Drei Männer im Schnee

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Drei Männer im Schnee ist ein Roman von Erich Kästner aus dem Jahr 1934. Es handelt sich um eine Verwechslungskomödie mit vielen Missverständnissen. Er basiert auf der eher düsteren Erzählung „Inferno im Hotel“, die Kästner im August 1927 im Berliner Tageblatt veröffentlichte[1].

Handlung des Romans

Der exzentrische und gutmütige Geheimrat und Millionär Tobler will die Menschen studieren. Er beteiligt sich unter dem Namen Eduard Schulze an einem Preisausschreiben seiner eigenen Firma, der weltbekannten Putzblank-Werke. Schulze gewinnt den zweiten Preis: einen zehntägigen Aufenthalt im Grandhotel zu Bruckbeuren in den Alpen. Dorthin fährt Tobler, um zu erleben, wie die Menschen auf einen armen Schlucker reagieren. Als Begleiter nimmt er seinen langjährigen Diener Johann mit, der während des Hotelaufenthalts einen reichen Reeder zu spielen hat.

Toblers besorgte junge Tochter Hildegard bereitet das Hotel noch vor seiner Abfahrt heimlich auf den Besuch des verkleideten Millionärs und dessen Gewohnheiten vor, kommt jedoch nicht mehr dazu, den Namen zu nennen. Fälschlicherweise wird Dr. Fritz Hagedorn, ein arbeitsloser Werbefachmann, der in dem Preisausschreiben den ersten Preis gewonnen hat, für den reichen Mann gehalten und entsprechend verwöhnt. Tobler hingegen wird in eine kleine Dachkammer ohne Heizung gesteckt, vom Personal schikaniert und zu Gelegenheitsarbeiten herangezogen. Schon am ersten Tag schließt er Freundschaft mit Hagedorn, obwohl das entsetzte Personal jegliches Gespräch zwischen den beiden zu verhindern versucht. Hildegard ist von Johann über die Verwechslung und ihre Folgen informiert. Sie hält es zuhause nicht mehr aus und erscheint in Begleitung von Toblers Hausdame, Frau Kunkel, die sie als ihre Tante Julchen ausgibt, im Hotel, um nach ihrem Vater zu sehen. Fritz verliebt sich in Hildegard „Schulze“ und die beiden schmieden heimlich Hochzeitspläne. (Hildegard hatte Fritz gesagt, dass sie mit Nachnamen genauso heißt wie sein Freund Eduard.)

Nach einigen Tagen wird Tobler auf Druck der übrigen Gäste aus dem Hotel geekelt und kehrt mit seiner Tochter, Johann und Frau Kunkel nach Berlin zurück. Die Abreise erfolgt so überstürzt, dass Hagedorn nicht mehr informiert werden kann. Zuvor klärt Hildegard aber noch rasch den Hoteldirektor über die Verwechslung auf, der daraufhin beinahe einen Nervenzusammenbruch erleidet.

Der verzweifelte und nichtsahnende Hagedorn kehrt auch nach Berlin zurück und sucht vergeblich nach seiner Hildegard, von der er ja annehmen muss, dass sie Schulze heißt. Da werden er und seine Mutter von Tobler zu sich eingeladen; dieser gesteht seine wahre Identität, was jedoch die Freundschaft nicht beendet. Auch Hildegard gibt sich als Toblers Tochter zu erkennen. Im Laufe des folgenden Festessens wird Tobler telefonisch mitgeteilt, dass ihm das Grandhotel – er beabsichtigte es zu kaufen, um anschließend Portier und Direktor hinauszuwerfen – bereits gehört.

„Das lebenslängliche Kind“ von Robert Neuner

Erich Kästner, der bei den zu dieser Zeit bereits herrschenden Nationalsozialisten schon in Ungnade gefallen und praktisch mit einem Publikationsverbot belegt war, brachte den Stoff von „Drei Männer im Schnee“ 1934 unter dem Pseudonym Robert Neuner als Komödie in vier Akten unter dem Titel „Das lebenslängliche Kind“ heraus. Abgesehen von den Namen der handelnden Personen (hier z. B. bereits Schlüter statt Tobler, wie auch später im Film) sind die Inhalte weitestgehend identisch. Bereits die Uraufführung am 7. September 1934 am Schauspielhaus Bremen (Regie: Fritz Saalfeld) war ein großer Erfolg.[2]

Filme

Es gibt mehrere Filme, die auf dem Roman von Erich Kästner basieren, u. a.:

(Frankreich, 1935)
Regie: Richard Pottier nach einem Drehbuch von Jacques Prévert
Mit: Max Dearly, Pierre Brasseur, Monique Rolland
(Schweden, 1936)
Regie: Tancred Ibsen und Ragnar Arvedson
Mit: Anna Olin, Adolf Jahr, Ernst Eklund
(ČSR, 1936)
Regie: Vladimír Slavinský
Mit: Hugo Haas, Jindřich Plachta, Vladimír Borský, Věra Ferbasová
(USA, 1938)
Regie: Edward Buzzell
Länge: ca. 75 Min.
Mit: Robert Young, Frank Morgan, Reginald Owen, Edna May Oliver, Sig Ruman, Mary Astor
(Österreich, 1955)
Regie: Kurt Hoffmann
Länge: ca. 90 Min.
Mit: Paul Dahlke, Günther Lüders, Claus Biederstaedt, Margarete Haagen, Nicole Heesters
(BR Deutschland 1974)
Regie: Alfred Vohrer
Länge: 92 Min.
Mit: Klaus Schwarzkopf, Grit Böttcher, Lina Carstens, Elisabeth Volkmann, Gisela Uhlen, Thomas Fritsch, Ingrid Steeger

Anmerkung: Die Figuren im Film entsprechen denen im Buch, jedoch sind die Namen teilweise geändert. So heißt z. B. Tobler im Film von 1955 Schlüter.

Hörspiele

  • Drei Männer im Schnee
Bayerischer Rundfunk 1950
Regie: Heinz-Günter Stamm
Länge: 74'30 Minuten
Mit Fritz Benscher, Trude Hesterberg, Bruni Löbel, Ulrich Beiger
  • Drei Männer im Schnee
NWDR Hannover: 1954
Regie: Heinrich Koch
Länge:55'00 Minuten
Mit Kurt Ehrhardt, Marilene von Bethmann, Max Du Menil, Friedel Mumme, Jörn Anderson

Bühnenmusik

  • Der Millionär im Dachstübli
Musikalisches Lustspiel von Albert Jenny auf den Text von Erich Kästners „Drei Männer im Schnee“
für die Schulbühne bearbeitet:11 Nummern (Lieder, Duette, Chöre, Orchesterstücke) (1940)
Uraufführung: Stans (Kollegium St. Fidelis), Februar 1940
Operette von Thomas Pigor (Libretto) nach Erich Kästners Roman „Drei Männer im Schnee“
Musik: Konrad Koselleck, Christoph Israel, Benedikt Eichhorn und Thomas Pigor
Uraufführung: Staatstheater am Gärtnerplatz, München, 31. Januar 2019[3]

Ausgaben

  • Erich Kästner: Drei Männer im Schnee. Eine Erzählung. Ungekürzte Ausgabe, 10. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag (dtv), München 1995, 233 S., ISBN 3-423-12108-4
  • Erich Kästner: Drei Männer im Schnee oder das lebenslängliche Kind. Sonderausgabe. Atrium-Verlag, Zürich 2004, 219 S., ISBN 3-85535-958-X
  • Erich Kästner: Drei Männer im Schnee. Eine Erzählung. Rascher, Zürich 1934, 277 S. (Erstausgabe)

Einzelnachweise

  1. Erich Kästner: Inferno im Hotel. Erstveröffentlichung in: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung. 9. August 1927, Abendausgabe, S. 2–3 (Digitalisat der Staatsbibliothek zu Berlin, abgerufen am 5. Januar 2022). Neuveröffentlichung in: Die Welt. Die literarische Welt (Beilage), 21. August 2010 (welt.de, abgerufen am 5. Januar 2022).
  2. Stefan Neuhaus: „Das verschwiegene Werk (Erich Kästners Mitarbeit an Theaterstücken unter Pseudonym)“, Königshausen & Neumann, 2000, 162 Seiten, ISBN 978-3-8260-1765-0
  3. Drei Männer im Schnee, Gärtnerplatztheater