Diskussion:Mental Load

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Begriff

Der Artikel geht so ziemlich an der Sache vorbei. Mental Load bezeichnet eben nicht den „Gesamtaufwand und entsprechende Belastungen, die durch Haushaltstätigkeiten und Kindeserziehung entstehen“, sondern laut der ersten Quelle im Artikel die „unsichtbaren To-Dos“ und dass „die Verantwortung, die bei einer Person [= der Frau] liegt“. Letzlich geht es darum, dass sich Frauen mehr Gedanken um Haushalt und Kinder machen als Männer und dass sie darunter leiden. Ob man diesen Gedanken jetzt teilt oder nicht sei mal dahingestellt. Der Artikel beschreibt das Thema jedenfalls nicht korrekt. Eine Überarbeitung ist notwendig. --Bendix Grünlich (Diskussion) 22:11, 13. Okt. 2020 (CEST)

Hallo Bendix Grünlich, wenn ich Dich richtig verstehe, beanstandest Du, dass die Definition von Mental Load nicht die zu erledigenden Aufgaben selbst, sondern lediglich das Drandenken umfassen sollte. Auf Textebene kann ich Deine Kritik nachvollziehen, in der Praxis ist aber genau die Untrennbarkeit von Verantwortungsgefühl und Pflichterfüllung die Problematik, welche unter dem Begriff "Mental Load" verhandelt wird. Das wurde bereits im begriffsprägenden Comic der französischen Illustratorin Emma klargestellt: Du hättest doch bloß fragen müssen. Die Figur der Kollegin sitzt nicht mit einem Glas Wein auf dem Sofa und macht einen Haushaltsplan. Vielmehr hat sie alle Hände voll zu tun, während sie gleichzeitig versucht, aufmerksame Gastgeberin und fürsorgliche Mutter zu sein. Warum macht sie sich nur solchen Stress? Und warum geht ihr Mann davon aus, dass es für ihn nichts zu tun gibt, solange sie ihm keinen Auftrag erteilt?
Auf dieses Phänomen der unterschiedlichen Wahrnehmung geht auch Volker Baisch ein, der sich mit der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie aus Sicht der Väter beschäftigt: „Dabei spielt auch das Thema Mental Load zunehmend eine Rolle. Wobei die meisten Väter das bisher eben nur indirekt kennen. Väter erleben tatsächlich eher den Druck der Mütter. Also nach dem Motto: Mensch, übrigens kümmere dich morgen bitte darum. Also die Frau hat es im Blick und delegiert oft an den Partner.“ Quelle Zur psychischen Belastung gehört es anscheinend auch, für die ganze Familie die verspannte Spielverderberin und Spaßbremse zu sein, die immer nur rumnervt, ob das Zimmer schon aufgeräumt ist.
Wenn es um die Rechtfertigung von Managergehältern geht, haben Männer übrigens eher selten Probleme nachzuvollziehen, dass Verantwortung nicht nur Häuptlingspaß, sondern auch Stress mit sich bringt und angemessen vergütet gehört. Allerdings wage ich da zu behaupten, dass weder Manager noch Angestellte eine realistische Vorstellung davon haben, wie es sich anfühlt, im Mittelstand selbstständig zu sein und echte Verantwortung zu tragen. Oder eben Mutter zu sein. Mental Load ist also nicht das Organisieren und Delegieren als Arbeitsleistung, sondern die psychische Belastung, die entsteht, wenn man sich allein dafür verantwortlich fühlt, 'dass der Laden läuft und alle mitmachen', auch als verantwortlich wahrgenommen wird, unausgeschlafen versucht unausgesprochenen Ansprüchen zu genügen und darin immer ... immer ... immer unzureichend bleibt. Laura Fröhlich definiert Mental Load übrigens so: „Hinter dem Konzept Mental Load steht die mentale Last oder Belastung, an alle Familienangelegenheiten zu denken, die Care-Arbeit und Familien-Organisation betreffen. Jede einzelne Aufgabe ist nicht der Rede wert, aber in der Masse wird all das zu einer großen mentalen Belastung.“ Quelle Auch dieser Definition kann man vorwerfen, dass da ja nur dran denken und nicht machen! steht. Dass es Menschen in unserer Gesellschaft gibt, für die dran denken gleichbedeutend mit mich selbst drum kümmern ist, sagt viel über den Problemkomplex Mental Load aus, oder? --1falt (Diskussion) 20:52, 14. Okt. 2020 (CEST)
Hallo 1falt, danke für deinen ausführlichen Diskussionsbeitrag. Hier meine Antwort:
Wir sind offenbar einer Meinung, denn du schreibst ja selbst: „Mental Load ist also nicht das Organisieren und Delegieren als Arbeitsleistung, sondern die psychische Belastung, die entsteht, wenn man sich allein dafür verantwortlich fühlt, […]“. Es geht also um das Gefühl, verantwortlich zu sein, nicht um die Erledigung von Aufgaben. Der Artikel stellt das anders da.
Eine Untrennbarkeit von Verantwortungsgefühl und Pflichterfüllung gibt es allerdings nicht, weder bei Metal Load noch anderswo. Man kann sich verantwortlich fühlen, und trotzdem passiv bleiben, und umgekehrt.
„Dass es Menschen in unserer Gesellschaft gibt, für die dran denken gleichbedeutend mit mich selbst drum kümmern ist, sagt viel über den Problemkomplex Mental Load aus, oder?“ Äh, nein, das sagt nichts über Mental Load aus, sondern eigentlich nur etwas über die Menschen, die so denken.
--Bendix Grünlich (Diskussion) 21:16, 15. Okt. 2020 (CEST)