Erwin Wittstock

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Erwin Wittstock (* 25. Februar 1899 in Hermannstadt, Siebenbürgen; † 27. Dezember 1962 in Kronstadt) war ein deutschsprachiger Schriftsteller aus Rumänien.

Leben

Erwin Wittstock gehörte der deutschsprachigen Minderheit der Siebenbürger Sachsen an. Er war der Sohn eines Pfarrers. Wittstock besuchte Gymnasien in Schäßburg und Mediasch. Nachdem er die Reifeprüfung abgelegt hatte, nahm er im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger einer ungarischen Artillerieeinheit der Österreichisch-Ungarischen Armee an Kämpfen in Italien teil. Von 1919 bis 1922 studierte er Jura an der Universität Klausenburg. Er schloss dieses Studium mit dem Lizenziatsgrad ab und war danach bis 1936 als Magistratsbeamter bei der Stadtverwaltung in Hermannstadt tätig. Daneben veröffentlichte er erste literarische Werke. Von 1936 bis 1944 lebte er als freier Schriftsteller in Hermannstadt, Berlin und in dem böhmischen Ort Hammer am See. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Wittstock als Lehrer und ab 1957 als Rechtsanwalt in Hermannstadt und Kronstadt tätig, danach wieder freier Schriftsteller. Erwin Wittstock ist der Vater des Schriftstellers Joachim Wittstock (* 1939) sowie des Politikers und Journalisten Wolfgang Wittstock (* 1948)[1].

Erwin Wittstocks Werk umfasst überwiegend Romane und Erzählungen. Während er in seinen frühen Erzählungen persönliche Erfahrungen aus Schulzeit und Kriegsdienst verarbeitete, näherte sich Wittstock in den erzählerischen Werken der Dreißiger- und Vierzigerjahre der volksdeutschen Ideologie an.

Folgerichtig ließ er sich von der NS-Kulturpolitik für deren Zwecke vereinnahmen. Der mit 2.000 Reichsmark dotierten Verleihung des Volksdeutschen Schrifttumspreises der Stadt Stuttgart am 9. Mai (Friedrich Schillers Todestag) 1936 folgte anlässlich der 550-Jahrfeier der Universität Heidelberg im Juni desselben Jahres die Ehrenpromotion zum Doctor honoris causa. Danach fanden Wittstocks Person und Werk verstärkt Beachtung in einschlägigen NS-Publikationen[2] und er bekam zunehmend Gelegenheit zu Lesungen auch im Rundfunk.[3] Als Wittstock im Frühjahr 1941 wegen der zunehmenden Luftangriffe auf Berlin seinen Wohnsitz nach Hammer am See verlegte,[4] besuchte ihn dort Gauleiter Konrad Henlein, um ihn „im Sudetengau zu begrüßen und in das Haus einzuführen, in dem er auf Einladung des Gauleiters künftig wohnen wird.“[5]

Nach 1945 vollzog Wittstock einen erneuten Schwenk und widmete sich nunmehr verstärkt sozialen Themen; dies hatte zur Folge, dass seine Werke außerhalb Rumäniens vorwiegend in DDR-Verlagen erschienen.

Erwin Wittstock war seit 1950 Mitglied des Rumänischen Schriftstellerverbandes.

Werke

  • Jesus vor dem Hohen Rat, Hermannstadt 1926
  • Zineborn, Hermannstadt 1927
  • Die Liquidierung des sächsischen Nationalvermögens und die Enteignung der Sieben-Richter-Waldungen, Schäßburg 1931
  • Bruder, nimm die Brüder mit, München 1933
  • Entwurf zu einem Organisationsstatut der sächsischen Volksgemeinschaft, Schäßburg 1933
  • Die Freundschaft von Kockelburg, München 1935
  • Station Onefreit. Herz an der Grenze, München 1936
  • Das Begräbnis der Maio, Leipzig 1937
  • Miesken und Riesken, München 1937
  • … abends Gäste …, München 1938
  • Der Hochzeitsschmuck, München 1941
  • Königsboden, München 1941
  • Wäschestrick und Friedenspfeife, Prag [u. a.] 1944
  • Die Schiffbrüchigen, Hamburg 1949
  • Die Töpfer von Agnethendorf, Bukarest 1954
  • Freunde, Bukarest 1956
  • Die Begegnung, Bukarest 1957
  • Einkehr, Berlin 1958
  • Der verlorene Freund, Berlin 1958
  • Der Viehmarkt von Wängertsthuel, Berlin 1958
  • Der Hochzeitsschmuck und andere Erzählungen, Berlin 1962
  • Der Sohn des Kutschers und andere Erzählungen, Bukarest 1964
  • Die Freundschaft von Kockelburg und andere Erzählungen, Berlin 1965
  • Der falsche Malvasier, Bukarest 1970
  • Ein Ausflug mit Onkel Flieha, Berlin 1971
  • Das Jüngste Gericht in Altbirk, Bukarest 1971
  • Der Hund und der Fuchs und andere Geschichten, București 1988
  • Das letzte Fest, Bukarest 1991
  • Januar '45 oder Die höhere Pflicht, Bukarest 1998
  • Einkehr, München 1999

Herausgeberschaft

  • Siebenbürgische Novellen und Erzählungen, Bukarest 1955

Literatur

  • Joachim Wittstock: Erwin Wittstock, das erzählerische Werk, Cluj-Napoca 1974

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eberhard-Wolfgang WITTSTOCK – Curriculum Vitae, abgerufen am 27. August 2017
  2. Z. B. Siebenbürgen als Land deutschen Schicksals. Zu den Büchern Erwin Wittstocks. In: Völkischer Beobachter (Wiener Ausgabe), Beilage, 17. Juli 1938, S. S. 9 f. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/vob
  3. Z. B. Reichssender Leipzig, 7. März 1939, 22:20h. In: Radio Wien, 4. März 1939, S. (19) (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/raw
  4. Lucia-Larissa (Palea) Popovici: Erwin Wittstock. Monographische Studie. Zusammenfassung der Doktordissertation im Bereich Humanistische Wissenschaften. Universität 1. Dezember 1918 in Alba Iulia, 2010, Abschnitt 3.1 (online als PDF bei doctorate.uab.ro).
  5. Aus dem deutschen Kulturleben. In: Salzburger Volksblatt, 26. März 1941, S. 5 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/svb