Flüssigerdgasterminal

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
LNG-Gesamtsystem bestehend aus der Gasförderung, Verflüssigung, Be- und Entladung der LNG-Tanker, Vergasung, Zwischenlagerung und Transport zum Verbraucher

Ein Flüssigerdgasterminal oder auch LNG-Terminal ist eine Einrichtung für den Umschlag von Flüssigerdgas (englisch liquefied natural gas, LNG). Zumeist umfasst es Anlagen zum Be- und Entladen von Tankern und ist per Pipeline an ein Gasnetz angeschlossen. Ausfuhrterminals besitzen Anlagen zur Verflüssigung, Anlandeterminals zur Wiederverdampfung des Erdgases.

Ausfuhrterminal

Von den Förderstätten in Erdgasfeldern wird das Erdgas per Rohrleitung zu einer Verflüssigungsanlage transportiert und dort in Tanks zwischengespeichert. Das Flüssigerdgas wird dann zum Export auf LNG-Tanker verladen. Größere Ausfuhrterminals befinden sich u. a. in Katar, Russland, Algerien, Australien und den USA.

Seitdem die USA durch die Förderung von Schiefergas vom Erdgasimporteur zum -exporteur geworden ist, werden existierende Anlandeterminals zu Ausfuhrterminals umgewandelt.[1]

Floating Liquefied Natural Gas (FLNG)

Im Gegensatz zum praktizierten Verfahren, auf See gefördertes Erdgas per Pipeline zu einer nahen Küste zu leiten und dort in Flüssigerdgas umzuwandeln, zielt die Methode FLNG (englisch Floating Liquefied Natural Gas, schwimmendes Flüssigerdgas) darauf ab, das Erdgas bereits auf See – nahe der Förderstelle – zu verflüssigen, zwischenzulagern und auf Transportschiffe umzuschlagen.[2] Dies soll auf quasi stationär in der Nähe der Förderstellen positionierten Großschiffen geschehen, ähnlich dem bei der Erdölförderung praktizierten Verfahren FPSO. Auf diese Weise lassen sich insbesondere küstenferne Erdgaslagerstätten erschließen, deren Ausbeutung bislang infolge der hohen Kosten für die Verlegung und den Betrieb einer Pipeline unwirtschaftlich ist.[2] Im Juni 2019 begann die Prelude FLNG mit der Produktion im Browse Basin 475 km nordöstlich von Broome in Westaustralien.[3] Aus Kostengründen ist die weltweite Erdgasindustrie derzeit aber nicht dabei, weitere FLNG-Pläne umzusetzen.[4]

Anlandeterminal

LNG-Terminal in Nynäshamn (Schweden)

Die ankommenden LNG-Tanker werden gelöscht, und das Flüssigerdgas wird in Tanks gelagert. In weiterhin flüssiger Form kann es auf Tankwagen oder Bunkerschiffe zur Weiterverteilung gepumpt werden oder zur direkten Betankung von Lkw oder Schiffen (Bunkerung) eingesetzt werden. Oder es wird in Wiederverdampfungsanlagen erwärmt und in das Gasfernleitungsnetz zur weiteren Verteilung eingespeist. In Deutschland gibt es keine Anlandeterminals, aber Pläne für Anlagen in Brunsbüttel, Stade und Rostock (Stand: Dezember 2020).[5][6][7] Im Jahr 2018 existierten in Europa 28 Terminals mit einer Jahreskapazität von mindestens einer Million Tonnen, u. a. im polnischen Świnoujście, im niederländischen Rotterdam und im belgischen Zeebrügge.[8]

Floating Storage and Regasification Unit (FSRU)

Schwimmende Speicher- und Wiederverdampfungseinheit (FSRU) als Importterminal

Eine besondere Form von Anlandeterminals stellen schwimmende Speicher- und Wiederverdampfungseinheiten dar, sogenannte FSRU (englisch Floating Storage and Regasification Unit, die auch als LNG-Terminalschiff bezeichnet werden[9]). Ihre Kernanlage ist ein spezielles Schiff, das in der Nähe eines Hafens festgemacht ist, und die Anlandung, Speicherung und Wiederverdampfung von LNG ermöglicht. Für die Erwärmung des LNGs wird Seewasser als Grundlage genutzt. Das wiederverdampfte Gas wird dann aus der FSRU über eine kurze Verbindungsleitung in die Hafenanlagen gepumpt und von dort ins Gasfernleitungsnetz eingespeist. FSRUs sind meist kostengünstiger und schneller zu realisieren als Landterminals, zudem können sie bei Bedarf auch an einen anderen Standort verlegt werden. Seit 2014 fungiert die Independence als Anlandeterminal im litauischen Klaipėda.[8] Pläne für eine FSRU in Wilhelmshaven wurden zunächst seit November 2020 aufgrund zu geringer Nachfrage nicht weiterverfolgt.[7] Im Mai 2022 erfuhr Berlin von der litauischen Klaipėdos Nafta, dass das mit der Schlauchverbindung auch nicht so schnell ginge.[10]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. US-Regierung treibt Ausbau der Gasexporte voran. Wall Street Journal, 19. Mai 2013, abgerufen am 13. Dezember 2020.
  2. a b Floating LNG: Erdgas-Förderung auf dem Meer. Linde AG, archiviert vom Original am 5. Februar 2015; abgerufen am 13. Februar 2014.
  3. GIIGNL Annual Report. International Group of Liquefied Natural Gas Importers, 2020, abgerufen am 25. Dezember 2020 (englisch).
  4. Wettkampf der Erdgasgiganten. In: orf.at. 12. Mai 2018, abgerufen am 26. Juli 2018.
  5. Malte Daniljuk: Weltpolitik in Norddeutschland. Telepolis, 29. Oktober 2018, abgerufen am 13. Dezember 2020.
  6. Deutsche LNG Terminals: Was ist der Stand? Energie Informationsdienst, 18. September 2020, abgerufen am 13. Dezember 2020.
  7. a b Uniper stoppt Pläne für Flüssiggas. Manager Magazin, 6. November 2020, abgerufen am 13. Dezember 2020.
  8. a b An Overview of LNG Import Terminals in Europe. King & Spalding, 2018, abgerufen am 13. Dezember 2020 (englisch).
  9. Drei Schwimmende LNG-Terminals (FSRU) für Deutschland Fortschrittsbericht Energiesicherheit
  10. https://www.handelsblatt.com/politik/plaene-fuer-lng-terminals-fluessiggas-vorreiter-warnt-deutschland-steht-vor-einer-grossen-herausforderung/28301000.html