Großkreuz

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Josef Graf Radetzky mit Schulterband und Stern des Großkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens

Der Begriff Großkreuz bezeichnet heute in der allgemein üblichen Ordenshierarchie die höchste Stufe eines Ordens.

Entwicklung

Großkreuz-Ritter des Heiligen Johannes um 1700

Die Piliers, Prioren und Baillis des alten Malteserordens, später auch der Bischof von Malta, trugen eine größere Ausführung des Ordenskreuzes, daher setzte sich für einen Angehörigen dieser Gruppe die Bezeichnung der Großkreuz durch.[1][2] Ludwig XIV. führte mit dem St.-Ludwigs-Orden einen Verdienstorden mit drei Stufen (Ritter – Komtur – Großkreuz) ein,[3] weitere derartige Orden entstanden im 18. Jahrhundert. Auch bereits bestehende, ursprünglich einstufige Orden schufen unter französischem Einfluss neue Klassen mit der Bezeichnung Großkreuz, etwa der Dannebrogorden. Die Orden des Heiligen Georg und des Heiligen Wladimir nannten das Insigne der I. und der II. Klasse Großkreuz (большой крест), letztere trug es als Halsdekoration.

Als Vorbild für die heute meist übliche Einteilung der Verdienstorden in fünf Stufen (Ritter – Offizier – Komtur – Großoffizier – Großkreuz) gilt jenes System, welches zuerst 1802 in Frankreich von Napoleon Bonaparte bei der Stiftung der Ehrenlegion (Légion d’honneur) eingeführt wurde. Bei der Gründung zahlreicher weiterer Verdienstorden im 19. und 20. Jahrhundert wurde dieses Muster häufig übernommen und gelangte dadurch zu weltweiter Verbreitung.

Trageweise

Traditionell wird das Großkreuz eines Verdienstordens an einem Schulterband getragen, wobei das Insigne auf der rechten oder linken Hüfte getragen wird. Dazu gehört meist ein Bruststern (auch dieser Ordensstern wird manchmal als „Großkreuz“ bezeichnet, stellt aber nur einen Teil der Dekoration dar), der in vielen Orden dem Bruststern des Großoffiziers ähnelt.

Eine seltene, aber sehr bekannte Abweichung von diesem weltweit verbreiteten System stellte das Großkreuz des Eisernen Kreuzes dar, welches am Band um den Hals getragen wurde.

Großkreuze mehrerer Orden trugen gewöhnlich nur das Insigne des höchsten Ordens am Schulterband, das des zweithöchsten als Halsdekoration, von den übrigen nur den Bruststern.[4] Auch Ritter des Schwarzen Adlerordens trugen das Insigne des Großkreuzes des Roten Adlerordens als Halsorden.

Beispiele

Großkreuze des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, jeweils an ihrem Kordon: links Großkreuz in besonderer Ausführung sowie rechts (Herren) und in der Mitte (Damen) die Sonderstufe des Großkreuzes, darunter der jeweilige Bruststern
König Louis-Philippe I. von Frankreich mit Schulterband und Bruststern des Großkreuzes der Ehrenlegion

Über die Stufe eines „Großkreuzes“, das in der Landessprache auch laut dem betreffenden Ordensstatut so bezeichnet wird, verfüg(t)en unter anderem (mit Einführung der Stufe in Klammern):

Belgien:

Brasilien:

Deutschland:

Dänemark:

Frankreich:

Großbritannien:

Heiliger Stuhl:

Italien:

Luxemburg:

Niederlande:

Österreich:

Schweden:

Senegal:

Spanien:

Mit * gekennzeichnete Orden waren ursprünglich einstufig, kursive Orden sind erloschen oder aufgehoben.

Entsprechung in anderen Ordenssystemen

In den meisten mehrstufigen Orden gibt es die dem Großkreuz entsprechende Stufe mit ähnlicher Trageweise, in einigen wird diese Stufe anders bezeichnet, so der "Große Orden der Aufgehenden Sonne am Band" oder der Grand-Cordon des Leopoldsordens. Der Groß-Stern des Ehrenzeichens, das Goldene und das Silberne Große Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich entsprechen verschiedenen Stufen des Großkreuzes, ebenso die Sonderstufe des Großkreuzes, das Großkreuz und das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In Klassenorden entspricht meist die Dekoration des Ritters I. Klasse dem Großkreuz.

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Großkreuz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Zeno: Lexikoneintrag zu »Großkreuz«. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig ... Abgerufen am 6. Januar 2022.
  2. Zeno: Lexikoneintrag zu »Johanniterorden«. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. ... Abgerufen am 6. Januar 2022.
  3. Edit de Création – Ordre de Saint-Louis. Abgerufen am 6. Januar 2022 (französisch).
  4. Adolf Maximilian Ferdinand Gritzner: Handbuch der Ritter- und Verdienstorden aller Kulturstaaten der Welt innerhalb des 19. Jahrhunderts. Leipzig : Weber, 1893 (archive.org [abgerufen am 2. Juni 2022]).
  5. Der Maurizius- und Lazarus-Orden war ursprünglich ein Ritterorden, seit 1831 ist er ein Verdienstorden