Diskussion:Faserland
Einschätzung des Ich-Erzählers
Ich glaube nicht, dass man behaupten kann, der Hauptdarsteller in Faserland ist homosexuell veranlagt nur weil er das Grab von Thomas Mann besuchen will. Dies passiert viel mehr - so wie fast alles in dem Roman - aus einer Laune heraus, geradezu willkürlich. In diese Stelle etwas hineinzuinterpretieren halte ich für mehr als übertrieben und auch für gefährlich. Meiner Meinung nach ist die einzige Stelle im gesamten Buch in der für den Hauptdarsteller eine Tabugrenze überschritten wird die, in der er Nigel beim Gruppensex mit dem afrikanischen Modell und den anderen beiden Männern stört. Erstaunlicherweise geht dem sonst so lockeren und bewusst alle Tabus brechenden Protagonisten genau dieser Bruch der Normen zu weit. Ich glaube also, dass sein Verhältnis zu Sexualität wesentlich anders bestimmt ist und nicht durch eine latente Homosexualität. 15:15, 15. Feb. 2006 (nicht signierter Beitrag von 84.159.187.73 (Diskussion) )
- Der Hauptdarsteller in Faserland erzählt freimütig von seinen Problemen und z.B. auch von seinen sexuellen Fantasien, die viel mit Urin zu tun haben. Trotzdem hat er erkennbar mehr Probleme als er sich selbst eingestehen will. Obwohl er Alkoholiker ist, gibt er es nicht zu. Sein größtes Problem aber ist, daß er, genau wie die anderen Protagonisten in dem Roman, keine Beziehung eingehen kann. So wird der Kontakt zur Bekannten Karin abgebrochen, kurz bevor es zu sexuellen Handlungen kommt. Er wundert sich nur, wie die jungen Mädchen so freizügig von Ihren Gedanken erzählen können, wo seine Gesellschaft in ihrer Kampfhaltung nichts mehr von sich preisgibt. Auch auf die Beziehungen zu seinen männlichen Bekannten kann er sich nicht einlassen. Dabei gibt es schon Anzeichen für eine latente Homosexualität. Z.B.: 1. das er so stark auf Homosexuelle reagiert, deutet zumindest auf eine Verdrängung hin, 2. das er von Alexander inspiriert nach Mykonos fliegt, wo er in eine Strandparty von Schwulen gerät 3. das Alexander sich zwischen ihm und seiner Freundin entscheiden mußte 4. daß er vom bisexuell veranlagten Nigel den Schlüssel zu seiner Wohnung bekommt, 5. das er auch von Eugen eingeladen und sexuell bedrängt wird.
- Ein Weiteres Problem, das in dem Roman nicht direkt beschrieben wird, ist der Mord an seinen Freund Rollo. Bedingt durch seine eigenen Probleme, konnte er Rollo nicht helfen und stößt ihn angewidert in den See. Für den Mord spricht: das er darauf fluchtartig die Party verläßt, dessen Porsche klaut, beim Abstellen des Porsches die Fingerabdrücke beseitigt, in das Ausland flüchtet, sein Leben stark umstellt (z.B. Kaffee trinken) und zum erstenmal in seinem Leben eine Zeitung kauft um den Bericht über den Tod seines Freundes zu lesen.
- Mit dieser Schuld kann er nicht weiterleben und beschließt Selbstmord zu begehen.
- Die Erzählart läßt sich vergleichen mit der von "Homo Faber", der auch durch sein Leben getrieben wurde und bei dem man auch viel zwischen den Zeilen lesen muß, um das zu verstehen, was der Erzähler sich und dem Leser zu verheimlichen sucht.
- Nur einmal, für eine Minute, schafft es die Hauptfigur, zur Ruhe zu kommen, und die Welt am vorgestreckten Daumen vorüberziehen zu lassen. Von dieser Stelle aus müßte man den Roman, die Generation und sich selbst betrachten. Das wäre noch wichtiger, als über Mord und sexuelle Vorlieben der Hauptfigur nachzudenken.
- --Borofa 09:56, 31. Mär 2006 (CEST)
uiuiui, da interpretierst Du, Borofa, aber ganz schön viel hinein. Du interpretierst da einen Mord, aber es gibt dafür kein Motiv. Auf wird im Roman es nicht explizit beschrieben. Dass er homosexuell sein soll, ist auch ganz schön an den Haaren herbeigezogen. ad 1 Dass er so stark auf Homosexuelle reagiert, deutet meiner Meinung auf eine Abneigung auf Schwule ad 2 Alexander empfiehlt ihm zwar nach Mykonos zu reisen, aber von dem Strand ist bei der Empfehlung keine Rede ad 3 Er mag die Frau seines Freundes nicht, weil sie aus einfachen Verhältnissen stammend auf eine Frau macht, die salonfähig sein will, es aber nicht ist. Auch da unterstellst Du der Romanfigur, dass er es aus "Eifersucht" macht, die im Übrigen nicht unbedingt sexueller Natur sein muss. ad 4 Nigel gibt ihm den Schlüssel, und das ist dann auch schon alles. Er gibt ihm den Schlüssel zurück, meiner Meinung nach, weil ihn die Szene anwidert. Daraus zu schließen, dass er schwul ist, geht zu weit. ad 5 Eugen fasst ihn in den Schritt und er ist angewidert. Warum sollen alle Männer, die von homosexuellen Menschen angewidert sind, verklemmt schwul sein? Warum will er Katja am Ende des Romans erneut küssen, weil sie so einen schönen Mund hat, der nur Unsinn redet?! (nicht signierter Beitrag von 87.78.62.37 (Diskussion) 20:24, 7. Okt. 2016 (CEST))
Enzyklopädische Sprache
"brennt ein Feuerwerk der Symbolik ab" Mag sachlich richtig sein, entspricht aber absolut nicht dem vorherrschenden Sprachgebrauch einer Enzyklopädie. 84.143.248.33 20:46, 26. Mär 2006 (CEST)
ouch!
Kritik: Mir scheint, dass der Autor des Artikels versucht, eigene litararische Ambitionen zu verwirklichen, anstatt objektiv den Inhalt des Buches zu be-schreiben. Möchte nur auf absurde Formulierungen hinweisen. (Es ist mir gerade zu aufwändig, da selbst Grund hineinzubringen. Sorry):
Der Protagonist sieht den Niedergang seiner Generation und erlebt gleichzeitig den eigenen, freien Fall.;
Der Autor brennt nun ein Feuerwerk der Symbolik ab, das Ende des Helden ist hypothetisch.
...und die Frage stellen: Was ist hier jeweils auf der realen Ebene gemeint? Der Held erlebt seinen „freien Fall“ sicher im übertragenen Sinne und es ist nicht das Ende des Helden „hypothetisch“, sondern es ist schlichtweg eine Hypothese, dass der Held stirbt. Frage hierzu: Wer stellt diese Hypothese auf? (Und jetzt antworte nicht: „Die Mythologie“ ;-)
Gruß, --Anonymus Nr.: 217.184.25.67 12:02, 14. Feb. 2007 (CET)
PS. Habe gerade noch versucht, die Folgen des Vandalismus von (nicht signierter Beitrag von 217.227.49.146 (Diskussion) ) auf dieser Disku-Seite zu beheben. 84.143.248.33 hatte - ohne dass ich es vorher wusste - den gleichen Gedanken wie ich. Vielleicht hätte sich ja bereits was getan...? --Anonymus Nr.: 217.184.25.67 20:41, 14. Feb. 2007 (CET)
hilfe?
ich schreibe gerade an meiner Facharbeit, eine Besprechung des Romans. Wenn die fertig ist und benotet kann ich euch davon Teile zur Verfügung stellen, falls ihr damit was anfangen könnt...(nicht signierter Beitrag von 87.78.178.46 (Diskussion) )
- Das ist ja schön! Welches Thema hast du denn gewählt? - Das beste wird allerdings sein, du arbeitest die Ergebnisse selbst ein, da du ja nun der Faserland-Experte hier bist, nicht? Du kannst aber auch Deine Vorschläge auf der Qualitätssicherungsseite loswerden, da ist der Artikel eingestellt. Du musst auf Diskussion klicken:
QS
Mir scheint, dass der Autor des Artikels versucht, eigene litararische Ambitionen zu verwirklichen, anstatt objektiv den Inhalt des Buches zu beschreiben. Zu viele Metaphern, rhetorische Fragen etc. Kurzum: Zu viel POV. Es ginge darum, das Geschwurbel in objektive Aussagen zu verwandeln... Gruß, --Anonymus Nr.: 217.184.25.67 12:56, 14. Feb. 2007 (CET) --Anonymus Nr.: 217.184.25.67 03:46, 21. Feb. 2007 (CET)
Allmähliche Demontage des Artikels
Da ist nicht mehr viel übrig geblieben vom Faserlandartikel. Die Kurzbeschreibung von Amazon gibt mehr her als die paar Zeilen, die jetzt noch hier stehen. Der ursprüngliche Beitrag war, unter anderem, die Zusammenfassung mehrmonatiger Arbeit einer Klasse eines Kollegs zu diesem Buch.
Ich schätzte an Wikipedia bisher das was es von anderen Lexika unterschied, eben dass man für gewöhnlich nicht nur nackte Fakten sondern auch Hintergrundinformationen, Deutungen und Links findet, die einem weiterhelfen. Da war die allmähliche Kastration dieses Artikels sehr kontraproduktiv. Natürlich ist der alleinige Hinweis auf den Kilchberg als Beweis für latente Homosexualität unzureichend. Die Erklärung ist einfach. Alle anderen Hinweise, und die sind wirklich in fast jedem Kapitel zu finden, wurden hier Stück für Stück herausgenommen wie leider eben auch alles weitere Erhellende zu diesem Buch. Der klägliche Rest, der noch übrig gelassen wurde, gibt weniger her als die Polemik gegen Faserland, die ganz ursprünglich hier zu finden war und die wenigstens durch den emotionalen Stil darauf hinwies, wie sehr das Buch polarisiert. Der Schüler, der bereit ist die Ergebnisse seiner Facharbeit hier einzuarbeiten, sollte sich schon mal darauf einstellen, dass sie bis zur Unkennlichkeit demontiert werden wird um schlussendlich deren Unzulänglichkeit zu beklagen.
--Wicki 11:27, 11. Mär. 2007 (CET)
Der ganze Artikel ist völlig überflüssig. Es reicht, was im Artikel "Kracht" steht.--Rogald (Diskussion) 01:31, 19. Jan. 2018 (CET)
Belege fehlen
Es ist zwar Literatur angegeben, allerdings ist zum Beispiel bei der stark interpretierenden Inhaltsangabe nicht klar, auf welches Werk sich diese Interpretation stützt.--Cirdan ± 21:19, 17. Sep. 2010 (CEST)
Ein unpolitisches Buch?
Genau in dem Halbjahr, in dem die Landtagswahl in Niedersachsen (20. Januar 2013) stattfindet, müssen alle Gymnasiasten in Niedersachsen, die sich 2013 im Fach Deutsch prüfen lassen wollen, den Roman Faserland lesen. In dem Roman werden (vermeintliche) Sympathisanten derjenigen Partei, die 1933 als einzige im Reichstag gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis gestimmt hat, vom Ich-Erzähler als „SPD-Nazis“ beschimpft, und ökologisch denkende Menschen werden von ihm verspottet. Keine Instanz im Roman mildert diese Urteile ab. CDU und FDP kommen im ganzen Text nicht vor. Zufällig regieren in Niedersachsen zurzeit CDU und FDP, und SPD sowie die Grünen sind in der Opposition. Honi soit qui mal y pense! --91.96.186.9 09:47, 15. Sep. 2012 (CEST)
- Das meinst ist jetzt nicht ernst gemeint, oder? Die Abiturvorgaben werden lange im Voraus bestimmt, es gibt jetzt schon Kerncurricula und Abiturliteratur für 2015. Und in der 12./13. Klasse kann man den Schülern durchaus zumuten, dass sie über den Nationalsozialismus aufgeklärt sind. Ich bin selbst darunter. ;) Für eine politische Betrachtung gibt das Buch auch einfach nicht genug her und ich glaube kaum, dass irgendjemand aufgrund dieses Buches eine Wahlentscheidung treffen wird. --31.19.52.77 23:58, 14. Nov. 2012 (CET)
Der Tod des Ich-Erzählers
Ein Aspekt, der in dem Artikel noch gar nicht beleuchtet wurde, ist die Antwort auf die Frage, wie es möglich sein soll, dass ein Ich-Erzähler die Vorgeschichte seines Todes erzählt.
Darauf gibt es mehrere Antworten:
- Trotz aller Anspielungen darauf, dass der Roman mit dem Tod des Ich-Erzählers endet, stirbt dieser nicht. Die kurze Szene in „New Wave“ zeigt die Freude des Autors Kracht darüber, dass es ihm gelungen ist, Leser und Kritiker in die Irre zu führen.
- Der Erzähler ist eine Figur wie Edgar Wibeau in Die neuen Leiden des jungen W., der aus dem Jenseits heraus immer wieder Erzählerkommentare abgibt. Einen Fiktionsvertrag, der so etwas ermöglichen würde (Inhalt: Die fiktive Welt des Romans ist so beschaffen, dass Kommentare aus dem Jenseits möglich sind), gibt es aber in Faserland nicht. Darüber hinaus wird die Gegenwart des den Stoff arrangierenden Erzählers nie explizit gemacht; die Handlung wird vielmehr (wie im Drama) konsequent vergegenwärtigt (Indiz: Präsens als Erzähltempus).
- Dass ein Leser mit solchen Fragen, die sich auf Ungereimtheiten im Text beziehen, allein gelassen wird, ist in postmodernen Werken Absicht. Verwirrung gilt hier, wie in der Romantik, als Kunstgenuss der besonderen Art. --CorradoX (Diskussion) 10:49, 1. Dez. 2012 (CET)
- @ CorradoX/Erklärungsangebot 3: Der „Genuss“ besteht eher darin, dass man als aufmerksamer Leser Ungereimtheiten wahrnimmt und dabei das durchaus berechtigte (erhebende) Gefühl hat, dass den meisten anderen Lesern diese Ungereimtheiten gar nicht auffallen. Ähnlich wie mit dem „toten Erzähler“verhält es sich auch mit der Erklärung dafür, wie der Ich-Erzähler von Heidelberg nach München gelangt ist: Mit einer leicht überlesbaren Nebenbemerkung erklärt der Erzähler indirekt die schöne Story von der „Rettung durch Rollo“ zu einer seiner vielen bloß ausgedachten Geschichten. --91.96.164.5 10:02, 2. Dez. 2012 (CET)
Geschlecht des Ich-Erzählers
Ich habe gerade eben erneut in einem Stück den Roman beendet und muss einfach die Frage stellen:
Kann man mit völliger Sicherheit wirklich sagen, ob der Ich-Erzähler männlich ist? Jever schmeckt ihm/ihr nicht (nicht sonderlich männlich, oder?) und für das Zahlen im Odin schämt er/sie sich (weil Frauen nicht zu zahlen brauchen?).
Klar, er/sie fühlt sich auf Mykonos angeekelt von homosexuellen Männern und führt vermeintliche "Männerfreundschaften" mit Alexander, Nigel und Rollo, aber so ganz klar ist das nicht. Auch die Nähe zu Karin lässt dahingehend keine Schlüsse zu, genauso wenig wie der Burschenschaftler in Heidelberg, der am "Hintern rumnestelt".
Zudem gibt es da die Episode aus der Pubertät des Ich-Erzählers, mit 16 verliebt in ein anderes Mädchen. Die Eltern scheinen unglaublich gut drauf, laden ihn/sie zum Übernachten ein. Weil sie nichts Homoerotische zwischen Tochter und Gast vermuten? Besudelt er/sie vor lauter Aufregung und Erregung das Bett? Ich (m) kenne es jedenfalls aus meiner eigenen Jugend und Erzählungen meiner Freunde nicht, dass die Eltern sonderlich glücklich waren, wenn der Junge der Tochter allzu nahe kam, erst recht nicht in ihrem Beisein nach einer großen Menge Alkohol.
Varna, Alexanders Freundin, mag er/sie ja später im Roman gar nicht. Aus Eifersucht? Auf Rollos Geburtstagsparty bindet er/sie sich eine Krawatte. Durchaus nicht ungewöhntlich für Damen des Fin de Siecle, erst recht nicht für homo/bi-sexuelle Frauen. Diese Bisexualität unterstelle ich einfach mal aufgrund der vielen Flirtsituationen mit Frauen. Gleichzeitig gibt Nigel ihm/ihr mal eben den Schlüssel zur Wohnung. Etwas, das für mich ebenfalls klar sexuell aufgeladen ist, wobei man dies natürlich auch explizit homosexuell auslegen könnte. Andererseits scheint er/sie sich ja stark bei der bisexuellen Szene zwischen dem Model, Nigel und dem Oberlippenbartträger zu ekeln, oder darüber zu echauffieren. Warum? Weil sie gerne die Frau auf Nigels Gesicht wäre, also erneut eifersüchtig gegenüber einer anderen Frau wie bei Varna? Oder weil er gerne der Mann wäre, der Nigel masturbiert anstatt des Oberlippenbartträgers?
Erregung beschreibt er/sie mit "einem warmen Gefühl zwischen den Beinen". Das wirkt auf mich äußerst feminin. Und dass keinem auffällt, wie er/sie Alexanders Jacke klaut, spricht meiner Meinung nach auch für eine Frau. Hierunter fällt auch das Rauchen im schweizer Taxi, welches der Fahrer einer Frau eben noch durchgehen lässt, wie es ganz generell eher erklären würde, wieso er/sie nie mit dem Gesetz in Konflikt gerät.
Und auch der Spleen für Isabella Rossellini, eine Frau die vor allem kurze Haare trägt und meiner Meinung etwas sehr Androgynes hat, lässt nicht wirklich eine definitive Aussage zu. Das ließe sich durchaus bei einer bisexuellen Protagonistin vorstellen.
Als abschließendes Argument würde ich die Abneigung und gleichzeitige Ästhetisierung von Autos nennen. Einen Porsche findet er/sie völlig "indiskutabel" ("Porschloch" = Penisverlängerung, die er/sie mangels Penis gar nicht nötig hat)) aber eben doch schön.
Wie die Urinfantasien des Erzählers zu bewerten sind, weiß ich nicht. Zum einen spricht er/sie von öffentlichen Pissoirs (hier kann man natürlich argumentieren, dass Pissoirs ausschließlich für Männer seien, und öffentliche Toiletten für Frauen niemals Pissoirs sind, einverstanden), in welchen er/sie den Duft von Urin vermischt mit Duftwürfeln zu genießen scheint. Und auch die Überlegung zum Urinfilm auf dem Gesicht beim Herausstrecken des Kopfs aus Zügen scheint ihm/ihr nicht ganz unangenehm.
Meinungen? In jedem Falle kann ich die erneute Lektüre unter der Prämisse, es handele sich um eine Sie, nur empfehlen. Es ist wirklich ein ganz anderer Text und ein andersgeartetes Lesevergnügen.
- Natürlich kann man die Aussage: „Ich jedenfalls möchte mit Isabella Rossellini Kinder haben“ (S. 59) dahingehend interpretieren, dass ein lesbisches Paar Kinder adoptiert. Aber das war – soweit ich mich richtig erinnere – 1995 noch nicht möglich.
- Auch die Art, wie der Ich-Erzähler mit einem Taxifahrer rivalisiert („Also zahle ich dem Taxifahrer seinen Fahrpreis und gebe ihm noch ein dickes Trinkgeld, damit er in Zukunft weiß, wer der Feind ist.“ – S. 32 –), ist typisch für Männer. Frauen (auch lesbische Frauen) konkurrieren nicht auf die dargestellte Weise mit Männern.
- Was schließlich die Abneigung gegen „Jever“ anbelangt: Ich bin auch ein Mann und mag „Jever“ nicht. Der Unterschied zwischen mir und dem Ich-Erzähler ist nur, dass mir völlig egal ist, was „man“ tut, jedenfalls was Trinkgewohnheiten anbelangt. Der Ich-Erzähler ist letzlich an der genannten Stelle nur deshalb ehrlich dem Leser gegenüber, weil sich die Menge der Tricksereien dem Leser gegenüber in Grenzen halten muss und der Leser durch „Geständnisse“, die der Erzähler keinem anderen machen würde, bei Laune gehalten werden muss. --CorradoX (Diskussion) 12:02, 16. Dez. 2012 (CET)
Mir selbst ist Jever auch zu bitter.
Was die Adoption von Kindern bei lesbischen Paaren angeht, so scheint ihm/ihr ja generell das Mögliche und Machbare relativ egal. Der Erzähler wünscht sich ja auch, dass den Kindern ein Stückchen am Schneidezahn fehlt, etwas, das genetisch nicht vererbbar ist, sondern physisch nach der Geburt geschehen muss. Auf mich klingt das gar so, als würde er/sie sich explizit nach diesem Merkmal Kinder aussuchen wollen. Zudem scheint ihn/sie die Figur Rossellinis kaum zu stören, ganz im Gegensatz zu Nigel. Wirft Nigel einen klar männlich sexualisierten Blick auf die Frau, stört sich der Erzähler nicht an der Unvollkommenheit der Schauspielerin. Dabei ist bei allem und bei allen doch sonst eine perfekte Oberfläche so wichtig.
Was die Rechtslage angeht, so dürfte diese zu vernachlässigen sein, schert sich der Erzähler ohnehin nicht um Gesetze und will er mit der Familie überall, nur nicht in Deutschland leben. Am liebsten - und da spricht der Kracht, wie man ihn aus "Ferien für immer", "New Wave", "Der gelbe Bleistift" und "Imperium" kennt - auf entlegenen und exotischen Archipelen.
Abschließend empfehle ich noch das Video "Smack my bitch up" von der britischen Gruppe "The Prodigy" in voller Länge, um zu verdeutlichen, was ich meine. Der Clip ist zwei Jahre später entstanden. Ob der Regisseur Jonas Akerlund den Roman kannte, weiß ich nicht. (nicht signierter Beitrag von 188.100.241.39 (Diskussion) 17:43, 16. Dez. 2012 (CET))
- Und zur Auflockerung der Stimmung war es in Salem üblich, Zweibettzimmer an einen Jungen (Alexander) und ein Mädchen (den Ich-Erzähler) zu vergeben? Oder heißt Alexander in Wirklichkeit Alexandra? --85.16.38.42 09:42, 22. Dez. 2012 (CET)
Realismus
Faserland ist ein postmoderner Roman. Das heißt: Es gibt einen unzuverlässigen Erzähler, und damit ist Spekulationen darüber, was wohl „wirklich gemeint sein könnte“, Tür und Tor geöffnet. Der letzte Abschnitt über den womöglich weiblichen Ich-Erzähler ist hierfür nur ein Beispiel. Offenbar gilt auch für Interpretationen das postmoderne Motto: „Anything goes!“.
Jetzt habe ich auch noch die Illusion verloren, der Roman habe etwas mit der Realität der „Generation Golf“ zu tun. Bislang nämlich war ich davon ausgegangen, dass mein Unverständnis etwas mit mir, einem Post-68er, zu tun hat, der zwangsläufig auf die Schönen und Reichen der nachgeborenen Generation mit dem Blick des Ethnologen sehen muss, für den alle Milieus, zu denen er selbst nicht gehört, etwas Exotisches haben (frei nach Goethes „Faust“: „Es muss auch solche Käuze geben!“).
Nach Lektüre dieses Artikels in der „FAZ“ musste ich aber lernen, dass die Verhältnisse um 1995 gar nicht so waren, wie Kracht sie darstellt: Wer mehrmals in Salem beim Alkoholkonsum erwischt wurde, „flog“ schon 1995 und „fliegt“ heute immer noch. Kracht denunziert also auf fast schon böswillige Weise die Schule Schloss Salem. Wer weiß, wie viel Unrealistisches der Roman sonst noch enthält! --CorradoX (Diskussion) 07:56, 20. Dez. 2012 (CET)
- 1995 waren jedoch sowohl Kracht als auch der Ich-Erzähler seit 6-7 Jahren aus Salem raus. (nicht signierter Beitrag von 85.176.20.83 (Diskussion) 10:57, 21. Dez. 2012 (CET))
- Die Amtszeit von Bernhard Bueb (Autor des Aufsehen erregenden Buchs „Lob der Disziplin“) als Schulleiter des Internats Salem dauerte von 1974 bis 2005. Die grundlegenden Regeln der Schule gelten seit deren Gründung. Dass alkoholabhängige Schüler, die regelmäßig für Aufsichtführende unübersehbar Alkohol konsumierten, die Schule wirklich bis zum Abitur besuchen durften, ist auch für die Zeit Ende der 1980er Jahre nicht vorstellbar. --CorradoX (Diskussion) 17:48, 21. Dez. 2012 (CET)
Hmm, na gut. Eine mehr oder verbürgte Anekdote aus Salem:
"SSS - Salemer Stalingrad Saufen"
Im Winter eines jeden Jahres, kurz vor den Ferien, sind sämtliche männlichen Schüler des obersten Jahrgangs dazu angehalten, eine beliebige, echte Nazi-Uniform aufzutreiben, sei es SS, Gestapo, SA, NSDAP, SD, Kripo, Wehrmacht, DAF aber auch Uniformen Spanischer, Rumänischer, Italienischer und Kroatischer Verbände, die in Stalingrad dabei waren, oder zumindest generell auf deutscher Seite kämpften.
Uniformiert geht es eines nachts in den nahgelegenen Wald und es wird unfassbar viel Stalinskaya Wodka getrunken, Stalinskaya und sonst nichts. Dies muss auf leeren Magen geschehen. Es wird darauf geachtet, dass bis zu 24 Stunden vor der "Zeremonie" niemand etwas zu sich nimmt.
Nun wird getrunken und getrunken, es ist meistens eisig kalt und die Uniformen recht dünn. Wie man sich vorstellen kann, "fällt" einer nach dem anderen. Wer als letzter steht, gilt als besonders ehrenvoll und heldenhaft, und muss irgendwie den "Rückzug" zum Schloss organisieren.
Was der Direktor in den vielen Talkshows für ein Bild dieser Schule zeichnet, ist wohl mit den gängigen Methoden ganz normaler Werbung zu erklären. Mit der Realität muss das nichts zu tun haben. (nicht signierter Beitrag von 85.176.26.124 (Diskussion) 21:55, 21. Dez. 2012 (CET))
- @85.176.26.124: Deine „kleine Erzählung“ stellt die „große Erzählung“, die auch auf der WP-Seite „Schule Schloss Salem“ zu finden ist, genau so in Frage wie Krachts „kleine Erzählung“. Vermutlich ist es eine Frage der Perspektive, was der einzelne für „die Realität“ hält. Genau das ist der Kerngedanke der Postmoderne. Der oben von mir verlinkte Schülersprecher in Salem, der in der „FAZ“ über seine Erlebnisse in Salem erzählt, hat übrigens noch eine andere „kleine Erzählung“ zu bieten. Sollte es wirklich nicht möglich sein, „die Realität“ hinter den vielen Erzählungen zu ermitteln? --CorradoX (Diskussion) 11:21, 22. Dez. 2012 (CET)
Verlag
Wie wärs statt dem ganzen Gefasle mit grundlegenden Dingen wie: In welchem Verlag erschien die Erstausgabe des Buches? Wär vielleicht nicht schlecht, so was in einer Enzyklopädie zu erfahren. Tabasco da Gammla (Diskussion) 22:31, 3. Mär. 2013 (CET)
Nietzsche-Bashing und pädagogisch-politische Platitüden
"Durch seinen Amoralismus steht der Ich-Erzähler den Nationalsozialisten näher, als es ihm bewusst ist."
Hier steht wohl "Natonalsozialismus" weniger für eine totalitäre Bewegung (deren Weltverbesserungs- und Welterlösungswahn die Verbrechen der Nazis erst ermöglichte und dennoch gerade im Sinne Nietzsches durchaus als "moalisch" bezeichnet werden kann) als es eine Chiffre für den obskuren Begriff des "Bösen" ist.--83.216.194.247 13:27, 22. Sep. 2014 (CEST)
Fortsetzung „Eurotrash“
Ich finde es problematisch, bei Eurotrash von einer Fortsetzung zu sprechen. Ohne Frage stehen die beiden Bücher in Verbindung miteinander, aber eine wirkliche Fortsetzung ist es ja nicht, alleine da schon nicht klar ist, ob Erzähler und Hauptfigur bei Eurotrash die gleichen wie bei Faserland sind. Mir fällt aber auch spontan kein besserer Begriff ein. Gibt es hier Ideen, wie man den Hinweis auf Eurotrash am Besten einfügt? Beste Grüße --Carl Stiller (Diskussion) 11:44, 14. Feb. 2022 (CET)