Diskussion:Wissenschaftsleugnung
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Motive/Sinn
Warum ich hierher kam: Zwei solche Fälle, der eine [1], der andere die Causa Wiesendanger. Es ist das eine wenn ein Politiker oder Manager (oder Koch;-)) mit zu groß geratenem Ego solche Anwandlungen entwickeln, OK. Aber bei Leuten, die selbst Jahrzehnte in der Wissenschaft aktiv waren, hoch angesehen sind, warum ruinieren die auf einmal jeden Ru.? Selbst Nobelpreisträger drifteten dorthin ab (Luc Montagnier, der AIDS-Mitentdecker lief zu den Leugnern über!). Gibt es dazu Untersuchungen?--Antemister (Diskussion) 23:56, 22. Feb. 2021 (CET)
- Man kann es nicht verallgemeinern, aber Ideologie scheint eine große Rolle zu spielen. Bei Tabak und Klima z.B. spielten politische Weltanschauungen, allen voran Freier-Markt-Fundamentalismus, eine zentrale Rolle. Ist leicht erklärbar: Überall dort, wo wissenschaftliche Erkenntnisse mit Weltanschauungen kollidieren, verlieren oft die wissenschaftlichen Erkenntnisse, und zwar nicht nur bei normalen Bürgern, sondern auch bei einigen Wissenschaftlern, die es besser wissen sollten. Also wenn die Klimaforschung klar darlegt, dass es eine staatliche Klimaschutzpolitik braucht (und damit Eingriffe in den Markt), dann ist das für Menschen, die Eingriffe in den Markt aufgrund ihrer Weltanschauung kategorisch ablehnen, einfach ganz schwer zu ertragen. Das führt zu kognitiven Dissonanzen, die die dann wiederum bei einigen dazu führen, dass halt zum Schutz der eigenen Weltanschauung die wissenschaftlichen Erkenntnisse geleugnet werden. Denn das ist einfacher. Bei Tabak war es genauso. Und bei Corona meiner Meinung nach auch (hier bis jetzt nur meine Vermutung). Zumindest ist es sehr auffällig, dass gar nicht weniger der gleichen Personen, die vor 3-4 Jahrzehnten die Gesundheitsgefahren des Tabaks geleugnet haben, nahtlos mit Klimawandelleugnung weitergemacht haben, und seit einem Jahr auch wieder als Coronaleugner/verharmloser tätig sind. Es gibt natürlich auch klar ökonomische Motive, aber der ideologische Faktor wird häufig unterschätzt. Oft ist es z.B. so, dass sehr viele derjenigen Wissenschaftler, die sich als Sprachrohr für Unternehmen hergeben, gar nicht mit Geld überzeugt werden müssen, sondern dies schon aus weltanschaulichen Gründen tun, die Bezahlung kommt dann einfach oben drauf. Was Studien angeht: In Überblicksarbeiten wird das ziemlich gut beschrieben. Erst kürzlich habe ich z.B. dieses Review zum Thema Klimawandelleugnung gelesen, wo die Thematik behandelt wird doi:10.1146/annurev-publhealth-090419-102409. Eine schon ältere (Pionier?)-Arbeit, die das Thema ausführlich beleuchtet, wäre z.B. doi:10.1016/j.gloenvcha.2007.10.001. Seit der Publikation ist viel neues Wissen dazugekommen, ich denke, sie könnte aber genau sein, was du suchst. Ein weiterer wichtiger, teils unterschätzter, Aspekt ist der Glauben an Verschwörungstheorien. Wissenschaftsleugnung korreliert stark mit Glauben an Verschwörungstheorien, und gegen diesen helfen Bildung und Intelligenz auch nur sehr bedingt. Da können also auch Wissenschaftler betroffen sein. Soll natürlich keine "Diagnose" zu den von dir genannten Fällen sein... Viele Grüße, Andol (Diskussion) 00:33, 23. Feb. 2021 (CET)
- Angebliche "Corona-Leugner" leugnen teilweise überhaupt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Ich persönlich z.B. vetrete schlichtweg die Auffassung, dass man im Sinne einer ausgewogenen Abwägung zwischen Freiheit und Sicherheit bereit sein sollte, für den Verzicht auf Brachialmaßnahmen wie Ausgangssperren eine Übersterblichkeit im einstelligen Prozentbereich hinzunehmen. Für diese Auffassung wurde ich wiederholt als "Corona-Leugner" bezeichnet, obwohl ich zu keinem Zeitpunkt wissenschaftliche Erkenntnisse geleugnet habe. Manche scheinen wohl zu glauben, es sei Aufgabe von Wissenschaft, gesellschaftliche Normen zu etablieren. Dies trifft aber natürlich nicht zu. Wenn sich Wissenschaftler normativ äußern, dann überschreiten sie ihre Rolle als Wissenschaftler. Wissenschaft soll nicht normativ sondern deskriptiv sein (Positive Wissenschaft). Die Verantwortung für normative Entscheidungen soll allein die Politik tragen, und sie soll diese Verantwortung auch nicht auf die Wissenschaft abzuwälzen. (nicht signierter Beitrag von BehelligeMichNicht (Diskussion | Beiträge) 02:56, 28. Jun. 2021 (CEST))
- Diese Seite dient der Verbesserung des Artikels. Sie ist kein Forum, wo du von deinen Erlebnissen erzählen und deine Meinung ausbreiten sollst. --Hob (Diskussion)
- Angebliche "Corona-Leugner" leugnen teilweise überhaupt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. Ich persönlich z.B. vetrete schlichtweg die Auffassung, dass man im Sinne einer ausgewogenen Abwägung zwischen Freiheit und Sicherheit bereit sein sollte, für den Verzicht auf Brachialmaßnahmen wie Ausgangssperren eine Übersterblichkeit im einstelligen Prozentbereich hinzunehmen. Für diese Auffassung wurde ich wiederholt als "Corona-Leugner" bezeichnet, obwohl ich zu keinem Zeitpunkt wissenschaftliche Erkenntnisse geleugnet habe. Manche scheinen wohl zu glauben, es sei Aufgabe von Wissenschaft, gesellschaftliche Normen zu etablieren. Dies trifft aber natürlich nicht zu. Wenn sich Wissenschaftler normativ äußern, dann überschreiten sie ihre Rolle als Wissenschaftler. Wissenschaft soll nicht normativ sondern deskriptiv sein (Positive Wissenschaft). Die Verantwortung für normative Entscheidungen soll allein die Politik tragen, und sie soll diese Verantwortung auch nicht auf die Wissenschaft abzuwälzen. (nicht signierter Beitrag von BehelligeMichNicht (Diskussion | Beiträge) 02:56, 28. Jun. 2021 (CEST))
- Wenn du keine wissenschaftlichen Erkenntnisse leugnest, bist du logischerweise kein Wissenschaftsleugner. Aber das muss nicht notwendigerweise deine Meinung rechtfertigen. --BurghardRichter (Diskussion) 19:02, 30. Jun. 2021 (CEST)
Was soll das bedeuten?
"Die Leugnung selbst kann aktiv oder passiv sein (abhängig davon, ob der Leugner im Streit mit wissenschaftlichen Erkenntnissen liegt oder nicht)," Was ist mit "passiver Leugnung" gemeint? Selbsterklärend ist das jedenfalls nicht, denn Leugnung ist normalerweise ein aktiver Vorgang. Auch die Anmerkung in Klammern ergibt wenig Sinn. Wenn keine wissenschaftlichen Erkenntnisse bestritten würden, wäre es doch dem Begriff nach überhaupt keine Wissenschaftsleugnung. --Benutzer:BehelligeMichNicht (unvollständig signierter Beitrag von BehelligeMichNicht (Diskussion | Beiträge) 2:03, 28. Jun. 2021 (CEST))
Postmodernismus
Die auf der postmodernistischen Philosophie aufbauenden Lehren und Tätigkeiten gehen davon aus, dass intersubjektive Nachvollziehbarkeit nicht möglich ist, sondern jede Aussage undendlich viele Deutungsmöglichkeiten hat, von denen jede gleich viel wert ist. Es gebe keine gültigen, beweisbaren und überprüfbaren Erkenntnisse, stattdessen gebe es nur subjektive Wahrheiten. Das Metzler Philosophie-Lexikon schreibt dazu:
"[..]alle Begriffe, die das Denken in der Moderne geprägt haben (»Einheit«, »Wahrheit«, »Wissenschaft«, »Begriff«, »Sinn«) verfallen dem postmodernen Verdikt, universalistisch und totalitär zu sein. [..] Stattdessen setzt das postmoderne Denken auf Vielfalt, Schein, Kunst, Metapher, Form, Körper, Zufall und Spiel[.]" https://www.spektrum.de/lexikon/philosophie/postmoderne-postmodernismus/1607
Der Wikipedia-Artikel zum Thema "Wissenschaftsleugnung" schreibt:
"Wissenschaftsleugnung (oft auch englisch: Science denial oder science denialism) bezeichnet das gesellschaftliche Phänomen, dass wissenschaftlich unstrittiges Wissen durch bestimmte Personengruppen oder Organisationen abgelehnt oder rundheraus geleugnet wird."
"Wissenschaftlich unstrittiges Wissen" bezieht sich auf den Artikel "Stand der Wissenschaft", wo es heißt:
"Anders als reines Glaubenswissen repräsentiert der Stand der Wissenschaft gültige, beweisbare und überprüfbare Erkenntnisse."
Müssten auf der postmodernistischen Philosophie aufbauede Lehren nicht prinzipiell unter Wissenschafsleugnung fallen, da sie die Existenz genau ebenjener gültigen, beweisbaren und überprüfbaren Erkenntnisse verneinen und darauf aufbauende Ideen und Erkenntnisse "dekonstruieren"? Insbesondere, als dass sie selbt den Begriff Wissenschaft als totalitär ablehnen, sind Postmodernisten doch offenbar bekennende Wissenschaftsleugner und sollten mit dieser Zuschreibung auch kein Problem haben.
Da Postmodernistische Lehren schon seit einigen Jahren an Universitäten unterrichtet werden und maßgeblich den Diskurs mitbestimmen (dazu noch mal aus dem Lexikonartikel: "In den letzten Jahren haben sich die Überlegungen der P. in nahezu allen Wissenschaften und Künsten ihren Platz gefunden, von der Physik bis zur Soziologie, von der Malerei bis zum Film und sogar in der Theologie") halte ich sie auch für relevant genug, um sie in einem Artikel über Wissenschaftleugnung Erwähnung finden zu lassen.
--Janopae (Diskussion) 11:46, 6. Jul. 2021 (CEST)
- Wenn es eine zuverlässige Quelle gibt, die eine Verbindung zwischen Postmodernismus und Wissenschaftsleugnung herstellt, ja. Sonst ist es WP:TF. Kein Einstein (Diskussion) 18:05, 7. Jul. 2021 (CEST)
- Es gibt ein paar Klimaleugner, die mit Verweis auf postmoderne Thesen ihre Wissenschaftsleugnung rechtfertigen. Ist imho aber eher eine randständige Argumentation. Ich kenne derzeit auch keine Publikation darüber. Interessant ist aber, was Bruno Latour dazu zu sagen hat: "In later writings, Latour acknowledged that the criticism of science had created a basis for antiscientific thinking and had paved the way in particular for the denial of climate change, now his main topic. Today, he hopes to help rebuild confidence in science." doi:10.1126/science.aaq1805 Ansonsten schließe ich mich meinem Vorredner an. Hier besteht klare TF-Gefahr, daher braucht es für so eine Verbindung hochwertige wissenschaftliche Literatur, die diese Zuordnung macht, um TF zu vermeiden. Viele Grüße, Andol (Diskussion) 23:45, 8. Jul. 2021 (CEST)
„Alternative Fakten“
Von der Diagnose „um sich greifendes Denken in Kategorien der Postmoderne“ ist es nur ein kleiner Schritt zum Zugeständnis, dass es „alternative Fakten“ gebe, die gleichen Rang wie wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse hätten.
Zum Einstieg in die Problematik empfehle ich, die letzte Folge von „Die Anstalt“ vom 7. Dezember 2021 ([2]) anzuschauen, vor allem den Beitrag (ca. Minuten 10 – 29), in dem Max Uthoff und Klaus von Wagner darlegen, wie es dazu kommen konnte, dass Anhänger Rudolf Steiners und Samuel Hahnemanns es schafften, dass ihre Heilmittel auch dann vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen werden können, wenn ihre Promoter deren Wirksamkeit nicht nachweisen können (ca. Minuten 24 – 27), und dass Lehrer an Freien Waldorfschulen nicht ihre wissenschaftliche Qualifikation nachweisen müssen.
Max Uthoff kann sich darüber hinaus den Seitenhieb nicht verkneifen, dass alle Katholiken (also auch katholische Wissenschaftler) daran glauben müssten, dass die Hostie, die sie während der Heiligen Messe zu sich nähmen, der Leib Christi sei. --CorradoX (Diskussion) 17:39, 13. Dez. 2021 (CET)