Glaukophan

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Glaukophan
Glaucophane-245532.jpg
Glänzende, schwarze Glaukophanprismen auf einer Matrix aus Gneis von der Halbinsel Tiburon, Marin County, Kalifornien
(Gesamtgröße der Stufe: 11,4 × 6,9 × 3,8 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel □Na2(Mg,Fe)3Al2[(OH)2|Si8O22][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Kettensilikate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
9.DE.25 (8. Auflage: VIII/D.05d)
66.01.03c.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[2]
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12[1]
Gitterparameter a = 9,53 Å; b = 17,74 Å; c = 5,30 Å
β = 103,7°[1]
Formeleinheiten Z = 2[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,08 bis 3,22; berechnet: 3,132[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {110}[3]
Farbe blauschwarz bis lavendelblau
Strichfarbe blaugrau
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,606 bis 1,637[4]
nβ = 1,615 bis 1,650[4]
nγ = 1,627 bis 1,655[4]
Doppelbrechung δ = 0,021[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 10 bis 80° (gemessen); 62 bis 84° (berechnet)[4]
Pleochroismus stark: α = blassgelb; β = violett; γ = sattblau[5]

Glaukophan (IMA-Symbol Gln[6]) ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate. Er kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung □Na2(Mg,Fe)3Al2[(OH)2|Si8O22][1]. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Magnesium und Eisen können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Mit dem Symbol □ wird angedeutet, dass dieser Strukturplatz nicht vollständig besetzt ist.

Glaukophan ist durchscheinend und entwickelt prismatische Kristalle, kommt aber meist in stängeligen, faserigen, körnigen oder massigen Mineral-Aggregaten vor. Seine Farbe variiert zwischen schwarzblau, graublau und lavendelblau; er kann auch einen zonaren Farbwechsel aufweisen. Auf der Strichtafel hinterlässt Glaukophan einen blaugrauen Strich. Auf unverwitterten Kristallflächen zeigt sich ein glasähnlicher Glanz.

Etymologie und Geschichte

Benannt wurde das Mineral aufgrund seiner markanten bläulich-grauen Farbe nach den altgriechischen Wörtern Γλαύκος glaukós für funkelnd, glänzend, leuchtend, wobei der helle Glanz des Himmels, des Meeres oder des menschlichen Auges gemeint ist und in Bezug auf die Farbe einen gewissen Spielraum lässt[7], und φαίνω phaínō für „scheinen, erscheinen“.

Erstmals gefunden und beschrieben wurde Glaukophan 1845 von Johann Friedrich Ludwig Hausmann. Als Typlokalität gilt die griechische Insel Syros.

Klassifikation

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Glaukophan zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er als Namensgeber die „Glaukophan-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/D.05d und den weiteren Mitgliedern Arfvedsonit, Eckermannit, Kalium-Richterit, Katophorit, Klinoholmquistit (diskreditiert 2004), Magnesio-Arfvedsonit, Magnesio-Riebeckit, Richterit und Riebeckit innerhalb der Gruppe der „Klinoamphibole“ (VIII/D.05) bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/F.08-010. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Ketten- und Bandsilikate“, wo Glaukophan zusammen mit Arfvedsonit, Eckermannit, Ferri-Fluoro-Leakeit, Ferri-Leakeit, Ferri-Obertiit, Ferri-Pedrizit, Ferro-Eckermannit, Ferro-Ferri-Fluoro-Leakeit, Ferro-Ferri-Leakeit, Ferro-Ferri-Obertiit, Ferro-Ferri-Pedrizit, Ferro-Fluoro-Pedrizit, Ferro-Glaukophan, Ferro-Ferri-Nybøit, Fluoro-Leakeit, Fluoro-Nybøit, Fluoro-Pedrizit, Kalium-Ferri-Leakeit, Kalium-Arfvedsonit, Kalium-Magnesio-Fluoro-Arfvedsonit, Kalium-Mangani-Leakeit, Magnesio-Arfvedsonit, Magnesio-Fluoro-Arfvedsonit, Magnesio-Riebeckit, Mangani-Dellaventurait, Mangani-Obertiit, Mangano-Ferri-Eckermannit, Mangano-Mangani-Ungarettiit, Nybøit, Oxo-Mangani-Leakeit und Riebeckit die Gruppe der „Alkali-Amphibole“ (VIII/F.08) bildet.[8]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Glaukophan ebenfalls in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Kristallstruktur und der Zugehörigkeit zu enger verwandten Mineralfamilien, so dass das Mineral als Mitglied in der „Alkali-Klinoamphibole, Glaukophan-Eckermannit-Gruppe“ mit der System-Nr. 9.DE.25 zu finden ist.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Glaukophan in die Abteilung der „Kettensilikate: Doppelte unverzweigte Ketten, W=2“ ein. Hier gehört er zur „Gruppe 4, Natrium-Amphibole“ mit der System-Nr. 66.01.03c innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Doppelte unverzweigte Ketten, W=2 Amphibol-Konfiguration“.

Kristallstruktur

Glaukophan kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 9,53 Å, b = 17,74 Å und c = 5,30 Å; β = 103,7° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Glaukophan im Mikroskop
Blauschiefer mit Glaukophan und Epidot unter dem Mikroskop in linear-polarisiertem Licht: Bei der gegebenen Orientierung sind die meisten Glaukophankristalle farblos, der Epidot erscheint blassgrün.
Blauschiefer mit Glaukophan und Epidot unter dem Mikroskop in linear-polarisiertem Licht: Durch Drehung des Präparats macht sich der Pleochroismus des Glaukophans bemerkbar, die meisten Kristalle erscheinen nun tiefblau.
Blauschiefer mit Glaukophan und Epidot unter dem Mikroskop bei gekreuzten Polarisatoren: Epidot zeigt leuchtende Interferenzfarben, bei Glaukophan macht sich die intensive Eigenfärbung bemerkbar.

Unter dem Mikroskop erscheint Glaukophan im Dünnschliff als eines der wenigen Minerale von intensiv blauer Farbe. Hierbei macht sich der starke Pleochroismus des Minerals bemerkbar, indem die Farbe bei Verwendung linear-polarisierten Lichts bei Drehung des Präparats einen extrem starken Wechsel zeigen kann. Unter gekreuzten Polarisatoren verdeckt diese intensive Eigenfarbe die Interferenzfarben weitgehend.

Eigenschaften

Vor dem Lötrohr schmilzt Glaukophan sehr leicht, färbt sich dabei zunächst gelblichbraun und zerfließt schließlich zu einem schmutzig olivgrünen Glas. Säuren zersetzen das Mineral nur unvollkommen.[10]

Modifikationen und Varietäten

Bildung und Fundorte

Glaukophankristalle aus dem Steinbruch Laytonville, Coastal Range, Mendocino County, Kalifornien, USA (Sichtfeld: 3,5 × 2,5 cm)

Glaukophan bildet sich als typisches Metamorphose-Mineral vorwiegend in Schiefern und Gneisen. Er ist charakteristisch für Gesteine der sogenannten Blauschieferfazies, bei der das Ausgangsgestein im Erdinnern zwar hohen Drücken, aber vergleichsweise niedrigen Temperaturen unterworfen wurde, und ist auch für die Färbung des namengebenden Blauschiefers verantwortlich. Ansonsten tritt er gelegentlich auch in Eklogiten auf. Als Begleitminerale treten unter anderem Aktinolith, Aragonit, Barroisit, Chlorit, Crossit, Cummingtonit, Epidot, Jadeit, Lawsonit, Omphacit und Pumpellyit auf.[3]

Als eher seltene Mineralbildung kann Glaukophan an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand: 2012) rund 230 Fundorte.[4] Neben seiner Typlokalität Syros trat das Mineral in Griechenland noch auf anderen Inseln der Kykladen sowie bei Neapoli Vion (Neapolis) in Lakonien, auf Arki in der südlichen Ägäis und Euböa in Mittelgriechenland.

In Österreich konnte das Glaukophan an mehreren Orten in Kärnten (Hohe Tauern, Villach) und Salzburg (Grabenbach) gefunden werden. Der einzige bisher bekannte Fundort in Deutschland ist Triberg im Schwarzwald und in der Schweiz fand sich das Mineral an wenigen Orten in der Gemeinde Täsch im Kanton Wallis.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in der Antarktis, Australien, China, Ecuador, Frankreich, Guatemala, Italien, Jamaika, Japan, Kolumbien, Kuba, Madagaskar, Mazedonien, Myanmar, Neukaledonien, Norwegen, im Oman, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Slowakei, Tschechien, der Türkei und den Vereinigten Staaten von Amerika.[12]

Siehe auch

Literatur

  • Carl Friedrich Rammelsberg: Glaukophan. In: Zweites Supplement zu dem Handwörterbuch des chemischen Theils der Mineralogie. C. G. Lüderitz, Berlin 1845, S. 55–56 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 532.
  • Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 796.
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer, Berlin [u. a.] 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 315, 330, 337, 388, 397 ff.

Weblinks

Commons: Glaucophane – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 632 (englisch).
  2. David Barthelmy: Glaucophane Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 25. Juli 2022 (englisch).
  3. a b c Glaucophane. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 81 kB; abgerufen am 25. Juli 2022]).
  4. a b c d e f Glaucophane. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 25. Juli 2022 (englisch).
  5. a b Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 730 (Erstausgabe: 1891).
  6. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 27. Juli 2022]).
  7. Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 227.
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 25. Juli 2022 (englisch).
  10. Carl Friedrich Rammelsberg: Glaukophan. In: Zweites Supplement zu dem Handwörterbuch des chemischen Theils der Mineralogie. C. G. Lüderitz, Berlin 1845, S. 55 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Mineralienatlas:Crossit
  12. Fundortliste für Glaukophan beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 25. Juli 2022.