Elyit

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Elyit
Elyite-90906.jpg
Elyit aus Lautenthal im Harz (Sichtfeld: 3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1971-043

Chemische Formel Pb4Cu[O2|(OH)4|SO4]·H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
7.DF.65 (8. Auflage: VI/B.10)
30.01.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[2]
Raumgruppe P21/c (Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14[1]
Gitterparameter a = 14,23 Å; b = 11,53 Å; c = 14,61 Å
β = 100,4°[1]
Formeleinheiten Z = 8[1]
Häufige Kristallflächen {100}, {501}, {120}, {310}, {211}[3]
Zwillingsbildung häufig nach {100}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2
Dichte (g/cm3) gemessen: ≈6; berechnet: 6,232[4]
Spaltbarkeit gut nach {100}[4]
Farbe violett
Strichfarbe hellviolett bis weiß
Transparenz durchsichtig
Glanz Seidenglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,990[5]
nβ = 1,993[5]
nγ = 1,994[5]
Doppelbrechung δ = 0,004[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 66° (gemessen); 58° (berechnet)[5]
Pleochroismus dunkel- bis hellviolett

Elyit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“. Er kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb4Cu[O2|(OH)4|SO4]·H2O,[1] ist also ein wasserhaltiges Blei-Kupfer-Sulfat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Elyit ist durchsichtig und entwickelt nur kleine, tafelige oder nadelige bis prismatische Kristalle bis etwa einem Millimeter Länge.[4] Diese sind meist in radialstrahligen oder büscheligen Mineral-Aggregaten angeordnet oder bilden faserige und verfilzte Matten von auffällig violetter Farbe und seidigem Glanz.

Etymologie und Geschichte

Entdeckt wurde dieses Mineral 1964 in der „Ward Mine“ (auch „Silver King Mine“) bei Ward im White Pine County des US-Bundesstaates Nevada. Als neues Mineral vollständig beschrieben wurde es 1972 von Sidney A. Williams. Den Namen Elyit erhielt es zu Ehren von John H. Ely, einem Abenteurer, Goldsucher und Gründer einer Minengesellschaft aus dem 19. Jahrhundert.

Das Typmaterial des Minerals wird im Natural History Museum in London aufbewahrt (Register-Nr. 1972,193).[4]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Elyit zur Abteilung der „Wasserfreien Sulfate, mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Chenit, Grandviewit, Linarit, Mammothit, Munakatait und Schmiederit die unbenannte Gruppe VI/B.10 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Elyit ebenfalls in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) mit zusätzlichen Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, sodass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit großen und mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.DF.65 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Elyit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 30.01.02 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen und (AB)m(XO4)pZq, mit m : p > 2 : 1“ zu finden.

Kristallstruktur

Elyit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 mit den Gitterparametern a = 14,23 Å, b = 11,53 Å, c = 14,61 Å und β = 100,4° sowie acht Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Farbgebend sind die Kupferionen, die planar quadratisch von vier Sauerstoffionen umgeben sind.

Die Kristalle sind entlang der kristallographischen b-Ache [010] gestreckt und tafelig nach c mit der dominanten Form {001}.[3]

Bildung und Fundorte

Elyit von der Schlackenhalde Bleyberg, Plombières, Belgien (Sichtfeld 5 mm)

Elyit bildet sich sekundär in der Oxidationszone von Sulfid-Lagerstätten und ist häufig auf Halden und in Schlacken zu finden. Als Begleitminerale können unter anderem Anglesit, Chalkopyrit, Cerussit, Galenit, Langit, Minium, Pyrit, Sphalerit und Serpierit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Elyit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2013) rund 80 Fundorte als bekannt gelten.[6] Seine Typlokalität „Ward Mine“ (auch „Silver King Mine“) im White Pine County (Nevada) gilt dabei bisher als einziger Fundort in den USA, da die „Silver Hill Mine“ im Davidson County (North Carolina) als möglicher weiterer Fundort noch nicht bestätigt wurde.[7]

In Deutschland kennt man das Mineral bisher vor allem aus dem Schwarzwald wie unter anderem bei Badenweiler-Sehringen, im Münstertal und der Grube Clara bei Oberwolfach. Weitere bekannte Fundorte in Deutschland sind unter anderem die Schlackenhalden bei Richelsdorf in Hessen, die Gruben Glücksrad nahe Clausthal-Zellerfeld und Herzog Julius bei Astfeld sowie die Schlackenhalde der Silberhütte Lautenthal in Niedersachsen, die Schlackenfelder der Blei-, Kupfer- und Zinkhütten bei Bönkhausen, Flandersbach nahe Heiligenhaus, Hüsten, Kall, Ramsbeck, Stolberg (Rheinland) und Zimmerseifen in Nordrhein-Westfalen sowie die Grube Neue Hoffnung bei Bleialf, die Blei-Silber-Schlackenhalden bei Braubach und der Grube Friedrichssegen und die Schlackenhalden der Grube Virneberg bei Rheinbreitbach in Rheinland-Pfalz.

In Österreich konnte Elyit unter anderem in den Schlackenhalden bei Waitschach und Sankt Martin am Silberberg / Hüttenberg in Kärnten, im Hüttwinkltal (Raurisertal) und in der Katastralgemeinde Schellgaden / Muhr in Salzburg, bei Walchen (Gemeinde Öblarn) in der Steiermark sowie auf den Schlackenhalden der Montanwerke Brixlegg in Tirol gefunden werden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Japan, Namibia, Südafrika und im Vereinigten Königreich (UK).[8]

Siehe auch

Literatur

  • Sidney A. Williams: Elyite, Basic Leand-Copper Sulfate, A New Mineral From Nevada. In: American Mineralogist. Band 57, 1972, S. 364–367 (minsocam.org [PDF; 230 kB; abgerufen am 28. Oktober 2017]).
  • R. Miyawaki, S. Matsubara, E. Hashimoto: Elyite from Mizuhiki Mine, Fukushima Prefecture, Japan. In: Bulletin of the National Science Museum, Series C. Band 23, 1997, S. 27–33 (Volltext).
  • Uwe Kolitsch, G. Giester: Elyite, Pb4Cu(SO4) O2 (OH)4*H2O: Crystal structure and new data. In: American Mineralogist. Band 85, 2000, S. 1816–1821 (minsocam.org [PDF; 36 kB]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 602 (Erstausgabe: 1891).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 682.

Weblinks

Commons: Elyite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 409.
  2. Webmineral – Elyite (engl.)
  3. a b Sidney A. Williams: Elyite, Basic Lead-Copper Sulfate, A New Mineral From Nevada. In: American Mineralogist. Band 57, 1972, S. 366 (minsocam.org [PDF; 230 kB; abgerufen am 28. Oktober 2017]).
  4. a b c d Elyite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 69 kB; abgerufen am 28. Oktober 2017]).
  5. a b c d e Mindat – Elyite
  6. Mineralienatlas:Elyit (Vorkommen)
  7. Mindat – Elyite from Silver Hill Mine, Silver Hill, Cid District, Carolina Slate Belt, Davidson Co., North Carolina, USA
  8. Fundortliste für Elyite beim Mineralienatlas und bei Mindat