Gravelbike
Gravelbikes (deutsch etwa „Schotter-Rad“) sind geländegängige Fahrräder, die von den weniger alltagstauglichen Cyclocross-Rädern abstammen und auch Querfeldeinrad bzw. Crossrad genannt werden. Heute werden etwas breitere Reifen (28 Zoll, Breite ca. 35–47 Millimeter) benutzt, früher waren die größeren Schlauchreifen mit 27 Zoll und Breiten bis 35 Millimeter üblich. Üblicherweise werden die Räder ohne Straßenvehrkehrszulassung, insbesondere ohne Licht sowie Schutzbleche und auch ohne Gepäckträger verkauft, sind aber in der Regel nachrüstbar.
Geschichte
Ab ca. 2015 brachten verschiedene Hersteller Räder in ihren Programmen unter der Bezeichnung „Gravel-Bike“ heraus. Zunächst im US-Markt eingeführt, findet dieser Name auch in Europa zunehmend Verbreitung. Unter dem Namen Querfeldeinrad sind solche Fahrräder seit den frühen 1960er Jahren in Europa verbreitet.
Konzept
Bei der Gattung der Gravel-Bikes handelt es sich um einen Marketingbegriff der Fahrradhersteller; diese Art von Rädern wurde in den USA und dem Vereinigten Königreich zuvor teilweise unter dem Namen „Adventure Bikes“ beworben. Ziel der Entwicklung war es, ein Fahrrad zu bauen, mit dem neben normalen Straßen auch unbefestigte Wege befahren werden können.[1] Ein Gravelbike im engeren Sinne ist ein Fahrrad für komfortables wie auch schnelles Fahren auf Kies und Schotter.
Heute wird der Begriff üblicherweise nur für Bikes verwendet, die von Renn- und Cyclocross-Rädern abstammen und im Vergleich zu Mountainbikes nur leicht abfallende Oberrohre haben. Die Schaltgruppen entsprechen denen von Rennrädern und haben entsprechend nur ein oder zwei Kettenblätter, jedoch bis zu 13-fache Übersetzung hinten – während im Mountain- und Trekkingbikesektor drei Kettenblätter Standard sind, aber üblicherweise nur 7- bis 9-fache Kassetten hinten. Die Rahmen können aus (Edel-)Stahl sein, sind üblicherweise aber aus Aluminium und in der höchsten Preisklasse aus Carbon gefertigt. Die Gabeln sind meistens ungefedert, jedoch ab der „mittleren“ Preisklasse üblicherweise aus dem etwas dämpfenden Carbon.
Die Räder eignen sich für Rennen oder Radtourenfahren (RTF) auf Kieswegen. Einige Merkmale für ein Gravelbike führt die Online-Publikation Rennrad News auf[2] (hier um einige Punkte erweitert):
- Entwickelt für langes Fahren auf befestigten, aber nicht asphaltierten Wegen
- Ausgestattet mit Rennradlenker und aus dem Rennradbereich bekannten oder an diese angelehnten Schaltgruppen. Der Unterlenker ist für mehr Komfort und Kontrolle im Gelände oft ausgestellt ("Flare").
- Scheibenbremsen (hydraulisch/teilhydraulisch betätigt) mit 160 mm Durchmesser
- Robuste Ausführung mit einem etwas geringeren Fokus auf Gewichtsreduzierung, Rahmen aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff oder leichter Aluminiumbauweise, seltener aus Stahl oder Titan
- 28-Zoll-Räder. Meist für Reifen bis zu 47 mm ohne Schutzbleche – gleich wie bei Cyclocross
- Oft kommen schlauchlose Radkonstruktionen (tubeless) zum Einsatz, die bei geringem Gewicht hohen Fahrkomfort auf unbefestigtem Untergrund bieten.
- Teilweise werden auch 1x10-, 1x11- oder 1x12-fach-Schaltsysteme und entsprechend Kassetten mit großem Übersetzungsbereichen verwendet.
- Die Fahrräder sollen auch als Alltagsräder dienen.
- Eine eher aufrechte Sitzposition (kleiner 90 Grad Oberarme zum Oberkörper), um auf langen Strecken die Hände zu entlasten
- Ein recht tief sitzendes Tretlager für mehr Stabilität in rauerem Gelände, ähnlich 26″-Mountainbikes
- Längerer Radstand als Cyclocross-Räder, damit guter Geradeauslauf, und durch einen langen Hinterbau gute Eigenschaften beim Anstieg an Steilpassagen
- Mehr Nachlauf an der Gabel als bei Rennrädern, damit besserer Geradeauslauf
- Ösen an Rahmen und Gabel, um Schutzbleche, Taschen und bei einigen Modellen auch Gepäckträger anbringen zu können.
Um dem neuen Marktsegment gerecht zu werden, brachte der Hersteller Shimano eine eigens für Gravelbikes entwickelte Gruppe auf den Markt, die Shimano GRX, ebenso Campagnolo die 1x13-Gruppe EKAR, sowie der Hersteller SRAM die Gruppe XPLR mit zugehöriger 30 mm Federgabel.
Sport
Die Rennen für Gravelbikes heißen häufig Gravelgrinder. Das bekannteste in den USA ist das Unbound Gravel. Es führt rund 322 km (200 Meilen) über Kieswege.[2] Eine weitere Rennserie, die an verschiedenen Orten international stattfindet, ist das Grinduro.
Zusätzlich gibt es mehrtägige Bikepacking-Rennen oder Challenges für Gravelbikes[3]. Dabei legen die Fahrer besonders lange Distanzen auf unterschiedlichem Geläuf zurück und führen dabei ihr meist minimalistisches Gepäck mit sich.[4] Große internationale Rennen sind The Classic Story (1200 km; Belgien),[5] das Silk Road Mountain Race (1800 km; Kirgisistan),[6] oder das Bohemian Border Bash Race (1300 km; Tschechien).[7] Auch in Deutschland sind in den letzten Jahren neue Bikepackingrennen entstanden wie der Candy B. Graveller (650 km) von Frankfurt nach Berlin oder der Steppenwolf (700 km) von Berlin nach Usedom und zurück.[8]
Literatur
- Jan Heine: Ein Rad für alles – Die Allroad-Bike-Revolution. Covadonga Verlag, Juli 2021. ISBN 3-95726-055-8.
Weblinks
- Tim Farin: Gravel Bikes: "Breite Reifen sparen ein Drittel der Kraft", Die-Zeit-Website, 3. August 2021.
Einzelnachweise
- ↑ Gravel-Bike – was ist das und warum brauchst du es? In: Roadcycling.de. Abgerufen am 17. Oktober 2017.
- ↑ a b Der Unterschied zwischen Gravelbike, Cyclocross-Rad und All-Road-Rennrad. In: Rennrad-News.de. 20. November 2017, abgerufen am 22. November 2017.
- ↑ Bikepacking 101. In: Bikepacking.com. Logan Watts, abgerufen am 22. Juni 2022 (englisch).
- ↑ Markus Lenz: Kodex. In: steppenwolf-berlin.de. Markus Lenz, abgerufen am 22. Juni 2022.
- ↑ https://www.derlokomotiv.com/classics-story/
- ↑ https://www.silkroadmountainrace.cc/
- ↑ https://www.bohemianborderbash.com/
- ↑ https://www.candybgraveller.cc/?cn-reloaded=1