Ernst zu Leiningen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ernst zu Leiningen

Ernst Leopold Victor Carl August Joseph Emich Fürst zu Leiningen (* 9. November 1830 in Amorbach; † 5. April 1904 ebenda) war vierter Fürst zu Leiningen[1] und deutscher Standesherr. In der britischen Royal Navy erreichte er den Rang eines Admirals.

Herkunft

Ernst zu Leiningen aus der Linie Leiningen-Dagsburg-Hartenburg war der Sohn des Fürsten Karl zu Leiningen und der Fürstin Maria, geborene Gräfin von Klebelsberg.[2] Er gehörte der evangelischen Kirche an.

Leben

Ernst zu Leiningen (links) mit Prinz Viktor zu Hohenlohe-Langenburg

Ernst zu Leiningen, ein Neffe der Königin Victoria, verbrachte seine Kindheit am britischen Königshof. Später wurde er in Genf erzogen, und 1849 trat er als Kadett in die Marine des Vereinigten Königreichs ein.[3] Er nahm 1852 an Einsätzen im Zweiten Anglo-Birmanischen Krieg sowie 1854 im Krimkrieg teil. 1855 folgten Fahrten in die Ostsee und ins Mittelmeer. Danach diente er längere Zeit als Kommandant der königlichen Yachten HMS Magicienne und HMY Victoria and Albert.[3] 1881 erlangte er den Rang eines Vizeadmirals und 1887 den eines Admirals.[4] 1895 nahm er seinen Abschied von der britischen Marine.[5]

Als Gutsbesitzer in Unterfranken, Hessen und Baden gehörte Ernst zu Leiningen nach dem Tod seines Vaters 1856 dem Bayerischen Reichsrat, der Ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen und der Ersten Kammer der Ständeversammlung des Großherzogtums Baden an. Es gelang dem Fürsten, die Standesherrschaft durch Sparsamkeit zu sanieren. Wo die Landwirtschaft im Odenwald unrentabel blieb, entstanden neue Waldgebiete. 1865 ließ Ernst zu Leiningen die Orgel der ehemaligen Abteikirche, der Hofkirche in Amorbach, durch die Gebrüder Stumm restaurieren.[6] Er ließ Schloss Waldleiningen bis 1867 vollenden und umgab es nach englischem Vorbild mit einem Waldpark. Die unweit des Schlosses gelegene Gemeinde Neubrunn hatte schon sein Vater nach ihm in Ernsttal umbenennen lassen. 1893 begründete er als Institution für die historische Forschung das Fürstlich Leiningische Archiv und erließ 1897 ein neues Hausgesetz.

Ernst zu Leiningen sprach sieben europäische und mehrere orientalische Sprachen. 1863 lehnte er die ihm angebotene Königskrone von Griechenland ab. 1882 hätte er Chef der Admiralität der Kaiserlichen Marine werden können und 1890 Herzog von Lothringen. Alle diese Vorschläge erschienen ihm wegen vorgeblich fehlender Wirkungsmöglichkeiten nicht attraktiv.

Familie

Am 11. September 1858 heiratete Ernst zu Leiningen in Karlsruhe Marie (* 20. November 1834; † 21. November 1899), die Tochter des badischen Großherzogs Leopold. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, eine Tochter und ein Sohn:

Orden und Ehrenzeichen

Literatur

  • Thomas Gehrlein: Das Haus Leiningen. 900 Jahre Gesamtgeschichte mit Stammfolgen. Deutsche Fürstenhäuser. Heft 32. Börde Verlag, Werl 2011, ISBN 978-3-9811993-9-0, S. 26
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 238.
  • Friedrich Oswald: Leiningen, Ernst zu. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 146 f. (Digitalisat).
  • Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 518.

Weblinks

Belege und Anmerkungen

  1. Fürstenfolge des Hauses Leiningen bei fuerst-leiningen.de
  2. Haus Leiningen im Online Gotha von Paul Theroff
  3. a b William Loney RN
  4. London Gazette. Nr. 25721, HMSO, London, 15. Juli 1887, S. 3852 (PDF, englisch).
  5. London Gazette. Nr. 26679, HMSO, London, 12. November 1895, S. 6099 (PDF, englisch).
  6. Sendung des SWR über die Orgelbauerfamilie Stumm
  7. Herzogliche Sachsen-Ernestinischer Hausorden In: Staatshandbücher für das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. (1890), S. 44 (Digitalisat)
  8. Großherzogliche Orden. Hausorden der Treue. In: Hof- und Staats-Handbuch des Großherzogtum Baden. G. Braun, Karlsruhe 1858, S. 34 (Digitalisat).
  9. Großherzogliche Orden. Orden vom Zähringer Löwen. In: Hof- und Staats-Handbuch des Großherzogtum Baden. G. Braun, Karlsruhe 1858, S. 49 (Digitalisat).
  10. London Gazette. Nr. 22761, HMSO, London, 11. August 1863, S. 3995 (PDF, englisch).
  11. London Gazette. Nr. 23064, HMSO, London, 30. Januar 1866, S. 511 (PDF, englisch).
  12. Hof- und Staats-Handbuch des Großherzogtum Hessen (1879), "Großherzogliche Orden und Ehrenzeichen" S. 13
  13. Kongelig Dansk Hof-og Statskalendar (1880) (in Danish), "De Kongelig Danske Ridderordener", S. 10
  14. Königlich Preussische Ordensliste (1886), I, S. 35
  15. Die Verleihung erfolgte zunächst irrtümlich nur ehrenhalber, wurde aber ca. drei Monate später zu einer vollwertigen zusätzlichen Ritterwürde korrigiert.
  16. London Gazette. Nr. 25717, HMSO, London, 1. Juli 1887, S. 3561 (PDF, englisch).
  17. London Gazette. Nr. 25742, HMSO, London, 27 September 1887, S. 5263 (PDF, englisch).
  18. London Gazette. Nr. 25745, HMSO, London, 7. Oktober 1887, S. 5435 (PDF, englisch).
  19. Hof- und Staats-Handbuch des Königreich Württemberg (1907), "Königliche Orden" S. 45