Fettelit
Fettelit | |
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Fettelit mit Proustit aus der Grube „Imiter“ bei Djebel Sarhro, Marokko (Größe: 7,6 × 5,4 × 5,2 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 1994-056 |
Chemische Formel | Ag24HgAs5S20 |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
2.LA.30 (8. Auflage: II/E.06) 03.02.06.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-sphenoidisch; 2[1] |
Raumgruppe (Nr.) | C2[2] (Nr. 5) |
Gitterparameter | a = 26,030 Å; b = 15,059 Å; c = 15,524 Å β = 90,45°[2][1] |
Formeleinheiten | Z = 8[2][1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | ≈ 4 (VHN20= 158 (138–174))[3] |
Dichte (g/cm3) | berechnet: 3,29[3] |
Spaltbarkeit | Bitte ergänzen |
Farbe | orangerot, dunkelviolett bis dunkelrot (scharlachrot) |
Strichfarbe | dunkelzinnoberrot |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Glanz | Diamantglanz bis Halbmetallglanz |
Fettelit ist ein vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Ag24HgAs5S20[4], ist also chemisch gesehen ein Silber-Quecksilber-Sulfosalz.
Fettelit ist durchscheinend bis undurchsichtig und entwickelt meist pseudohexagonale Täfelchen und Flocken bis etwa 0,2 Millimetern Größe, die oft in parallel geschichteten oder rosettenförmigen Aggregaten angeordnet sind. Die Farbe der diamant- bis halbmetallisch glänzenden Kristalle variiert zwischen Orangerot und Dunkelviolett bis Dunkelrot (auch Scharlachrot). Die Strichfarbe wird als Dunkelzinnoberrot beschrieben.[5]
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Fettelit in einem Steinbruch am Glasberg bei Nieder-Beerbach im hessischen Odenwald. Wissenschaftlich beschrieben wurde er 1996 durch N. Wang und A. Paniagua, die das Mineral nach seinem Entdecker M. Fettel benannten.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Fettelit zur allgemeinen Abteilung der „Sulfosalze“, wo er zusammen mit Arcubisit, Selenostephanit und Stephanit die unbenannte Gruppe II/E.06 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Fettelit in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „unklassifizierte Sulfosalze“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von Blei (Pb) in der Formel, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „ohne Pb“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.LA.30 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Fettelit in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Arcubisit in der unbenannten Gruppe 03.02.06 innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis z/y = 4 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.
Kristallstruktur
Fettelit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2 (Raumgruppen-Nr. 5) mit den Gitterparametern a = 26,030 Å, b = 15,059 Å, c = 15,524 Å und β = 90,45°[2] sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle[1].
Bildung und Fundorte
Fettelit bildet sich in niedriggradigen, hydrothermalen Prehnit–Calcit–Quarz-Adern. Als Begleitminerale treten unter anderem Cinnabarit, Safflorit, gediegen Silber und verschiedene Silber-Sulfide bzw. -Sulfosalzen wie Proustit, Pearceit und Xanthokon auf.[3][5]
Als seltene Mineralbildung konnte Fettelit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden. Außer an seiner Typlokalität Glasberg bei Nieder-Beerbach trat das Mineral in Deutschland noch in der hydrothermalen Ganglagerstätte zwischen Schlema, Alberoda und Hartenstein (bzw. Schneeberg, siehe auch Lagerstättenbeschreibung bei der SDAG Wismut) auf.
In Chile fand sich Fettelit in mehreren Bergwerken nahe dem Bergarbeiterdorf Chañarcillo in der Region Atacama und in Marokko konnte er im Bergwerk „Imiter“ bei Djebel Sarhro in der Region Souss-Massa-Draâ nachgewiesen werden.[6][7]
Siehe auch
Literatur
- N. Wang, A. Paniagua: Fettelite, a new Hg-sulfosalt mineral from Odenwald, in: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte (1996), S. 313–320
- Luca Bindi, Frank N. Keutsch, Carl A. Francis, Silvio Menchetti: Fettelite, [Ag6As2S7][Ag10HgAs2S8] from Chañarcillo, Chile: Crystal structure, pseudosymmetry, twinning, and revised chemical formula, in: American Mineralogist, Band 94 (2009), S. 609–615 (PDF 2,56 MB)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Webmineral - Fettelite
- ↑ a b c American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database - Fettelite (2012)
- ↑ a b c John L. Jambor, Jacek Puziewicz, Andrew C. Roberts: New Mineral Names, in: American Mineralogist, Band 82 (1997), S. 620–624 (PDF 78,8 kB; Fettelite S. 2)
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 127.
- ↑ a b John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Fettelite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 61,5 kB)
- ↑ Mineralienatlas:Liste der Fundorte für Fettelit
- ↑ Mindat - Fettelite