Eustachius von Schlieben

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Eustachius von Schlieben (* um 1490; † 22. März 1568[1][2]) war kurfürstlicher Rat in Brandenburg und Herr von Zossen und Vetschau.

Leben

Herkunft und Studium

Eustachius stammte aus einem sächsischen Zweig der Familie von Schlieben, die auch in der Oberlausitz begütert war. Sein Vater war möglicherweise Georg von Schlieben. Eustachius immatrikulierte sich 1508 an der Universität Wittenberg und 1510 in Frankfurt. Von 1520 bis 1523 studierte er Rechtswissenschaft in Bologna.

Kurfürstlicher Rat

Eustachius von Schlieben wurde 1529 erstmals als Rat am kurfürstlichen Hof von Brandenburg erwähnt. 1534 vermittelte er im Rechtsstreit um Hans Kohlhase zwischen dem sächsischen und dem brandenburgischen Kurfürsten.

Nach dem Regierungsantritt von Kurfürst Joachim II. 1535 gehörte er zusammen mit Adam von Trott, Lampert Distelmeyer und Matthias von Saldern zu den engsten Vertrauten des Kurfürsten.[3] Im selben Jahr reiste er nach Krakau, um die Ehe Joachims mit der polnischen Königstochter Hedwig vorzubereiten. 1536 wurde er mit der Herrschaft Zossen auf Lebenszeit belehnt. Eustachius führte für Joachim zahlreiche Auseinandersetzungen mit den brandenburgischen Ständen, die sich wiederholt über den ausländischen Rat beschwerten.

Er unterstützte den Kurfürsten bei der Einführung der Reformation in Brandenburg. 1537 erhielt er die Verwaltung der Güter des Kartäuserklosters in Frankfurt, da er Erbvogt der dortigen Universität war.

Eustachius von Schlieben unterstützte Joachim auch in außenpolitischen Angelegenheiten. 1541 reisten beide zum Reichstag nach Regensburg. 1546 war von Schlieben an Luthers Sterbebett anwesend.

1548 und 1555 reiste Eustachius mit den Kurfürsten zu den Reichstagen nach Augsburg. Für das Jahr 1565 wurde Eustachius von Schlieben bei den Possen des Hans Clauert durch Bartholomäus Krüger erwähnt.[4]

Eustachius von Schlieben galt seinen Zeitgenossen als redegewandt und politisch geschickt. Er wurde als deutscher Cicero bezeichnet. Im Laufe seines Lebens trug er einen erheblichen Besitz zusammen und trat auch als Geldgeber der Kurfürsten in Erscheinung.

Sein Sohn und Erbe war Hans von Schlieben.

Besitzungen

  • 1525 Markendorf im Bistum Lebus, 1537 wieder verkauft[5]
  • 1536 Herrschaft und Amt Zossen und Trebbin
  • 1537 Rittergut Seese in der Niederlausitz[6]
  • 1538 Herrschaft und Stadt Vetschau in der Niederlausitz, wo er 1540 das Schloss neu erbauen ließ und 1548 Wappen und Marktrecht erwarb[7][8] Das Vetschauer Stadtwappen mit dem gespaltenen Schild ging aus dem Allianzwappen mit seiner zweiten Ehefrau Katharina von Schapelow hervor. 1555 wurde ein Hauskauf erwähnt.[9]
  • 1541 den von der Krone Böhmens zu Lehn gehenden Anteil von Bischdorf

Weitere Personen mit dem Namen

Eustachius von Schlieben war nicht identisch mit einem Eustachius von Schlieben, Sohn von Andreas von Schlieben, Hofmarschall von Kaiser Karl V., und Anna von Schlieben.[10] und Bruder von Adam von Schlieben.

Literatur

  • Vinzenz Czech: Eustach von Schlieben. In: Brandenburgisches Biographisches Lexikon. Potsdam 2002. S. 349
  • Werner Hegewald: Ein ungewöhnlicher Dachbodenfund. Das Wappenprivileg König Ferdinands I. für Vetschau von 1548. In: Brandenburgische Archive. Band 24. Potsdam 2007. S. 9–10 (pdf)

Einzelnachweise

  1. Andreas Angelus: Rerum Marchicarum Breviarium, das ist Kurtze Beschreibung ... der Mark Brandenburg.... 1606. S. 155
  2. Dieter Breuer, Gábor Tüskés (Hrsg.): Fortunatus, Melusine, Genovefa. Internationale Erzählstiffe in der deutschen und ungarischen Literatur der frühen Neuzeit. 2010. S. 459
  3. Ingo Materna, Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, S. 283 f.
  4. Der Schlosser Hans Clauert aus Trebbin brachte einfache Leute ebenso wie durchlauchte Heren zum Lachen Berliner Zeitung vom 15. Juli 1995
  5. Markendorf (pdf)
  6. Götz Freiherr von Houwald: Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer. Band 4 Kreis Kalau, Teil 2. (= Bibliothek familiengeschichtlicher Quellen, Band 35). Verlag Degener, Neustadt an der Aisch 1992. ISBN 3-7686-4130-9. S. 409
  7. Werner Heegewaldt: Ein ungewöhnlicher Dachbodenfund – Das Wappenprivileg König Ferdinands I. für Vetschau von 1548. In: Brandenburgische Archive. Band 24. Potsdam 2007. S. 9–10 (pdf)
  8. Wappen und Flagge der Stadt Vetschau
  9. Auszüge aus zwei Vetschauer Stadtbüchern in einem Heft Lausitzer Rundschau vom 11. Oktober 2013
  10. Großes Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste. Band 35. 1746. S. 186