in den nächsten Auflagen von Horst Lemke.
Inhalt
Schon der Titel verrät, dass an diesem 35. Mai verrückte Dinge passieren. Der Junge Konrad besucht jeden Donnerstag seinen Onkel, den Apotheker Ringelhuth. Alle Schüler in der Klasse, die gut in Rechnen sind, sollen als Hausaufgabe einen Aufsatz über die Südsee schreiben, damit ihre Fantasie angeregt wird. Alle anderen sollen den Bau eines vierstöckigen Hauses beschreiben. Konrad ist gut in Rechnen, hat also die Südsee als Thema. Sein Onkel will ihm dabei helfen.
Konrad und der Onkel begegnen in Dresden dem rollschuhfahrenden Zirkuspferd Negro Kaballo, das leider entlassen wurde. Als Konrad und sein Onkel später zuhause bei Kaffee und Kuchen sitzen, steht das Pferd Negro Kaballo vor der Tür.
Angeregt von der Idee des Neffen betreten die drei unter der Führung von Negro Kaballo den Dielenschrank und gelangen in eine Phantasiewelt, in der die seltsamsten Dinge passieren. So durchlaufen sie verschiedenste Länder, unter anderem:
das Schlaraffenland, wo alle Wünsche erfüllbar sind, man unter einem Gewicht von zweihundert Pfund ausgewiesen wird und in dem Konrads ehemaliger Klassenschlechtester, der dicke Seidelbast, nunmehr Präsident ist;
die Burg zur großen Vergangenheit, mit Karl dem Großen als Torwächter, in der Figuren der Geschichte zu olympischen Spielen zusammenkommen und Onkel Ringelhuth Ärger mit Napoleon bekommt, weil dieser seinen Sitzplatz einnimmt (ohne dafür ein Billett zu haben);
die verkehrte Welt, in der Kinder die Aufgaben von Erwachsenen übernehmen, tyrannische Erwachsene hingegen in eine Benimmschule geschickt werden (Konrads Schulfreundin Babette ist dort Ministerialrätin für Schule und Unterricht), weshalb Onkel Ringelhuth zunächst in den „Anfängerkurs“ geschickt wird, aus dem er aber von Babette, Konrad und Negro Kaballo wieder befreit wird;
Elektropolis, die vollautomatische Stadt, in der die Leute zu ihrem Vergnügen arbeiten, um schlank zu bleiben, um jemandem etwas zu schenken oder um zu lernen (während des Aufenthalts entsteht ein elektronischer Kollaps, der die Maschinen verrückt spielen lässt, zum Beispiel aus Leder- und Milchprodukten wieder lebendige Kühe macht);
und schließlich das ersehnte Ziel, die Südsee. Dorthin gelangt man über den Äquator, ein Stahlband, welches den Globus zusammenhält. Eine Scheuerfrau muss diesen Äquator regelmäßig putzen, damit er nicht durchrostet – und durch einen Anstrich rostfrei gemacht werden darf er nicht, damit sie ihre Arbeit behält.
In der Südsee angekommen, treffen die drei auf das in Schachbrettmuster gefärbte Mädchen Petersilie (dessen Vater ein Stammeshäuptling, die Mutter allerdings Tippfräulein auf einer dortigen Kokosflockenfarm ist) sowie ihren Vater Rabenaas, der mithilfe seines Taschenmessers, das er mit heißen Bratäpfeln zu laden pflegt, sogar Walfische (die bekanntlich Säugetiere sind und nur aus Versehen im Wasser leben) in die Flucht schlagen kann. Negro Kaballo lernt ein Schimmelfräulein kennen und beschließt, bei ihr zu bleiben und nie mehr zu sprechen. Daraufhin machen sich Ringelhuth und Konrad wieder auf den Heimweg und kommen mit Rabenaas’ Hilfe noch so rechtzeitig an, dass der Onkel den Nachtdienst in der Apotheke antreten und der Neffe seinen Aufsatz schreiben kann. Dieser wird von ersterem noch gelesen, als er Konrads Eltern besucht. Zwar halten ihn diese für geisteskrank, da er freimütig von seinen Erlebnissen berichtet, doch ihn, den erfahrenen Weitgereisten, kümmert das nicht: Er weiß, was er erlebt hat.
Vorgeschichte
Schon im Vorwort zu Emil und die Detektive schrieb Kästner 1929, dass er eigentlich einen Roman über die Südsee habe schreiben wollen und das Buch über Emil nur geschrieben habe, weil er nicht mehr gewusst habe, auf wie vielen Beinen ein Walfisch aus dem Urwald komme. Und wenn die Anzahl der Beine nicht stimme, dann könne ihn der Häuptling Rabenaas niemals mit seinem Bratapfel-gespickten Taschenmesser treffen.
Ausgaben
- Atrium Verlag, Zürich 1931 (mit den Illustrationen von Walter Trier)
- Verlag Williams, 33.–43. Tsd., 1948
- Der Kinderbuchverlag Berlin, Ostberlin 1968, 2. Auflage 1988, ISBN 3-358-00169-5
- Bertelsmann, Gütersloh, 1970
- Langspielplatte: Pfiffikus BKS 9015, 1976
- dtv-Taschenbuch, 2004
- Hörkassette: Verlag Oetinger, 2006, bzw. CD: ISBN 3-789-10147-8.
- Der 35. Mai als Comic von Isabel Kreitz. Dressler, Hamburg 2006 (Max-und-Moritz-Preis 2008 für den besten deutschen Comic für Kinder)
Opernfassung
Eine sehr erfolgreiche Kinderoper der rumänischen Komponistin Violeta Dinescu nach Kästners Roman wurde 1986 am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt. Nach einer Einstudierung an der Dresdner Semperoper 1990 gelangte eine Neufassung am Münchner Gärtnerplatztheater 1991 zur Aufführung. An der Wiener Staatsoper wurde das Stück im Jahr 2001, am Staatstheater Mainz 2007 und am Freiburger Theater im Jahr 2008 gespielt.