Giovanni Piaz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Giovanni Battista Piaz)

Giovanni Battista „Tita“ Piaz (* 13. Oktober 1879 in Pera di Fassa; † 5. August[1] nach anderer Quelle am 6. August[2] 1948 ebenda), genannt auch Teufel der Dolomiten, war ein berühmter italienischer Bergführer und Bergsteiger aus dem Fassatal (Dolomiten).

Leben

Piaz war nicht nur ein Mann der Berge, er war auch ein politischer Mensch. Politisch eher linksstehend schloss er sich der Oppositionsbewegung Irredenta an. Das bescherte ihm 1915 Ärger mit den Österreichern.[1][3] Es folgte der Erste Weltkrieg, den Piaz in einer Strafkompanie an der Ostfront erlebte. Körperlich unversehrt kehrte er hernach zurück in seine Heimat. Dort wurde er 1920 zum Ortsvorsteher des Oberen Fassatals ernannt. Mit der Machtergreifung der Faschisten ging er in Opposition zu diesen. Es folgten Verhaftungen.[3] 1944 wurde er zum Tode verurteilt.[1][3] Nach seiner Befreiung blieb er engagiert. Er übernahm das Amt des Bürgermeisters in seinem Heimatort, setzte sich bei den Alliierten für die politischen Gegner von einst ein und kämpfte zusammen mit kirchlichen Organen gegen die Armut in seinem Tal an.[1]

Am 5. oder 6. August 1948 verstarb Tita Piaz an den Folgen eines Fahrradunfalls, den er in seinem Heimatort Pera di Fassa erlitt.[4]

Leistungen

Mit 14 Jahren begann Piaz mit dem Klettern. Er entwickelte die sogenannte Piaztechnik, eine Zug-Druck-Technik, mit der man bestimmte trittlose Kletterpassagen überwinden kann (in Italien wird diese Technik Dülfern genannt). Piaz blieb zeit seines Lebens Felskletterer. 50 Erstbegehungen in den Dolomiten werden ihm zugerechnet.[5]

Als Bergführer unternahm er mit dem belgischen König Albert I. die 14. Begehung der Preußwand (V. Schwierigkeitsgrad) in der Ostwand des Campanile Basso (2883 m).

Erstbegehungen:[5]

  • Punta Emma, Nordost-Wand, Piazriss, 1900
  • Totenkirchl, Westwand, Piazwandl, 1908
  • Pordoispitze, Punta Roma, Südverschneidung, 1933

Mauerhakenstreit

Im sogenannten Mauerhakenstreit von 1911/1912 stellte sich Piaz in der Sache gegen seinen Freund Paul Preuß. Preuß postulierte, dass das Seil und der Mauerhaken (zur damaligen Zeit waren es nur Eisenstifte, die in Felsspalten geschlagen wurden)[6] nur für den Notfall als Sicherungsmittel, nicht aber als ständiges Sicherungs- oder gar Fortbewegungsmittel zum Klettern dienen dürften. Diese Ansicht kommentierte Piaz mit den Worten: „Wir wollen lieber vier oder 20 Meter am sichernden Seil hängen (vielleicht mit gebrochenem Bein), als daß die Raben im dunklen Abgrund Schmaus an unseren Leichen halten“.[5] Piaz lehnte es aber ebenso wie Preuß ab, Seil und Haken – im Sinne des „technischen Kletterns“ der 1950er Jahre – als Fortbewegungsmittel zu benutzen.

20 Jahre nach Preuß' Tod errichtete Tita Piaz die kleine Preuß-Hütte unterhalb der Vajolettürme zum Gedenken an seinen Freund und einen großen Alpinisten.[7]

Werke

  • Tita Piaz: Dolomiten, meine Freiheit. Hallwag, Bern 1966.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Horst Höfler: Fragwürdigkeiten im Alpinismus Teil 5: Tita Piaz, die Totenkirchl-Westwand und die Drohung, ins Frauenkloster zu gehen, wenn er die Wand nicht schafft… In: bergsteiger.de. Bruckmann Verlag, abgerufen am 7. Juni 2012 (aus BERGSTEIGER 07/09).
  2. Walter Welsch: Geschichte der Sektion Bayerland des Deutschen Alpenvereins e. V. - Giovanni Battista Piaz und die Punta Emma. (PDF; 8,6 MB) DAV Bayerland, S. 35, abgerufen am 1. Januar 2013.
  3. a b c Reinhold Messner: Vertical – 150 Jahre Klettergeschichte. 2. Auflage. BLV Buchverlag, München 2008, ISBN 978-3-8354-0380-2, S. 63.
  4. Der Teufel der Dolomiten. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 22. Dezember 2012; abgerufen am 7. Juni 2012 (Homepage des Rifugio Re Alberto).
  5. a b c Uli Auffermann: Entscheidung in der Wand – Marksteine des Alpinismus. 1. Auflage. Schall Verlag, Alland 2010, ISBN 978-3-900533-62-5, S. 36.
  6. Reinhold Messner: Der Philosoph des Freikletterns – Die Geschichte von Paul Preuß. 1. Auflage. Pieper Verlag, München 2011, ISBN 978-3-492-40416-7, S. 27.
  7. Reinhold Messner: Der Philosoph des Freikletterns – Die Geschichte von Paul Preuß. 1. Auflage. Pieper Verlag, München 2011, ISBN 978-3-492-40416-7, S. 41 f.