Ferchromid

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ferchromid
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1984-022[1]

Chemische Formel
  • Cr1,5Fe0,2[1]
  • Cr3Fe0,4[2]
  • Cr1,5Fe0,5−x (x = 0,3)[3]
  • Cr3Fe1−x (x = 0,6)[4]
  • Cr(Cr0,5Fe0,20,3)[5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Elemente – Metalle und intermetallische Verbindungen
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
1.AE.15
01.01.12.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol kubisch-hexakisoktaedrisch; 4/m 3 2/m
Raumgruppe Pm3m (Nr. 221)Vorlage:Raumgruppe/221
Gitterparameter a = 2,88 Å[5]
Formeleinheiten Z = 1[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6,5[2] (VHN100 = 900 kg/mm2[4])
Dichte (g/cm3) berechnet: 6,18[4]
Spaltbarkeit fehlt[2]
Farbe hellgrau[4] bis grauweiß[2]
Strichfarbe nicht definiert
Transparenz undurchsichtig (opak)[4]
Glanz Metallglanz[2]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale ferromagnetisch[6]

Ferchromid ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente“ mit der chemischen Zusammensetzung Cr1,5Fe0,2 und damit chemisch gesehen eine natürliche Legierung aus Chrom und Eisen.

Ferchromid kristallisiert im kubischen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form kleiner Körner und Mineral-Aggregate von bis zu einigen hundert Mikrometern Größe entdeckt werden. Das in jeder Form undurchsichtige (opake) Mineral ist von hellgrauer bis grauweißer Farbe und zeigt auf den Kornoberflächen einen metallischen Glanz.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Ferchromid zusammen mit Chromferid in der Gold-Lagerstätte Efim im Kumak-Erzfeld etwa 110 km östlich von Orsk in der Oblast Orenburg im russischen Föderationskreis Wolga. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch M. I. Nowgorodowa, A. I. Gorschkow, N. W. Trubkin, A. I. Zepin und M. T. Dmitrijewa (russisch: М. И. Новгородова, А. И. Горшков, Н. В. Трубкин, А. И. Цепин, М. Т. Дмитриева), die das Mineral nach dessen chemischer Zusammensetzung aus Eisen (lateinisch Ferrum) und Chrom benannten.

Das Mineralogenteam um Nowgorodowa reichte seine Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1984 zur Prüfung bei der International Mineralogical Association ein (interne Eingangs-Nr. der IMA: 1984-022[1]), die den Ferchromid als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Publikation der Erstbeschreibung folgte zwei Jahre später im russischen Fachmagazin Записки Всесоюзного Минералогического Общества [Sapiski Wsessojusnogo Mineralogitscheskogo Obschtschestwa] und wurde 1988 mit der Publikation der New Mineral Names im englischsprachigen Fachmagazin American Mineralogist nochmals bestätigt.

Das Typmaterial des Minerals wird im Mineralogischen Museum, benannt nach A. J. Fersman (FMM) der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau aufbewahrt.[4][7]

Klassifikation

Da der Ferchromid erst 1984 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. I/A.06-20. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Elemente“ und dort der Abteilung „Metalle und intermetallische Verbindungen“, wo Ferchromid zusammen mit Chrom, Chromferid, Tantal, Titan und Wolfram eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[2]

Die seit 2001 gültige und von der IMA bis 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Ferchromid ebenfalls in die Abteilung „Metalle und intermetallische Verbindungen“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, die entsprechend ihrer verwandten Eigenschaften in Metallfamilien eingeteilt wurden. Ferchromid ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Eisen-Chrom-Familie“ zu finden, wo er zusammen mit Chromferid und Wairauit die „Wairauitgruppe“ mit der System-Nr. 1.AE.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ferchromid in die Klasse und gleichnamige Abteilung der „Elemente“ ein. Hier ist er zusammen mit Chrom und Chromferid in der unbenannten Gruppe 01.01.12 innerhalb der Unterabteilung „Elemente: Metallische Elemente außer der Platingruppe“ zu finden.

Chemismus

Die von den Erstbeschreibern angegebene chemische Zusammensetzung für Ferchromid Cr1,5Fe0,5−x[3] mit x = 0,3 – in anderen Quellen wie unter anderem im Handbook of Mineralogy wird die Formel auch mit dem ganzzahligen Stoffmengenverhältnis Cr3Fe1−x mit x = 0,6 angegeben[4] – entspricht einem variierenden Verhältnis von Chrom (Cr) zu Eisen (Fe) zwischen 1,5 : 0,5 und 1,5 : 0,2 beziehungsweise 3 : 1 und 3 : 0,4. Von der IMA wird die Formel Cr1,5Fe0,2 mit dem Mindestgehalt an Eisen angegeben.[1]

Die Schwankung des Eisengehaltes wird dadurch verursacht, dass bei natürlichen Ferchromidproben nicht immer alle Gitterplätze in der Kristallstruktur besetzt sind. Entsprechend repräsentiert die Angabe x = 0,3 das Verhältnis der Leerstellen, was mit der verfeinerten Formel Cr1,5Fe0,20,3 ausgedrückt wird. Die Mikrosondenanalyse am Typmaterial aus der Gold-Lagerstätte Efim ergab eine durchschnittliche Zusammensetzung mit einem Massenanteil (Gewichts-%) von 87,58 Gew.-% Cr (87,53–87,63) und 12,60 Gew.-% Fe (12,55–12,65).[3]

Kristallstruktur

Ferchromid kristallisiert in der kubischen Raumgruppe Pm3m (Raumgruppen-Nr. 221)Vorlage:Raumgruppe/221 mit dem Gitterparameter a = 2,88 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[5]

Eigenschaften

Auf Grund des enthaltenen Eisens ist das Mineral ferromagnetisch.[6]

Bildung und Fundorte

Ferchromid bildete sich in Quarzadern, die sich in Brekzien aus Amphibolen oder Schiefer befinden. Als Begleitminerale traten unter anderem gediegen Eisen, Kupfer, Bismut und Gold sowie Chromferid, Graphit, Cohenit, Halit, Sylvin und Marialith auf.

Außer an seiner Typlokalität, der Gold-Lagerstätte Efim in der Oblast Orenburg konnte das Mineral bisher nur noch in der Seifen-Lagerstätte Verkhneivinsk am Fluss Neiwa nahe Syssert (auch Sysert oder Syssertsk) in der zum Ural gehörenden Oblast Swerdlowsk.[9]

Siehe auch

Literatur

  • М. И. Новгородова, А. И. Горшков, Н. В. Трубкин, А. И. Цепин, М. Т. Дмитриева: Новые природные интерметаллические соединения Железа и Хрома – Хромферид и Ферхромид. In: Записки Всесоюзного Минералогического Общества. Band 115, Nr. 3, 1986, S. 355–360 (russisch, rruff.info [PDF; 637 kB; abgerufen am 8. Januar 2021] englische Transliteration: M. I. Novgorodova, A. I. Gorshkov, N. V. Trubkin, A. I. Tsepin, M. T. Dmitrieva: New natural intermetallic compounds of iron and chromium—chromferide and ferchromide. In: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva).
  • Frank C. Hawthorne, Ernst A. J. Burke, T. Scott Ercit, Edward S. Grew, Joel D. Grice, John Leslie Jambor, Jacek Puziewicz, Andrew C. Roberts, David A. Vanko: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 73, 1988, S. 189–199 (englisch, rruff.info [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 8. Januar 2021]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2021. (PDF; 3,4 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch).
  2. a b c d e f Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  3. a b c М. И. Новгородова, А. И. Горшков, Н. В. Трубкин, А. И. Цепин, М. Т. Дмитриева: Новые природные интерметаллические соединения Железа и Хрома – Хромферид и Ферхромид. In: Записки Всесоюзного Минералогического Общества. Band 115, Nr. 3, 1986, S. 357 (russisch, rruff.info [PDF; 637 kB; abgerufen am 8. Januar 2021] englische Transliteration: M. I. Novgorodova, A. I. Gorshkov, N. V. Trubkin, A. I. Tsepin, M. T. Dmitrieva: New natural intermetallic compounds of iron and chromium—chromferide and ferchromide. In: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva).
  4. a b c d e f g Ferchromide. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB; abgerufen am 7. Januar 2021]).
  5. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 41 (englisch).
  6. a b Frank C. Hawthorne, Ernst A. J. Burke, T. Scott Ercit, Edward S. Grew, Joel D. Grice, John Leslie Jambor, Jacek Puziewicz, Andrew C. Roberts, David A. Vanko: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 73, 1988, S. 189–199 (englisch, rruff.info [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 8. Januar 2021]).
  7. Catalogue of Type Mineral Specimens – F. (PDF 73 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 8. Januar 2021.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 7. Januar 2021 (englisch).
  9. Fundortliste für Ferchromid beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 7. Januar 2021.