Georges Candilis

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Georges Candilis

Georges Candilis (auch Georgios Kandylis griechisch Γεώργιος Κανδύλης, * 9. April 1913 in Baku; † 10. Mai 1995 in Paris) war ein griechischer Architekt, Stadtplaner und Mitglied des Team 10, einer von 1953 bis 1981 bestehenden Architektengruppe, auch Team X oder Team Ten genannt.

Leben und Werk

Seite Kindheit verbrachte Candilis in Baku.[1] 1925 zog er mit seiner Familie von Russland nach Athen, wo er an der Technischen Universität Architektur studierte. 1933 besuchte er Veranstaltungen des CIAM in Athen, wo er zum ersten Mal Le Corbusier begegnete.[2] Das Architekturstudium schloss Candilis 1936 in Athen ab. Im Griechisch-Italienischen Krieg kämpfte Candilis auf der Seite Griechenlands, obwohl er Krieg und Gewalt verachtet und sich selbst als Pazifisten bezeichnete.[3] 1945 wechselte er seinen Wohnort nach Paris und arbeitete dort kurzzeitig für den Architekten André Lurcat.[4]

Ab 1946 arbeitete er mit Le Corbusier in Paris zusammen. Für das Büro von Le Corbusier war er ab 1947 der Projektleiter beim Bau der Unité d'Habitation in Marseille. 1951 eröffnete er ein eigenes Büro, zunächst mit Shadrach Woods, dann ab 1954 mit Alexis Josic zu dritt. Das Büro Candilis-Josic-Woods bestand bis 1969. Später (1975) kam ein weiteres Büro in Athen hinzu. Candilis richtete sein Hauptaugenmerk auf den Sozialwohnungsbau, sowie den Wohnungsbau im Allgemeinen.

Sein wohl bedeutendstes Gebäude in Deutschland ist das Hauptgebäude der geistes- und sozialwissenschaftlichen Institute der Freien Universität Berlin, das nach einem internationalen Architektenwettbewerb 1963 das, von 1967 bis 1973 ausgeführt wurde.[5]

Die Architektengemeinschaft Candilis-Josic-Woods löste sich gegen Ende der 1960er Jahre auf und Candilis begann an eigenen Projekten zu arbeiten. Ab 1965 konzentrierte sich Candilis auf den Tourismus. Er leitete die Gruppe von Planern, die ab 1965 große Ferienwohnanlagen in der Region Languedoc-Roussillon entwarf.[6] Georges Candilis war verantwortlich für den Bereich Leucate-Barcarès.[7] Im selben Bauprogramm entstanden auch die Bauten von Jean Balladur in La Grande-Motte.[8]

Bekannt sind auch die Möbelentwürfe, die Candilis gemeinsam mit Anja Blomstedt produzierte. In den 1960er Jahren entwarfen sie gemeinsam eine Reihe von Holzmöbeln, die heute als Klassiker gelten.[9]

Bauten und Projekte (Auswahl)

Quartier Mirail in Toulouse

Als Mitarbeiter von Le Corbusier

Bürogemeinschaft Candilis-Woods

Bürogemeinsachft Candilis-Josic-Woods

Als selbständiger Architekt

Publikation

  • Bauen ist Leben – Ein Architekten-Report. Archpaper, Edition Krämer, Stuttgart: Karl Krämer 1978, ISBN 3-7828-0452-X.

Literatur

  • Muriel Emanuel: Contemporary Architects. St. Martin's Press, New York 1980, ISBN 0-312-16635-4, S. 137–138.
  • K.G. Saur Verlag (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon – die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Band 16: Campagne – Cartellier. K.G. Saur, Leipzig 1997, ISBN 3-598-22740-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Georges Candilis: Bauen ist Leben – Ein Architekten-Report. Karl Krämer, Stuttgart 1978, ISBN 3-7828-0452-X, S. 12 ff.
  2. Georges Candilis: Bauen ist Leben – Ein Architekten-Report. Karl Krämer, Stuttgart 1978, ISBN 3-7828-0452-X, S. 64.
  3. Georges Candilis: Bauen ist Leben – Ein Architekten-Report. Karl Krämer, Stuttgart 1978, ISBN 3-7828-0452-X, S. 82.
  4. a b c Bernard Marrey: Geroges Candilis. In: K.G. Saur Verlag (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon – die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Band 16: Campagne – Cartellier. K.G. Saur, Leipzig 1997, ISBN 3-598-22740-X.
  5. Auf Grund seiner ganz in Cortenstahl ausgeführten, rostroten Fassade wird es in der Berliner Lokalpresse häufig scherzhaft die Rostlaube genannt. Mittlerweile hat die Freie Universität diesen Spitznamen als offizielle Bezeichnung übernommen. Die Institute heißen heute Gebäudekomplex Rost- und Silberlaube.
  6. Shelley Baranowski, Ellen Furlough: Being Elsewhere – Tourism, Consumer Culture, and Identity in Modern Europe and North America. University of Michigan Press, Ann Arbor 2001, ISBN 0-472-11167-1, S. 357.
  7. Izol Marez Lopéz: Tourist towns in Languedoc-Roussillon: projects and discourse for mass tourism. In: docomomo journal. Nr. 60, 1. Juli 2019, ISSN 2773-1634, S. 50–57, doi:10.52200/60.A.SH50PF2N (docomomojournal.com [abgerufen am 18. Februar 2022]).
  8. Danielle Fischer: Verlorenes Paradies Eine Gartenstadt für den Massentourismus | Espazium. 9. November 2017, abgerufen am 18. Februar 2022.
  9. Atelier Jespers: Forgotten Furniture by Candilis and Blomstedt. In: TLmagazine. 20. Januar 2016, abgerufen am 20. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  10. In der Wüste der Moderne - BauNetzWoche #89 Download | BauNetz.de. Abgerufen am 12. Februar 2022.
  11. Dirk van den Heuvel: The Challenge of Change – Dealing With the Legacy of the Modern Movement. Hrsg.: Sites and Neighbourhoods of the Modern Movement International Working-Party for Documentation and Conservation of Buildings. IOS Press, Amsterdam 2008, ISBN 978-1-60750-371-2, S. 487.
  12. Georges Candilis > Les Carrats, 1969 | HIC Arquitectura. Abgerufen am 18. Februar 2022 (spanisch).
  13. 496 logements - Le Ru du Vaux. Abgerufen am 18. Februar 2022 (französisch).
  14. Archiwebture — Objet CANGE-I-55-10. Cité de l'Etoile (logements HLM Emmaüs, opération "Million"), Bobigny (Seine-Saint-Denis). 1955-1968. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  15. chmc1: Construire une école d’architecture après 1968 : refus de faire œuvre ? In: Politiques de la culture. Abgerufen am 18. Februar 2022 (französisch).
  16. Muriel Emanuel: Contemporary Architects. St. Martin's Press, New York 1980, ISBN 0-312-16635-4, S. 137.
  17. United States Bureau of International Commerce, Trade Opportunities Division: Quarterly Summary of Future Construction Abroad. 1973, S. 18 (google.de).
  18. Mobile Architecture of the 1970s: Utopia Plastic. Abgerufen am 18. Februar 2022 (englisch).
  19. Ignacio Borrego, Pedro García Martínez, Montserrat Solano Rojo, Martino Peña Fernández-Serrano: Fold Unfold – Deployable Structures and Digital Fabrication. Universitätsverlag der TU Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-7983-2974-4.