Erich Valentin (Musikwissenschaftler)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Erich Valentin (* 27. November 1906 in Straßburg; † 16. März 1993 in Bad Aibling[1]) war ein deutscher Musikwissenschaftler.

Leben

Valentin, der Sohn eines Postbeamten, studierte ab 1925 Musikwissenschaften an der Universität München und wurde 1928 mit seiner Dissertationsschrift Die Entwicklung der Tokkata im 17. und 18. Jahrhundert promoviert. 1931 veröffentlichte er anlässlich des 250. Geburtstages von Georg Philipp Telemann die erste eigenständige Telemann-Biographie. Von 1928 bis 1935 war er Lehrer am Musikerzieher-Seminar in Magdeburg und Musikkorrespondent verschiedener Zeitschriften, danach wirkte er bis 1939 als Kritiker und Musikschriftsteller in München. 1935 erwies er sich als linientreuer Parteigänger des NS-Regimes, als er in einem Beitrag Musikgeschichte als Bildungsfaktor schrieb: „Das Bildungsideal des neuen Staates ist wie sein politisches Ziel die Totalität“.[2]

Valentin war nach den Angaben der Reichsmusikkammer und seiner Namensakte Mitglied der NSDAP, allerdings fehlt sein Name in der Zentralkartei der NSDAP.[1] Während der Zeit des Nationalsozialismus publizierte Valentin verschiedene musikgeschichtliche Werke, wie 1937 Richard Wagner. Sinndeutung von Zeit und Werk oder 1939 Hans Pfitzner, ein Deutscher sowie 1940 Ewig klingende Weise – Ein Lesebuch vom Wesen und Werden deutscher Musik.[1]

Nach dem Anschluss Österreichs wurde er 1939 als Lehrer an das Mozarteum in Salzburg berufen, wo er Dozent für Musikwissenschaft und Leiter des Zentralinstituts für Mozartforschung wurde.[1] Daneben war er Generalsekretär der Internationalen Stiftung Mozarteum. 1944 wurde er zur Wehrmacht eingezogen.[1]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Valentin zunächst in Mammendorf bei Fürstenfeldbruck. Von 1946 bis 1947 war er Lehrer an der Heimschule Burg Sternberg/Lippe, von 1949 bis 1953 Dozent an der Musikakademie Detmold. Daneben war er seit 1949 Chefredakteur der Zeitschrift für Musik. 1953 wurde er als a.o. Professor für Musikwissenschaft an die Hochschule für Musik in München berufen und 1955 zum o. Professor ernannt.[1]

In der Deutschen Demokratischen Republik wurde Valentins Buch Ewig klingende Weise. Ein Lesebuch vom Wesen und Werden deutscher Musik (Bosse, Regensburg 1940) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3] Valentin war 1957 Gründungsmitglied der Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte.[4]

Von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1972 war Valentin Direktor der Münchener Musikhochschule. 1965 wurde er Vorsitzender des Musikausschusses des Bayerischen Sängerbundes. Seit Mai 1978 lebte er im Ruhestand in Bad Aibling, wo er 1993 im Alter von 86 Jahren starb.[1]

Auszeichnungen

Schriften (Auswahl)

  • Handbuch der Musikinstrumentenkunde. Mit Zeichnungen von Franz Mazura. Gustav Bosse, Regensburg 1954.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 7.337.
  2. Zitat bei Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 628.
  3. http://www.polunbi.de/bibliothek/1953-nslit-v.html
  4. Gesellschaft für Bayerische Musikgeschichte e.V. In: miz.org, 29. August 2014. Abgerufen am 5. Juli 2017.
  5. Inschrift Deutschordenshof, Durchgang: Erich Valentin 1971 (abgerufen am 7. Juni 2014)