Ferrari 275 GTS

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Ferrari
Ferrari 275 GTS
Ferrari 275 GTS
275 GTS
Produktionszeitraum: 1964–1966
Klasse: Sportwagen
Karosserieversionen: Cabriolet
Motoren: Ottomotor:
3,3 Liter (191 kW)
Länge: 4350 mm
Breite: 1675 mm
Höhe: 1250 mm
Radstand: 2400 mm
Leergewicht: 1150 kg
Vorgängermodell Ferrari 250 GT Spyder California
Nachfolgemodell Ferrari 330 GTS

Der Ferrari 275 GTS ist ein offener Straßensportwagen des italienischen Automobilherstellers Ferrari, der von 1964 bis 1966 verkauft wurde. Er ist Mitglied der Ferrari-275-Familie, zu der auch das zeitgleich produzierte Coupé 275 GTB gehört. Der GTS war zu seiner Zeit das einzige Cabriolet im Ferrari-Programm.

Einordnung

Ab 1953 bestand das Programm Ferraris im Bereich der Straßensportwagen in erster Linie aus der weit verzweigten Modellfamilie 250, deren Mitglieder von 3,0 Liter großen Zwölfzylindermotoren angetrieben wurden. 1963 begann Ferrari, die 250-Reihe durch die Baureihe 330 zu ersetzen, die neu konstruierte Zwölfzylindermotoren mit 4,0 Litern Hubraum hatte. Nach und nach erschienen die Modelle 330 America (1963), 330 GT 2+2 (1964) und 330 GTC (1966), die unterschiedliche Kundengruppen ansprachen. Diesen vergleichsweise schweren Autos stellte Ferrari 1964 die 275-Baureihe zur Seite, die leichter war und höhere Endgeschwindigkeiten erreichte. Sie hatte einen 3,3 Liter großen Zwölfzylindermotor. Der Hubraum eines einzelnen Zylinders betrug 275 cm³; von diesem Wert war die Modellbezeichnung der Baureihe abgeleitet.[1] Die geschlossene Straßenversion 275 GTB sollte die Lücke zwischen den langsameren 330-Modellen und dem exklusiven 500 Superfast füllen, der ab 1964 in sehr geringen Stückzahlen hergestellt wurde. Zugleich war der 275 GTB eine Reaktion auf den ein Jahr zuvor vorgestellten Lamborghini 350 GT, der ein ähnliches Leistungsbild zeigte.[2]

All dies waren geschlossene Sportwagen. Seitdem Ferrari Ende 1962 die Produktion des 250 GT Cabrio und des 250 GT Spyder California eingestellt hatte, gab es kein Cabriolet mehr im Modellprogramm.[3] Um diese Lücke zu schließen, stellte Ferrari im Herbst 1964 einen offenen Sportwagen auf der Basis des 275-Baureihe vor. Das 275 GTS genannte Cabriolet hatte die Antriebstechnik und das Fahrgestell des geschlossenen 275 GTB, aber eine völlig eigenständige Karosserie. Der 275 GTS blieb nur zwei Jahre im Programm. Während die geschlossene Version im Herbst 1966 durch den weiterentwickelten 275 GTB/4 ersetzt wurde, stellte Ferrari die Produktion des 275 GTS zu dieser Zeit ein. An seine Stelle trat der Ferrari 330 GTS, eine offene Version des 330 GTC mit dem 4,0 Liter großen Zwölfzylindermotor. Parallel dazu fertigte die Carrozzeria Scaglietti im Auftrag des US-amerikanischen Ferrari-Importeurs Luigi Chinetti 1967 und 1968 insgesamt zehnmal eine Cabrioletversion des serienmäßigen 275 GTB/4, die als 275 GTB/4 NART Spyder bekannt wurde. Sie gehörte nicht zu Ferraris Werksprogramm und wird von Ferrari auch nicht als offizielles Modell anerkannt, ist heute aber einer der teuersten Klassiker mit Ferrari-Technik.

Beschreibung

Chassis und Fahrwerk

Das Chassis des 275 GTS trägt die werksinterne Bezeichnung Tipo 563. Es entspricht dem des geschlossenen 275 GTB und besteht aus einem Leiterrahmen, der aus ovalen und rechteckigen Rohren zusammengeschweißt ist. Ein Novum war die Einzelradaufhängung an allen vier Rädern, die vorn und hinten aus doppelten Dreiecksquerlenkern, Schraubenfedern und hydraulischen Teleskopstoßdämpfern besteht; zusätzlich werden Stabilisatoren verwendet.[4][5] Auch die Hinterachse mit dem daran befestigten Getriebe (Transaxle-Bauweise) war eine Neukonstruktion. Die Kupplung sitzt wie bei den älteren Ferraris am Schwungrad. Die Kardanwelle ist an einem schlanken, jedoch stabilen Träger mit zentralem Festlager montiert.

Motor

Der Ferrari 275 GTS wird ebenso wie der GTB von einem 3,3 Liter großen Zwölfzylinder-V-Motor angetrieben (3286 cm³; Bohrung × Hub: 77 ×58,8 mm), der die Werksbezeichnung Tipo 213 trägt. Dieser Motor ist die letzte Ausbaustufe einer auf Gioacchino Colombo zurückgehenden Konstruktion, die 1947 mit einem Hubraum von 1,5 Litern begann und in der Familie 250 bereits auf 3,0 Litern Gesamtvolumen gewachsen war. Durch ihn unterscheidet sich der 275 GTB von den parallel angebotenen Sportwagen der Familie 330, deren 4,0 Liter großer Zwölfzylindermotor (Tipo 209) einen neu konstruierten Block aufweist.

Im Ferrari 275 GTB wird die Basisversion des 3,3 Liter großen Zwölfzylinders eingesetzt. Der Motor hat hier eine Nasssumpfschmierung. Pro Zylinder gibt es ein Ein- und ein Auslassventil. Jede Zylinderreihe hat eine obenliegende Nockenwelle, die über eine Kette angetrieben wird. Die Motorleistung wurde allerdings im Vergleich zum 275 GTB um 20 PS (15 kW) auf 260 PS (191 kW) abgesenkt. Zudem änderte Ferrari die Getriebeübersetzung, woraus eine geringere Höchstgeschwindigkeit (235 km/h) resultiert.[6] Die weiterentwickelte Version dieses Motors mit vier obenliegenden Nockenwellen (Tipo 226) erschien ab 1966 zwar im geschlossenen 275 GTB/4, in den offenen 275 GTS wurde sie allerdings nicht eingebaut.

Karosserie

Ferrari 275 GTS

Der Entwurf der Karosserie wird dem Pininfarina-Designer Tom Tjaarda zugeschrieben. Der Aufbau des 275 GTS ist stilistisch eigenständig; er hat keine Ähnlichkeiten mit dem geschlossenen 275 GTB. Im Vergleich zu der GTB-Karosserie wird der GTS-Aufbau als „wesentlich zurückhaltender“[7] bzw. „kompakt und harmonisch“[6] beschrieben. Die Linienführung griff Elemente des 250 GT Cabrio auf.[3] Wie dieser hat der Vorderwagen kein geschwungenes Profil. Die Gürtellinie verläuft vielmehr von den Scheinwerfern bis zu den Türen nahezu waagerecht. Die Rundscheinwerfer sind nicht von einer Plexiglaskuppel überdeckt. Während die vordere Stoßstange beim 275 GTB zweiteilig ist und durch die Kühleröffnung unterbrochen wird, reicht sie beim 275 GTS über die ganze Wagenbreite. Die Windschutzscheibe steht steiler als beim 275 GTB. In den vorderen Kotflügeln finden sich seitliche Luftauslässe, deren Detailgestaltung mehrfach geändert wurde. Die ersten Modelle haben elf, spätere drei Verstrebungen in den Öffnungen.[7] Die Heckpartie greift Gestaltungsmerkmale des Pininfarina Rondine (1963) auf.

Sechs Exemplare des 275 GTS waren als Dreisitzer konzipiert. Sie hatten neben einem regulären Fahrersitz einen breiten Beifahrersitz, der für zwei Passagiere ausgelegt war. Alle anderen Fahrzeuge waren reine Zweisitzer.[3]

Produktion

Anders als der 275 GTB, wurde der GTS nicht bei Scaglietti, sondern bei Pininfarina aufgebaut. Er blieb bis 1966 im Programm. In dieser Zeit entstanden 200 Fahrzeuge, 186 davon mit Links- und 14 mit Rechtslenkung. Die Baureihe verteilt sich auf die Fahrgestellnummern 06001 bis 08653. Seine Nachfolge trat ab 1966 der Ferrari 330 GTS an, dessen Karosserie mit Ausnahme der Frontpartie der des 275 GTS ähnelt.

Technische Daten

Ferrari 275 GTS
Datenblatt Ferrari 275 GTS 
Technische Daten Ferrari 275 GTS
Motor  12-Zylinder-V-Motor (Viertakt), Gabelwinkel 60°, vorne längs
Motortyp  Tipo 213
Hubraum  3286 cm³
Bohrung × Hub  77 × 58,8 mm
Leistung bei 1/min  191 kW
(260 PS)
bei 7600
Max. Drehmoment bei 1/min:  294 Nm bei 5000
Verdichtung  9,2:1
Gemischaufbereitung  3 Fallstrom-Doppelvergaser Weber 40DCZ6
Ventilsteuerung  OHC
Kühlung  Wasserkühlung
Getriebe  5-Gang-Getriebe, an Hinterachse
Hinterradantrieb
Radaufhängung vorn  Dreiecklenker, Schraubenfedern
Radaufhängung hinten  Dreiecklenker, Schraubenfedern
Bremsen:  Scheibenbremsen rundum, Servo
Lenkung  Schnecke und Rolle
Karosserie  Stahlblech auf Ovalrohrrahmenchassis
Spurweite vorn/hinten  1377/1393 mm
Radstand  2400 mm
Abmessungen  4350 × 1675 × 1250 mm
Leergewicht  1150 kg
Höchstgeschwindigkeit:  235 km/h
0–100 km/h  nicht angegeben
Verbrauch (Liter/100 Kilometer)  ca. 19
Preis  DM 49.800 (1966)
Stückzahl  200

Literatur

  • Leonardo Acerbi: Ferrari: A Complete Guide to All Models. MBI Publishing Company LLC, 2006, ISBN 978-0-7603-2550-6.
  • Georg Amtmann, Halwart Schrader: Italienische Sportwagen. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-01988-4
  • Matthias Braun, Ernst Fischer, Manfred Steinert, Alexander Franc Storz: Ferrari Straßen- und Rennsportwagen seit 1946. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-613-02651-3.
  • Peter Braun, Gregor Schulz: Das große Ferrari-Handbuch. Alle Serien- und Rennfahrzeuge von 1947 bis heute. Heel Verlag, Königswinter 2006, ISBN 3-89880-501-8.
  • Godfrey Eaton: The Complete Ferrari. Edited by Geoff Willoughby. Cadogan Books, London 1985, ISBN 0-947754-10-5.
  • Brian Laban: Ferrari. Aus dem Englischen von Frauke Watson. Parragon Books, Bath 2006, ISBN 978-1-4054-1409-8.
  • Die Auto-Modelle 1966/67 und 1968/69 (Daten und Preis).

Weblinks

Commons: Ferrari 275 GTS – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frank Oleski, Hartmut Lehbrink: Seriensportwagen. Könemann, Köln 1993, ISBN 3-89508-000-4, S. 272.
  2. Brian Laban: Ferrari. Aus dem Englischen von Frauke Watson. Parragon Books, Bath 2006, ISBN 978-1-4054-1409-8, S. 61.
  3. a b c Frank Oleski, Hartmut Lehbrink: Seriensportwagen. Könemann, Köln 1993, ISBN 3-89508-000-4, S. 270.
  4. Matthias Braun, Ernst Fischer, Manfred Steinert, Alexander Franc Storz: Ferrari Straßen- und Rennsportwagen seit 1946. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-613-02651-3, S. 216.
  5. Peter Braun, Gregor Schulz: Das große Ferrari-Handbuch. Alle Serien- und Rennfahrzeuge von 1947 bis heute. Heel Verlag, Königswinter 2006, ISBN 3-89880-501-8, S. 66.
  6. a b Peter Braun, Gregor Schulz: Das große Ferrari-Handbuch. Alle Serien- und Rennfahrzeuge von 1947 bis heute. Heel Verlag, Königswinter 2006, ISBN 3-89880-501-8, S. 67.
  7. a b Matthias Braun, Ernst Fischer, Manfred Steinert, Alexander Franc Storz: Ferrari Straßen- und Rennsportwagen seit 1946. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-613-02651-3, S. 140.